Um in Richtung des Martanesh-Gebirges zu gelangen, mussten wir um Tirana, der Hauptstadt Albaniens, herum. Eigentlich wollten wir frühestmöglich von der SH1 auf die SH2 wechseln, um Tirana größtmöglich zu umgehen. Doch ein 6,5 Tonnen-Durchfahrt-Verboten-Schild hielt uns davon ab. Also folgten wir der SH1, bis kurz vor das Stadtzentrum und fuhren dann auf die SH2, der Autostrada, die Tirana mit Elbasan verbindet.
Je näher wir dem Stadtzentrum kamen, desto dichter wurde der Verkehr. Die Straße war meist in jede Fahrtrichtung zweispurig, wovon die rechte Spur häufig zum „mal eben“ parken genutzt wurde. In Kreisverkehren ging es leicht chaotisch zu. Dennoch muss ich sagen, dass mich der Verkehr im Kosovo mehr angespannt hat.
Von der SH2 bogen wir in Richtung Farka ab und nahmen Kurs auf die SH54. Diese erreichten wir, nachdem wir quasi eine drei Viertel Runde um Tirana herumgedreht hatten. Wir folgten der SH54, die uns immer höher in Richtung der Berge brachte. Irgendwann wurde der Blick in die Ferne und somit auf Tirana frei. Die Lokale am Wegesrand waren alle gut besucht, was wohl darin liegt das heute Sonntag und gutes Wetter ist.
Wir ließen den beschrankten Eingang zum Dajti Nationalpark links liegen. Im Nationalpark befindet sich u. a. ein Adventure Park, mehrere Restaurants und die Endstation der Seilbahn, die vom östlichen Stadtrand Tiranas bis in den Nationalpark fährt. Klingt nach sehr viel Trubel. Den müssen wir nicht haben.
An einem ehemaligen Steinbruch gabelt sich die Straße. Anstatt der Hauptstraße nach links zu folgen oder der geteerten Straße nach Shengjin, wählen wir die dritte Möglichkeit. Zuvor sahen wir uns noch die Überbleibsel des Steinbruchs an. Dann folgten wir dem rechten Weg, einer geschotterten Piste, für ein kurzes Stück. Bei den restlichen Strukturen eines weiteren ehemaligen Steinbruchs parken wir Allmo. Kaum das wir eingeparkt hatten, verschwand die Sonne auch schon hinter dem Felsen des Steinbruchs. Die gegenüberliegende Talseite lag noch in voller Sonne. Wie gemein.
Inzwischen war unser Mittagssnack schon mehr als überfällig und weil es so früh dunkel wird, würden wir kurz danach schon unser Abendessen zubereiten. Also gab es direkt etwas Warmes. Die Schnitzel tauen bereits seit unserem Einkauf gestern auf, weil der Platz im Gefrierfach belegt ist. Daher mussten diese heute zubereitet werden. Als Burger mit Salat, Tomaten, Zwiebeln und Käse hatten wir eine leckere Mahlzeit.
Zwei Herren kamen mit dem PKW angefahren und wollten einen Sandhaufen verkleinern. Allerdings hatten sie keine Schaufel dabei und Frank bot ihnen unsere an. Es soll ja niemand sagen, dass die Touristen unfreundlich sind. Danach sahen wir uns die verbliebenen Gerätschaften des Steinbruchs etwas näher an. Ein Taxi-Typ fuhr die ganze Zeit mit dem Fahrzeug in den oberen Bereich herum. Als wir auf unserer Expedition dort ankamen, sahen wir, dass die Dame wohl ein wenig Fahren üben sollte. Was sie ausgiebig tat. Immer die gleiche Strecke. Ob das viel bringt? Nach der Besichtigung verkrochen wir uns in Allmo.
Eins steht fest: Wasser wird hier heute Nacht niemand zapfen. Hoffentlich wird es auch sonst ruhig sein. Tagsüber herrschte zumindest genügend Verkehr, denn die Piste führt in irgendein entferntes Dorf.
Montag, 4. November 2024
Wäre Emma nicht wieder so penetrant kuschelbedürftig gewesen, dann hätten wir eine wirklich ruhige Nacht an dem ehemaligen Steinbruch verbracht. Vor 22 Uhr fuhr das letzte Fahrzeug über die Piste und erst nach Sonnenaufgang kam wieder ein Fahrzeug vorbei.
Zum Zähneputzen hatte ich die Heizung eingeschaltet, denn es war doch etwas frisch. Die Doka wurde schon von den ersten Sonnenstrahlen erwärmt und Emma suchte sich ein sonniges Plätzchen. Wenn schon niemand mit ihr unter der Decke kuscheln möchte, sucht sie sich anderweitig Wärme.
Wir frühstückten in der Sonne und nachdem eine größere Ziegenherde an uns vorbeigegangen war, fuhren wir los. Das Martanesh-Gebirge ist unser heutiges Ziel. Dazu folgen wir der Piste #19 aus dem Hobo-offroad-Guide.
Zurück ging es die wenigen Meter, von wo wir gestern rechts auf die Piste abgebogen waren. Wir folgten nun der Hauptstraße. Der Teer endete kurz hinter der neuen Wasserfabrik. Wobei, das stimmt nicht ganz. Über einige Kilometer war mal mehr und mal weniger Teer vorhanden.
Anfangs konnten wir immer wieder in die Richtung blicken, aus der wir gekommen waren. Die Piste war sehr holprig, doch ohne Schwierigkeiten zu befahren. Mal fuhren wir vorbei an buntgefärbten Laubbäumen, dann konnten wir wieder Fernsicht genießen.
Unterwegs stoppten wir bei vier Pferden. Vom fünften Pferd lag der Schädel am Wegesrand. Und später an einem Monument. Beide Stellen hätten sich auch prima zum Übernachten geeignet. Doch dafür war es ja noch viel zu früh.
Fanden wir die bisherige Strecke und die Landschaft schön, so erreichten wir irgendwann eine Karst-Landschaft. Die gefiel uns so richtig gut. Verbunden damit hatten wir auch wieder einen Weitblick auf die Berge Albaniens. Das war nun so richtig nach unserem Geschmack.
Mitten im Nirgendwo tauchte tatsächlich ein Wegweiser auf. Anstatt dort rechts abzubiegen, fuhren wir erst einmal weiter geradeaus. Wenige Kilometer weiter erreichten wir Qafe Monumentit. Dort zweigt die Hobo-Strecke in den Süden, Richtung Elbasan ab. Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass der spätere Streckenverlauf nur für kleine Fahrzeuge (also Geländewagen) geeignet ist. Der Baumbewuchs soll dort sehr niedrig sein, so dass wir an der Strecke wenig Freude hätten. Daher werden wir später dem vorhin erwähnten Wegweiser folgen. Doch zunächst fuhren wir weiter geradeaus auf der SH54.
Shpella Valit
Die Piste wurde anfänglich etwas ruppiger und später wieder deutlich besser zu befahren. Erster Haltepunkt war die Höhle Shpella Valit. Um diese zu erreichen, bogen wir nach links von der Hauptpiste ab und fuhren in das Tal hinein.
Wir sahen eine erste Höhle, die als Viehstall genutzt wurde. Bei einer anderen Höhle war der Eingang mit Steinen zugemauert. Schattig war es im Tal, die Sonne schaffte es nicht über den Berg. Wir fuhren an einem Wasserlauf entlang und parkten Allmo neben der Piste auf einer Fläche. Wenn’s dort nicht so schattig gewesen wäre, hätte dies ein guter Übernachtungsplatz sein können.
Links neben uns befand sich ein aus Steinen und Beton gebauter Eingang. Was es damit auf sich hat, wollten wir nachher erkunden. Zunächst gingen wir auf die rechte Seite in Richtung der Höhle. Den Eingang konnte man von der Piste aus kaum sehen, denn viele heruntergefallene Felsbrocken versperrten den Blick auf den Eingang. Wir überquerten trockenen Fußes den kleinen Flusslauf.
Um zu dem Höhleneingang zu gelangen, mussten wir über die großen und kleinen Felsbrocken klettern und kraxeln. Anhand des schlammbraunen Überzugs, den manche Felsen hatten, war deutlich zu erkennen, dass dort auch schon mal mehr Wasser stehen kann. Jetzt war es abgesehen von dem Flusslauf trocken.
Über Steine klettern ist ja so gar nicht mein Ding und noch viel weniger mit der großen Kamera und Treckingsandalen. Alles Dinge, die es nicht einfacher machen. Frank kletterte mühelos voran. Je näher wir dem Eingang kamen, desto lauter wurde ein Summen. Irgendwo schien es ein Nest mit Bienen oder Ähnlichem zu geben. Na super!
Während ich mich mit dem Blick auf den Höhleneingang begnügte, ging Frank noch ein wenig in die Höhle hinein. Eine Taschenlampe hatte er dabei. Ich ging zurück auf ein sonniges Fleckchen und weit weg von dem Gesumme.
Recht bald war Frank wieder zurück bei mir. Viel hatte er nicht gesehen. Keine Stalagmiten und Stalaktiten. Heruntergefallene Felsbrocken lagen wohl in der Höhle, so dass er keine große Lust hatte, weiter hineinzugehen.
Bevor wir weiterfuhren, sahen wir uns noch das Höhlenbauwerk neben Allmo an. Es war ein bunkerartiger Zugang. Im inneren befand sich noch ein Ständerwerk, wo vielleicht Wasserfässer drauf standen. Wobei das nicht diesen gesicherten Zugang erklärt. Da sich in der Nähe ein ehemaliges Militärgelände befindet, könnte auch irgendein militärischer Nutzen dahinter stecken.
Wir fuhren wieder zurück zur SH54 und bogen links ab. Der Weg führte geradewegs zu dem ehemaligen Militärgelände. Mehrere Rundbogenhallen befanden sich in einem umzäunten Bereich. Dahinter und auf der linken Seite, befanden sich teils zerfallene Gebäude.
Direkt hinter dem umzäunten Gelände, standen drei Männer bei einer Militär-LKW (ein IVECO). Frank meinte dort anhalten zu wollen und dass wir dort zu Mittag essen könnten. Doch das war nicht im Sinne der Herrschaften. Gestisch erklärte der eine, dass wir hier nicht stehen dürfen (auch nicht mal eben, dass hätte der beim Einparken ja auch schon zeigen können) und anschauen dürften wir uns die Gebäude auch nicht. Wären wir doch einfach dem Straßenverlauf weiter gefolgt und hätten etwas später angehalten. Keine Ahnung, was Frank dazu veranlasst hatte, dort zu halten. Sonst parken wir ja auch nach Möglichkeit etwas abseits.
Also wurde nichts aus dem vermeintlichen Lost Place Besuch. Ein Herr sagte noch was, dass sich wie „Amerikaner“ angehört hat. Daher vermuten wir, dass die Rundbogenhallen von den Amis genutzt werden. Der dritte Fahnenmast, neben der albanischen Flagge und der Flagge der NATO war frei. Daher konnten wir das jetzt nicht ableiten.
Anstatt also weiter der SH54 zu folgen, drehten wir um. Vorhin hatte ich schon gedacht, ob wir den Biza Lake zu unserem Übernachtungsziel ansteuern sollen. An der Zufahrt waren wir vorhin vorbeigekommen. Also bogen wir links in Richtung des Sees ab. Bei Karten-Gockel war etwas von mehrere Wasser-Durchfahrten zu lesen, was an sich ja kein Problem darstellt.
tbc