Von unserem ausgesuchten Übernachtungsziel, der Area Recreativa El Pilar, trennten uns 16 Kilometer. Recht bald verließen wir die breite Hauptstraße und bogen erneut in Richtung der Berge ab. Ein Schild wies zu Beginn der Straße daraufhin, dass der Picknickbereich geöffnet hat.
Die sehr kurvige schmale Straße brachte uns höher und höher. Stellenweise war die Straße nass (vermutlich an der Nordseite), wobei wir uns fragten, ob das nur Tauwasser war oder ob es geregnet hatte. Auf dem Rückweg vom Mirador kamen wir an Bäumen vorbei, die gerade dabei waren auszuschlagen und auf dieser Straße trat Herbststimmung auf. Geldgelbes Laub lag entlang der Straße. Wir durchfuhren ein Waldgebiet und es wurde richtig düster. Neben den Tannennadeln, die den Waldboden bedeckten, waren auch die Farne verwelkt. Die Sonne, die sich gerade hinter Wolken versteckte, brachte kein Licht und es war sehr dämmrig.
Dann erreichten wir eine offene Landschaft und die Spuren des Vulkanausbruchs von 2021 wurden sichtbar. Diesmal nicht in Form von Lava, sondern Asche. Die Böden der Hügel neben der Straße waren mit einer grauen Schicht bedeckt, aus der grüne Bäumchen und Pflanzen herausragten. Wir passierten im schönsten Sonnenschein, den Startpunkt für die Wanderungen in Richtung des Vulkans Tajogaite (in der Nähe des Montana Quemada). Diese steht auch noch auf dem Programm, doch dort wollten wir nicht übernachten. Also ließen wir den Bereich rechts liegen und fuhren noch ungefähr vier Kilometer weiter.
Dann hatten wir die Area Recreativa El Pilar erreicht. Aufgrund des heutigen Weihnachtsfestes (Heilige Drei Könige) waren die Grillhütten gut besucht und der Wander-/Picknickparkplatz sehr gut gefüllt. Denn von dieser Stelle startet der bekannte Wanderweg Ruta de los Volcanes, der in verschiedenen Varianten (als Rundweg oder bis hinunter nach Fuencaliente) begangen werden kann.
Wir suchten uns ein sonniges Flecken, was bei den vielen hohen Bäumen sehr schwierig war, und begannen zu kochen. Natürlich hatte sich das mit der Sonne bald erledigt und wie es nun mal auf rund 1450 Metern Höhe ist: Es wurde schnell sehr frisch. Unser Essen (Hackbällchen mit Paprika und Bulgur) verputzten wir dann in der Doka, erledigten noch schnell den Abwasch und verkrümelten uns wieder in Allmo.
So nach und nach lichtete sich der Parkplatz und wir waren gespannt, ob sich noch was ereignen würde.
Sonntag, 7. Januar 2024
Abgesehen von drei Wanderern, die – ausgestattet mit Stirnlampen – erst gegen 20:30 Uhr zu ihrem Fahrzeug zurückgekehrt waren, tat sich in der Nacht nichts. Himmlisch ruhig war es. (kleine Anmerkung: gegen 18:30 Uhr war der Sonnenuntergang.) Erst gegen halb 8 Uhr fuhr das erste Fahrzeug über die angrenzende Straße. Soviel dazu, dass die Polizei das Parken über Nacht kontrolliert.
Wir saßen gerade in der Doka beim Frühstück, da tauchte der Spanier von gestern Abend wieder auf. Er hätte uns doch gesagt, dass wir hier nicht übernachten dürften. Ja, aber wir wollen heute hier wandern und wussten nicht wo wir sonst parken sollten. Er war darüber wenig begeistert, dass wir nicht auf ihn gehört haben und erklärte, dass wenn er die Polizei ruft, wir ein Ticket bekommen würden. Sehr sympathisch, dieser Weltverbesserer oder Dorf-Sherriff, oder was auch immer!
Er ging zu seinem Pkw zurück, der kurz hinter dem spanischen Van geparkt war und fuhr weg. Jetzt wussten wir nicht, ob er vorher mit denen gesprochen hatte, und wollten es unbedingt in Erfahrung bringen. Also klopfte ich bei dem deutschen Paar. Natürlich hatte der Typ bei denen nicht geklopft. Was uns doch sehr irritierte, weil das Fahrzeug schon als Camper zu erkennen ist, gestern Abend und heute Morgen dort stand und er ganz offensichtlich vorhin hinter denen geparkt hatte.
Frank wertete dieses Auftreten eindeutig als Rassismus. Klingt zwar hart, aber anders ist es nicht zu erklären, dass wir mit unserem deutschen Kennzeichen von dem Typen angesprochen werden und er am Morgen dann ja sogar mit der Polizei drohte, und der Camper-Van mit dem spanischen Kennzeichen wurde nicht von ihm angesprochen. Tja, so sieht Ausländerfeindlichkeit aus.
Ganz wohl fühlten wir uns nicht, Allmo für die Wanderung auf dem Parkplatz im Wald bzw. überhaupt mehrere Stunden allein zu lassen. Doch von dem Typen wollten wir uns auch nicht komplett einschüchtern lassen. Also parkten wir Allmo auf den Standstreifen um, der als Wanderparkplatz genutzt wird und starteten mit der Wanderung.
Wir wollten der Ruta de los Volcanes maximal bis zum Vulkan El Duraznero folgen. Der Wanderweg selbst führt in rund 17 Kilometern bis nach Los Canarios, von wo aus man mit einem Taxi zum Ausgangspunkt an der Area Recreativa El Pilar zurückgefahren werden kann. Oder man wandert noch bis zum Faro Fuencaliente 6 Kilometer weiter und fährt dann von dort mit einem Taxi zurück.
So lange Strecken kommen für uns nicht in Frage, auch oder gerade, weil es irgendwann nur noch bergab geht. Daher war für uns der Vulkan El Duraznero mit einer einfachen Strecke von um die 6 Kilometer unser Maximalziel.
Nach dem ersten Kilometer kamen wir mit einem älteren Herrn aus Saarbrücken ins Gespräch, der die Aussage des Spaniers gestern, dass das Übernachten wegen der Vulkan-Gase verboten wäre, nicht nachvollziehen konnte. Der Wind kommt meist aus der entgegengesetzten Richtung. Zudem haben wir sogar einen CO2-Warner (wusste ich bis heute Morgen auch nicht), und die Werte lagen unter 400 ppm (oder wie die Maßeinheit heißt). Also mehr als unkritisch.
Ein Stück gingen wir gemeinsam und stießen dann auf ein Pärchen aus Berlin. Schnell war der Saarbrücker ohne uns vorangeeilt, so dass wir zu viert ein ganzes Stück gemeinsam liefen. Das schöne war, dass die beiden genauso gut oder schlecht, wie wir die Berge hochliefen. Sonst sind wir ja immer die Langsamsten und nun durften wir endlich mal erleben, dass es auch anderen Menschen so geht wie uns. Die beiden wollten bis Los Canarios herunterlaufen und dann mit dem Taxi hoch, daher liefen die beiden irgendwann ohne uns weiter. Schließlich wollten sie nicht in die Dunkelheit geraten, was wir sehr gut nachvollziehen konnten.
Von der Area Recreativa El Pilar führte die Ruta de los Volcanos lange Zeit durch Nadelwald und vorbei an vertrockneten Farnen. Es ging, abgesehen von wenigen geraden Passagen, ständig bergauf. Wie gut, dass die Bäume Schatten spendeten. Nach etwas über 4 Kilometern hatten wir dann endlich den Wald hinter uns gelassen und wir konnten im Osten bis nach Teneriffa schauen (der Teide war nicht zu übersehen), und auf einen Vulkan-Berg.
Wir folgten dem Weg noch ein klein wenig, wobei dann auch die Westküste in Sicht kam und entschieden uns nach 5,4 Kilometern umzudrehen. Bis zu dem El Duraznero Vulkan wären es noch 1,4 Kilometer gewesen. Hört sich eigentlich nicht nach viel an, aber es ging wieder bergauf und wir stoppten an schön aussehenden Steinen und legten erstmal eine Pause ein, bevor wir dann entschieden umzudrehen. So ein wenig lag uns auch im Magen, dass Allmo dort so allein (mit Emma) am Wegesrand parkte und wir nicht wussten, ob der Typ noch die Polizei gerufen hatte. Doch was hätten die tun sollen? Wir parkten ja nur für eine Wanderung.
Wir genossen den Blick auf die Westküste, also auf die Umgebung von Tazacorte, auch der Leuchtturm Las Hoyas war zu sehen und natürlich das Lavafeld. Nur wenige Wolken befanden sich dort. Im Osten lag gefühlt der ganze Küstenstreifen unter einer dicken Wolkendecke versteckt. Dazwischen befand sich die Bergkette, auf die wir gestern auch schon geblickt hatten. Schön grün lag der Bergrücken vor uns.
Mit diesem Blick traten wir den Rückweg zu Allmo an. Mussten wir auf dem Hinweg jede Menge Verschnaufpausen einlegen, so lief sich der Rückweg beinah von selbst. Nur eine etwas steilere Passage mussten wir überwinden. Nach 10,4 Kilometern bzw. 4:15 Uhr waren wir wieder bei Allmo. Natürlich stand dieser noch unversehrt dort und auch kein Ticket hing am Scheibenwischer. Also war wohl doch noch alles gut gegangen.
Der Weg durch den Nadelwald zog sich unwahrscheinlich in die Länge, insbesondere weil es fast nur berghoch ging. Als wir den Wald endlich hinter uns gelassen hatte dominierte grauer feiner Lavakies das Bild und der erste Vulkan kam in Sicht. Die Ruta de los Volcanos gehört mit zu den besten Wanderungen auf La Palma. Aber nur dann, wenn man dem Weg noch weiter folgt. Vielleicht haben wir zu früh abgebrochen, um die volle Schönheit des Wanderweges zu begreifen. Aber es ist wie es ist und für uns war es so vollkommen in Ordnung.
Mirador Llano de Las Ventas
Schattig war’s, so dass wir zügig den Motor starteten und davon düsten. Nach wenigen Kilometern stoppten wir am Mirador Llano de Las Ventas auf 1320 Metern. Die Sonne schien und wir genossen jeder ein Eis mit Blick auf die dicke Wolkendecke. Was auch immer dort sonst zu sehen ist (vermutlich die Brenas und Santa Cruz) war nun unsichtbar. Wir genossen die Sonne und beobachteten dabei, wie die Wolken von Osten sich auf den westlich gelegenen Wald zu bewegten und gleichzeitig eine höhere Wolkendecke von Westen in Richtung Osten zog. Und irgendwann war der Wald verschwunden.
Auch unsere Nase wurde schon leicht von einer ersten Wolkenschicht getroffen. Also ging’s für uns schnell weiter. Auf 1200 Höhenmetern bis hinunter auf 700 Metern befanden wir uns komplett in den Wolken. Die Straße war zweispurig ausgebaut und es herrschte so gut wie kein Verkehr, so dass wir entspannt durch die Wolkendecke nach unten fahren konnten.
Und dann kam wieder Land in Sicht.
tbc