Bevor wir uns Reps näherten, um von dort in die Munella Berge zum Strafgefangenenlager Spac abzubiegen, stoppten wir noch in Rubik. Natürlich war die Ortsdurchfahrt für LKW gesperrt, so dass wir westlich vom Ortseingang parkten.
Unser Ziel, das ehemalige Kloster und die kleine Kirche, waren bei der Zufahrt nicht zu übersehen, denn beides befindet sich auf dem Felsen, der über dem Fluss thront. Zu Fuß ging es schön bergauf. Ein Kreuzweg war von der Stadt bis hinauf zur Kirche angelegt.
Die Kirchenpforte war geöffnet, doch eintreten konnten wir nicht, denn es fand gerade ein Gottesdienst statt. Stattdessen genossen wir die Aussicht, bewunderten den kleinen Brunnen und sahen uns die Mauerreste des ehemaligen Klosters an.
Etwas unterhalb befindet sich ein Friedhof und eine ehemalige Kaserne oder irgendwas Ähnliches. Frank hatte von oben Allmo entdeckt und festgestellt, dass wir durch den Wald zurückgehen können. Das war a) schöner, als der Weg entlang der Straße und b) waren wir schneller bei Allmo.
Wir fuhren noch ein Stück über die zunächst noch mautfreie A1 (die nach Kukes führt, wo wir vor ein paar Tagen die Grenze vom Kosovo nach Albanien passiert hatten). Bevor diese bei Rreshen mautpflichtig wurde, fuhren wir ab und folgten der SH30 in die Berge. Zu Anfang kamen uns ein paar Autos entgegen, was wohl daran liegen könnte, dass die Messe in der kleinen Kapelle beendet war. Ansonsten sahen wir auf dieser Panoramastraße niemanden. Den Namen Panoramastraße haben wir vergeben, weil wir unwahrscheinlich schöne Ausblicke auf die Umgebung hatten.
Allmo kurvte auf rund 650 Metern hoch und anschließend wieder herunter. Einige Kilometer vor Reps gabelte sich die Straße. Anstatt der SH30 nach links zu folgen, hielten wir uns rechts und folgten der SH40 weiter Richtung Reps.
Die Straße führte unter die Autobahn hindurch und wir wechselten von Teer auf Piste. An diesem Punkt fuhren wir noch ein letztes Mal unter die Autobahn hindurch und auf die Munella Berge zu.
Grund für den Ausflug in die Munella Berge ist das ehemalige Strafgefangenenlager Spac, welches wir besichtigen wollten. So ganz ohne Lost Places kommen wir einfach nicht aus.
Praktischerweise können wir den Ausflug dorthin direkt mit einer Fahrt über die Piste verbinden, denn eine geteerte Straße gibt es nicht.
Die Piste ist recht gut instandgehalten, weil diese von den Bergwerk-LKWs genutzt wird. Zum Glück kam uns kein solcher LKW entgegen. Ob es daran liegt, dass Sonntag ist. Wobei das Bergwerk von einem türkischen Unternehmen betrieben wird, denen wird der Sonntag wohl egal sein. Wie auch immer, wir waren froh, dass wir uns auf der Piste nicht mit LKWs rumschlagen mussten.
Direkt zu Beginn der Piste befand sich ein kleiner Bereich, in welchem Basalt abgebaut wird. Wir passierten einen kleinen Wasserfall, dessen Farbe den eigentlich ockergelben Felsen grau färbte. Vermutlich ist das Wasser, was aus irgendeiner Bergwerkstätigkeit dorthin abgeleitet wird. Es sah auf jeden Fall sehr interessant aus.
Kurz vor Erreichen des Zwischenziels kamen uns erst ein kleiner Pritschenwagen und dann vier Quads entgegen. Glücklicherweise an einer guten Stelle.
Strafgefangenenlager Spac
Von 1966 bis 1991 wurden im Strafgefangenenlager Spac Gegner des kommunistischen Regimes gefangen gehalten und mussten unter schwersten Bedingungen in dem angrenzenden Bergwerk arbeiten.
Die meisten Gebäude sind heute noch intakt, aber leer. Kleine braune Schilder informieren auf albanisch und englisch, welchen Nutzen das jeweilige Gebäude hatte. Wir waren überrascht, dass das Gebäude, in dem die Gefangenen untergebracht waren, keine Zellen (mit Gittern) hatte, sondern große Räume. Wir vermuten mal, dass in diesen Räumen mehrere Doppelstock-Betten standen. Ob dies wirklich so war, war nicht zu erkennen. Jetzt sind in den Räumen Dokas aufgestellt, um die Decken abzustützen.
Oberhalb des Strafgefangenenlagers befindet sich die Kupfererz-Mine, die – wie bereits erwähnt – von einer türkischen Firma betrieben wird. Nach unserem kleinen Rundgang fuhren wir mit Allmo noch rund 10 Kilometer weiter.
Durch die Bergwerkstätigkeit ging es unterwegs teilweise sehr farbenfroh zu. Die Piste wurde irgendwann schmaler und der Zustand etwas schlechter, wobei Allmo damit keine Schwierigkeiten hatte. Drei Geländewagen kamen uns entgegen, wobei die ersten beiden etwas Platz machen wollten, doch Allmo war zur Seite gesprungen und die beiden Fahrzeuge konnten an uns vorbei fahren. Frank musste unterwegs geschnittene Baumstämme zur Seite räumen, weil die Fahrspur für uns nicht breit genug war. Das war aber auch das einzige Hindernis.
Allmo gewann immer mehr an Höhenmetern hinzu und letztlich schlugen wir unser Nachtlager auf ca. 900 Metern, auf einer größeren Fläche neben der Piste, auf. Wir hatten einen wunderschönen Blick auf die Munella Berge.
Wir genossen noch etwas die Sonne, die sich recht bald hinter den Bergen verabschiedete. Rechtszeitig fiel uns ein, dass es heute ja noch früher dunkel wird und daher gab es ein entsprechend frühes Abendessen. Der gestern zubereitete Kartoffelsalat reichte für zwei Tage und dazu gab es die restlichen Schnitzel. In unserem Kühlschrank und in der Kühlbox herrscht nun wirklich eine Leere. Abgesehen von Wurstaufschnitt und Marmelade haben wir nur noch etwas Filoteig. Morgen müssen wir daher dringend in den Supermarkt.
Während ich abends telefonierte, sah Frank draußen zwei Sternschnuppen. Tausend Sterne leuchteten am Himmel und wir meinten auch die Milchstraße ganz schwach erkennen zu können.
Montag, 28. Oktober 2024
So einsam in den Bergen verbrachten wir eine himmlisch ruhige Nacht. Selbst Emma gab nach zwei Anläufen unter die Decke zu kriechen auf und schlief in der Doka. Es war am Morgen angenehm mild, keine Dunstwolken umgaben uns. Auf rund 900 Metern hatten wir das nicht erwartet. Aber um so besser. Wir konnten somit direkt nach dem Frühstück in den Tag starten.
Die Piste war nun überwiegend etwas schmaler, teilweise sehr holprig, dann wieder etwas breiter. Wir fuhren zunächst noch auf rund 1150 Meter hoch, um dann nur noch hinunter zu fahren. Zwischendurch hatten wir schöne Blicke auf die Munella Berge.
Als wir beim „Dorf“ Kimez auf aktiven Bergbau stießen, wurde auch die Piste wieder breiter. Schließlich muss diese für den LKW vernünftig instandgehalten werden.
Nur zwei LKWs kamen uns entgegen, wobei wir bei dem zweiten LKW ein gutes Stück zurücksetzen mussten. Zum Glück auf gerader Piste. Einen anderen LKW überholten wir, weil der noch langsamer unterwegs war als wir. Und wir waren schon nicht schnell unterwegs. Aber so ein voll beladener – vermutlich – 40 Tonner (mit 4 Achsen), fährt bergab auch nur mit 8 km/h. Zum Abschluss durchfuhren wir noch einen wunderschönen Canyon mit interessanten dunklen Felsen. Und dann hatte uns der Teer wieder.
Wir folgten der geteerten SH30 Richtung Norden und dann der SH5 Richtung Westen. Obwohl die Straße geteert war, kamen wir nicht super schnell voran. Denn beide Straßen boten nicht nurschöne Ausblicke auf die Landschaft (ich hatte von der Reise 2022 gar nicht mehr in Erinnerung, dass Albanien so hügelig und bergig ist), sondern auch unzählige Kurven.
Vor Vau Dejas kamen wir an dem Abzweig zum Koman Lake vorbei. Dort waren wir vor 12 Tagen zum Fähranleger in Koman abgebogen. Wenn ich mir unsere Route bei Polarsteps (Allmo86) ansehe, dann könnte man meinen, dass wir uns im Kreis drehen. Schon interessant, wie unser Streckenverlauf aussieht.
Tbc