Auf dem Weg zum Faro de Orchilla sahen wir einen Helikopter in der Ferne über dem Meer kreisen. Wir schraubten uns Meter um Meter weiter Richtung Meer und hatten je nach Streckenverlauf den Helikopter eine ganze Weile in unserem Blickfeld. Später konnten wir auch sehen, wie etwas am Seil hochgezogen wurde. Dann stand der Heli noch eine Weile in der Luft, bevor er weiterflog. Ob jemand am Berg oder im Meer gerettet werden musste? Oder ob nur irgendwelche Güter abgeladen/aufgeladen wurden? In den Kanaren-Nachrichten war später nichts über eine Rettungsaktion zu lesen, so dass wir von Letzterem ausgehen.

Der Weg hinunter ans Meer eröffnete uns spannende Blicke auf die vulkanische Landschaft. Krater erhoben sich aus der Landschaft und Lavaflüsse erstreckten sich bis ans Meer.




Bevor wir den Leuchtturm erreichten bogen wir rechts auf eine Piste ab, die ausschließlich für 4×4 Fahrzeuge freigegeben ist. Nach den ersten 500 Metern wussten wir auch warum. So durch die Schlaglöcher bzw. Auswaschungen war Allmo zuletzt auf Fuerteventura gehüpft. Immer schön rechts ein Loch, links ein Loch, rechts ein Loch, links … Ich sah unseren ganzen Kofferinhalt (also die Kleiderboxen) munter durch den Koffer purzeln. Doch wie durch ein Wunder sollte sich später zeigen, dass noch alles an seinem Platz stand. Wie ungewöhnlich.


Null Meridian



Die 1,4 Kilometer lange Piste, wie gesagt, das Schlimmste war nach dem ersten Drittel überstanden, brachte uns zwischen der Lava zum Null Meridian (Meridian Zero). Momentmal, wird nun der schlaue Leser denken, der Null Meridian befindet sich doch in Greenwich (Großbritannien). Das ist auch richtig, allerdings befand sich dieser Punkt ursprünglich hier auf El Hierro und daher wurde an dieser Stelle ein Denkmal errichtet.



Auf diesen Längengrad bezogen sich früher die Seeleute, um ihre Überfahrten zu planen.  Orchilla galt als die Stelle, die nicht überschritten werden durfte, um sich nicht in Gefahr zu begeben. Doch mit der Entdeckung Amerikas 1492 verlor dieser Punkt an Bedeutung. Zwischen 1884 und 1914 wurde offiziell bestimmt, den Verlauf des Längengrades 0 bzw. die damit verbundene Bedeutung, zum Greenwich Observatorium in England zu verlegen. Dort befindet sich die älteste wissenschaftliche Society der Welt.

Vom Null Meridian soll ein 30-minütiger Fußmarsch zu dem westlichsten Punkt auf El Hierro führen, zumindest annähernd dahin. Hinter dem Null Meridian folgten wir daher zunächst den Fußspuren auf dem Lavakies, die Richtung Meer führen. Von dort muss man sich dann irgendwann rechts halten und über die Lava sich selbst seinen Weg suchen. Dieses Unterfangen gaben wir jedoch recht bald auf. Es war in der Sonne auf der dunklen Lava viel zu warm und da dieser Punkt auch nicht durch ein Monument, ein Kreuz oder was auch immer gekennzeichnet ist, begnügten wir uns damit fast am westlichsten Punkt von Spanien gewesen zu sein.

Allmo hüpfte wieder zurück über die Piste und steuerte den Faro de Orchilla an. Dort befanden sich nur zwei weiter Fahrzeuge, so dass wir sehr entspannt einparken konnten. Neben dem hübschen Leuchtturm (den Baustil kennen wir schon von Fuerteventura) gibt es in unmittelbarer Umgebung noch etwas eher Unbekanntes zu entdecken, die Cueva del Acantilado.

Faro de Orchilla



Diese Höhle wollten wir uns zuerst ansehen. Zwei Eingänge lagen vor uns, wobei wir uns zunächst für den rechten Bereich entschieden. Dort hatte wohl jemand mal in den Lavakessel eine Bodenplatte gegossen und eine kleine Abmauerung für eine Küchenzeile war zu erkennen. Doch ansonsten ging es dort nichts weiter. Also wählten wir den linken Abgang, der uns über Stufen in ein dunkles Loch führte. Bewaffnet mit Taschenlampen, machten wir uns auf den Weg hinunter, um dann festzustellen, dass Franks mega starke Taschenlampe geladen werden muss. Wir gingen zunächst mit meiner Stirnlampe ein Stück in die Höhle rein, wobei diese nicht ausreichend Licht bringt, um zu filmen oder Fotos zu machen. Also kehrten wir um und Frank schloss die Taschenlampe an die Powerbank an.

In der Zwischenzeit ging ich mir den Leuchtturm (dieser befindet sich hinter einem Zaun) bzw. die dahinter befindliche Küste ansehen. Lava, nichts als Lava, die mal ins Meer geflossen war und rotbrauen Hügel dominierten die Landschaft. Die eher bräunliche Lava wirkt für mich immer wie ein frisch gepflückter Acker, auf dem manchmal große Maulwurfshaufen stehen.





Der Bau des Leuchtturms begann im Jahr 1924. Getreu dem damaligen Stil besteht das Gebäude aus drei Teilen (Wassertank, Haus des Leuchtturmwärters und der Leuchtturm selbst). Fertiggestellt wurde das Objekt 1930. Das erste Mal entzündet wurde der Leuchtturm 1933.


Der Bau des Leuchtturms begann im Jahr 1924. Getreu dem damaligen Stil besteht das Gebäude aus drei Teilen (Wassertank, Haus des Leuchtturmwärters und der Leuchtturm selbst). Fertiggestellt wurde das Objekt 1930. Das erste Mal entzündet wurde der Leuchtturm 1933.

Cueva del Acantilado



Anschließend gingen wir mit ausreichend Licht zurück zu der Cueva del Acantilado. Ein 160 Meter langer Weg führt durch diesen Lavatunnel. Felsbrocken lagen teilweise neben dem Fußweg und Stalaktiten hingen von den Wänden. Zwischendurch mussten wir ein kleines Stück gebückt gehen und dann war die Decke wieder weit über uns (vielleicht so um die vier Meter hoch).



Das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels war dann noch nicht das Ende, sondern ein Deckeneinbruch, doch kurz darauf hatten wir den Ausgang erreicht. Ein paar Stufen führten uns aus der Höhle hinauf und wir befanden uns inmitten von Pahoehoe-Lava und Aa-Lava. Auch kleine Lavatunnel waren zu sehen.

So ein Lavatunnel entsteht, wenn die äußere Schicht des Lavastroms schneller erkaltet als die innere Schicht. Durch das erstarrte Äußere fließt die Lava im inneren ab bis zum Beispiel ins Meer, wo sie dann erst erkaltete. So entstehen dann die Lavatunnel. Diese gibt’s in ganz unterschiedlichen Breiten, Längen und Höhen, halt so, wie der Lavastrom ausgesehen hat.

Im Gegensatz zu den Lavatunneln entstehen Höhlen bzw. werden Höhlen geformt durch unterirdische Gasblasen, wo sich die Lava entsprechend um die Gasblase herum formt und so Höhlen entstehen.

Zurück zu Allmo gingen wir über die Lava. Ob der Weg, dem wir folgten per Zufall natürlich entstanden war oder ob Menschen nachgeholfen hatten? Es sah eigentlich eher nach ersterem aus. Beim Laufen hörte sich der Boden unter uns sehr häufig hohl an. Bei diesen Lavafeldern weiß man halt nie, was sich darunter verbirgt. Kleine Tunnel und Höhlen können sich überall unter der Lava befinden. Und natürlich kann sowas auch mal einstürzen. Wenn dies geschieht, kann man nur hoffen, dass sich kein sehr tiefes Loch unter einem auftut.

Bisher hatten wir El Hierro als sehr sauber empfunden, doch um die Höhlen herum und auch in einer Abmauerung aus Lavasteinen neben dem Parkplatz waren dann doch wieder die Spuren der menschlichen Hinterlassenschaften, in Form von Papiertaschentüchern und feuchten Tüchern, überall zu sehen. Und das in doch sehr großen Mengen.

Inzwischen war der kleine Parkplatz am Leuchtturm voll mit Pkws so dass wir schnell die Flucht ergriffen und zum alten Hafen von Orchilla weiter fuhren.

Muelle de Orchilla



Am alten Hafen befinden sich zwei Parkplätze, wovon wir den auf Schotter für unseren Übernachtungsplatz auswählten. Auf der geteerten Fläche standen bereits zu viele Fahrzeuge. Auf dem Schotter standen nur ein Landi aus Deutschland und ein Pritschenwagen von einem Fischer. Allmo stellte sich auf den gröbsten Schotter, den es gab, denn die Stelle direkt neben der Felswand (wo bereits heruntergefallene Felsbrocken auf dem Boden lagen) fand ich nicht sehr vertrauenserweckend. Jetzt standen wir zwar parallel zu den Toiletten-Häuschen, aber man kann halt nicht alles haben.


Ein Schiff der Küstenwache patrouillierte entlang der Küste. Nicht weiter verwunderlich, denn rund ein Drittel der Bootsflüchtlinge (Migranten) aus Ostafrika (Mauretanien, Senegal, …) die in den Gewässern vor den Kanaren aufgegriffen werden, befinden sich in der Nähe von El Hierro und werden zum Hafen von Restinga (im Südosten von El Hierro) begleitet.

Die Sonne brutzelte und brutzelte. Wir gönnten uns zunächst einen kleinen Mittagssnack, den wir an einem der Tische im Schatten bei der Area Recreativa zu uns nahmen. Wie gut es uns doch geht! Für Frank war klar, dass er gleich über die Treppe am ehemaligen Dock ins Wasser gehen wird, doch zunächst wurden Emmas Katzenklo oder der Fußmatte, wo sie vor ein paar Tagen drauf erbrochen hatte, einer gründlichen Reinigung unterzogen. Anschließend benötigte ich noch neues Katzenstreu aus der Dachbox. Als das alles erledigt war, gingen wir an den Anleger.

Während ich es mir auf dem Boden versuchte bequem zu machen, was nicht so einfach war, weil der Bodenbelag nicht mehr so ganz vorhanden war und die Mörtelkleckse sehr uneben waren, ging Frank ins Wasser. Er freute sich sichtlich über das erfrischende Bad. Ich sah mir von oben das Wasser gut an, ob bloß nirgendwo ein giftiges Tier auftaucht. Die Krankenschwester im Centro de Salud hatte mir erzählt, dass bei Orchilla zuletzt Haie gesichtet wurden. Das würde uns auch noch fehlen.

Der Wellengang war zwar schon etwas stärker, aber noch im Rahmen. Wieder aus dem Wasser raus wollte Frank unsere Stühle holen. Während er sich dann mit unseren Landi-Nachbarn verquatschte, brutzelte ich in der Sonne und dachte mir irgendwann: es ist viel zu warm. Auch wenn die Stühle hier irgendwann ankommen, bleibt es viel zu warm. Also packte ich alles zusammen und flüchtete, in den Schatten von Allmo. Dort gönnte ich mir ein kühles Radler und benötigte eine ganze Weile um wieder auf Normaltemperatur zu kommen. In der Zwischenzeit hatte der Wellengang deutlich zugenommen.


Nachdem ich eine Weile draußen saß und es dann im Schatten tatsächlich ein wenig frisch wurde, verzog ich mich ins Bett. Frank hatte den Deckel ein Stück geöffnet, so dass zwar Luft aber keine Sonne hinein kam, was ideal war. Ich las eine Weile, versuchte zu dösen, um Sekunden später Emmas Bedürfnissen nachkommen zu müssen. Den dritten Tag in Folge wollte sie dann aber nicht die Nierenmedizin, die mit „Schnurr“ modifiziert ist, schlecken. Bisher hatte das problemlos geklappt. Keine Ahnung, was sie nun auch dagegen einzuwenden hat. 


Unsere Landi-Nachbarn Martina und Markus kamen vorbei, um sich Allmo etwas näher anzusehen und wir unterhielten uns eine ganze Weile. Inzwischen hatte die Sonne etwas an Intensität nachgelassen und die Temperaturen draußen waren erträglich. Wenn man bedenkt, dass es nur um die 25 Grad sind, frag ich mich, wie sich das erst im Hochsommer anfühlen muss.

Das Abendessen war schnell zubereitet. Es gab Wraps. Nur die Zwiebeln mussten dazu angebraten werden. Wir setzten uns mit unseren Tellern wieder in die Area Recreativa und blickten auf das Meer und den Küstenstreifen. Recht bald verschwand die Sonne hinter den Lavafelsen, der Himmel färbte sich leicht orange.

Schön angelegt und mit einem herrlichen Blick ist dieser Grill- und Picknickbereich. Wobei für die Vielzahl an Grillstätten zu wenig Sitzgelegenheiten existieren. Auch hier lag neben dem Grillbereich ein riesiger Haufen an bereits gestückelten Baumstämmen, die für die Befeuerung der Grills genutzt werden können. Eine Spüle gab es auch, wobei sich der Wasserdruck in Grenzen hielt.

Die Muelle de Orchilla war einst der Abfahrtshafen, von dem sich die Einheimischen auf dem Weg nach Amerika machten. Das Material für den Bau des Leuchtturms wurde hier ausgeladen. Eine wirtschaftliche Bedeutung hat der Ort jetzt nicht mehr, sondern wird zum Sonnenbaden genutzt.

Sonntag, 18. Februar 2024

Windig wurde es in der Nacht, so dass wir unsere Schildkrötendecke demontieren und das Dach sehr weit herunterklappen mussten. Nur einen kleinen Spalt ließen wir offen und Frank sicherte den Deckel mit einem Band.

Es war ja auch fürs Wochenende eine Windwarnung herausgegeben worden. Nur das wir gestern, mangels Mobilfunknetz, nicht auf dem neusten Stand der Wettervorhersage waren. Manchmal irren die sich ja auch. Aber diesmal wohl nicht.

Unser Frühstück nahmen wir auf unserem Stammplatz an der Area Recreativa zu uns, wo Martina und Markus den Sonnenaufgang genossen hatten. Wir quatschten eine ganze Weile und die beiden mussten schon fast verhungert sein, bis sie endlich frühstückten. Anschließend wollten wir uns von den beiden verabschieden und ruckzuck waren ein paar Stunden vergangen und wir waren immer noch an der Muelle de Orchilla. Es ist aber auch mal schön Menschen zu treffen, die in einem 4×4 unterwegs sind (okay, die Fahrzeuggröße ist natürlich eine ganz andere).

Dann schafften wir endlich den Absprung und gehen davon aus, dass wir uns in den nächsten Tagen bestimmt wiedersehen werden. So groß ist El Hierro schließlich nicht.

Am Leuchtturm Faro de Orchilla stoppten wir, denn dort hatten wir Netz, was unserem nächsten Übernachtungsplatz wohl wieder fehlen wird. Doch irgendwie war das Internet nicht wirklich schnell und wir entschieden uns, nachdem wir unsere Mobilfunkkarte für weitere 30 Tage verlängert hatten, weiterzufahren. Für die Bearbeitung der Webseite und Polarsteps (Allmo86) war die Verbindung zu schwach. Außerdem nervte der Wind, der permanent an Allmo rappelte.

An der Muelle de Orchilla waren bis zu unsrer Abfahrt nur mal vereinzelte Böen zu spüren, aber im Großen und Ganzen war es windstill gewesen. Doch am Leuchtturm nervte der Wind einfach nur. Also brachen wir unseren Versuch möglichst viel im Internet zu erledigen vorzeitig ab und fuhren wieder ein Stück die Berge hinauf.

Tbc

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