Der Grund für unsere frühe Flucht von der Playa de Arenas waren die eingeschränkten Zufahrtsmöglichkeiten zur Punta de Teno. Bis um 10 Uhr konnten wir heute ein und wieder ausfahren. Danach versperrt eine Schranke den Weg und nur zugelassene Fahrzeuge dürfen diese passieren.

Karten-Gockel wollte uns auf kürzestem Weg durch die Bananenfelder schicken, was wir zum Glück noch rechtzeitig bemerkten und dann den etwas längeren regulären Weg einschlugen. Ein großes Schild wies in Höhe des bei Karten-Gockel eingetragenen „FunBikeAdventures“ darauf hin, wann eine Zufahrt zur Punta de Teno nicht erlaubt ist.

Es war erst kurz nach 8 Uhr, das Häuschen nicht besetzt und die Schranken offen. Noch lag die ganze Küste im Schatten, was bei der sehr starken Bewölkung heute nicht verwunderlich war. Allmo nahm Kurs auf den nordwestlichsten Zipfel von Teneriffa. Immer höher und höher ging es den Berg hinauf. An dem Mirador Punta del Fraile stoppten wir hinter dem in den Felsen geschlagenen Durchfahrtsbogen. Davor stand ein Halteverbotsschild, wegen Steinschlaggefahr. Diesen interessanten Felsen konnten wir gestern Abend (im Gegenlicht) von der Playa de las Arenas schon sehen und nun standen wir vor diesem bizarren Lavafels.

Richtung Osten blickten wir über die Küste, von der wir gerade gekommen waren und noch weit darüber hinaus.



Allmo setzte sich wieder in Bewegung, durchfuhr zwei Tunnel und warf einen beängstigten Blick auf die dicken Stahlnetzte, die verhindern sollen, dass Felsen auf die Straße fallen. Toi, toi, toi.


Bis zur Punta de Teno ging es dann wieder ein ganzes Stück, teilweise fast schnurrgeradeaus. An dem kleinen Parkplatz neben der Playa Punta de Teno parkten wir bei drei Fahrzeugen, die dort die Nacht verbracht hatten, ein.

Die Sonne hatte es immer noch nicht geschafft über den Berg und durch die Wolken durch zu kommen als wir uns auf den Weg zum Leuchtturm Faro de Teno machten. Rechts und links der breiten Piste war Lava hoch aufgetürmt. Der Zugang zum Leuchtturm wurde durch ein Stahltor versperrt. Immerhin konnte man hindurchschauen und so zumindest einen Blick auf den Leuchtturm erhaschen. Ob das Tor geöffnet ist, wenn auch das kleine Häuschen besetzt ist, wissen wir nicht.

Der Ausblick auf die Küste dort oben im Norden mit den grünen Steilklippen war sehr beeindruckend. Auch wenn jetzt noch immer alles im Schatten lag und erste Sonnenstrahlen nur schemenhaft durch die Wolken hindurchbrachen. Auch La Gomera war von dort zu erkennen.



Wir nutzten diesen abgeschiedenen Ort noch für unser Frühstück. Dafür war auf unserer Flucht keine Zeit gewesen. Und dann machten wir uns auch schon auf den Rückweg. Tatsächlich kamen uns ein paar Leihwagen entgegen, die die Gunst der Stunde nutzen wollten vor der Sperrstunde dort gewesen zu sein.

Mit den Zufahrtsbeschränkungen zur Punta de Teno sieht es derzeit so aus:
Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ist die Zufahrt von 10 bis 19 Uhr verboten.
Sowie Freitag ab 10 Uhr bis Montag um 19 Uhr.
Mit anderen Worten von 19 bis 10 Uhr ist die Zufahrt mit dem privaten Fahrzeug möglich, zumindest wochentags.
Zu den übrigen Zeiten dürfen nur autorisierte Fahrzeuge, wie der Linienbus und Taxen zu der Punta de Teno fahren. Wir vermuten mal, dass die Fischer, die dort ihre Boote liegen haben, ebenfalls jederzeit dorthin fahren dürfen.

Der Linienbus fährt regelmäßig ab dem Busbahnhof in Buenavista. Pro Person und pro Strecke kostet die Fahrt 1 Euro. Ich vermute mal, dass Fußgänger und Radfahrer jederzeit die Schranke passieren dürfen.

Hinter dem Torbogen mit dem Mirador wechselten wir in eine andere Welt. Tatsächlich schien auf der Seite der Felsen inzwischen die Sonne. Die Küste, das Meer, die bizarren Lavafelsen wurden von der Sonne angestrahlt.

Weit vor der Zeit hatten wir die verbotene Zone wieder verlassen, fuhren zurück nach Buenavista del Norte und hielten uns dann Richtung El Palmar.

Die TF-436 ist eine sehr interessante Bergstraße, die in rund 15 (Haarnadel)Kurven an den Rand des Teno Gebirge führt.

Teno Alto und der mystische Mond



In El Palmar stoppten wir am Centro de Visitantes, wo ich mich erkundigte, ob wir aufgrund der Fahrzeuggröße nach Teno Alto fahren können. Während ich meine Fragen auf Spanisch stellte, antwortete der Angestellte auf Deutsch. So konnten wir beide etwas üben. Hoch nach Teno Alto wäre es kein Problem. Die Straße ist wenig befahren. Nur die Weiterfahrt zur Mondlandschaft Paisaje Lunar hielt er für vermutlich nicht machbar, weil der Weg zu schmal sein könnte. Wir sollten lieber im Dorf an der Plaza parken und den Rest zu Fuß gehen.

Allmo schraubte sich immer höher und höher. Teno Alto liegt ca. auf 800 Metern über dem Meeresspiegel. Und je näher wir Teno Alto kamen, desto mehr Wolken umschlungen uns. Letztlich landeten wir mitten im grau in grau.



Die Parkmöglichkeiten an der kleinen Plaza von Teno Alto waren sehr begrenzt, so dass wir entschieden, doch mit Alllmo weiter zu fahren. Wobei die Straße direkt sehr schmal wurde und die Äste der Bäume sehr tief hingen. Die Idee war vielleicht doch nicht so gut.

Bei der nächsten sich bietenden Möglichkeit stellten wir Allmo am Wegesrand ab (natürlich schon in Fahrtrichtung gewendet) und gingen die letzten rund 500 Meter zu Fuß. Der Wind war sehr frisch, die Landschaft aufgrund der Wolken die vorbei zogen sehr trist.

Von der eigentlich farbenfrohen Mondlandschaft war nur phasenweise etwas zu erahnen. Dafür war alles von einem mystischen Grauschleier umhüllt. Wir folgten ein kleines Stück dem Wanderweg, der auf den Mond und zum Mirador de Teno Alto führen sollte. Doch wandern machte wenig Sinn, so ohne Sicht. Also drehten wir um und gingen noch ein wenig an der Straße entlang, an der sich gelbliche Felsformationen befanden.



Recht bald traten wir den Rückweg zu Allmo an. Auf dem Weg zurück über die kurvige Bergstraße nach El Palmar kamen uns ein paar Pkws entgegen. Vermutlich werden die Leute, genauso wie wir, enttäuscht sein, weil das Wetter heute nicht so richtig mitspielt. Richtig gelohnt hatte sich die Fahrt hinauf nach Teno Alto also nicht. Aber es ist wie es ist.

In El Palmar folgten wir weiter der TF-436, die uns in Richtung der berühmten Masca Schlucht brachte. Der Ranger im Besuchszentrum hatte davon abgeraten, diese Straße vor 18 Uhr zu befahren. Denn dort wäre jetzt die Hölle los. Neben den ganzen Leihwagen kommen auch noch Reisebusse hinzu. Doch was sollten wir machen? Uns nun stundenlang an den Straßenrand in El Palmar stellen war wenig sinnvoll (obwohl dort immerhin die Sonne schien). Also stürzten wir uns ins Abenteuer.

Die Straße war anfänglich gut zu befahren. Der Gegenverkehr war überschaubar und es gab ausreichend Haltebuchten, um auszuweichen und Platz zu machen. Je näher wir Masca kamen, desto mehr Verkehr kam auf.

Mirador Altos de Baracan



Erstaunlicherweise bekamen wir am Mirador Altos de Baracan einen Parkplatz. Doch leider lag dieser Mirador auch schon wieder auf um die 800 Höhenmeter und (genauso wie in Teno Alto) steckten wir auf der Höhe im Dunst. Die Sicht war sehr bescheiden. Doch was wir an Landschaft erahnen konnten sah gut aus.

Ein paar Kurven weiter war am Mirador La Cruz de Hilda der Teufel los. Doch von unserer Fahrtrichtung aus war am rechten Straßenrand eine große Parklücke frei und schwupp waren wir eingeparkt. Das dies so einfach ging erstaunte mich.

Die Sicht dort war um einiges besser. Vom eigentlichen Mirador aus blickten wir auf den kleinen Ort Masca, die gleichnamige Schlucht und auf den Felsen Roque Catana, der sich landschaftlich jedoch kaum von dem dahinterliegenden Felsmassiv absetzte.



Dort gönnten wir uns einen kleinen Mittagssnack mit Blick auf die gewaltigen grünbewachsenen Felsen und das darunterliegende Barranco. Als wir uns Startklar zur Weiterfahrt machen wollte, fuhr ein 12 Meter langer Reisebus an uns vorbei. Wenn wir uns hinter den halten, dann macht der uns den Weg frei. Nur das wir nicht ganz so schnell waren und der Abstand dann doch zu groß wurde. Außerdem nahm der Gegenverkehr extrem zu. Vielfach waren die Leute vorausschauend (sofern es möglich war) und dachten mit. Andere blieben stehen und dachten, dass wir das schon lösen würden. Was meistens auch möglich war.

Die Schlucht von Masca



Unzählige Wandermöglichkeiten bietet der Teno Landschaftspark. Doch unser Bedarf an Wanderungen (also alles was über einen kleinen Spaziergang hinaus geht) ist zurzeit gedeckt. Die wohl bekannteste Wanderung ist die von Masca durch das Barranco hinab ans Meer. Der Zugang zu dieser Wanderung ist reguliert und man muss vorab online einen Platz reservieren. Im Moment ist die Wanderung kostenfrei.

Früher konnte man vom Meer aus mit einem Boottransfer zum Hafen nach Los Gigantes zurückfahren (also am Hafen parken, mit einem Taxi hoch nach Masca, hinunter laufen und mit dem Boot zurück zum Hafen), doch diese Möglichkeit gibt es derzeit nicht. Wer hinunter läuft, der muss auch auf dem gleichen Weg wieder hinauf. Für uns vollkommen undenkbar und außerdem viel zu touristisch.

In Masca selbst waren die Parkmöglichkeiten sehr begrenzt, so dass wir nicht an den Miradoren anhielten, um die sagenhafte Schlucht von Masca (Barranco de Masca) vernünftig und in Ruhe zu fotografieren. Was ich sehr interessant fand, waren die angelegten Bürgersteige, damit die Leute nicht über die Straße laufen müssen, um von einem der Parkplätze zum Barranco und den Miradoren zu gelangen. Entsprechend viel war auf diesem Weg los.

An dem Kreisverkehr hinter Masca parkten die Autos wie sie wollten und nicht wie es für den fließenden Verkehr sinnvoll ist. Zudem mussten auch noch Leute mit ihrem Kind dicht an uns vorbei laufen. So langsam waren wir von dem ganzen Verkehr etwas genervt und die Ausweichmöglichkeiten, die es von El Palmar bis kurz vor Masca gab, waren auf dem weiteren Streckenverlauf so gut wie nicht vorhanden. Nur noch rund 6 Kilometer trennten uns von Santiago del Teide und dem Ende der engen Bergstraße. Die uns noch sämtliche Nerven kosten sollten.

Frank meint ja immer, dass wir so weit es geht ausweichen müssen, was ja grundsätzlich sehr löblich ist. Doch wenn’s nicht mehr geht, weil Felsen am Straßenrand liegen, dann geht es halt nicht mehr. Also blieben wir stehen und der Pkw musste schauen, wie er vorbei passt. Was auch grundsätzlich kein Problem ist, wenn die Leute ebenso wie wir, an ihren Rand der Straße fahren. In einer der Haarnadelkurven wurde es etwas kritisch, als uns zwei Fahrzeuge entgegen kamen und wir nicht genug Platz zum dran vorbeifahren hatten. Mit etwas chaotischen hin und her und vorwärts und rückwärts war es dann endlich geschafft. Die beiden Pkws konnten weiterfahren und wir auch.

Etwas Sorgen hatte ich, ob wir mit dem Heck eine der Betonbegrenzungen gestriffen hatten, doch ich sollte nicht nachsehen. Während wir gerade die ersten Meter wieder berghoch anrollten, sahen wir uns wieder mit zwei Pkws konfrontiert. Frank war mächtig sauer, weil der ältere Herr in dem Leihwagen augenscheinlich wenig Verständnis dafür hatte, dass wir auf unserer Spur (zumindest so weit rechts wie es auf einer anderthalbspurigen Bergstraße geht) ihm entgegen kamen. Er hatte wohl nicht im Blick, dass er sich mitten auf der Straße befand. Was Frank ihm durch zeigen und lautem Schimpfen (das konnten nur Emma und ich hören) mitzuteilen versuchte. Letztlich setzten beide Pkw so weit zurück, dass wir uns an einer etwas breiteren Stelle an den Rand stellen und die beiden passieren konnten.

Und dann hatten wir es auch schon fast geschafft. In einer der letzten Kurven, die für uns nicht einsichtig war, weil ein dicker Felsen die Sicht versperrte, kam uns ein ganzer Schwung Autos entgegen. Diese konnten alle über die Ausweichstelle auf deren Seite an uns vorbei fahren, doch wir konnten nicht erkennen, wann mal kein Auto kam. Als wir diese Stelle auch noch gemeistert hatten, lag Santiago del Teide dann auch schon vor uns. Endlich in Sicherheit.

Wir hatten die Fahrt über TF-436 ohne sichtliche Blessuren überstanden. Was wohl auch daran lag, dass ich Frank irgendwann hinter Masca erklärte, das ein „Stopp“ auch stopp bedeutet. Es reicht ja schon, dass der hintere Radkasten beschädigt ist, da müssen wir den vorderen Kotflügel oder die Trittfläche nicht auch noch kaputt fahren. Auch das Heck hatte an der Betonbegrenzung nichts abbekommen. Vermutlich weil wir höher waren. Nur mit den Nerven sah es vielleicht ein wenig anders aus. Vielleicht ist es doch sinnvoller diese Straße früh am Morgen oder erst spät am Abend zu fahren, um den ganzen Tagestouristen aus dem Weg zu gehen.

Mit den Bussen hatten wir wahrlich Glück. Zwei kleine Busse kamen uns an günstigen Stellen entgegen. Der lange Reisebus, der uns am Mirador überholt hatte, war in Masca stehen geblieben und hatte dort seine Touristen rausgeschmissen. Und auf dem letzten Stück, als es wieder bergauf Richtung Santiago del Teide ging, sahen wir zwei Reisebusse den Berg hinauf fahren, also unsere Fahrtrichtung. Da hatten wir richtig Glück gehabt. Mit so einem langen Reisebus als Gegenverkehr wäre es wenig spaßig geworden.

Wir stellten uns die Frage, welche Reaktion dieser ältere Herr, der uns im Weg stand und wenig begeistert war, gezeigt hätte, wenn wir ein Reisebus gewesen wären. Dann hätte er wohl schlecht rumfluchen können, was der Bus auf dieser Straße zu suchen hat. Aber bei einem deutschen LKW kann man es ja mal versuchen. So ein Spinner.

Andere Leute zeigten uns ein Daumen hoch und viele schafften es auch zu grüßen, wenn wir am Rand warteten (aber nicht alle). In übersichtlichen Kurven ließ Frank auch schon mal die Autos hinter uns durch, damit sie nicht hinter uns herschleichen mussten.

Es ist auf diesen schmalen Bergstraßen halt alles ein Geben und Nehmen, ein Mitdenken und Vorausschauen. Doch manche Leute scheinen mit diesen Straßenverhältnissen total überfordert zu sein und wären besser in einem Reisebus aufgehoben.

Abschließend bleibt zum Teno Landschaftspark zu sagen, dass die Landschaft unglaublich schön ist. Auch wenn sich vieles davon heute hinter den Wolken versteckt hielt. Die Fahrt entlang der TF-436 bietet (bei besserem Wetter) vermutlich atemberaubende Einblicke und war für uns mitten am Tag ein kleines Abenteuer.

Tbc

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