Gestern hatten wir entschieden, dass wir heute auf jeden Fall zum Blue Eye (Syre i Kalter) fahren (wenn man schon mal in der Nähe ist) und dann wieder über die Nordroute zurück zu unserem Übernachtungsplatz von vor zwei Nächten. So der Plan. Das Blue Eye befindet sich nicht mehr in Theth, sondern im Dorf Nderlysaj. Falls man das als Dorf bezeichnen kann.

Weil ich über die Gebühren für das Parken am Blue Eye (bzw. der letzten Möglichkeit, bevor es nur zu Fuß weiter geht), unterschiedliche Informationen hatte und wir keiner Willkür unterliegen wollten, parkten wir bereits rund einen Kilometer vor dem eigentlichen Parkplatz. Frank war darüber wenig begeistert. Wobei der Weg über Teer und ohne Steigungen verlief. Also eigentlich kein Grund zum Meckern.



An zwei Parkflächen sahen wir dann ein gedrucktes Schild mit 200 Lek. Okay, also keine Willkür, sondern ein klarer Preis. Dann hätten wir ja doch bis hier fahren können. Für’s nächste Mal wissen wir nun bescheid.

Wir folgten der Strecke von Wikiloc, die uns über eine kleine Holzbrücke führte. Zu beiden Seiten schimmerte das Wasser türkisblau. Ob das mit der Namensgebung des Blue Eye zusammenhängt? Wir kraxelten über die hellen, teilweise mit leichten rosa Sprenklern versehenen Felsen. Das Wasser ergoss sich über mehrere Ebenen. Der Weg, über die im Flussbett liegenden Steine, war allerdings nicht begehbar. Zumindest nicht ohne Schuhe ausziehen. Da wir aber an der anderen Seite Menschen sahen, verzichteten wir auf den Weg durch das Wasser und drehten um.



Hinter der Brücke hielten wir uns nun direkt links und folgten dem Trampelpfad, der sich rechts von den Felsen und dem Wasser befand. Nach dem wir ein wenig bergauf liefen, öffnete sich vor uns ein etwas größeres Tal. Wir waren umringt von hohen Bergen. Zu beiden Seiten des Weges leuchteten die Blätter in bunten Herbstfarben.

Hinter dem Tal ging es ein wenig bergauf, immer dem Trampelpfad nach. Die Strecke verlief durch Wald, so dass wir nicht zusätzlich durch die Sonne ins Schwitzen gerieten. Über viele Steine führte uns der Weg immer weiter hinauf, und dann wieder hinunter.

Ziemlich erledigt erreichten wir, nein – nicht das Blue Eye, sondern eine Badestelle neben einer Holzbrücke. Dort hatten sich einige Leute eingefunden. Erledigt wie wir waren, steuerten wir diese Stelle an. Auch weil wir dachten, dass dort das Blue Eye sein müsste. Das befindet sich aber hinter der Brücke, 200 Meter weiter.



Unsere Badesachen hatten wir natürlich NICHT mit dabei. Das Wasser soll nämlich sehr, sehr frisch sein, so dass mir klar war, dass wir da eh nicht reinhüfen werden. Doch weit gefehlt. In Unterwäsche (wir waren nicht die Einzigen) näherten wir uns dem türkisblauen klaren Wasser. Während ich Fußfrost bekam, war Frank schon ganz hineingesprungen. Manchmal kann man über ihn nur staunen. Mein Körper war so erhitzt, dass ich dann auch noch ganz ins Wasser eintauchte. Sch… egal, ob nun die Unterwäsche nass ist oder nicht. Irgendwann wird sie schon wieder trocknen. Wenn die Füße nicht in Wahnsinnsgeschwindigkeit zu Eiszapfen geworden wären, hätte ich es durchaus etwas länger im Wasser ausgehalten. Doch so musste ich schnell raus, was bei den kleinen Steinen gar nicht so einfach war.

Wir ließen uns in der Sonne trocknen. Bestaunten den italienischen Vater, der von der Brücke ins Wasser sprang und unterhielten uns etwas mit einem jungen Pärchen aus Deutschland.

Lange würde die Sonne nicht mehr auf diesen Flecken scheinen und wir zogen uns unsere Kleidung über die noch feuchten Sachen. Inzwischen wussten wir auch, dass das Blue Eye noch vor uns lag, so dass wir uns über die marode Holzbrücke, auf die andere Seite des Flusses wagten.

Auf dem Weg zum Blue Eye (es ging noch ein wenig hinunter) wurde es schlagartig kühler. Der Boden war mit Laub bedeckt, was feucht und dadurch auf den Steinen rutschig war. Das Blue Eye lag komplett im Schatten. Ein kleiner Wasserfall ergießt sich in dem Pool des Blue Eye. So richtig kann man diesen eigentlich nur von der anderen Seite aus sehen. Ein Holzbalken (wie beim Balken turnen) und ein kleiner leiterähnlicher Steg, standen als Tritthilfe zur Verfügung, um die andere Seite zu erreichen. Wir verzichteten auf den Weg hinüber, wo ein paar Leute, wie die Hühner auf der Stange, am Rand hockten.



Schnell traten wir den Rückweg an. Nachdem wir den kleinen Aufstieg hinter uns gebracht hatten, kamen wir an dem kleinen Verkaufsstand mit einem Ehepaar ins Gespräch. Der Dame hatte ich gestern den Weg zum Grunas Waterfall erklärt und heute Morgen hatten wir uns auch kurz gesprochen. Wir unterhielten uns eine ganze Weile, doch irgendwann zog es uns weiter.

Es ging nur noch bergab, was ganz gut war. Wobei die Füße schon recht müde wurden. Hungrig waren wir auch. Und das schlimme daran war, dass der Brotteig erst noch in den Ofen musste und wir nichts Vorgekochtes hatten. Der letzte Kilometer zurück zu Allmo über die Straße, zog sich dann doch noch ganz schön hin.

Nach 8 Kilometern und fast 4 Stunden waren wir zurück bei Allmo. An unserem Scheibenwischer entdeckten wir eine Nachricht. Klaus E. grüßt aus Geldern. Da hatte uns wohl jemand aus der Nachbarstadt (deren Kennzeichen wir haben) am Straßenrand entdeckt.

Wir überlegten, wie wir nun weiter vorgehen und entschieden uns dazu, Allmo an die Stelle umzuparken, an der Frank vorhin nicht stehen bleiben wollte und dort dann auch über Nacht zu bleiben. Schnell war dies erledigt. Während ich den Brotteig in den Ofen schob und Frank sich um unser improvisiertes Mittagessen kümmern wollte, kamen wir mit einem jungen deutschen Pärchen uns Gespräch, die gerade auf dem Rückweg nach Theth waren.

Frank zauberte uns je einen Wrap mit Zwiebeln und Ei. Und als ich anmerkte, dass wir das Abendessen ausfallen lassen können (es war immerhin schon gegen 15 Uhr), bereitete er uns schnell je einen weiteren Wrap (diesmal zusätzlich mit Paprika und Käse) zu.

Satt und zufrieden saßen wir bei Allmo in der Sonne, freuten uns über den Anblick der Berge. Grüßten die vorbeiziehenden Wanderer. Ernteten ein Daumenhoch von einem albanischen Geländewagenfahrer und winkten freundlich.



Zwischendurch kam ein älterer Herr an uns vorbei, der jedoch nur albanisch sprach. Er zog eine AAA-Batterie aus der Tasche und signalisierte, dass er drei davon bräuchte. Wir konnten ihm immerhin zwei Batterien geben. Für die Batterien wollte er uns Geld geben, worauf wir verzichteten. Er bedankte sich und er ging die Straße weiter in Richtung Blue Eye.

Später, ich hatte mich gerade nach innen verkrümelt, weil die Sonne dann gegen 16:30 Uhr nicht mehr über den Berg kam und wir im Schatten saßen, kam zunächst ein Streunerhund vorbei. Zwei Schälchen Katzenfutter nahm er dankbar an, hätte aber vermutlich auch noch mehr verputzt. Kurz darauf, ich war gerade wieder innen, hörte ich Frank abgehakt englisch sprechen. Mit wem war er nun dran? Und siehe da, es war der Herr mit den Batterien, der ihn wohl auf ein Bier einladen wollte, was Frank dankend ablehnte. Frank brachte noch in Erfahrung, dass wir die Straße über Prekal nach Shkodra fahren könnte, die wäre nur etwas ruckelig. Die andere Richtung wäre einfacher. Aber von da waren wir ja gekommen.

Ich ärgerte mich ein wenig, dass ich es heute Morgen versäumt hatte Fotos von dem Geröll neben der Straße und von den dicken Felsen, an denen Frank so locker vorbei fuhr und ich mir dachte „hoffentlich passt es von der Höhe“ zu machen. Ich war ja im Glauben, dass wir dort morgen noch einmal entlangkommen würden. So kann man sich täuschen, denn so wie es jetzt aussieht, werden wir den Weg Richtung Shkodra über die Südroute einschlagen. Immerhin konnte ich aus seinem Video zwei Fotos rausschneiden.

Dienstag, 15. Oktober 2024

Nach dem wir abends noch zwei Hunde mit Futter beglückt hatten, stand am Morgen ein weiterer Hund neben Allmo. Dieser war noch verspielt und fand gefallen darin in Franks Trecking-Sandalen beißen zu wollen. Natürlich bekam er was zum Frühstück von uns.

Über eine WA Iveco Gruppe hatte Frank gestern Abend in Erfahrung gebracht, dass E. aus der Schweiz vor einer Woche die Südroute von Theth über Prekal nach Shkodra gefahren war. Also war die Entscheidung gefallen: Wir wagten uns auf die Südroute.

tbc

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