Am Morgen wurde es dann plötzlich hektisch. Die ersten Fahrzeuge (PKWs) trafen ein, um auf eine der beiden Fähren zu befahren, die innerhalb von eigentlich zwei Stunden (wir waren 2,75 Stunden unterwegs) die Passagiere über den Koman Lake von Koman nach Fierze bringt.

Ein Ticket-Kontrolleur verlangte dann tatsächlich eine Gebühr für die Durchfahrt des Tunnels. Von uns wolle er 7 Euro haben, wobei 700 LEK natürlich auch in Ordnung waren. Wie wir später feststellten, zahlte der Niederländer mit seinem Camper 6 Euro und die Bremerin mit einem etwas kleineren Fahrzeug 5 Euro. Wir bekamen sogar ein Stück offiziell aussehendes Papier in die Hand gedrückt.


Interessanterweise trafen zunächst viel Fahrzeuge ein, die auf die andere Fähre, also die Berisha, mussten. Alle mussten rückwärts die etwas abenteuerliche Betonrampe runterfahren. Ein Pössl aus Österreich wurde auf unserer Fähre eingewiesen. Ganz nah an den Rand ran. Hoffentlich passen wir noch zwischen den Niederländer und dem Pössl.

Doch erstmal war langes Warten angesagt. Immer mehr Pkws trafen ein und wurden fleißig auf die ein oder andere Fähre eingewiesen. Auch wenn alles sehr chaotisch war, so hatten die Einweiser alles im Griff und dirigierten alle Fahrzeuge vernünftig auf ihre Plätze. Es will sich ja auch keiner vorwerfen lassen, dass irgendwelche Schäden durch falsches Einweisen entstanden sind.

Natürlich kamen auch ein paar kleine Reisebusse durch den Tunnel gefahren. Schließlich kann man es den armen Menschen nicht zumuten die 500 Meter selbständig durch den Tunnel zu laufen. Ich fand, dass durch dieses zusätzliche Rangieren nur noch mehr Chaos entstand. Aber ein Albaner meinte, dass das jetzt noch harmlos wäre, wir sollten das mal im Sommer erleben. Lieber nicht.



Ein Pärchen vom Bodensee war ganz optimistisch am Morgen noch Platz für den Iveco Daily zu ergattern auf der Fähre zu ergattern. Leider gab es für das Fahrzeug keinen Platz mehr. Stattdessen fuhren die beiden als Fußgänger mit uns über den Koman Lake und dann später wieder zurück.

Während die Berisha Fähre schnell voll war (es mussten sogar zwei Pkws bei uns mit fahren und auf der Rampe stand ein kleiner Bus in Schräglage eingeparkt) übten wir uns in Geduld. Ich hatte schon Sorge, dass man uns vergessen hätte und andererseits hegte ich große Zweifel, dass wir überhaupt mittig zwischen die beiden Camper passen würden. Irgendwann waren vermeintlich alle Fahrzeuge drauf und Frank durfte Allmo rückwärts in Richtung der Fähre bewegen.

Während ich den Vorgang filmte, waren ein paar Herren fleißig dabei Frank und Allmo hinunterzudirigieren. Immer näher rückte Frank an die beiden Camper ran. Ich sah schon den Spiegel vom Pössl im Koffer hängen. Millimeter für Millimeter schob Allmo sich zwischen die beiden Fahrzeuge. Puh! Das passte genau. Auch unsere beiden Fahrzeug-Nachbarn beäugten das Spiel ganz genau. Klar, wollte niemand irgendeine Beule in seinem Fahrzeug haben.




Und als ich schon aufatmen wollte, verschwand Frank wieder auf den Fahrersitz und der Rückwärtsgang leuchtete auf. Wie jetzt? Noch weiter hinein? Ja! Denn ein junges Pärchen aus Frankreich, erschien mit einem Leihwagen und musste auch noch auf die Rozafa. Doch dann war Allmo perfekt eingeparkt. Frank kletterte über die Reling nach hinten und wir gingen auf das obere Deck. Für die anderen Fahrgäste muss das ein interessantes Schauspiel gewesen sein, zu beobachten, wie die große Feuerwehr in die kleine Lücke, ohne anzuecken, hineinpasste.

Nach war es schattig und windig. Irgendwie scheint der Wind durch den Canyon zu pfeifen. Dummerweise hatte ich keine lange Hose an. Aber erfrieren musste ich nicht. Während die Berisha schon abgelegt hatte, und wir echt staunten, wie der Bus auf der Rampe stand, kam auch die Rozafa so langsam in Schwung.

Mit einer Viertelstunde Verspätung, also um 9:15 Uhr legten wir ab. Das Abenteuer konnte beginnen. Aber nachdem ich sah, dass auch die andere Fähre voll beladen war, machte ich mir kaum noch Gedanken, dass wir untergehen würden, weil wir zu schwer sind. Frank meinte, dass das gestern alles nur ein Spiel war, um uns mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Was ja auch ganz wunderbar funktioniert hat. 55 Euro mehr sind schon eine Hausnummer.



Fahrt über den Koman Lake



Da wir bisher nicht in Norwegen waren und auch ansonsten noch keine Fjorde gesehen haben, war die Fahrt für uns über den Koman Lake schon sehr spannend. Die Landschaft war interessant und bestand natürlich aus viel Felsen, was so ein Canyon nun mal an sich hat.

Erstaunt waren wir mitten auf dem Weg plötzlich Gebäude zu sehen (an verschiedenen Stellen), die nur per Boot erreichbar waren. Auch einen Pkw und einen LKW hatte jemand an diese abgelegenen Plätze gebracht.

Wir unterhielten uns mit einigen unseren Mitreisenden und die dann doch 2,75 Stunden dauernde Fahrt ging schnell vorüber. Zum Glück gab es viele sonnige Passagen, wobei der Wind frisch blieb.



Es war auf jeden Fall eine spannende Überfahrt durch eine schöne Landschaft. Inwieweit die 185 Euro, die wir letztlich bezahlen mussten, plus 7 Euro für den Tunnel gerechtfertigt sind, ist schwer zu sagen. Aber es ist die schnellste und einfachste Möglichkeit, um nach Fierze bzw. in das Valbona Tal zu gelangen.

So kurz vor Erreichen des „Hafens“ von Fierze, hoffte ich nur, dass wir auch genauso gut wieder von der Fähre kommen, wie wir hinauf gekommen waren. Doch als wir dann den Hafen bzw. den Anlieger erblickten, verschlug es uns fast die Sprache. Es gab gar keinen Anleger. Ein Bagger hatte quasi ganz frisch eine Zufahrt angelegt, so sah es zumindest aus, und mit einer Schaufel bewegten ein paar Männer die Erde, damit der Versatz zwischen Rampe und Boden nicht so dramatisch ist. Für uns wäre es ja eh egal gewesen. Tja, die Albaner sind sehr kreativ. Wenn’s keine andere Anlegemöglichkeit gibt, wird halt schnell eine gebaut.


Jetzt so im Nachhinein frag ich mich, ob der Grund für diesen improvisierten Nicht-Anleger vielleicht der niedrige Wasserstand sein könnte. Wodurch der eigentliche Anleger vielleicht nicht zugänglich ist.

Schneller als wir gucken konnten, war der Pkw vor uns schon von der Fähre runter. Frank hatte sich an der Reling nach vorne gehangelt und als der Bremsdruck aufgebaut war, fuhr er langsam zwischen den beiden Campern hindurch. Und schon war er von der Fähre runter. Ich lief hinterher. Es ging alles so schnell, dass ich vergaß, mich von unseren Mitreisenden zu verabschieden. Und wir wurden dann auch schon gedrängt weiterzufahren, damit auch die restlichen Fahrzeuge von der Fähre fahren konnten.



Anstatt den Weg rechts nach Bajram Curr und dann weiter ins Valbona Tal einzuschlagen, fuhren wir links. Wir suchten uns eine Parkbucht entlang der sehr spektakulären, an einer Felswand vorbeiführenden, Straße. Dort stoppten wir, mit Blick auf den Koman Lake, wo wir vorhin noch entlang gefahren waren. Wir gönnten uns einen frühen Mittagssnack. Am Morgen hatte ich nicht so richtig viel Appetit gehabt. Nach einer Weile brachen wir auf.

Theoretisch hätten wir der Straße folgen können und wären über eine Piste in Bajram Curr ausgekommen. Laut dem HOBO Offroad-Guide hätte dies drei Stunden Fahrtzeit bedeutet und eine waldige Passage wäre dabei gewesen. Wir wollten jedoch lieber schneller in Valbona ankommen und entschieden uns daher für die geteerte Strecke. Also drehten und wendeten wir Allmo und nahmen Kurs auf Bajram Curr.

Tbc

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