Playa de Cofete



Bis nach Cofete, unserem heutigen Tagesziel, waren es ungefähr 10 Kilometer. Bei der Fahrt vom Strand bis zur „Hauptstraße“ war ich an manchen Stellen schwer beeindruckt, wie gestern der Fiat 500 die Strecke gemeistert hatte. Mit meinem Pkw wäre ich direkt zu Beginn der Piste stehen geblieben.

Kurz drauf gabelte sich der Weg und wir fuhren rechts in die Berge. Anfänglich war die Piste noch sehr breit, wurde jedoch im Laufe der 9 Kilometer auch mal schmaler. Ausweichmöglichkeiten gab es in den meisten Kurven. Doch wir hatten Glück, dass so früh noch keine große Abreise aus Cofete erfolgte. Nur zu Anfang kam uns ein Bulli mit einem Einheimischen entgegen. Nach anfänglicher Sorge, was denn die Feuerwehr will, war er erleichtert, dass wir ein Camping-Car sind.

Wir stoppten an zwei Aussichtspunkten, die den Blick auf den langen Strand von Cofete freigaben. Leider waren der Strand und die umliegenden Berge noch ein wenig in Dunstwolken eingehüllt, weswegen der Ausblick mich nicht so ganz vom Hocker riss. Auch mit so vielen zerfurchten Felsen hatte ich nicht gerechnet.



Die Piste schlängelte sich im wahrsten Sinne des Wortes, um die Bergflanken des Jandia-Massivs herum. Selten war der Boden ebenmäßig, der wesentliche Teil der Piste bestand aus Waschbrett, hinzu kamen größere und kleinere Löcher und plattere und spitzere Steine. Wir wurden ganz schön durchgerüttelt. Und da Frank zwischendurch den Rennfahrer-Modus eingeschaltet hatte, wurden Emma und ich beinahe seekrank.

Cofete selbst ist ein kleines verschlafenes Nest, bestehend aus ein paar Häusern. Hinter dem Dorf gabelt sich der Weg. Rechts (in Richtung der Berge) geht es zur sagenumwobenen Villa Winter (heute ein Museum), links entlang führt der Weg zum Strand.

Wir befuhren den Parkplatz, an dessen linken Seite sich der ehemalige Friedhof befindet, und sondierten die Lage, wo wir uns denn für die Nacht platzieren sollen, als wir winkend von einem spanischen Pärchen empfangen wurden. Frank hatte es sofort geblickt. Der Van (Iveco Daily) hatte sich mit den Hinterrädern schön in den Sand eingegraben. Unsere Hilfe war gefragt.

Frank wollte das neue lange Abschleppseil nutzen und holte dieses aus der Dachbox. Dabei hatten wir doch noch das alte Seil, dass in Griechenland gerissen, mit dem Seemannsknoten wieder einsetzbar und für immer und ewig mit dem Abschleppseil der Franzosen verbunden war. Aber wo war das? Weder in der Dachbox, noch in den schwarzen kleinen Boxen, … Nein, es befand sich in der Sitzbank in der Doka.

Allmo lächelte nur müde über den Einsatz als Abschlepper. So einen 3,5 Tonnen Van aus dem Sand zu befreien war eine Leichtigkeit für ihn. Nachdem das Pärchen sich tausendmal bedankt hatte, fuhren wir über die Piste weiter. Parallel zum Strand führte eine Fahrspur weiter in den Norden. Hier und dort standen bereits Fahrzeuge geparkt. Wir reihten uns quasi mit Abstand am nächstmöglichen Standplatz an.

Von dort ging ich dann das Stück zurück zum Parkplatz, wo inzwischen drei Kleinbusse mit Touristen eingetroffen waren, und sah mir den alten Friedhof näher an.


Das Tor zum Friedhof ist, wie ein Teil vom Friedhof selbst, ein Stück weit vom Sand zugeweht worden. Das verwitterte Holz und das rostige Metall verleihen dem ganzen einen besonderen Charme. Eigentlich genau nach unserem Geschmack. Den Friedhof selbst könnte man betreten, in dem man über die Mauer steigt, aber das macht man nicht.



Am Friedhof steht eine Tafel, in der auf Spanisch und Deutsch die Entstehung und kurze Geschichte von Cofete wiedergegeben wird. Das Dorf entstand 1816 und hatte zu Spitzenzeiten 67 Einwohner. Das Land wurde als Weidegebiet für das Vieh genutzt und mit der Gründung des Weilers kam die landwirtschaftliche Nutzung (Getreideanbau) dazu. Da es zu mühsam war, die toten nach Pajara zu schaffen, wo es eine Kirche und einen Pastor gab, entschied man die Toten außerhalb vom Dorf (am Meer) zu beerdigen.

Ende des 19. Jahrhunderts gab es kaum noch eine Perspektive für die Bewohner, nachdem mehrere Jahre eine Dürre herrschte. Mitte des 20. Jahrhunderts lebten die wenigen verbliebenen Familien von der Viehhaltung und der Verbrennung von Kalk. 1960 verschwand das Dorf Cofete aus den offiziellen Registern.

Zurück bei Allmo gingen wir gemeinsam ans Wasser. Der Strand bei Cofete ist nicht nur lang, sondern auch breit. Entsprechend weit mussten wir laufen, bis wir das Wasser erreichten. Die Wellen hier an der Westküste sind deutlich höher und auch gewaltiger als an der Ostküste. Nicht umsonst ist der Strand nicht zum Baden geeignet. Die Unterströmungen sollen tückisch sein.

Später warfen wir ein wenig mit der Frisbee, erfrischten uns erneut im Wasser und waren einfach nur faul.



Während Frank den langen Strand, das Berg-Massiv und die relative Einsamkeit (es gab ja ausreichend Platz) sofort in sein Herz schloss, musste ich erst noch ein wenig warm werden. Doch als die Sonne weiterwanderte und der Dunstschleier bei den Bergen verschwunden war, da freute ich mich auch mehr über diesen Ort.

Wir parkten nicht nur mit unmittelbarer Sicht auf die Villa Winter, sondern auch auf den Pico de la Zarza. Dies ist der höchste Berg Fuerteventuras mit einer Höhe von 812 Metern. Wobei die Nachbargipfel nicht viel kleiner aussahen.

Der ganze südliche Teil Fuerteventuras gehört zum Naturpark Jandia. Das Übernachten in solchen Naturparks ist in Spanien grundsätzlich nicht erlaubt, wird aber oft geduldet (solange bis man verscheucht wird). Hoffen wir mal das Beste für uns.


Nachmittags gingen wir zusammen zum Friedhof, doch die Sonne war inzwischen gewandert und das Eingangsportal wurde nicht mehr so schön angestrahlt, wie am Vormittag. Der Parkplatz am Friedhof war mit duzenden von Pkws gefüllt. Es schienen jedoch alle auf festem Boden geparkt zu haben. Wir sahen auch den Bus ankommen, der sich auf die buckelige Piste hierher begibt. Leider hing an dem Pfosten „Bus Shuttle“ kein Abfahrtsplan. Ein paar Touristen entsprangen dem Bus. Es gibt also doch Menschen, die Skrupel haben, mit dem Leihwagen hier herunter zu fahren.

Die Sonne ging genau zwischen zwei Bergen unter und es begann langsam zu dämmern. So nach und nach verschwanden auch die letzten Menschen vom Strand. Das die Rückfahrt in der Dunkelheit erfolgte, muss ich wohl kaum erwähnen.

Frank baute abends noch das Dachzelt komplett auf, damit wir mal nicht die ganze Luftfeuchtigkeit in unserer Bettwäsche sammeln. Dies bedeutete gleichzeitig, dass wir auch die Sterne ausgeschlossen hatten.

Montag, 20. November 2023



In den frühen Morgenstunden nahm der Wind etwas an Stärke zu und unser Dachzelt flatterte im Wind. Unser Frühstück mussten wir drinnen einnehmen, ansonsten wäre uns entweder die Wurst vom Brot geflogen oder direkt das ganze Brot. Auch nach dem Frühstück blieben wir innen sitzen. Der Wind wollte einfach nicht nachlassen. Der Sand wurde über die freien Flächen gejagt und die Wellen waren heute deutlich höher als gestern. Die paar wenigen Camper ergriffen früh die Flucht. Wir bauten unser Dachzelt ab, es bot zu viel Angriffsfläche, und legten eine Bürozeit ein.

Am Vormittag sahen wir uns die Wellen aus der Nähe an, spazierten bis zum Friedhof und gingen am Meer entlang wieder zu Allmo zurück. Der Wind peitschte die Wellen regelrecht an, so dass sie teilweise aus dem Takt kamen. Zudem flog das Wasser regelrecht von den Wellen weg.



In Knöchel- und Wadenhöhe piekte der feine Sand. Fußspuren im Sand wehten innerhalb kürzester Zeit zu.

Im Gegensatz zu gestern Morgen stellte ich positiv fest, dass die Berge des Jandia Massivs und die sich nördlich anschließenden Dünen wunderbar klar zu sehen sind. Keine Dunstwolken hingen heute in den Bergen fest und trübten den Blick. Also eigentlich ein perfekter Tag, wenn der starke Wind nicht wäre, der in der Form nicht gemeldet war. Erst ab Mitternacht soll der Wind zulegen.

Nach zwei Runden SkipBo, die ich beide verlieren durfte, war meine Motivation weiterzuspielen sehr gering. Stattdessen gönnten wir uns einen Mittagssnack und setzten uns draußen eine Weile in Allmos Windschatten. Dort war die Luft deutlich angenehmer als in der Doka. Mit viel nichts tun ging der Tag dennoch schnell vorbei.



Da sich der Wind nicht allein auf Cofete beschränken wird, entschieden wir einfach hier zu bleiben. Woanders wird’s ja auch nicht besser sein. Frank fuhr das Hubdach hoch, denn eine Zeltübernachtung stand bei dem Wind außer Frage.

Unser Vorhaben, Emma am Vormittag zu einem Strandspaziergang zu überreden, fiel natürlich windbedingt aus. Im Laufe des Tages konnten wir das leider auch nicht nachholen. Emma war darüber regelrecht erleichtert.

Nachmittags zog eine dicke Calimawolke mit Saharastaub über die Dünen hinweg. Auch der dahinterliegende Küstenstreifen verschwand im Calimadunst.

Im Laufe des Tages verirrten sich doch so einige Leute an den Strand. Damit hatten wir bei dem Wind nicht gerechnet. Ob sich auch noch ein paar Camper einfinden werden? Bis zum Nachmittag war noch niemand zu sehen. Am Abend trudelten dann doch noch ein paar Camper ein.

Die Sonne wurde irgendwann von einer Wolkenschicht eingehüllt und verschwand sang und klanglos in der Senke der zwei Berge. Dank der Wolken verfärbte sich der Himmel hinterher leicht rosa. Mit den aufziehenden Wolken hatte sogar der Wind stark nachgelassen, so dass wir recht entspannt kochen konnten.


Wir hatten es noch rechtzeitig vor dem Sonnenuntergang geschafft mit Kochen, Essen und Abwasch fertig zu werden. Anschließend kam Emma doch noch in das Vergnügen eines Strandspaziergangs. Wobei es eher ein Sitz- und Liegestreik im Sand war. Zurück lief sie dann aber schön an der Leine und hüpfte in Allmo hinein. Bei Spaziergängen am Morgen ist sie allerdings etwas motivierter.

Dienstag, 21. November 2023



Wie vorhergesagt, nahm der Wind nach Mitternacht deutlich an Stärke zu. Es rüttelte permanent an Allmo. An Schlaf war wenig zu denken. Immer wieder erfassten die Windböen Allmo. Teilweise kam ich mir vor wie auf einem Schiff, dass bei Seegang von rechts nach links geschaukelt wird.

Der Sonnenaufgang erlöste uns. Nicht nur vom vergeblichen Versuch tief einzuschlafen, sondern auch vom Wind. Denn schlagartig ließen die Böen nach. Es war beinah windstill.

Wobei man den Sonnenaufgang nicht als solchen bezeichnen konnte. Denn von Sonne sollte heute den ganzen Tag über nichts zu sehen sein. Diese versteckte sich hinter Wolken. Mal sehen, ob sie morgen wieder zum Vorschein kommt.

Nach dem Frühstück verließen wir den Strand von Cofete, fuhren zurück durch das unscheinbare Dorf (es wirkt wie ausgestorben) und begaben uns auf die Piste.

Roque del Moro

Nach nur wenigen Kilometern bogen wir rechts ab und fuhren wieder auf die Küste zu. Am Ende der sehr, sehr holprigen Piste (direkt zu Anfang waren richtig dicke Auswaschungen, immer abwechselnd rechts und links, so dass Allmo ganz schön ins Schaukeln geriet) befinden sich ein paar Parkmöglichkeiten.

Von dort ist der Roque del Moro zu Fuß zu erreichen. Ein großer dunkler Fels, der losgelöst von den Klippen im Meer steht. Auf dem Weg dorthin sahen wir uns die mehr oder minder interessanten Sandsteinformationen und Einschnitte (Flussbetten?) an. Daher zog sich der Weg zum Felsen etwas in die Länge.



Die unterschiedlichen Gesteinsschichten waren sehr interessant zu sehen. Viel dunkles Lavagestein, ab und zu mal mit rot und grün Tönen, der helle Sandstein und dann plötzlich weißer Felsen mit Marmorierung.



Der Roque del Moro wurde beinah zur Nebensache. Nur noch schnell ein Foto davon und dann ging es wieder über den Strand zurück zu Allmo.

Wieder mal waren wir fasziniert davon, mit welcher Geschwindigkeit kleine Leihwagen (Opel Corsa und Fiat 500) den Weg über die mit Schlaglöchern versehene Piste meisterten. Allmo hüpfte auch den Weg zur Hauptpiste zurück, wo wir kurz drauf nochmal an einem kleinen Aussichtspunkt hielten und einen letzten Blick auf die Küste bei Cofete warfen.



Inzwischen war es schon um die 11 Uhr und entsprechend viele Pkws kamen uns entgegen. Immer schön vorausschauend fahren, gab es keine Probleme, wenn die Strecke etwas schmaler wurde. Zum Glück dachten auch die meisten Autofahrer mit und blieben rechtzeitig in einer der Kurven stehen. Nur ein Depp schaffte es, ein wartendes Fahrzeug zu überholen und stand dann genau vor uns.

Für meinen Geschmack fuhr Frank zu nah an den rechten Rand, das war ja die Hangseite, damit der Blödmann mit seinem Pkw vorbei kam. Wobei man ja nie weiß, wie stabil die Befestigung ist. Und tendenziell wird die Erde eher bei 7,5 Tonnen ins Rutschen geraten als bei einem leichten Pkw. Es ist aber noch mal alles gut gegangen. Wir bedankten uns freundlich winkend und mit Daumen hoch, bei dem Fahrer, der gewartet hatte.

Am Mirador de Cofete herrschte Hochbetrieb. Die parkenden Autos hatten gerade so viel Platz gelassen, dass wir zwischen Felsen zur linken und Autos zur rechten durchfahren konnten. Was für Helden!

Dann mussten wir nur noch durch die paar Serpentinen und schon waren wir wieder auf der Hauptpiste, die links nach Morro Jable zurück führt. Wir fuhren jedoch rechts.

tbc

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