Die Südroute von Theth über Prekal nach Shkodra soll für uns befahrbar sein. Der freundliche Albaner, der uns gestern mit Händen und Füßen erklärte, dass der Weg ruckelig aber machbar wäre und E. aus der Schweiz können nicht irren. E. war vor einer Woche dort entlang gefahren und hatte als einzige schwierige Stelle einen Felsen identifiziert. Doch da wir eine ähnliche Höhe haben, sollte diese auch für uns problemlos passierbar sein. Danach gab es zwar noch etwas Regen, aber wir wollten es dennoch wagen.

Also starteten wir am Morgen in das Abenteuer: Südroute von Theth nach Prekal.

Und ganz ehrlich: Es war die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Die Route war landschaftlich viel schöner als die Nordroute und ich bekam nicht ein einziges Mal Schnappatmung. Und das soll was heißen.

Die ersten 30 Kilometer war die Piste überwiegend grob geschottert. Es gab ein paar Auswaschungen, ein paar matschige Stellen und ein paar Wasserdurchfahrten. Zu Anfang fuhren wir direkt am Fluss entlang, der dieses schöne blaue Wasser führte. Ach ja: Frank schwärmte am Morgen immer noch von der schönen Wasserfarbe am Blue Eye und überlegt, wie wir das mit unserem Schwimmteich auch hinbekommen.




Ein paar wenige engere Passagen gab es. Vermutlich durch den Regen verursacht, lagen Steine neben dem Weg (also so weggeräumt, dass Fahrzeuge dran vorbei passten) und auch Spuren von kleinen Erdrutschen waren häufiger zu sehen. Dabei hatte es auch ein paar Bäumchen aus den Wurzeln gerissen. Alle Stellen konnten wir ohne Schwierigkeiten passieren.



Tiefhängende Stromleitungen


Größtes Hindernis waren wir uns zu niedrige Stromleitungen. Direkt in der Kurve bei einem Trafo-Häuschen, hatte schon jemand mit einem langen Ast die Leitung angehoben und wir kamen gut drunter her. Doch hinter der nächsten Kurve befanden sich erneut ein paar niedrige Leitungen vor uns. Ich stieg aus, konnte aus meiner Position jedoch nicht erkennen, ob es knapp passt oder doch nicht passt. Frank kennt bei Strom keinen Spaß und setzte Allmo ein Stück zurück und raus aus dem Weg.



Längere Hölzer waren nicht zu finden und den einen, der die Leitung hochhielt, wollten wir nicht entfernen. Frank kam auf die Idee, ein Stück Holz an Allmos Astabweiser für die Blaulichter zu befestigen. Wir wollten gerade zur Probefahrt schreiten, denn wenn die Leitung den Ast berührt, dann heißt es Rückzug für uns. Unter Strom wollten wir Allmo nicht stellen.

Doch genau in dem Moment kam ein Herr mit einem langen Holzstab (vermutlich der Ast, der gerade noch die andere Leitung hochgehalten hatte) angelaufen. Er bezeichnete die Leitung als „Problem, problem“, ja das war sie tatsächlich. Er drückte die Leitung nach oben und Frank fuhr mit Allmo langsam darunter her. Ich hatte Allmos Dach und die Stromleitung im Blick. So passte es auf jeden Fall. Wir bedankten uns bei dem Herrn. Wie gut, dass ich mir heute morgen noch angesehen hatte, was Danke auf albanisch heißt: faleminderit. Mit Mirupafshim und einem Lächeln verabschiedeten wir uns.

Von der Straße aus konnten wir gar nicht sehen, dass es dort ein Gebäude gab, aber irgendwohin muss die Stromleitung ja führen.


Road under Construction



Nach 30 Kilometern gab es eine Strecke von vielleicht 2 – 3 Kilometern, die aktuell hergerichtet wird. Zunächst wurde es sehr matschig, weil dort Erde verfahren wurde. Die Walze war dabei den Boden zu glätten. Ein paar Kurven später wurden weitere Arbeiten zur Verbreiterung der Straße vorgenommen (der Felsen abgeknabbert), auch dort war der Boden sehr matschig (liegt wohl auch am vielen Regen Anfang Oktober).



In diesem Bereich befand sich auch der von E. beschriebene Felsen, der eine eventuelle Engstelle bedeuten könnte. Vorsichtshalber stieg ich aus, bewaffnet mit dem Walkie Talkie und der Kamera, um Videos zu drehen. Frank fuhr in Schrittgeschwindigkeit und ich hatte die Beifahrerseite und die Felsen im Blick. Doch war kamen an der Felswand sehr gut vorbei, ohne irgendwo anzuecken.



Der Rest der Strecke auf der Südroute war wieder sehr gut zu befahren. Gegenverkehr gab es insgesamt wenig (nur ein paar Baustellen-LKWs, wenige PKWs und einige Motorräder) und alles war gut händelbar.


Ab Prekal soll die Straße geteert sein. Doch so weit kamen wir heute nicht. An der Holzhängebrücke kurz vor Prekal entschieden wir, dass schöne Wetter zu nutzen (wobei die Sonne dann gegen 15 Uhr schon hinter dem Felsen verschwand) und heute nicht mehr weiterzufahren. Aber das letzte Stück Piste werden wir Morgen auch noch gut bewerkstelligen.

Stand heute ist die Südroute von Theth nach Prekal mit unserer Fahrzeuggröße (6,80 m Länge, 2,50 m Breite, 3,35 m Höhe, 7,5 Tonnen Gewicht) gut zu meistern. Baumaschinen und LKWs befahren diese Strecke auch und wo die durchpassen, passt Allmo auch durch.



Für die nicht ganz 50 Kilometer benötigten wir ca. 4 Stunden. Dazu zählten einige Fotostopps und ein etwas längerer Halt, weil wir uns mit der Stromleitung beschäftigen mussten.

Wir waren sehr froh, dass wir uns dazu entschieden hatten über die Südroute Theth zu verlassen. Die Strecke war landschaftlich um einiges schöner als die Nordroute. Außerdem hat die Piste inzwischen ihren Schrecken verloren und ist in einem recht guten Ausbauzustand. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Strecke geteert ist. Die Arbeiten dafür laufen fleißig. Der wenige Verkehr machte die Fahrt für uns sehr entspannt.

Übernachtung am Fluss vor Prekal



Kaum dass wir ordentlich neben der Holzbrücke Ura e Telit und dem Fluss Kiri eingeparkt hatten, hielt ein Pärchen aus Chemnitz mit ihrem Jeep oben an der Straße. Die Hängebrücke ist natürlich ein kleines Highlight. Wir kamen kurz ins Gespräch (gestern und heute waren wir uns schon im Vorbeifahren begegnet).

Nach dem wir uns gestärkt und einmal über die Brücke gelaufen waren (wie gut, dass ich sie mir erst hinterher von unten angesehen hatte), erfrischte sich Frank in dem schönen blauen Wasser. Mir war es dann doch ein wenig zu kalt. Leider verschwand kurz danach die Sonne hinter dem dicken Felsen und wir saßen im Schatten.



Leider mussten wir feststellen, dass a) Allmo eine Schraube verloren hat (die von unserer Abdeckung der Feuerwehrleiter) und b) das unser Frischwassertank leer ist. Am Morgen beim Haarewaschen hatte ich nicht bemerkt, dass Luft in der Leitung ist. Wie gut, dass wir am Fluss stehen und morgen tanken wir unterwegs neues Wasser. Frank entfernte abends noch etwas Laub und Nüsse aus der Dachrinne der Doka. Zum Abendessen zauberte er uns eine Asia-Hühnchen-Pfanne.

Mittwoch, 16. Oktober 2024

Bis um fünf Uhr morgens war das einzige Geräusch, das wir hörten, das Rauschen des Wassers vom Fluss Kiri. Um 5 Uhr fuhren dann die ersten LKW über die Piste. Es war noch dunkel. Emma war wieder im Kuschelmodus. Die Nacht daher etwas unruhiger. Rein unter die Decke, raus aus der Decke, …

Zum Frühstück schien die Sonne durch den Taleinschnitt. Auch heute wurde es wieder angenehm warm. Nach dem Frühstück brachen wir auf. Noch rund 3 Kilometer Piste warteten auf uns, danach ging’s über Teer weiter. Ich ging davon aus, dass uns auf diesem letzten Stück Piste nichts stressen wird, hatte aber die Rechnung ohne ein paar Bauarbeiter gemacht und deren Fahrzeug. Der Pritschenwagen war zwar am Rand geparkt, aber die Fahrspur war auf meiner Seite durch Randsteine begrenzt. Wegsetzten wollte keiner der Herren das Fahrzeug. Wir könnten ja noch was nach rechts fahren (ja, da war noch ein ganz klein wenig Platz, aber auch nur, weil unser Radkasten so hoch ist und oberhalb der Randsteine endete.

Immerhin schaute ein Herr von vorne, ein anderer von hinten und winkten und wedelten fleißig. Ich hielt meinen Kopf aus dem Fenster, um den Reifen besser sehen zu können. Puh, das war eine ganz schön knappe Kiste. Aber mit viel Geduld, lenkte Frank den Allmo durch dieses Nadelöhr. Und dann kam uns auch schon ein weiterer Pritschenwagen entgegen, der ein Stück zurücksetzte und wir konnten unseren Weg entlang der Felswände fortsetzen. Landschaftlich war es natürlich wieder sehr schön.

Kurz drauf erreichten wir Prekal und landeten auf Teer. Die Fahrt in Richtung Shkodra war für’s Auge schön, aber für meine Nerven sehr anstrengend.  Der rauschende Fluss, die hellen Felsen im Flussbett und der kleine Canyon sahen sehr schön aus. Die uns entgegenkommenden Fahrzeuge nervten mich ein wenig. Die Straße war ja nur etwas breiter als einspurig und immer wieder mussten wir Platz machen. Da merkten wir direkt, was die sporadisch dörfliche Bebauung und der Teer doch ausmachen. Auch auf der geteerten Strecke gab es, insbesondere zu Anfang, immer wieder Stellen, an denen größere und kleinere Steine neben der Fahrbahn lagen. Erdrutsche und Felsabgänge machen auch vor Teer nicht Halt.



Irgendwann war die Straße zweispurig und wir rollten auf Shkodra zu. Den Spar Supermarkt, den ich für einen Einkauf ins Auge gefasst hatte, lag zwar verkehrsmäßig günstig, aber von den Parkplätzen her echt schlecht. Außerdem befand sich daneben direkt das Roma-Lager. Also fuhren wir weiter und hielten unsere Augen offen. Spätestens an dem Big Market, wo wir Wasser auffüllen wollten, könnten wir etwas einkaufen.

Gefühlt kamen wir an dutzenden von Möbelgeschäften vorbei. Wer braucht so viele Möbel? Dafür gab es keinen Supermarkt bzw. nur so Mini-Supermärkte mit schlechter Parkplatzsituation.

Wassertank auffüllen

Wenige hundert Meter vor der Wasserzapfstelle wurden wir auf einen Spar Supermarkt aufmerksam und bogen dorthin ab. Die Zufahrt war etwas schmal, doch von hinten winkte ein Herr. Also trauten wir uns dorthin. Wir parkten neben dem Gebäude am Rand und kauften ein paar Dinge (Getränke, Frischwurst, Brot, …) ein. Erstaunt war ich, dass ich sogar mit Karte hätte zahlen können. Aber wir hatten ja noch einige Lek und daher zahlte ich in bar.

Anschließend fuhren wir zu der Wasserzapfstelle, die sich entgegen meiner Vermutung nicht am Restaurant-Parkplatz, sondern am Supermarkt-Parkplatz befand. Dann hätten wir dort ja auch direkt einkaufen können. Aber egal. Ein österreichischer Camper parkte direkt an der Zapfstelle, die Tür war offen, aber es machte niemand Anstalten tatsächlich Wasser zapfen zu wollen.

Vorsichtig näherte ich mich mit einem „Hallo“ und wollte wissen, ob die schon mit Wasserzapfen fertig wären. Ich bekam ein „Nein“ zur Antwort und den Hinweis, dass er das Wasser probiert hätte und es trinkbar zu sein scheint. Das interessierte mich nicht, weil wir es eh nur zum Waschen und Duschen nutzen. Auf meine Frage, ob er denn jetzt seinen Wassertank auffüllen möchte, kam ein erneutes „Nein“, und auf meine Bitte dann doch etwas vorzufahren, antwortete der Herr mit „gleich“.

Wir trafen schonmal alle Vorbereitungen, holten den Wasserschlauch raus und den Wasserdieb. Die österreichische Dame kam zum Fahrzeug (ohne Einkäufe), schloss die Tür hinter sich und es tat sich nichts. Frank kämpfte derzeit mit dem Wasseranschluss, weil dort ein dickes Gewinde drauf war und nicht das sonst übliche. Mit viel Kraftaufwand war er dann so weit, doch die Österreicher standen immer noch dort. Ich will ja niemanden nötigen, aber ohne jegliche Tätigkeiten vor einer Wasserzapfstelle oder auch auf einer Entsorgung zu stehen, geht halt gar nicht. Besonders nicht, wenn jemand hinter einem wartet. Ich lief dann ums Fahrzeug rum, um die Herrschaften höflich zum Weiterfahren zu bewegen. Was sie dann auch recht zügig schafften.

Frank setzte Allmo zurück und wir konnten nun endlich unseren Frischwassertank befüllen. Damit unser Wasserdieb nicht abfiel (der Wasserdruck war ganz gut), musste Frank die ganze Zeit das Ding festhalten. Das war ja mal wieder ein Akt.

Anschließend nahmen wir Kurs auf Vau-Deja.

tbc

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