Dummerweise spielte uns auf dem Weg nach Differdange das LKW Navi einen Streich, in dem es uns kurz vorm Ziel durch die kleinsten Gassen in Niederkorn schickte. Manchmal sollte man besser auf die Straßenschilder achten. Aber es war alles gut gegangen. Frank ist halt ein sehr guter Fahrer!
Auf unserem für die Nacht ausgewählten Übernachtungsplatz in der Nähe vom Minett Park Fond -de-Gras waren nur Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen erlaubt und LKWs Werktags von 8 – 16 Uhr. Obwohl wir alles nicht erfüllten parkten wir Allmo ein. Auf Kochen hatten wir heute so gar keine Lust, doch der nächste Döner war ca. 2 km entfernt. Es half nichts. Allmo wollten wir nicht mehr bewegen, also mussten die Füße ran. Auf dem Weg entdeckten wir dann einen Platz, auf dem kein Parkverbotsschild für schwere Fahrzeuge stand. Frank ging Allmo holen, um ihn umzuparken und dann setzen wir unseren Fußmarsch nach Differdange fort. Es ging ganz schön steil bergab. Auf dem Rückweg würden wir unseren Spaß am Aufstieg haben. Der Blick auf Differdange erinnerte uns sehr ans Ruhrgebiet mit rauchenden Industrieschloten.
Der Dönerladen in Differdange war schnell gefunden. Wir kamen sofort dran und das Essen war schnell serviert. Lecker war es auch. Meine Reste konnten wir einpacken, somit hatten wir für den nächsten Tag noch einen kleinen Snack. Wir kämpften uns vollgefressen die Berge hoch und erreichten völlig erledigt unseren Allmo. Man was war das für ein Tag.
Sonntag, 24.10.2021
Nach einem nervenaufreibenden gestrigen Tag stand heute Nichts-Tun auf dem Programm. Unabhängig von gestern wäre es auch so ein entspannter Tag geworden. Nichts haben wir natürlich nicht gemacht.
Frank investierte Zeit in Allmo. Zum Beispiel montierte er die Tote-Winkel-Spiegel und schraubte meinen Beifahrerspiegel endlich fest. Bisher musste ich den alle paar Hundert Meter nach oben drücken, damit Frank im Spiegel etwas sehen konnte. Ich kümmerte mich währenddessen um unser Chaos bzw. das suboptimale Ordnungs- und Aufbewahrungssystem. Es war noch einiges im Argen. Emma verbrachte den ganzen Tag bei schönstem Sonnenschein im Koffer. Das aufgeklappte Dach jagte ihr etwas Angst ein, so dass sie sich in ihrer Höhle verkroch.
Bereits zum Frühstück kam unser Raketenofen erstmalig zum Einsatz, denn wir hatten nicht genügend Strom, um unsere Brote zu toasten. In der irgendwann heißen Pfanne brieten wir dann direkt noch Spiegeleier. Das Abendessen bereiteten wir ebenfalls auf dem Raketenofen zu. Es gab köstlich krosse Bratkartoffeln mit Zwiebeln, dazu die Döner-Reste von gestern. Zum Tagesausklang gönnten wir uns einen Maricooler (Malibu mit Maracuja Saft).
Der Parkplatz wurde tagsüber von Hunde-Gassi-Geh-Menschen besucht und jede Menge Mountainbiker radelten Downhill an uns vorbei. Abends waren wir wieder alleine.
Montag, 25. Oktober 2021
Nach dem gestern nur kosmetische Dinge an Allmo verbessert wurden ging Frank morgens direkt dem Umschalter-Problem „Gelände / Straße“ nach. Nach einigen Stunden und einem Telefonat mit Alex entschied er sich mit dem Rad ins Dorf zu fahren. Dort hatten wir Samstag auf dem Hinweg ein Schild mit „IVECO Trucks Werkstatt“ gesehen. Ich durfte in der Zwischenzeit auf Allmo aufpassen, der immer noch mit hochgepumpter Fahrerkabine in der Sonne stand.
Während ich auf der Bank in der Sonne saß war plötzlich lautes Geschnatter aus der Luft zu hören. Ein riesiger Schwarm Wildgänse flog über uns hinweg. Doch es kam weiterhin Geschnatter von links. Ein Blick an Allmo vorbei ließ mich zwei weitere riesige Schwärme Wildgänse erblicken. Über mir vermischte sich dann der zweite mit dem dritten Schwarm.
Ich unterhielt mich kurz mit einem Angestellten der Stadt, der den Mülleimer leerte. Er wollte wissen, ob wir ein Problem mit dem Fahrzeug hätten und dann war er ganz entsetzt, dass mein armer Mann mit dem Rad ins Dorf gefahren ist, denn auf dem Rückweg müsste er ja den steilen Berg wieder hoch.
Wir kamen auf das Renteneintrittsalter zu sprechen, welches in Luxemburg bei 57 Jahren liegt. Richtigerweise meinte er, dass man mit 67 Jahren Renteneintritt ja nichts mehr davon hätte. Genau unsere Meinung.
Eine unmögliche Ersatzteilbeschaffung
Während es mir in der Sonne, mit einem Buch und den Wildgänsen ganz gut ging hatte Frank es nicht so einfach. Bei IVECO Trucks war das Ersatzteil für so ein altes Fahrzeug natürlich nicht verfügbar. Ob es zu bestellen wäre und für welchen Preis würde er uns per Mail mitteilen. Auf der Visitenkarte, die Frank von ihm erhalten hatte war noch niemals ein Name angegeben …
Im Dorf befand sich auch noch eine Oldtimer Werkstatt, doch die waren auch nicht hilfreich. Auf dem Rückweg besorgte Frank noch Wasser und Brot im Supermarkt und machte sich auf abenteuerlichen Wegen (auf die Fahrradfunktion bei Karten-Gockel war kein Verlaß) zurück zu uns. Völlig erledigt kam er an.
Um dem Umschalter-Problem erstmal herr zu werden band Frank den Schalter unter der Doka mit Kabelbindern fest, so dass er permanent auf der Straßeneinstellung steht. Frank ging noch dem Kupplungsproblem auf den Grund, säuberte dafür irgendwas und kam dann zu dem Entschluss, dass mit der Kupplung doch alles in Ordnung ist. Auch scheint unser Motor eine automatische Schmierung zu haben. Das Häuschen pumpte er wieder runter und Allmo nahm seinen alten Parkplatz ein.
Die Sonne hatte sich leider verzogen und es fing an zu nieseln. Zum Abendessen gab es daher kalte Bratkartoffeln mit Schwarzwälder Schinken.
Dienstag, 26. Oktober 2021
Der Tag startete in Differdange grau in grau. Leichter Niesel lag in der Luft. Wie ungemütlich, waren die letzten beiden Tage doch so schön sonnig gewesen.
Wir warteten ab was der Tag bringen wird. Nein eigentlich warteten wir auf eine Mail von dem IVECO Typen und auf besseres Wetter. Gegen 10 Uhr spielte zumindest das Wetter mit. Drei Nächte waren wir nun schon am gleichen Platz und hatten uns, abgesehen von dem Spaziergang zum Dönerladen am ersten Tag, noch nicht von Allmo wegbewegt.
Bahnhof im Minett Park Fond-de-Gras
Zu Fuß gingen wir daher zum Minett Park Fond-de-Gras. Einem ehemaligen Industriegelände, auf dem im Sommer sonntags eine Schmalspurbahn für Touristen fährt. Die Züge von um die 1900 waren leider nicht zu sehen und versteckten sich hinter großen Hallentoren.
Die Parkplätze dort waren alle nur für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen ausgelegt. Außer Werktags zwischen 8 – 18 Uhr durften dort auch LKW parken. Wir fühlten uns etwas gemobbt und waren froh, dass es dort wo wir mit Allmo standen keine Gewichtsbegrenzungen gab.
Zurück bei Allmo checkte Frank seine Mail um festzustellen, dass der IVEVO Typ sich natürlich nicht gemeldet hatte. Wir entschieden Differdange hinter uns zu lassen und weiter zu fahren, denn vom Gefühl her würden wir auf eine Antwort vermutlich noch lange warten können (kurze Anmerkung: die Mail bekamen wir nie).
Allmo lief wie ein junger Hüpfer. Wir waren glücklich. Auf dem Weg zur belgischen Grenze füllten wir unsere beiden Tanks mit ungefähr 110 Liter Diesel. So günstig wie in Luxemburg mit 1,395 Euro den Liter werden wir lange nichts mehr in den Tank bekommen.
tbc