an den heißen Quellen bei Thermopylon



Als Fernziel gaben wir Thermopylon in das Navi ein. Bis zu den heißen Quellen dort waren es rund 170 Kilometer. Ob wir es tatsächlich bis dort schaffen würden? Zumindest wollten wir möglichst weit in diese Richtung kommen.

Was für uns wichtig war: freies Internet. Unsere Datenvolumen neigten sich dem Ende zu und für die letzten paar Tage in Griechenland wollten wir die griechische Handykarte nicht erneut aufladen. In irgendeiner Ortschaft werden wir unterwegs bestimmt fündig werden.

Also starteten wir gut gelaunt in den Tagen. Nach dem Verlassen des Psatha Beach schraubten wir uns mehr und mehr in die Höhe. In den Kurven, vor Leitplanken und an Verkehrsschildern waren mit Folie umwickelte alte Reifen aufgestellt. Zunächst waren wir darüber verwirrt, doch schnell kam uns der Gedanke, dass diese als Schutz dienen sollen. Wäre nur der Frage, ob bei Autorennen oder Downhill Fahrten mit dem Fahrrad.




Auch heute kamen wir wieder durch Wälder, die einem Waldbrand zum Opfer gefallen waren. Zum Glück war es diesmal nur eine schmale Schneise und danach kamen schnell grüne Pinien in Sicht.

Auf fast 500 Metern Höhe lag teilweise noch Schnee neben der Straße. Selbst in der Sonne waren die Haufen noch nicht ganz weggeschmolzen. Vor ein paar Wochen muss dort so einiges an Schnee runter gekommen sein und das bei der doch relativ geringen Höhenlage. Wie gut, dass wir das nicht erleben mussten.

Zufällig zogen die Reste eines ehemaligen Restaurants uns in ihren Bann. Natürlich konnten wir nicht anders und mussten uns das ein wenig genauer ansehen.





Immer mehr Schnee hatte die Hügel um uns weiß gepudert. Schneeschieber und Schneepflüge warteten am Straßenrand auf ihren Einsatz.

Auf Thiva/Theben zu öffnete sich ein riesiges breites Tal. Heißt es nicht auch „das Tal von Theben“? Wir befanden uns nun auch nur noch auf 300 Metern Höhe und später sogar nur noch auf um die 150 Höhenmeter. Das Tal scheint sehr fruchtbar zu sein. Entlang des Weges waren viele Felder frisch gepflügt.




In Thiva hatten wir dann auch tatsächlich Glück und fanden bei der Durchfahrt einen freien Internet-Zugang. Leider standen wir an einer stark befahrenen Straße. Permanent fuhren LKWs mit lautem Getöse an uns vorbei. Dafür konnten wir kostenlos surfen bzw. noch ein paar wichtige Dinge online erledigen (u. a. war ich mit der Webseite zwei Tage im Rückstand). Man kann halt nicht alles haben.

Schnell waren 2,5 Stunden vergangen und unser eventuelles Endziel „Thermopylon“ lag noch über 120 Kilometer entfernt. Doch bevor wir richtig Fahrt aufnehmen konnten, legten wir noch einen Zwischenstopp bei Lidl ein. Anschließend ging es lange Zeit weiter durch das Tal von Theben.

Unterwegs erblickten wir eine interessante Felsenhöhle mit einem großen, leicht zerstörten, Turm. Auch ein altes Gemäuer mit einer riesigen Wassermühle sah interessant aus. Leider war alles drum herum zugewuchert.





Wir kamen sogar an einer Baumwollfabrik vorbei und bemerkten kurz drauf am Wegesrand so kleine weiße „Wattebäuschen“: Baumwolle! Klar, so macht das auch mit der Baumwollfabrik Sinn. Die Baumwollfelder waren jedoch gänzlich leer gepflückt.

Neben den Baumwollresten sahen wir am Straßenrand leider auch noch überfahrene Tiere. Neben Hund und Katze waren auch ein Dachs und ein Fuchs (ganz sicher kein Schakal) dabei.

Lange Zeit hatten wir die hohen schneebedeckten Gipfel des Parnass Gebirges vor unseren Augen. Doch auf den letzten zig Kilometern auf Thermopylon zu, kehrten wir dem Berg den Rücken zu. Wir verließen das sehr weitläufige Tal von Theben und schraubten uns auf über 600 Höhenmetern nach oben. Anschließend ging es in sehr geschmeidigen Kurven wieder auf ungefähr 70 Höhenmetern hinunter.




Unterwegs rundete unser Allmo und hat nun stolze 50.000 Kilometer auf dem Tacho.

Gegen 16:30 Uhr erreichten wir dann tatsächlich Thermopylon. Vor dem Pool mit dem Wasserfall parkten ein paar Pkws. Auf dem weitläufigen Gelände daneben standen ein paar Camper weit verstreut. Wir suchten uns einen Platz in Sichtnähe zur heißen Quelle. Das Glas von zerschlagenen Autoscheiben unweit von uns hinterlässt einen faden Beigeschmack. Der Geruch nach faulen Eiern drang direkt in unsere Nase.

Wir warfen uns in unsere Badesachen und gingen die wenigen Meter bis zu dem Pool. Der Honig-Verkäufer, der direkt am Eingang seinen Posten bezogen hatte, war etwas aufdringlich. Er wollte einfach so Geld haben, was ich komplett ignorierte. Frank erzählte ihm was von „no money“.

Und dann kamen wir in den Genuss von angenehm warmem Wasser. Etwas über 40 Grad soll die Temperatur betragen. Die Steine und Felsen waren etwas rutschig, so dass wir vorsichtig ins Wasser klettern mussten. Wir saßen kurzzeitig direkt unter dem Wasserfall, wobei das Wasser dort zwar warm, aber nicht so warm wie in den anderen Becken war. Unsere Haut war begeistert und die Poren wussten gar nicht was sie mit so viel Wasser im Überfluss anstellen sollten.

Während Frank zu Allmo zurück ging, sah ich mir noch das andere heiße Becken an, welches sich hinter dem bewohnten Flüchtlingsheim befindet. Es gab für das Flüchtlingsheim sogar einen Container mit einem Security-Mann. Neben dem Container standen jede Menge 6er Packs mit Wasserflaschen, Feuerlöscher und Medizinschränke.

In dem anderen Pool herrschte viel weniger Trubel (vielleicht lag es daran, dass dieser im Schatten lag) und abgesehen von einem PKW stand dort auch kein anderes Fahrzeug. Daher parkten wir Allmo zu diesem Pool um.



Mit Beginn der Dunkelheit kamen tatsächlich noch 3 Autos angefahren, die eine überschaubare Zeit dort verbrachten und wieder fuhren. Als wir von der Doka in den Koffer wechselten, leuchteten über uns tausende von Sternen. Nur die Beleuchtung bei der Flüchtlingsunterkunft nahm etwas von dem Zauber.

Gegen 21 Uhr bekamen wir einen Camper Nachbarn, da lagen wir jedoch schon im Dachzelt. Danach hielt es sich mit Autos ran. Gefühlt war ständig ein Kommen und Gehen. Einer der Hunde, der es sich zur Aufgabe gemacht hat uns zu bewachen, war gefühlt die ganze Zeit am Kläffen. Vermutlich gefielen ihm die nächtlichen Pool-Besucher genauso wenig wie uns.

Gegen Mitternacht kamen dann die letzten Fahrzeuge. Laute Stimmen und Gelächter drangen von der heißen Quelle zu uns. Gegen 3 Uhr schienen dann endlich alle zu fahren. Nee, Irrtum: ein Fahrzeug blieb noch übrig. Um 4 Uhr rum fuhr dann ein anderes Auto den Feldweg hinter uns entlang und kam vielleicht 10 Minuten später wieder zurück. Irgendwann nach 4:15 Uhr muss das letzte Auto dann auch gefahren sein. Zumindest war es vier Stunden später nicht mehr da. Was für eine Nacht! Damit hatte diese Nacht es in die Top 3 unserer schlimmsten Nächte geschafft.

Mittwoch, 22. Februar 2023



Nach nur vier Stunden Schlaf waren wir wieder auf den Beinen. Noch vor dem Frühstück unternahm ich einen Spaziergang zu der heißen Quelle mit dem Wasserfall. Im Wald (neben der Flüchtlingsunterkunft) parkten einige Autos und ich war erstaunt, wie früh die Griechen schon baden gehen. Mit der Vermutung lag ich jedoch falsch. Vermutlich handelte es sich dabei um Mitarbeiter des Flüchtlingsheims, denn der Pool war leer. Selbst der aggressive Honig-Verkäufer war noch nicht wach.

Nach dem Frühstück sprangen wir in unseren Pool und genossen die Ruhe. Da unser belgischer Spätankömmling-Camper noch Schlief und die Griechen wohl erst wieder in der Nacht kommen werden, hatten wir den Pool für uns allein.

Das Wasser war gefühlt viel heißer als gestern. Vielleicht lag das Empfinden aber auch nur daran, dass unsere Körper durch die Sonne nicht so aufgeheizt waren wie gestern. Noch eine weitere Nacht wollten wir an diesem unruhigen Ort nicht verbringen. Auch nicht auf der anderen Seite, wo wir zuerst standen. Am späten Vormittag schafften wir den Absprung.


An der Flüchtlingsunterkunft herrschte ein reges Treiben. Anscheinend waren Mediziner und andere Kräfte vor Ort, um die Syrer und Kurden (wie Frank in einem Gespräch mit einem Mediziner erfuhr) zu unterstützen. Essen wird immer von einer Catering-Firma geliefert und die Wohnungen in dem ehemaligen Kurhaus (seit 1990 steht es leer) werden auch kostenfrei zur Verfügung gestellt. Jeder Flüchtling erhält monatlich 300 Euro.

Der Honig-Verkäufer war inzwischen wach geworden und seinen Stand aufgebaut. Wir ließen die dampfenden heißen Quellen in Thermopylon hinter uns und machten uns auf den Weg nach Meteora.

tbc

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert