Barranco de Arure



Nach dem Frühstück schnürte ich meine Schuhe und machte mich auf den Weg nach El Guro. Dort war das Barranco de Arure mein Ziel. Es war gerade mal 9 Uhr, als ich mich in das ca. 2 Kilometer entfernt liegende Dorf auf den Weg machte. Noch war die Sonne nicht über den Berg gekommen und ich freute mich, dass ich so zumindest den Hinweg im Schatten laufen konnte.

Der Weg führte mich an La Calera vorbei, Richtung Centro de Salud. Das konnte ich ja schon von gestern. Heute herrschte dort Hochbetrieb. Für ein kleines Stück verließ ich die geteerte Straße, folgte dem Weg ganz leicht den Berg hinauf und wieder hinunter. Weiter ging’s über einen Bürgersteig neben der Straße bis in das Künstlerdorf El Guro.

Dort wollte ich eigentlich an der Informationstafel, die in mittlerweile sehr blasser Schrift die Wanderung durch das Barranco erklärt, die Treppen hinauf ins Dorf. Doch nach den ersten Metern bremste mich ein älterer Herr und empfahl mir erst die nächste Möglichkeit links abzubiegen. Der Weg wäre angenehmer (nicht ganz so steil) zu gehen. Ich folgte seinem Rat, da berghochlaufen ja eh nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählt. Doch auch dieser Weg war anstrengend zu gehen.  



Ich stieß auf meinen eigentlichen Weg und bog rechts ab. Wo es lang ging war gar nicht zu übersehen, denn Pfeile an der Mauer und die Worte Wasserfall und Cascada waren eindeutig.

El Guro ließ ich hinter mir und wanderte über einen schmalen Pfad entlang gigantischer Basalt-Säulen-Felsen weiter in das Barranco hinein. Überall waren Palmen zu sehen und die Sonne kam gerade über den Berg (es war kurz nach 10 Uhr) und brachte das Tal zum Leuchten.



Irgendwann war es mit schön begehbaren Weg vorbei und das Abenteuer begann. Frank hätte seine Freude an der Wanderung gehabt. Es ging im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein. Wasser floss in einem kleinen Rinnsal immer wieder entlang des Weges und ich musste über kleine Steine, die als Trittstufen dienten, oder über dünne Baumstämme balancieren. Mal ging’s über größere Steinstufen, vorbei an Palmen, Kakteen und anderen Bäumen. Der Weg war sehr abwechslungsreich. Aber auch ein wenig anstrengend.

Spannend wurde es dann, als ich am Ende eines Tunnels (aus Pflanzen) einen kleinen Wasserfall sah. Misstrauisch näherte ich mich. Und tatsächlich: Links am Felsen baumelte ein Seil und dort führte der Wanderweg weiter. Ich zog mich mit einer Hand hoch, ohne die große Kamera würde es doch wesentlich einfach gehen, und folgte dem Weg.



Schnell erreichte ich einen weiteren Wasserfall. Rechts davor, auf dem großen grauen Felsen hing ein weiteres Seil. Ja jetzt wird’s aber lustig, dachte ich mir. Damit ich mich vernünftig hochziehen konnte wanderte die Kamera in den Rucksack. Doch dann merke ich, dass ich nicht nach oben muss, sondern der Weg, nachdem der erste Meter überwunden war, am Felsen entlang geradeaus weiterführte.

Also holte ich recht bald die Kamera wieder raus, denn vor mir strahlte die Sonne die umliegenden Felsen an. Nur dumm, dass ich mich für einen guten Blick darauf zu weit unten im Barranco de Arure befand.

Der Weg führte mich zu einem dritten Wasserfall, der von kleinen Basaltsäulen eingerahmt war. Mit den abgestorbenen grauen Bäumen davor gab es ein recht hübsches Bild.

Nun war es nicht mehr weit bis zum Ende meiner Wanderung. Zwei kleine Klettereinlagen musste ich noch hinlegen und dann hatte ich den vierten Wasserfall erreicht. Dieser stürzt sich über mehrere Meter den Felsen hinunter und wird von riesig hohen Basaltsäulen eingerahmt. Richtig hübsch war dieser Kessel, in dem sich der Wasserfall befand.



Wenige Minuten hatte ich den Wasserfall für mich allein, dann kam ein junges Mädel und kurz darauf ein älteres Ehepaar. Ich machte es mir auf einem Stein gemütlich und bestaunte einfach was die Natur tolles geschaffen hatte.

Als alle aufgebrochen waren, begab ich mich auch an den Abstieg. Tatsächlich kamen mir innerhalb kürzester Zeit insgesamt 12 Leute entgegen. Man was war ich froh, früh genug unterwegs gewesen zu sein.

Auch der Rückweg war schön anstrengend. Interessanterweise ging ich an zwei Stellen einen Alternativweg, wobei mir beide Male nicht aufgefallen war, dass ich auch anders hätte abbiegen können. Beim ersten mal musste ich ganz nah an einem großen Feigenkaktus vorbei und war mir sicher, dass ich dort zuvor nicht langgekommen war. So war es dann ja auch. Aber der Weg kam auf dem Hauptweg aus.

Beim zweiten anderen Wegverlauf konnte ich zwar geradeaus einen Kopf im Gebüsch erkennen, aber der Weg ging für mich eindeutig rechts entlang. Und plötzlich fand ich mich oberhalb der Steinmauern wieder, die ich auf dem Hinweg von unten gesehen hatte. Schnell checkte ich bei Maps.Me, ob dieser Weg auch wieder auf dem Hauptweg endet. Was er tat. Also freute ich mich darüber, oberhalb des Barranco gelandet zu sein. Das schöne daran war, dass ich die Berge um mich herum in ihrer vollen Schönheit betrachten konnten. Es ist also durchaus von Vorteil unwissend anders zu laufen.



Auf einem dieser beiden Wege umging ich auch die beiden Partien mit den Seilen, was mir sogar ganz recht war. Dann hatte ich es irgendwann geschafft und hatte den Kletter- und Kraxel-Abschnitt im Barranco hinter mir gelassen und befand mich wieder auf dem gut und zügig zu begehenden Wanderweg. Ich drehte mich noch einige Male um, um die Landschaft zu bestaunen.



Frank signalisierte ich zwischendurch, dass ich um spätestens 14 Uhr zurück sein werde. Es lief also alles nach Plan. In El Guro folgte ich dann dem Weg durch das Viertel, den ich auf dem Hinweg nicht genommen hatte. Manche Mauern waren interessant verziert.



Und dann landete ich auch schon wieder auf der Hauptstraße. Anstatt den gleichen Weg zu laufen, schlug ich den Weg auf die andere Seite des trockenen Flussbettes ein und lief über eine geschotterte Fahrpiste bis nach Valle Gran Rey hinunter. Der Weg scheint grundsätzlich schöner zu laufen zu sein. Nicht nur, weil er nicht an der Straße entlang führt, sondern weil er nur eine moderate Steigung/Gefälle aufweist. Auf dem Hinweg war ich mehr Höhenmeter hoch und wieder runter gelaufen, bis ich El Guro erreicht hatte. Fast zwei Kilometer waren es noch auf der Piste, die ich zügig ablief. Und dann war ich nach 8,33 Kilometern und fast 4,5 Stunden wieder zurück.


Meine Beine fühlten sich an wie Pudding. Eigentlich wollte ich keinen Meter mehr laufen. Doch alles in mir schrie nach einer Abkühlung. Und so gingen Frank und ich, nach einem kleinen Mittagssnack, zusammen zur Playa. Ja, ihr habt richtig gelesen. Frank verließ heute den Allmo. Die Paracetamol 1000 schienen ihre Wirkung gezeigt zu haben und Frank fühlte sich heute Morgen wieder ganz gut. Die Kopfschmerzen waren weg. Endlich geht es wieder bergauf.

Wir ließen es langsam angehen, wobei ich das Tempo bremste. Meine Füße wollten eigentlich gar nicht mehr laufen. Im Schneckentempo erreichten wir den Strand, schlugen unsere Picknickdecke auf und ich stürzte mich direkt in die Fluten. Man was war das herrlich erfrischend. Ich hätte ewig im Wasser bleiben können, wollte Frank aber nicht so lang allein auf der Decke zurücklassen. Er ging dann später nur mit den Füßen ins Wasser. Bloß nichts riskieren.

Die Sonne brutzelte heute aber auch wieder ganz extrem. Um die 25 Grad waren gemeldet. Calima hält immer noch die westlichen Kanareninseln in Schach.

Nach einer Weile trieb Franks hungriger Magen uns zurück zu Allmo. Dort bereitete Frank uns eine Würstchenpfanne mit Tomate und Zwiebel zu. Dazu gab es noch etwas grünen Salat und Nachos. Anschließend erledigte ich noch den Abwasch und war dann froh, mich einfach in die Doka setzen zu können und den Reisebericht zu tippen. Die Wanderung hatte meine Beine ganz schön zum Ermüden gebracht. Aber es hatte sich definitiv gelohnt. Die Wanderung kann man um 4 Kilometer abkürzen, wenn man direkt in El Guro parkt oder mit dem Bus dorthin fährt. Dann sind die Beine nicht ganz so müde. 😉

Dienstag, 30. Januar 2024

Heute war es endlich so weit, nach fünf Nächten verlassen wir Valle Gran Rey. Wie meinte Frank am Morgen zu unseren Nachbarn „wir haben an viel schöneren Plätzen kürzer gestanden“. Recht hat er. Aber in dieser Situation war der Platz für mich ideal. Ich konnte kleine Ausflüge unternehmen, Supermärkte waren fußläufig erreichbar, auch Ärzte gab es in der Nähe und Frank hatte genügend Ruhe, um sich auszukurieren.

Nach dem Frühstück und nachdem wir uns von unseren Nachbarn verabschiedet hatten, brachen wir auf. Frank war direkt genervt, weil heute die Parkstreifen rund um den Spar Supermarkt alle belegt waren. Oder vorhandene Parklücken nur eine PKW-Länge hatten. Er stellte sich schließlich an den Straßenrand, während ich schnell bei Spar reinhüpfte.

Danach brachte uns Allmo Kilometer um Kilometer wieder zurück auf um die 1000 Meter Höhe. In Arure verpassten wir es auf dem kleinen Parkplatz links der Straße zu parken. In der nächsten Kurve waren die Parkmöglichkeiten am Rand ausgeschöpft und so fiel der kurze Abstecher zum Mirador de El Santo und zum gleichnamigen Aquädukt aus. Auch nicht schlimm.

Tbc

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