Wer hätte am späten Vormittag, als wir die Grenze zu Bosnien passierten, gedacht, dass wir später in einem Graben enden würden? Wir nicht. Aber der Reihe nach.

Der Grenzübergang zwischen Slavonski Brod und Brod lag nur wenige Kilometer von unserem Übernachtungsplatz entfernt. Die Ausreise aus Kroatien verlief ohne viele Worte. Der Grenzbeamte war nicht sehr gesprächig.


Auf der anderen Seite des Flusses Save wartete die bosnische Grenze auf uns. Ein LKW-Fahrer war direkt irritiert als wir neben ihm standen und auch der Grenzbeamte wollte uns schon zurück in die LKW-Schlange schicken. Doch nachdem der Brummi-Fahrer wusste, dass wir ein Camper sind und es dem Grenzer zurief, durften wir die PKW-/Bus-Schlange befahren.

Ganz schön knapp war es, aber Allmo konnte sich an den wartenden LKWs so eben vorbeiquetschen.

Der bosnische Grenzer war nicht viel gesprächiger als sein kroatischer Kollege. Allerdings zeigte er auf den letzten sichtbaren TÜV-Stempel, dann auf Allmo und meinte „Kaputt“. Nein. Hektisch blätterte ich in der Zulassung und zeigte ihm den aktuellen TÜV-Stempel. Puh!
Der Zöllner wollte nur wissen, ob wir Touristen sind und ab Dubrovnik oder Sarajevo unsere Richtung wäre. Sarajevo natürlich. Ohne weitere Kontrollen durften wir in Bosnien einreisen.

Unser Ziel waren Steinkugeln (Stone Shperes oder kamene kugle genannt). Doch zunächst stoppten wir an einem Supermarkt der Kette Bingo und später noch an einer Tankstelle. In dem Einkaufszentrum beim Bingo gab es auch eine Wechselstube, so dass wir vorsichtshalber 25 Euro in rund 48 bosnische Mark tauschten. Auch ein Straßenhund wurde mit 2 Schälchen Katzenfutter beglückt.

Das Wetter war inzwischen richtig schön. Typisch bosnisch fuhren wir an einem Fluss entlang. Nur der Indian Summer, also die Färbung des Laubs, war noch nicht so schön herbstlich wie vor zwei Jahren. Dafür sind wir aber auch einen Monat früher dran.

An einer Stelle hatten wir die Wahl: Geradeaus über die breite Bundesstraße oder links abbiegen, über den Fluss und dann über eine vermeintlich schmalere Straße. Wir entschieden uns für „geradeaus“.

Irgendwann konnten wir dem, von Karten-Gockel weiter vorgegebene Straßenverlauf, nicht mehr folgen. Die kleine Brücke war nur für Fahrzeuge bis 5 Tonnen zugelassen und die Durchfahrtshöhe war durch einen Metallbalken beschränkt (auf welche Meterzahl auch immer, aber definitiv war es zu niedrig).  

Also fuhren wir wieder auf die Hauptstraße zurück und folgten dieser weiter in Richtung Süden. In der Ortschaft Brankovici bogen wir links auf eine schmalere Straße ab, die im weiteren Verlauf nur für Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen befahrbar war. Das passte ja.

Wir waren noch gar nicht weit gekommen, als uns auf der schmalen Straße ein kleiner sprinterartiger Lieferwagen entgegenkam. Frank meinte Platzmachen zu wollen (obwohl wir das größere Fahrzeug waren) und mein Hinweis „fahr nicht so weit rüber, da ist ein Graben“ kam nicht bei Frank an oder vielleicht kam er auch zu spät und schon waren wir in Schräglage.

Selbst befreien konnten wir uns nicht und der Lieferwagenfahrer fuhr einfach weiter. Zum Glück waren ein paar andere Bosnier deutlich hilfsbereiter. Der eine Herr Herr (seine Schwester lebt in der Nähe von Stuttgart und daher spricht er sehr gut deutsch), nahm Frank mit zu einer Baustelle, die sich in der Nähe befand. Dort wurden gerade Rohre gegossen und daher stand der Bagger dort und wartete quasi nur darauf und aus der Misere zu befreien.



Die neuen Abschleppösen kamen erstmals zum Einsatz. Ebenso unser langes Abschleppseil.

Emma fand alles sehr suspekt. Warum stand der Allmo so schief? Und warum bewegt sich meine Box von ganz allein? Vorsichtshalber schnappte ich mir ihre Box, nahm sie zu mir nach vorne und schloss den Reißverschluss. Somit war Emma wenigstens gesichert.

Ich hatte große Bedenken, dass wir bei dem Versuch rauszukommen komplett kippen. Es ging aber alles gut.

Innerhalb von 30 Minuten waren wir wieder auf festem Boden. Drei Anläufe waren dazu nötig. Außer Dreck und Grasbüschel hat Allmo keine weiteren Blessuren davongetragen.

Bereits auf den Kanaren versuchte ich Frank zu erklären, dass wenn ich „Stopp“ sage auch stopp meine und dass mein Hinweis „Nicht so weit rechts“ ernst zu nehmen ist. Auf Teneriffa waren wir mit einem zerbeulten hinteren Radkasten davongekommen, als er einem Touristen-PKW, der mittig fuhr, ausweichen wollte.

Wir waren heute glimpflich aus dem Graben wieder herausgekommen und auch sehr schnell. Doch was ist beim nächsten Mal, wenn keine freundlichen Helfer zur Stelle sind?

Ein riesiges Dankeschön gilt unseren Rettern!


Nach dem wir uns den angerichteten „Flurschaden“ (der Graben ist nun wenigstens wieder als solcher zu erkennen) von außen angesehen und das Bergematerial wieder verstaut hatten, setzten wir unsere Fahrt fort.

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