
Schnell erreichten wir die N10, auf die wir in Richtung Goulmima abbogen. Theoretisch hätten wir zügig vorwärts kommen können, doch der schwerbeladenen LKW vor uns fuhr maximal 60 km/h und vorzugsweise mitten auf der Straße. Das der Gegenverkehr ihm nicht ausweichen musste war alles. Vor Goulmima ging es bergab und der LKW fuhr nur noch 30 km/h. Geduld war gefragt. Wir waren zwar nicht auf der Flucht, aber ein vernünftiges Tempo wollen wir schon fahren. Hinter der ordentlich wirkenden Stadt (zumindest entlang der N10 war es sauber, Menschen saßen in den Cafes) konnten wir endlich den LKW überholen.
Es lag ein ganzes Stück Teer vor uns. Wir fuhren durch Tinejdad (auch sehr ordentlich) und hielten vor Tinghir für einen Pausensnack. Immerhin gab es für jeden noch eine Scheibe Toast und eine halbe Khaki.
Am südwestlichen Ortausgang von Tinghir befüllten wir zunächst Allmos Tanks und kauften 2 Kilometer später bei Carrefour ein paar Lebensmittel ein. Bei den Wurstwaren gab es sogar einen kleinen Bereich mit Wurst aus Schweinefleisch. Es war extra gekennzeichnet. Nordwestlich von Tinghir führt der Weg zur Todra Gorge. Die werden wir ein anderes Mal befahren.
Wir fuhren weiter auf der N10 in südwestliche Richtung. Vor Boumalne Dades bogen wir Richtung Süden ab. Wir irrten ein wenig über die Pisten, die uns zunächst zur örtlichen „Mülldeponie“ führten. Nein, dort wollten wir nicht hin. Irgendwann waren wir auf der richtigen Spur in Richtung „Vallée des Oiseaux“, wir wollten zwar nicht zwingend zum Tal der Vögel, aber zumindest in die Richtung. Hauptsache weg von der Stadt. So dass wir in Laufdistanz nicht so schnell zu erreichen sind.
Wir fuhren also ein ganzes Stück raus, in eine Senke hinein und suchten uns einen ebenen Parkplatz. Unglücklicherweise hatte unterwegs der Wind aufgefrischt, so dass es uns wichtig war mit der Küche auf der windabgewandten Seite zu stehen. Im Umkehrschluss bedeutete dies, dass das Dachzelt mit der Öffnung im Wind stand. Man kann nicht alles haben. Frank baute das Dachzelt komplett auf. Nur mit unserem Schildkröten-Tuch könnte es bei dem Wind etwas zu ungemütlich sein. Wir haben uns heute auf 1500 Metern hochgeschoben, ohne es zu merken. Die 200 Kilometer Fahrstrecke waren eine lange Distanz, um an Höhenmetern zuzulegen. Die letzte Zeit waren wir auf um die 800 Metern unterwegs gewesen.
Zum Abendessen gab es Hähnchen marokkanische Art. So nannte Frank es. Hähnchengeschnetzeltes mit Zwiebeln und Paprika, dazu Couscous.
Der Wind flachte in der Nacht ab und wir konnten in Ruhe schlafen.
Mittwoch, 12. November 2025
Am Morgen zogen Schäfchenwolken über den Himmel. Wir frühstückten früh und nachdem Frank zu Ende telefoniert hatte, fuhren wir gegen 9 Uhr los. Heute gab es eine Premiere: Frank musste sein Abfahrtvideo selbst drehen. Ich fuhr die ersten paar hundert Meter. Doch mit 10 km/h würden wir ewig benötigen, also wechselten wir recht zügig und jeder nahm seinen gewohnten Platz ein.
Bevor wir uns auf die R317 begaben, fuhren wir in El-Kelâa M’Gouna noch zum Prison secrète. So ist das frühere Gefängnis zumindest bei Gockel bezeichnet.
Das Gefängnis ist so geheim, dass wir gar nicht hätten dort sein dürfen. Wir fuhren an einer Schule vorbei und parkten Allmo direkt vor dem Tor des Gefängnisses. Die Tür des Nebeneingangs war nicht vorhanden und das Tor war auch nicht verschlossen.
Wir waren gerade mit der Besichtigung der ersten Hälfte fertig, als ein Herr auf uns zukam. Er wäre von irgendeiner Stelle autorisierte und wir müssen unsere Fotos löschen und das Gelände sofort verlassen. Es wäre verboten hier zu sein. Vielleicht hätten wir ihn nach einem Dienstausweis fragen sollen.
Frank versuchte ihm zu erklären, dass draußen kein Schild mit „Interdit“ gestanden hätte und Tür und Tor offenstanden. Auf Franks Frage warum das Interdit wäre bekamen wir zur Antwort, dass es hier gefährliche und kriminelle Leute gibt. Sowohl tagsüber als auch nachts. Nun gut, außer uns dreien war niemand zu sehen. Und in Anbetracht, dass die Schule nur wenige Meter entfernt liegt, ist das wohl eher unwahrscheinlich, solche Leute hier zu treffen.
Aber gut, wir verließen das Gefängnis und der Herr (der mit einem Moped angekommen war), beobachtete unsere Abreise. Was wäre gewesen, wenn wir mit Allmo nicht bis vor das Tor gefahren, sondern zu Fuß von unten hochgegangen wären. Wäre dann jemand auf uns aufmerksam geworden?
In El-Kelâa M’Gouna bogen wir wieder auf die Hauptstraße ab und verließen diese im nächsten Kreisverkehr. Die höchste zu befahrenen Passstraße in Marokko wartete auf uns.
Tbc














































































































































































































































































































































































































