Für die nächsten Tage sind deutlich kühlere Temperaturen gemeldet, so dass wir nun zügig über die Peleponnes-Halbinsel nach Gythio fahren werden. Wenn wir es heute bis Old Paos schaffen würden, dann wäre das gut. Denn dann könnten wir morgen den restlichen Weg bis nach Gythio bestreiten. So der Gedanke am Morgen.

Später, als wir unseren Übernachtungsplatz erreichten, sollte mir einfallen, dass morgen Sonntag ist. Was bedeutet, dass die Supermärkte morgen geschlossen sind. Und da es in Gythio keine größeren Supermärkte gibt, wollten wir uns unterwegs noch mit Lebensmitteln versorgen. Dieser Plan ging schonmal nicht auf.

Wir schlängelten uns über die Peleponnes-Halbinsel mit Kurs auf Tripoli. Dies war der nächstgrößere Ort auf unserem Weg und dieser war ausgeschildert. Der Weg führte uns durch viel hügelige Landschaft und buntes Herbstlaub, teilweise, soweit das Auge blicken konnte.

Zur Mittagszeit stoppten wir an einer Picknick-Area, die auch schon mal bessere Zeiten erlebt hatte. Auf um die 700 Metern war es recht windig. Das Laub wehte uns um die Nase. Wir blickten auf die umliegenden grünen Berge. Immerhin schien die Sonne.



Der Weg bis Old Paos zog sich noch ein wenig hin bzw. schlängelte sich um die Berge herum. Wir durchfuhren einen kleinen schnuckeligen Ort und waren froh, dass die am Wegesrand parkenden Autos nicht im Weg standen und uns niemand entgegen kam. Nach dem Ort war die Straße wieder genauso breit und sehr gut zu befahren wie zuvor. Es dauert halt nur alles etwas länger, weil’s durch Kurven und in-und-um-die-Berge-herum ging.

In Paos verließen wir die Hauptstraße und bogen links nach Old Paos ab. Ausgeschildert war das alte Paos nicht. Am Ende des Dorfes wurde die Straße schmaler. Sie war gerade mal einspurig. Jetzt durfte uns auf den nächsten 1,5 Kilometern niemand entgegenkommen. Die Bäume, die ein wenig wie aus einem Märchenwald entsprungen waren, ragten recht nah an die Fahrspur heran und die Äste hingen fast zu tief.



Spuren am Wegesrand zeugten davon, dass die Erde dort wohl gerne mal etwas locker sitzt und Geröll und Steine auf der Fahrbahn verteilt.

Wir befuhren die geteerte Straße nicht bis zum Schluss, sondern parkten an einer Wasserzapfstelle auf einer Wiese. Dort stand ein Pkw mit Hundeanhänger, so wie Jäger ihn nutzen. Ein armer Hund saß darin und bellte verzweifelt.



Zu Fuß gingen wir in Richtung Old Paos, welches um 1970 herum durch einen Erdrutsch zerstört wurde. Die Bewohner verließen das alte Dorf und ließen sich im neuen Paos nieder.

Zwei Kirchen überblicken das alte Paos. Natürlich befanden sich diese jeweils auf einem Hügel. Wir begnügten uns mit einem Streifzug durch einen Teil des Dorfes. Von vielen Häusern stehen nur noch die Grundmauern. Manch ein Gebäude wurde mal als Viehstall genutzt. Ein paar Häuser schienen auf den ersten Blick intakt. In einem stand noch eine schöne alte Vitrine. An den Wänden hingen Regale und kleine Fässer standen auf dem Boden. Bei dem Nachbargebäude waren die Außentüren leider verschlossen. Wer weiß, was wir darin vorgefunden hätten.



Von weiter oben war aufgeregtes Hundegebell zu vernehmen. Ob dieses nun mit einer Jagd in Verbindung stand oder ob jemand weiter oben in einem der Gebäude wohnt und die Hunde als Wachhunde dienen? Wir wissen es nicht und wollten dem auch nicht auf den Grund gehen.

Daher folgten wir dem Ziegen-Trampel-Pfad und gingen dann anstatt zur Kirche hoch, in Richtung Allmo zurück. Wenn wir gewusst hätten, dass die Kirchen geöffnet sind, dann wären wir vielleicht weiter hoch gelaufen. Aber das Risiko vor einer verschlossenen Tür zu stehen, wollten wir nicht eingehen.



Zwar war der Pkw mit dem Hunde-Anhänger weg, aber wir entschieden uns dennoch zur Weiterfahrt. Vermutlich war das gut so, denn noch bevor wir starteten, kam ein Pritschen-Wagen an uns vorbei gefahren und als wir um die letzte Kurve der Engstelle fuhren, wartete schon ein Pkw mit Hunde-Anhänger, um auf die Straße abzubiegen. Es wäre also weiterhin unruhig dort oben in Old Paos zugegangen.


Bei viel Lust und Laune hätte man noch viel mehr in Old Paos sehen und vielleicht auch entdecken können. Dass die Gebäude tatsächlich durch einen Erdrutsch zerstört wurden, ist irgendwie schwer nachvollziehbar, weil dafür eigentlich noch zu viele Grundmauern stehen. Dafür aber Dächer fehlen und Geschossdecken eingestürzt sind. An ein paar Stellen waren Wege durch kleine Erdabgänge mit Steinen blockiert.

Vielleicht ist ja damals auch nur ein kleiner Teil der Häuser beschädigt worden und aus Sicherheitsgründen wurde das ganze Dorf evakuiert. Die Informationen, die man über Old Paos findet, sind aber eher spärlich und wie ich überhaupt auf Old Paos aufmerksam wurde, weiß ich leider nicht mehr.

Wir fuhren noch 30 Kilometer weiter und übernachteten bei dem Ort Panagitsa. Der Platz an dem ehemaligen Picknickbereich sagte uns nicht ganz zu. Zum einen befand sich dieser direkt an der Hauptstraße (okay, der Verkehr hielt sich heute in den Bergen eher in Grenzen), zum anderen standen dort mehrere hohe Bäume, von denen einer geborsten war und eine Bank erschlagen hatte. Dieses Schicksal wollte ich uns und Allmo ersparen.


Also verließen wir den ehemaligen Picknickbereich und fuhren um die nächste Kurve, ein Stück von der Straße weg. Dort stellten wir Allmo neben einem eingezäunten Gelände ab. Der Weg war an der Stelle breit genug, so dass wir die Durchfahrt nicht blockierten.

Der Platz ist kein Traum, aber wir wollten ja auch keine Wurzeln schlagen. Inzwischen war es bereits 16 Uhr. Für uns also ein langer Tag. Insgesamt waren wir heute 172 Kilometer gefahren. Und als mir an dieser Stelle die Erkenntnis kam, dass morgen Sonntag ist und wir gar nicht einkaufen können, war es nun auch nicht mehr zu ändern. Der nächste große Supermarkt lag noch rund 40 Kilometer entfernt. Doch wir hatten für heute Feierabend.

Zum Abendessen gab es als Vorspeise die restlichen vorgekochten Kartoffeln als Bratkartoffeln und als Hauptgericht eine Zwiebel-Tomaten-Salami-Eier-Pfanne mit Brot. Wir hockten zur Vorspeise neben Allmo auf den Höckerchen und erhaschten die letzten Sonnenstrahlen. Zur Hauptspeise wechselten wir in die Doka. Da war’s wärmer.

Obwohl es heute Nacht definitiv nicht regnen soll, werden wir wieder nur im Hubdach übernachten. Zum einen wegen dem Wind, wobei die Stelle recht gut geschützt war. Zum anderen, weil in der Nacht Temperaturen von -2 Grad gemeldet sind. Das ist im geschlossenen Deckel dann definitiv angenehmer als im Dachzelt. Frank meinte allen Ernstes zu mir, ob ich den richtigen Ort in der Wetter-App angegeben hätte. Hatte ich. Auf 500 Metern kann es schonmal was frischer sein. Aber selbst in Kakovatos (beim „berühmten“ Elea Beach, im Westen von Peloponnes am Meer) sind heute Nacht nur 1 Grad gemeldet und tagsüber soll es dort stürmisch gewesen sein. Wir wollen uns also nicht beklagen.

Am Abend hörten wir dann tatsächlich zweimal über die Schakale heulen. Beim ersten Mal richtig laut und lange. Es hörte sich nach einem großen Rudeln an.



Sonntag, 24. November 2024

Auch zur Schlafenszeit hin und in den frühen Morgenstunden hörten wir erneut die Schakale. Wunderbar! Dieses Geräusch verbinden wir eindeutig mit Peleponnes.

Frisch war es in der Nacht gewesen, allerdings wurden dann doch keine Minusgrade erreicht. Ein Glück, sonst hätten wir womöglich noch Eiskratzen müssen. Nach dem Frühstück ging’s auch schon weiter. Zunächst mit Kurs auf Tripoli und dann auf Sparta.

Tbc

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