Schmugglerpfad zwischen Port de Cabus und Tor

Wir ließen also am Col de Cabus den Teer hinter uns und begaben uns auf die Piste. Frank nennt dies artgerechte Haltung für Allmo. Franks Kundin hatte Bedenken geäußert, dass die Serpentinen eventuell nicht machbar wären. Ich hatte jedoch einen WikiLoc Eintrag von jemandem gefunden, der die Strecke vor vier Jahren mit einem 7,5 Tonner gefahren war, also probierten wir es auch.

Vom Col de Cabus führt der Weg immer nur bergab. Ein Schild weist zu Beginn daraufhin, dass man die Wege nicht verlassen und nicht schneller als 10 km/h fahren soll. Frank hatte den zusätzlichen Geländegang eingelegt, damit Allmo gebremst unterwegs ist. Die Strecke war gut zu fahren. Kleine Auswaschungen konnten uns nichts anhaben.




Unterwegs stand eine alte Feuerwehr (Pegaso), die nun augenscheinlich als Schneeschieber genutzt wird. Wir fuhren noch ein Stück weiter und stellten uns plötzlich die Frage, warum wir überhaupt weiterfahren. Je tiefer wir ins Tal fahren, desto schneller wird die Sonne später verschwinden. Also drehte Frank den Allmo in einer der Serpentinen und wir fuhren wieder ein Stück den Berg hinauf. Oberhalb von der Feuerwehr, auf einer graden Fläche schlugen wir unser Nachtlager auf.



Traumhafter Übernachtungsplatz auf dem Schmugglerpfad


Rings um uns herum befanden sich hohe grüne Berge. Zwei kleine Ziegen rannten über die Felsen.


Theoretisch war für die frühen Abendstunden Regen gemeldet, also begannen wir sofort zu kochen. Beim Einparken schien keine Sonne, so dass wir nicht draufgeachtet hatten, wie herum wir uns hingestellt hatten. Für uns unüblich befand sich nun die Sonne auf der Fahrerseite anstatt auf der Küchenseite. Entsprechend windig und frisch war es beim Kochen. Zum Essen setzten wir uns dann in den sonnigen Windschatten auf die Fahrerseite.




Eine Weile war kein einziges Fahrzeug vorbeigekommen und plötzlich herrschte Hochbetrieb. Zugegeben, dass ist übertrieben. Aber es kamen ein paar Autos (SUVs, Geländewagen) und Motorräder aus unterschiedlichen Richtungen an uns vorbeigefahren. Die meisten grüßten freundlich.

Während des Essens fing es ganz leicht an zu nieseln, legte sich dann aber schnell wieder. Wir entschieden dennoch nur im Hubdach zu schlafen. Wer weiß wie sich das Wetter noch in der Nacht entwickelt.

Die Sonne bringt Wärme in die Doka



Frank kümmerte sich anschließend noch um unseren defekten Küchen-Staukasten. Immer die Spanngurte zu lösen, wenn wir an die Küchen ran müssen, ist doch ganz schön lästig. Mit der Flex, anstatt mit Schmirgelpapier (denn das liegt zu Hause), schliff er das Alublech an, klebte anschließend den Schließer wieder an (ja, an die Klebepistole und Klebematerial haben wir gedacht). Für die Nacht (und den ganzen nächsten Tag) sicherte er den Kasten wieder mit dem Spanngurt, damit der Kleber schön aushärten konnte.

Die Sonne kam wieder zum Vorschein und schien richtig schön in unsere Doka hinein. Erst als sie gegen 20 Uhr unterging wurde es in der Doka frisch. Unser Übernachtungsplatz befindet sich genauso hoch wie der vorherige Platz am Col de Pailheres. Handynetz gab es auf dem alten Schmugglerpfad nicht. So dass die Bearbeitung unserer Webseite erst am nächsten Tag erfolgen wird.

Damit es diese Nacht nicht so zugig wird wie in der vergangenen Nacht, stopfte ich ein paar dünne Decken an die Seiten des Durchgangs und legte eine Decke über die Öffnung nach unten. Auch wenn es augenscheinlich nicht so windig war, wie in der Nacht zuvor, konnte diese Maßnahme ja nicht schaden.

Zur Schlafenszeit fing es auch diese Nacht an zu regnen. Das scheint auf über 2000 Metern Höhe wohl dazuzugehören.

Emma schien die letzte Nacht dann doch zu kalt gewesen zu sein, und kam tatsächlich zu uns ins Bett. Wir teilten uns – wie immer – das Kopfkissen. Unerwähnt möchte ich nicht lassen, dass mir am Morgen, als ich mich zu ihr umdrehte, ein leichter Uringeruch in die Nase drang. Hatte sie etwas in der Nacht auf unser Kopfkissen gepieselt?

Eigentlich war es schade, dass wir keine Nacht in Andorra selbst verbracht haben. Vom Cal de Cabus hatte ich gelesen, dass Camper dort abends von der Polizei weggeschickt werden. Das Risiko wollten wir nicht eingehen, und obwohl die Aussicht dort sehr schön war, war es halt nur ein Platz auf Teer in einem riesigen Wendehammer. Erwähnen möchte ich an dieser Stelle noch, dass Andorra das 20. von uns, Allmo und Emma bereiste Land ist. Es ist das einzige neue Land auf dieser Reise.

Samstag, 23. September 2023



Bereits vor halb 9 Uhr fuhren die ersten zwei SUVs an uns vorbei. Die Leute waren aber früh unterwegs. Das soll wohl was geben, wenn wir uns weiter hinunter ins Tal bewegen.

Wir verließen unseren traumhaft schönen Übernachtungsplatz mitten in den Pyrenäen schweren Herzens. So schön ruhig werden wir kaum woanders schlafen können.

Auf geht’s nach Tor



Noch lag unser Platz im Schatten und dementsprechend frisch war es. Frank wollte ein paar Videos vom fahrenden Allmo und ich durfte dafür draußen in der Kälte bibbern. Was tut man/frau nicht alles?

Bis Tor, wo ich eigentlich angedacht hatte zu übernachten, waren es nur wenige Kilometer. Wir parkten am Dorfrand (wenn man das so nennen kann) und drehten eine kleine Runde. Viele der Gebäude sind verlassen, manche zerfallen und wieder andere tatsächlich bewohnt. So mitten im nirgendwo. Wir waren froh, dass wir uns für unseren Übernachtungsplatz entschieden hatten, dort war die Kulisse um ein Vielfaches besser!




Ab Tor hatte Allmo immer wieder mit tiefhängenden Ästen zu kämpfen, die zum Glück alle weich waren und wohl keine Schäden auf unseren Solarmodulen hinterlassen haben. Eine kleine Herausforderung war eine sehr schmale Brücke, in einer Kurve. Das Brückengeländer aus Metall war auch schon leicht lädiert. Ich stieg aus und ging mit Walkie Talkie bewaffnet über die Brücke, um Frank eventuell lotsen zu können. Natürlich war das vollkommen unbegründet. Frank und Allmo sind halt ein super eingespieltes Team.




Ab der Brücke war der Weg hinunter bis Alins zwar geteert, dafür aber sehr schmal. Die meisten Leitplanken waren mit Holzlatten verkleidet. Holz schmerzt halt weniger am Lack als das blanke Metall der Leitplanken. Ausweichmöglichkeiten gab es kaum. Der Weg führte an sehr vielen Felsen vorbei und war landschaftlich sehr interessant. Auch wenn Frank lieber Piste anstatt auf Teer gefahren wäre. Ein paar Mal kamen uns tatsächlich PKWs und auch Motorräder entgegen. Zum Glück immer an Stellen, wo ein Ausweichen möglich war. Da hatten wir wirklich Glück.

Ab Alins hatte uns die Zivilisation wieder. Über sehr gut ausgebauten Straßen kamen wir gut voran.

tbc

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert