Laut Karten-Gockel trennten uns 20 Kilometer von Vilaflor, dem höchstgelegenen Dorf auf Teneriffa. Gockel war natürlich wieder sehr spaßig drauf und wollte uns in irgendwelche Nebenstraßen schicken. Wir folgten den Hauptstraßen und verließen uns lieber auf die Beschilderungen und so näherten wir uns Ort für Ort Vilaflor. Statt 20 waren es dann 30 Kilometer.
Unterwegs stoppten wir am Mirador de la Centinela, von wo aus wir auf die Berge, das Meer und die kleinen Vulkanhügel blickten. Ein Ehepaar machte uns auf den „Kanarienvogel“ aufmerksam, der auf einer Stufe am Mirador saß. Nun gut … Das waren wohl nicht so die Ornithologen. Der kleine grüne Fratz sah eher nach einer Papageienart aus. Laut dem Internet müsste es ein Unzertrennlicher gewesen sein. Naja, ist ja so ähnlich wie ein Kanarienvogel 😊.
Vilaflor
Über ein paar Serpentinen schraubten wir uns höher und höher und landeten schließlich auf 1400 Metern. Dort war es direkt um einiges frischer als unten am Meer. Aber die Sonne schien, worüber wir uns freuten.
Anstatt den öffentlichen Parkplatz in der Stadt anzufahren (wer weiß wie groß der ist und ob wir drauf passen bzw. wieder davon weg kommen), parkten wir Allmo etwas außerhalb am Straßenrand neben ein paar Kiefern.
Inzwischen war es Mittagszweit, so dass wir einen Snack zu uns nahmen. Frank verzog sich anschließend in den Koffer. Mit geöffnetem Dach saß er in unserem Bett und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen.
Ich machte mich in der Zwischenzeit auf den Weg ins Dorf. Wasser spielte in Vilaflor schon immer eine große Rolle, daher ist es nicht verwunderlich, dass ich zum einen an den alten Waschplätzen vorbeikam und zum anderen an der Wasserabfüllfabrik.
Die Wasserbrunnen wurden 1903 errichtet. Das Wasser, was dort ankommt, kommt vom Teide (dem höchsten Berg auf Teneriffa) und diente der Versorgung von Mensch und Vieh mit trinkbarem Wasser. Später wurden die Waschplätze zum Waschen von Wäsche eingerichtet.
Doch nicht nur das Wasser spielt eine wichtige Rolle, sondern auch der Heilige San Pedro. Vilaflor ist die Wiege des ersten kanarischen Heiligen, San Pedro. Nach ihm ist die Sanctuario del Santo Hermano Pedro benannt, eine kleine Kirche mit einer interessanten asymmetrischen Fassade, deren Ursprung auf das Jahr 1776 zurückgeht. Im inneren ziert ein goldglänzender Schrein den Bereich hinter dem Altar.
Gegenüber steht die größere Kirche Parroquia San Pedro Apostol (aus Mitte des 16. Jahrhunderts), die von innen sehr freundlich wirkt.
Auf dem gleichen Platz befindet sich die Hacienda de los Soler, ein Gebäude, dem man sein Alter bzw. die nicht erfolgten Renovierungen ansieht. Wobei gerade das für uns ja einen besonderen Charme hat. Das Gebäude entstand im frühen 16. Jahrhundert und ist ein Beispiel für die typische kanarische Architektur. Es spielt nicht nur für Vilaflor eine bedeutende historische Rolle, sondern auch für den Süden von Teneriffa. Ganz begeistert war ich über die Wildprets Natternköpfe, die vor dem Gebäude in dem Beet in schönsten Farben blühten. Auch die Bienchen freuten sich sehr darüber.
An vielen Stellen merkt man, dass es Frühling wird und die Natur ausschlägt. Auch wenn die Kanaren die Inseln des ewigen Frühlings genannt werden, so gibt es doch schon alle Jahreszeiten. Bloß die Temperaturen unterscheiden sich von denen zu Hause in Deutschland.
Von oben blickte ich anschließend auf die Molino de Agua, eine historische Wassermühle, die restauriert wurde. Den schmalen Wasserlauf über das Aquädukt sah ich sehr gut von oben (natürlich ohne fließendes Wasser). Eigentlich kann man in einem unterhalb von dem Aquädukt liegenden Gebäude noch weitere Sachen zur Wassermühle sehen. Doch der Weg war wegen Bauarbeiten gesperrt.
Vorbei am Rathaus (welches ebenfalls renoviert wird) gelangte ich auf die Plaza Dr. Perez Caceres. Ein weitläufiger, terrassenförmig aufgebauter Platz, wo das Wasser zu einem der wesentlichen Elemente gemacht wurde. Blumenbeete sind hübsch angelegt und es gab ausreichend Bänke, um die Seele baumeln zu lassen. Die Gelegenheit nutzte ich und las ein wenig.
Zurück bei Allmo legte ich eine kurze Verschnaufpause ein und machte mich dann noch auf den Weg in die andere Richtung. Zwar fahren wir dort morgen eh vorbei, aber dann muss Allmo nach nur 500 Metern keine Pause einlegen. Außerdem schien jetzt die Sonne und der Himmel war schön blau. Wer weiß, wie das Morgen früh aussieht.
Die zwei großen Kiefern
Ich lief mangels Fußwegs das kurze Stück an der Straße entlang. Und dann erblickte ich sie auch schon, die Pino de las dos Pernadas. Eine 56,3 Meter hohe Kiefer. Deren Stamm sich auf ungefähr vier Metern höhe teilt. Wobei das nur die halbe Wahrheit ist, denn wenn man um den Baum herum läuft sieht man, dass dort vom Grunde auf zwei Stämme existieren. Das alter der Kiefer wird auf 500 – 600 Jahre geschätzt. Der Stamm hat einen Umfang von 8,3 Meter.
Ein Stück weiter, steht auf der anderen Straßenseite die Pino Gordo. Diese Kiefer ist zwar von der Höhe her etwas kleiner als die andere („nur“ 45,12 Meter), aber dafür ist sie vom Gesamterscheinungsbild einfach nur gigantisch. Der Umfang vom Stamm beträgt 9,36 Meter. Ihr Alter wird auf 700 – 800 Jahre geschätzt. Die seitlich abgehenden Äste sind dicker als manch ein anderer Baum.
Nach dem Besuch der beiden riesigen Kiefern war für mich für heute auch Feierabend.
Der Weg hinauf in die Berge, also Richtung Teide, scheint sowohl bei Rennradfahrern als auch bei Quad- und ATV-Tour-Anbietern sehr beliebt zu sein. Ich weiß nicht wie viele Räder und Fahrzeuge an uns vorbei gefahren kamen. Am Abend wird sich das ja wohl hoffentlich ausschleichen, so dass wir diesmal in Ruhe schlafen können.
Dienstag, 6. Februar 2024
Von der Straße war in der Nacht tatsächlich nichts zu hören, erst gegen 7 Uhr kamen wieder ein paar Fahrzeuge vorbei. Doch unsere liebe Emma sollte uns die Nacht über ganz schön auf Trab halten. Es ist schon schlimm, wenn man (Katze) vor einem vollen Napf sitzt und das Futter nicht fressen will und stattdessen in den Schrei-Modus wechselt.
Frisch war es am Morgen und heute stand einiges auf dem Programm. Daher machten wir uns nach dem Frühstück startklar.
Am Mirador mit der Pino Gordo hatte ich gestern zwei Katzen gesehen, denen ich heute Emmas verschmähtes Futter bringen wollte. Statt zwei waren es dann fünf Katzen, die sich über Emmas Futter freuten. Wobei sie alle auf Distanz gingen und erst wenn ich weit genug weg war, machten sie sich über das Futter her.
Ehemalige Wasserabfüllanlage
Auch bis zum nächsten Zwischenziel war es nicht weit. Die ehemalige Wasserabfüllanlage El Pinalito war unser Ziel. Der Betrieb soll wohl 2004 eingestellt worden sein. Wir parkten Allmo am Straßenrand vor der Absperrung. Mit Schranken und dicken Steinen wurde die Zufahrtsstraße zu dem Bereich komplett gesperrt.
Für Fußgänger ist es kein Problem drum herum zu laufen und so gingen wir zu Fuß das kurze Stück über die geteerte Straße. Türen und Tore standen offen bzw. waren nicht mehr vorhanden. Aber auch die Gebäude (ein kleines Nebengebäude mit Toiletten und einer Küche) und die Abfüllhalle waren leer. Nur eine verrostete Maschine stand noch am Ende der Halle. Die konnte wohl niemand gebrauchen. Selbst die Toilettenschüsseln fehlten gänzlich.
Für Fußgänger ist es kein Problem drum herum zu laufen und so gingen wir zu Fuß das kurze Stück über die geteerte Straße. Türen und Tore standen offen bzw. waren nicht mehr vorhanden. Aber auch die Gebäude (ein kleines Nebengebäude mit Toiletten und einer Küche) und die Abfüllhalle waren leer. Nur eine verrostete Maschine stand noch am Ende der Halle. Die konnte wohl niemand gebrauchen. Selbst die Toilettenschüsseln fehlten gänzlich.
Schnell war unsere Besichtigung beendet und nun nahmen wir endlich Kurs auf den Teide Nationalpark.
tbc