Wir schlängelten uns von Tsoutsouros über den Berg zurück zur Hauptstraße. Die Idee, den Hügel hinauf zum Ancient Priansos zu fahren, verwarfen wir direkt. Eine Piste führte zwischen den Olivenbäumen hinauf zu den Überresten, die im Wesentlichen aus drei kleinen Kapellen bestehen soll. Das schien uns die Mühe nicht wert und wir fuhren weiter zum nächsten Ziel, dem Dorf Kalami.
Auf dem Weg nach Kalami stoppten wir an dem Denkmal „Hero of Memory – Executed by the Nazis“. Das Denkmal erinnert an die Menschen, die durch die Nazis am 14. September 1943, ermordet wurden. Viele solcher Gedenkstätten gibt es auf Kreta. Der heftige Wind ließ uns schnell wieder in Allmo flüchten.
Bis Kalami war es nun nicht mehr weit. Bereits aus der Ferne sahen wir das Häuser-Grau. Bei Kalami handelt es sich im Grunde um ein Geisterdorf. Wobei es nicht ganz verlassen ist. Ein paar Bewohner soll es geben (zumindest sahen wir eine Person und ein paar scheue Katzen) und nicht ganz so freundliche Hunde bewachen ein paar der Häuser.
Wir parkten Allmo vor dem Dorf auf einer geschotterten Fläche, auf der auch ein Pickup stand. Als wir später zurückkamen, war auch noch ein Pkw am Rand geparkt.
Laut dem Internet wurden die Bewohner von Kalami wegen eines geplanten Staudamms umgesiedelt. Doch der Staudamm wurde nie gebaut. Die Bewohner kehrten dennoch nicht zurück und Kalami wurde somit zu einem Geisterdorf.
In manchen Gebäuden steht noch das gespülte Geschirr auf einem Abtropfgitter, Küchenherde, Kühlschränke, Betten und sonstiges Mobiliar entdeckten wir auf unserem kurzen Streifzug durch Kalami.
Manche Türen standen offen, bei anderen Gebäuden waren die Scheiben eingeschlagen und wir blickten durch die Löcher, andere Türen waren verschlossen. Ein paar Gebäude sind verfallen und wir verzichteten auch bei intakt aussehenden Gebäuden darauf, über augenscheinlich gute Holztreppen in obere Etagen zu gehen. Man weiß ja nie.
Das einzige Gebäude, welches im weißen Glanz erstrahlt, ist die Kirche. Diese war leider nicht zugänglich. Allerdings entdeckten wir daneben die alte Schule. Zumindest befand sich eine kleine Tafel an der Wand. Was für Unterlagen auf dem Schreibtisch lagen, konnten wir nicht entziffern. Allerdings war irgendwo die Jahre 1963 und 1975 vermerkt. Im Hinterzimmer leuchtete und blinkte es. Frank identifizierte es als eine Telefonanlage. „ET nach Haus telefonieren“.
In einem Haus lag eine Zeitung von 1979. Auf einem Küchentisch entdeckten wir ein Heft von 1981. Irgendwann zu dieser Zeit, scheint Kalami zu einem Geisterdorf geworden zu sein.
Wir gingen noch ein wenig weiter, wurden dann aber durch einen mit einem Netz versperrten Weg gestoppt. Zurück auf der Hauptstraße, wollten wir ein Stück weitergehen, um uns noch ein wenig im Dorf Kalami umzusehen. Doch die aggressiv bellenden Hunde (der eine war nach Franks Meinung darauf abgerichtet sein Haus bis aufs Blut zu verteidigen und schaute von oben auf uns herab) gaben uns kein gutes Gefühl und wir traten lieber unversehrt den Rückzug an.
Zum Übernachten fuhren wir ein Stück durch die Bergwelt von Kreta bis ans Meer. Das Wetter war inzwischen etwas freundlicher. Die Sonne kam tatsächlich zum Vorschein. Dafür aber auch jede Menge Wind.
Wir ließen den Ort Myrtos rechts liegen und fuhren noch ein kleines Stück weiter. Direkt am Meer gab es einen Parkplatz, der vermutlich zu dem auf der anderen Straßenseite befindlichen Hotel gehört, wobei es kein entsprechendes Schild gibt. Wir stellten Allmo am Rand in der Sonne ab. Jede Chance muss genutzt werden, dass möglichst viel Energie in die Batterien kommt.
Obwohl wir uns über die Sonne freuten, wehte der Wind recht heftig, so dass wir lieber in Allmo sitzen blieben. Das Meer war deutlich aufgewühlt und trieb die Wellen an den Strand, der eigentlich gar nicht mehr vorhanden war.
Entgegen der Vorhersage musste es am Nachmittag dann doch regnen. Wobei dies keine der Wetter-Apps auf dem Schirm hatte. Auch die Sonne kam raus und es bildete sich ein Regenbogen. Unser Regenbogen-Tag auf Kreta ist nun schon eine Weile her, wurde also mal wieder Zeit.
Zum Abendessen gab es kalte Küche. Die Reste von gestern plus ein wenig neu geschnippelten Weißkohls konnten wir gut kalt essen.
Sonntag, 22. Dezember 2024
Nach den Regenschauern am Nachmittag, blieb es in der Nacht trocken. Der Wind hatte auch nachgelassen. Das Wellenrauschen konnte leider nicht ganz die Geräusche der vorbeifahrenden Autos übertönen. Aber es war okay. Die Sonne war gerade über dem Meer aufgegangen, als ich nach draußen blickte. Keine Wolke war zu sehen.
Wir frühstückten draußen in der Sonne und entschieden erst noch ein wenig zu bleiben. Ab der Mittagszeit war ein Sonne-Wolken-Mix gemeldet, spätestens dann würden wir aufbrechen.
Wir genossen das herrliche Wetter und den Meerblick. Die Fassadenarbeiten an dem Appartement-Komplex hinter uns, blendeten wir aus.
Kurz vor der Mittagszeit bauten wir dann doch unser Dachzelt ab und fuhren weiter.
tbc