Valle Gran Rey



Wir schlängelten uns immer weiter hinunter, passierten das Künstlerdorf El Guro und erreichten schließlich Valle Gran Rey. Die Hauptstraße endete in einer Sackgasse, in der (man mag es kaum glauben), das Parken ausschließlich für Camper erlaubt ist. Nur dumm, dass die Straße leicht abschüssig ist, und man zum halbwegs gerade stehen, etwas unter die Reifen legen muss. Dies scheint aber toleriert zu werden, denn jeder stand auf Keilen, Steinen oder beidem.

Eigentlich ist es kein Traumplatz für uns. Aber zweckmäßig ist es. Zum einen gibt es keinen bzw. kaum Durchgangsverkehr und zum anderen habe ich von dort aus die Möglichkeit die Umgebung zu erkunden während Frank sich in Ruhe auskurieren kann. Denn eins ist klar: Wir werden Valle Gran Rey erst verlassen, wenn er wieder fit ist.


Nach dem wir im Strandnahen Bereich bei den vielen deutschen und spanischen Kennzeichen nicht stehen bleiben wollten (das war uns zu nah/dicht auf dicht), parkten wir im bunten Europa-Mix (Italiener, Franzosen, Spanier).

Nach einem kleinen Mittagssnack legte Frank sich aufs Ohr und ich packte meinen Rucksack und ging ein wenig spazieren.

Leider war es auch im Valle Gran Rey windig. Allerdings war der Wind sehr warm, so würde jemand einem einen Fön ins Gesicht halten.

Ich entschied mich dazu, den südlichen Bereich des Valle Gran Rey bis zum Hafen zu erkunden. Am Ende der Playa La Puntilla steht die Statue von Hautacuperche, der im Jahre 1488 den Aufstand gegen die spanischen Eroberer anführte. Gegenüber befand sich das Gran Hotel.



Der Weg führte mich an so einigen Hotel- und Appartmentanlagen vorbei. Valle Gran Rey ist bei Touristen sehr beliebt. Die Umgebung ist auch einfach nur schön. Vorbei an der familienfreundlichen Playa del Charco del Condo (etwas wind- und wellengeschützt) zog es mich weiter bis zum Hafen. Wobei der Wind alles gab und kräftig vom Meer her wehte.

In der geschützten Bucht lagen viele kleine Boote vor Anker, ebenso viele lagen im Trockenen. Wie der ganz Ort, so befindet sich auch der Hafen, der sich im Ortsteil Vueltas befindet, vor einer Wahnsinns Kulisse.



Vom Hafen, entlang dieser riesigen Klippe, führt eigentlich ein Weg/eine Piste bis in das Barranco de Argaga. Doch der Weg ist wegen eines Felsabgangs für die Öffentlichkeit gesperrt. Nur die Anwohner des Barrancos dürfen dort entlang gehen/fahren. Das Barranco soll traumhaft schön sein. Woran ich keinen Zweifel habe.

Im Hafenbecken liegen nicht nur Boote, sondern es tummeln sich dort auch Mantarochen. Natürlich liegt es daran, weil sie dort gefüttert werden. Ich konnte leider keinen Rochen entdecken. Anscheinend war zu dem Zeitpunkt keine Fütterungszeit.

Auf dem Rückweg unternahm ich einen Schlenker durch die kleinen Gassen von Vueltas. Ein wenig merkt man schon, dass wir uns in einer der Hippie- und Aussteiger-Hochburgen von La Gomera befinden. Dann bog ich wieder zum Meer ab und machte es mir eine Weile auf einer der Bänke an der Playa del Charco del Condo gemütlich. Zu früh wollte ich nicht zu Allmo zurückkehren, damit ich Frank nicht störe.



Nach insgesamt zwei Stunden kehrte ich dann doch zurück. In der Doka war es sehr warm, wobei wir auf der Sonnenseite die Matten vor die Fenster montiert hatten. Frank war es trotz der Wärme ein wenig kalt. Sein Kopf fühlte sich auch immer noch sehr warm an.

Zum Abendessen gab es heute einfach nur die Mini-Pizzen von Mercadona ganz ohne Extras. Frank hatte nicht viel Appetit und da mussten die Pizzen nicht noch zusätzlich belegt werden. Schnell waren diese in unserem Backofen zubereitet. Freundlicherweise hatte der Wind auch nachgelassen, so dass ich die Küchenseite (die sich natürlich wieder auf der Windseite befand) gut nutzen konnte.



Zum Sonnenuntergang vernahmen wir das Trommeln vom Strand. Es gehört wohl zu den abendlichen Ritualen, dass irgendwer trommelt, auch Jonglage-Künstler sollen dazu auftreten. Also so wie am Mallory Square in Key West (Florida, USA). Wir ließen uns diese Vorstellung heute entgehen. Nicht nur weil Frank sich noch schonen muss, sondern auch weil der Calima-Dunst die Sonne eingehüllt hatte. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag.

Freitag, 26. Januar 2024



Bis um halb 4 Uhr war es eine angenehme und ruhige Nacht. Doch dann frischte der Wind so sehr auf, dass wir unser Dachzelt zusammenklappten. Während Frank unter dem Deckel liegen blieb, wo es ihm im Laufe der restlichen Nacht sehr warm wurde, verzog ich mich nach vorne in die Doka.

Frank fühlte sich am Morgen immer noch nicht gut. Was wohl nicht nur mit dem zugeklappten Deckel und damit verbundenen mangelnden Frischluft zu tun hat. Ihn hat’s halt voll erwischt.

Zum Frühstück legte der Wind eine kurze Pause ein. Doch als ich mich wenig später zum Spar-Supermarkt auf den Weg machte, musste ich aufpassen nicht davon geweht oder von irgendwelchen Sachen erschlagen zu werden. Der Wind gab sein Bestes möglichst stark zu wehen. Wind und Calima-Dunst tragen auch nicht gerade dazu bei, dass Frank sich besser fühlen könnte.

Meine Idee heute im nördlichen Teil von Valle Gran Rey rumzustromern, die Playa del Ingles, wäre mein Ziel gewesen, verwarf ich. Bei den starken Windböen und der wenigen Sonne machte das so gar keinen Sinn.

Ab der Mittagszeit strahlte dann die Sonne, der Himmel war himmlisch blau, die Berge leuchteten grün-braun. Es war eigentlich traumhaft, wenn der stürmische Wind nicht gewesen wäre. Daher blieb ich in der Doka bei Frank hocken, der vor sich hin leidete.

Er selbst war wohl froh darüber, dass ich nicht allein zum Playa del Ingles, dem Hippie-Strand ging. Er hatte Sorge, dass ich im Rasta-Look, mit Henna-Tattoos und Piercings an „interessanten“ Stellen zurückkommen würde. Und auf seine Frage, ob ich etwas geraucht hätte, weil ich mich so anders verhalte, würde ich dann antworten „nein, ich habe nur Kekse gegessen“. 😉 Solche Vorstellungen plagen ihn. Das liegt hoffentlich nur am Fieber.

Zum Abendessen gab es einfach nur Wraps mit Salat, Tomate, Schinken, Salami und Käse. Frank hat, seit er angeschlagen ist, wenig Appetit. Richtig kochen lohnt sich daher nicht und war mit dem vielen Wind sowieso schlecht möglich.

Kurz vor Sonnenuntergang ließ der Wind etwas nach und ich nutzte die Gelegenheit zur Playa de la Calera zu fliehen. Dort trommeln, gegenüber von dem verlassenen Restaurante Casa Maria (Pension Las Jornadas), ein paar Hippies abends, andere spielten Gitarre. Wobei letzteres bei dem Rauschen des Meeres und dem Trommeln nicht zu hören war.



Gefühlt war das ganze Tal auf den Beinen. Die angrenzende Gastronomie war sehr gut besucht. Zum Abend/Sonnenuntergang scheint dies ein sehr beliebter Treffpunkt (nicht nur bei Hippies) zu sein. Die Sonne selbst ging in einer breiten Wolkenschicht unter und das war’s. Nach dem die Trommeln verstummten blieb ich noch ein wenig auf dem Mäuerchen sitzen und ging irgendwann zurück.

Da der Wind stark nachgelassen hat versuchen wir heute Nacht wieder im Dachzelt zu schlafen. Vorsichtshalber fuhr Frank auch das Dach hoch. Falls wir zuklappen müssen können wir bequem hinten liegen bleiben.

Samstag, 27. Januar 2024



Um halb vier Uhr war es wieder soweit, der Wind stand vor der Tür. Die Böen hielten sich jedoch in Grenzen und wir konnten weiterschlafen. Ab 6 Uhr gaben Frank und Emma ihr Bestes meinen Schlaf zu torpedieren.

Frank fühlte sich nur unwesentlich besser und bat mich im Supermarkt ein paar Suppenterrinen zu besorgen. Heute Morgen willigte er auch eine Gemüsebrühe zu schlürfen. Vor zwei Tagen hatte er sich noch dagegen gewährt. So langsam nervt es ihn krank zu sein… Mich auch.

Also spazierte ich nach dem Frühstück wieder die 1,2 Kilometer zu Spar, kaufte ihm ein paar heiße Tassen und echte Cola, und lief die 1,2 Kilometer wieder zurück. Windig war es immer noch, aber nicht so windig wie am gestrigen Tag.

Playa del Ingles

Nach meiner Rückkehr entschied ich relativ schnell, dass ich einen weiteren Tag in der Doka nicht aushalten werde. Daher packte ich meine Sachen und ging zu Fuß zur Playa del Ingles. Direkt an den Strand angrenzend befinden sich hübsche Steilklippen, was wohl auch das Besondere des Strandes ausmacht. Von Hippies war weit und breit nichts zu sehen, vielleicht versteckten die sich in irgendwelchen Nischen und kommen erst später zum Vorschein.



Ich suchte mir ein etwas geschütztes Plätzchen, denn der Wind wirbelte ab und zu doch etwas viel Sand auf. Mit nichts tun und lesen verbrachte ich am Playa del Ingles eine Weile. Zwischendurch war es sogar so warm, dass mein Speck zu Schwitzen begann. Mit den Füßen ins Meer (alles weitere kann an diesem Strand lebensgefährlich sein) wollte ich nicht, weil ich meinen Rucksack nicht allein lassen wollte. Also konnte ich mir keine Abkühlung verschaffen. Daher blieb irgendwann nur noch der Rückzug.

Der Strand hatte sich in der Zwischenzeit sehr gut gefüllt. Anscheinend waren die meisten Leute nach dem Mittagessen erst so richtig wach geworden. Eine kurze Pause legte ich an der Playa de la Calera ein. Auch jetzt war die Gastronomie sehr gut besucht. In der prallen Sonne saßen die Leute beim Essen und Trinken. Wobei gestern Abend deutlich mehr Menschen auf den Beinen waren.



Zurück bei Frank vernahm ich endlich mal etwas positives zu seinem Gesundheitszustand „ich sehe Licht am Ende des Tunnels“. Ja dann, hoffen wir das Beste. Mir fällt so langsam die Decke auf den Kopf.


Bei meinem Spaziergang am Morgen zum Supermarkt entdeckte ich, dass wir neben einem kleinen Plumeria/Frangipani-Baum stehen, der die ersten Blüten entwickelt. Der Anblick freute mich und wer weiß, wie lange wir hier noch stehen und ich ihn beim Erblühen weiter beobachten kann. Auch bei meinem Spaziergang zum Strand entdeckte ich im Dorf einen Plumeria-Baum, der schon ein paar geöffnete Blüten hatte.

Zum Abendessen gab es für Frank eine heiße Tasse und für mich wieder Wraps. Den Sonnenuntergang verquatschte ich mit einem Paar aus Berlin, die den Allmo betrachteten, als ich vom Mülleimer zurückkehrte.

Sonntag, 28. Januar 2024



In der Nacht war Frank in die Doka geflüchtet, weil es ihm unterm Dach zu warm war. Ihm ging es immer noch nicht gut und er gab mir nun die Schuld dafür, dass er noch nicht beim Arzt war. Der Tag hätte also kaum besser starten können.

Arztbesuch



Nach dem Frühstück fuhren wir mit Allmo zum Centro de Salud, denn der deutsche Arzt hat am Wochenende seine Praxis geschlossen. Die Ärztin sprach nur spanisch oder wollte nur spanisch sprechen. Wer weiß. Nach dem wir erstmal eine Weile warten mussten (vermutlich aus Prinzip), war die Ärztin dann doch ganz aufgeschlossen. Die Kommunikation klappte ganz gut und die Übersetzungs-App half ein wenig, diese zu vereinfachen.

Letztlich war die Diagnose nicht so wirklich zufriedenstellend. Immerhin lag keine Infektion vor, auch das Abhören der Brust war ohne Befund. Die Temperatur lag nur bei 37,2 Grad. Echt blöd, dass wir das nicht selbst kontrollieren können. Die Ärztin meinte, dass die Viruserkrankungen im Moment sehr hartnäckig seien und er soll weiterhin Paracetamol nehmen. Weil unser Vorrat sich dem Ende neigt, ließen wir uns neue Tabletten verschreiben.

Ganz kurios war dann die Sache mit der Bezahlung. Normalerweise müssten wir unsere Versichertenkarte vorzeugen, aber dort sind wir ja im Moment abgemeldet. Was also nicht ging. Die Ärztin wollte dann eine Kopie von unserer Auslands-Krankenversicherung haben. Zum Glück hatte ich einen Ausdruck in Allmo liegen und sie machte sich davon eine Kopie. Wobei wir ja sonst in Vorleistung treten und die Auslands-KV uns dann den Betrag erstattet. (kleine Anmerkung: Inzwischen haben wir zu Franks Arztbesuchen wegen der Wunde, die genäht werden musste, die Erstattung erhalten.) So würde das aber laut der Ärztin nicht laufen. Wir sind gespannt, ob wir eine Rechnung nach Hause bekommen, oder ob die Hanse Merkur von dem Centro de Salud eine Rechnung bekommt. Vorsichtshalber werde ich morgen bei der Versicherungsgesellschaft anrufen und den Sachverhalt erklären.

Frank kam anschließend in den Genuss einer kleinen Rundfahrt durch Valle Gran Rey. Die Apotheke befand sich im Ortsteil Playa, dort wo in den Sonnenuntergang getrommelt wird. Anschließend fuhren wir am Meer entlang noch zu Spar. Eine ausreichend große Lücke war am Straßenrand frei und ich hüpfte schnell in den Supermarkt, um Wasser (direkt 2 Sechser-Packs), Cola und heiße Tassen zu besorgen. Das mit dem Wasser hat den Vorteil, dass ich dass dann nicht die 1,2 km zu Fuß zu Allmo schleppen muss.

Und dann parkten wir 8 Kilometer später Allmo an der gleichen Stelle ein, wo wir zuvor auch schon standen.

La Calera



Hinter dem Busbahnhof findet sonntags vormittags ein kleiner Kunsthandwerkermarkt statt, den ich mir zumindest mal kurz ansehen wollte. Es wurde viel handgefertigter Schmuck verkauft, aber auch bedruckte Taschen, etwas Kleidung, Keramik, … Schnell war ich an den wenigen Ständen vorbeigelaufen.

Anschließend begab ich mich auf die andere Seite der Hauptstraße und stromerte ein wenig durch das Treppenviertel La Calera. Nun gut, der Name „Treppenviertel“ kommt nicht von ungefähr. Viele kleinere und breitere Treppen führen durch dieses Viertel. Ein paar schön bemalte Hausfassaden fand ich auf meinem Weg. Der Mirador neben der alten Schule ist im Moment wegen Bauarbeiten gesperrt. Doch auch ohne Mirador hatte ich einen wunderbaren Blick auf die Landschaft. Besonders der Berg vor mir sah sehr beeindruckend aus. Idealerweise hatte die Sonne sich zu dem Zeitpunkt aus dem Wolkenschleier herausgeschält und leuchtete diesen Berg an. Theoretisch kann man auf die Spitze des Berges laufen, praktisch ließ ich dieses sein. Das ich ohne einen Tropfen Wasser losgelaufen war bereute ich eh schon.



Also ging’s für mich zu Allmo zurück. Emma freute sich, dass sie von mir zu einem Spaziergang aufgefordert wurde. Völlig plan- und kopflos lief sie kreuz und quer über die Straße. Natürlich kommt man mit Emma oft ins Gespräch mit anderen Menschen, so dass ich zunächst mit den Menschen aus Riesa (die wir schon auf La Palma getroffen hatten) und dann mit denen aus Salzgitter ins Gespräch kam. Den Weg zurück musste ich Emma tragen. In Allmo machte sie sich direkt über den Wassernapf her.



Den restlichen Tag verbrachten wir entspannt in Allmo. Die Sonne schien. Im Vergleich zum Vormittag wehte etwas mehr Wind, aber doch deutlich zurückhaltender als die Tage zuvor. Hoffentlich wird das jetzt bald mit Frank besser. Wobei ich für morgen schon eine mehrstündige Wanderung geplant habe. Das, was halt von diesem Standort aus möglich ist.

Den ganzen Nachmittag hielt ich es dann doch nicht in Allmo aus. Durchzug darf ich nicht machen und es war so warm … Daher schnappte ich mir die Badesachen und verschwand zur Playa de la Calera. Ich suchte mir ein kleines Fleckchen, auf dem sehr gut besuchten Strand, wo ich meine Sachen ließ, und verschwand sofort ins Meer. Ich wollte auch mal ausprobieren, wie es ist, wie ein mittelalter Delfin durch die Wellen zu hüpfen. Jetzt weiß ich, wie Frank sich dabei fühlte und wie gerne er vermutlich mit mir dort gewesen wäre. Anschließend ließ ich mich von der Sonne trocknen, die jedoch irgendwann an Stärke einbüßte.

Zum frühen Abendessen gab es für mich den einzigen verbliebenen Wrap und etwas Salat. Frank wollte ausnahmsweise mal keine heiße Tasse, sondern aß etwas Brot.

Tbc

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert