Wir fuhren durch Taganana und bogen um die Ecke, um der Küstenstraße in Richtung Playa de Almaciga zu folgen. Während der eigentlich majestätische Roque de las Animas auf meiner Seite gar nicht richtig zu sehen war, tat sich stattdessen vor uns die beeindruckende Küste auf. Mehrere vorgelagerte Felsen befinden sich im Meer und verleihen der Küste ein besonderes Aussehen.
So ganz genau wussten wir noch nicht, wo wir übernachten wollen. Doch nachdem wir den einen Strandabschnitt mit vielen Restaurants und entsprechend viel Trubel hinter uns gelassen hatten, und der Strand um die Kurve nur bescheidene Parkmöglichkeiten aufwies, war klar, dass die nächste Bucht uns gehört.
So dachten auch einige andere Camper. Doch noch war auf dem Seitenstreifen ausreichend Platz. Wir suchten uns eine für uns geeignete Stelle, wo es eine Unterbrechung in den Betonabgrenzungen gab. Somit konnten wir unsere Küche nutzten und auch die hintere Tür gut aufbekommen. Jedoch hatte dieser Platz auch einen Haken, wir standen neben der Toilette.
Falls irgendeiner der in der Gegend-herum-Pisser und ich-lass-mein-Tempo-oder-feuchtes-Tuch-auf-der-Pipi-liegen-so-dass-es-durch-die-Gegend-fliegt-Menschen, dies liest, würde mich doch eine Sache sehr interessieren. Gibt es eigentlich eine App für Stellen, die gerne als Klo genutzt werden? So dass man sich die Suche sparen kann und einfach dort hin macht, wo alle anderen es auch machen? Wer die Antwort kennt, darf dies gerne in den Kommentaren schreiben.
Uns geht dies sowas von auf den Zeiger. An beliebten Plätzen sind immer wieder diese Stellen zu finden. Während vom Urin nur der Geruch übrig bleibt, so verrotten die Taschentücher oder feuchten Tücher nicht mal eben so. Und entsprechend herrlich sind es in der Umgebung aus. Ganz zu schweigen davon, wenn der Wind die Tücher auch noch verteilt und diese dann in den Büschen oder Zäunen sich verfangen. Anstand und Moral lassen zu wünschen übrig. Das gilt für Camper ohne Klo gleichermaßen wie für Tages-Touristen. Letzte meinte heute frisch auf diese Stelle neben uns Pinkeln zu müssen, bevor die junge Dame mit ihrem Partner an den Strand ging. Vielen Dank auch! Wie gut, dass wir zu dem Zeitpunkt bereits gekocht hatten. Aber nun genug davon.
Die Sonne schien und wir steuerten, kurz nachdem wir eingeparkt hatten, den Strand an. Noch preschten die Wellen einmal komplett über den Strand, obwohl der Höchststand der Flut schon eine Stunde her war. Wir setzten uns oberhalb vom Strand auf den Boden (Bänke aus Stein oder Holz hätte es auch gegeben, doch die befanden sich im Schatten). Wir beobachteten das Meer, dass immer mal wieder ein paar Wellen fast bis zu dem äußersten Rand schickte, und – was noch viel spannender war – die Menschen.
Von unseren Eindrücken am Strand könnten wir heute ganze Romane schreiben, so lustig oder peinlich ging es dort zu. Ich kam gar nicht zum Lesen, so spannend war es. Frank ging ganz zu Beginn einmal ins Wasser, um sich zu erfrischen. Später gingen wir gemeinsam. Zu unserem Erstaunen landeten zwei Paraglider mit etwas Abstand zueinander am Strand.
Irgendwann schob sich eine Wolke vor die Sonne und wir zogen uns in Allmo zurück. Zum Abendessen bereitete Frank den Bohnensalat für uns zu und wärmte die restlichen Steaks im Backofen auf. Während wir darauf warteten, dass das Fleisch warm wurde, kamen wir mit einer Familie ins Gespräch.
Die Familie sprach untereinander englisch, so dass uns der Junge (vermutlich 9 oder 10 Jahre alt) direkt auf Englisch ansprach. Er war total begeistert von unserem Allmo und wollte alles Mögliche wissen. In dem Gespräch erfuhren wir, dass sie eigentlich aus Rumänien kommen, aber seit ein paar Jahren auf Teneriffa leben. Der Junge lernte als erste Sprache Englisch und nicht rumänisch, weil die Eltern der Meinung waren, dass das eine wichtige Sprache ist. Sehr klug! Die Tochter war etwas älter und sprach natürlich auch perfekt englisch. In Rumänien besitzen sie auch noch ein Gebäude in einer ländlichen Gegend (welches sie zu Corona-Zeiten erwarben und dort ihre Ruhe hatten) und haben für forstwirtschaftliche und andere Arbeiten einen alten Unimog (Baujahr 1966). Frank erfuhr von dem Mann, dass dieser auch mal in Schweden und in Deutschland gearbeitet hat. Sehr spannend. Das Gespräch mit der Familie plus einer Freundin aus Polen, die seit einem halben Jahr auf Gran Canaria lebt, war sehr interessant. Zum Schluss umarmte der Junge uns noch. Man was waren die nett und herzlich. Bei diesem Gespräch bemerkte Frank dann die bereits erwähnte Delle, die wir uns heute ins Alu-Riffelblech gefahren haben.
Unser Abendessen verputzten wir mit Blick auf das Meer von unserem Bett aus. Was für ein schöner Ausblick. Nach dem Abwasch entdeckte ich auf der Mauer neben uns zwei Katzen. Natürlich eilte ich sofort mit Katzenfutter zu ihnen. Die beiden waren sehr zutraulich und kamen mir sofort entgegen als sie merkten, dass ich Futter dabei hatte. Die beiden Tiere sahen noch jung aus, oder waren einfach nur schmächtig. Sie flogen über die drei Schälchen her, die ich ihnen gab. Ich schwankte anschließend zwischen „gebe ich ihnen noch etwas und sie überfressen sich“ oder „wenn sie noch hungrig sind, dann sollen sie auch noch was bekommen“ oder „was ist wenn sie noch Hunger haben und ich ihnen nichts neues gebe“. Ich entschied mich natürlich dafür ihnen noch etwas zu geben. Schließlich fahren wir noch massenhaft Futter mit uns herum. Doch das war dann wohl zu viel des Guten. Während die eine Katze sich in die Büsche verkrochen hatte, schnupperte die andere noch an dem Futter, fand es dann aber schöner sich Streicheleinheiten abzuholen. Sie lief sogar ein Stück auf der Mauer hinter mir her.
Als ich Emmas verschmähte Reste auch noch an die Stelle legen wollte, stand ein Pärchen bei der verbliebenen Katze. Wir kamen uns Gespräch und wie sich herausstellte kamen die beiden aus den USA und reisten nun drei Monate durch Europa. Noch befanden sie sich im ersten Drittel ihrer Reise. Danach geht’s wieder nach Hause, Geld verdienen, um dann weiter zu reisen. Eine sehr gute Einstellung, die wir nur befürworten können!
Und dann setzte auch schon langsam die Dämmerung ein. Und ein leicht nervenaufreibender Tag (wegen des Gegenverkehrs auf den schmalen Straßen) mit wunderschönen Ausblicken, neigte sich dem Ende.
Montag, 11. März 2024
Unsere letzte Woche auf den Kanaren bricht an. Wie schnell die Zeit (etwas über fünf Monate) nun letztlich vergangen ist, ist sehr erschreckend. Nächsten Sonntag geht es ein letztes Mal für diese Reise auf die Fähre. Hoffentlich mit sehr gemäßigtem Seegang. Aber darüber denken wir jetzt nicht nach und ändern können wir es auch nicht.
Am Morgen, wir waren halbwegs wach, gelangten Wasserspritzer durch den Stoff unseres Tuches. Wir hatten das Zelt nicht vollständig aufgebaut, sondern nur das bedruckte Tuch mit der Schildkröte befestigt und dies ist wasserdurchlässig. Es war nur ein ganz leichter Nieselregen, der herunterkam und schnell wieder aufhörte. Somit sparten wir uns ein hektisches Abbauen.
Nach dem Frühstück nutzten wir den menschenleeren Strand für einen Spaziergang mit Emma. Diese war zunächst sehr unwillig, dann sehr abenteuerlustig und schließlich ein wenig erschöpft. Ein Tiger-Kater beäugte Emma ganz misstrauisch. Vermutlich wunderte er sich darüber, warum eine Katze neben einem Menschen an einer Leine spazieren geht und nicht frei durch die Büsche hüpft.
Anschließend beschäftigte ich mich zunächst ein wenig mit der Webseite und dem gestrigen Tag. Gestern war es dann irgendwann zu spät geworden und ich hatte keine Motivation mehr den Tag einzustellen. Nach dem dies erledigt war, wollte ich eigentlich einen Spaziergang nach Benijo unternehmen, doch es begann erneut leicht zu tröpfeln. Schnell war es wieder trocken und ich machte mich auf den Weg.
Benijo
Benijo liegt ungefähr einen Kilometer entfernt, den ich an der Straße zurücklegen musste. Der Verkehr hielte sich in Grenzen, zumal hinter Benijo nicht mehr viel kommt.
Es ging zu meiner Freude stetig leicht bergauf. Hinter dem Berg öffnete sich mir der Blick auf das Meer mit den Felsen, was ja diese Gegend ausmacht. Bis ins Dorf musste ich noch ein wenig weiter den Berg hinauf laufen. Was mir zunächst auffiel waren viele Parkplätze, die jedoch alle zu den verschiedenen Restaurants gehörten und nun mit einer Kette und dem Hinweis „Privado“ gesperrt waren. Auf Wanderer, die nichts konsumieren, haben die Leute keine Lust.
Zur Playa de Benijo gelangt man über eine Holztreppe mit unzähligen Stufen. Der Blick von oben genügte mir, stattdessen bog ich hinter dem letzten Restaurants links in Richtung Küste ab. Wenig später endet die Straße für alle, die keine Bewohner sind. Einige Fahrzeuge mit wanderfreudigen Leuten parkten an den Rändern, so dass die Zufahrt weiterhin für die Bewohner der weiter östlich liegenden Dörfchen möglich ist.
Die Straße ist auch gleichzeitig der Wanderweg. Doch weiter wandern wollte ich nicht. Obwohl die grünen Ausläufer des Anaga-Gebirges schon schön aussahen. Ich ging nur ein kurzes Stück auf diesem Weg, bis hinter die nächste Kurve, und kehrte dann wieder um.
Zurück konnte ich mich beinah rollen lassen, denn nun ging es stetig bergab. Die Spitzen des Gebirges vor mir waren in graue Wolken gehüllt. Hoffentlich bringen die keinen weiteren Regen.
Playa de Almaciga
Am Mittag gingen wir gemeinsam zum Strand und setzten uns auf eine der Holzbänke. Auch wenn die Bank ganz gemütlich ist, so war dies nichts, um über eine längere Zeit dort sitzen zu bleiben. Uns fehlte die Möglichkeit, dass wir uns hinlegen können. Am Strand war dies zu gefährlich, denn noch war der Höchststand der Flut nicht erreicht und wir hätten uns somit nicht gefahrlos an den Strand legen können.
Wir beobachteten ein wenig die Menschen, was uns auch heute wieder zu viel Kopfschütteln und Lachen brachte. So viele Komiker auf einem Haufen sind selten zu finden.
Roque de las Bodegas
Nach einer Auszeit bei Allmo machte ich mich am späten Nachmittag noch auf den Weg nach Roque de las Bodegas. Bis dort war auch nur rund ein Kilometer über die Straße.
Das markante und sehenswerte ist der (namensgeber?) Roque de las Bodegas, ein Felsen, der über einen kleinen Steg mit dem Festland verbunden ist. Eigentlich führt ein Weg links an dem Roque vorbei, doch dieser war gesperrt.
Auch zu dieser Stunde hingen dunkle Wolken in den Gipfeln der Berge und verliehen einen eine mystische Ausstrahlung. Ob dies heute zwischenzeitlich mal anders aussah? Vom Roque de las Bodegas waren die anderen Felsen auch wieder schön zu sehen und wurden von der Sonne angestrahlt.
Ich drehte wieder um und kehrte zu Allmo zurück. Frank begann für uns zu kochen. Es gab den restlichen Bohnensalat mit Schweinefilet. Von zwei Katzen (der weißgetigerten schmächtigen Katze und einem Tiger-Kater) wurden wir beäugt und beide machten sich, während Frank kochte, über je ein Schälchen Futter her. Der Tiger-Kater bekam auch noch ein zweites Schälchen und die Katzendame Reste von Emmas Futter. Am Morgen hatte ich beide auch schon gefüttert. Kein Wunder, dass sie dann später schon direkt neben Allmo auf der Mauer saßen.
Heute Morgen hatte ich überlegt, ob wir noch eine dritte Nacht hier bleiben sollen und wollte daher eigentlich auch erst Morgen in Richtung Roque de las Bodegas laufen. Doch während wir auf der Holzbank mit Blick auf den Strand saßen, verwarfen wir diese Idee. Wir wollen lieber schauen, ob wir an einer anderen Stelle es uns am Strand gemütlicher machen können. Also wird es morgen weiter gehen.
Dienstag, 12. März 2024
Der Tag startete wunderbar sonnig und mit blauem Himmel, wobei es noch ein wenig dauerte, bis die Sonne unseren Platz in der Bucht erreichte.
Bereits zum Frühstück begrüßte uns die kleine schmächtige Katzendame und freute sich über neues Futter. Auf meinem Weg zu den Mülltonnen legte ich auch noch an einer anderen Stelle etwas Futter hin. Darüber machte sich später der Tiger-Kater her, was wir sahen, als wir dort drehten.
Wir nutzten die noch frühe Zeit, um mit möglichst wenig Gegenverkehr (in Form von Tagestouristen) konfrontiert zu werden, was uns auch ganz gut gelang. Heute sah die Landschaft so ganz anders aus als gestern. Die Berge leuchteten Grün, die mystische Stimmung von gestern war einer fröhlichen Stimmung gewichen.
Heute durchquerten wir das Anaga-Gebirge von Nord nach Süd. Ungefähr die Hälfte der kurvigen Strecke kannten wir bereits vom Hinweg und freuten uns über die schöne Landschaft. Auf dem weiteren Weg stand dann doch tatsächlich ein Schild, welches im folgenden Streckenverlauf auf eine kurvige Bergstraße hin wies. Wie lustig. Denn die Straße war nicht viel anders als die anderen Straßen im Anaga-Gebirge und da gab es ein solches Schild nicht.
Ab und zu stoppten wir für ein schnelles Foto und näherten uns Stück für Stück San Andres.
tbc