In El-Kelâa M’Gouna bogen wir auf die R317 ab, die auch den Namen Vallee des Roses trägt. Die Stadt ist Zentrum des Rosenanbaus und des Rosenhandels. Doch auf unserer Strecke sahen wir davon nichts. Unser Ziel war heute die Fahrt über mehrere Pässe. Darunter auch der höchste zu befahrene Pass in Marokko.



Auf den ersten Kilometern kamen uns drei Exmos und dann noch zwei kleine Barkas entgegen. Schnell fanden wir uns in einer Landschaft wieder, die uns faszinierte. Rote Steine, Canyon, grüne Oasen, … Das gefällt uns. Zu Anfang gab es einige Dörfer, durch die wir problemlos passten.



Wir hielten nicht so oft an, wie wir es hätten tun können. Dann wären wir überhaupt nicht vorwärts gekommen. Meistens fotografierte ich durch die Windschutzscheibe, die dringend geputzt werden muss.



In Amejgag gibt es die gleichnamige Schlucht Gorges d’Amejgag. Doch wir wissen von Wolfdogadventure, dass wir nicht oder nur ganz schlecht durch den Ort passen würden und auch in der Gorge wären wir mit unserer Höhe ganz schnell am Ende. Natürlich könnten wir zu Fuß in die Schlucht spazieren. Die Strecke wäre auch nicht so wirklich lang. Vielleicht 3 km hin und 3 km zurück. Doch wir hatten wenig Lust die Hälfte der Zeit durch ein Dorf zu laufen. Und außerdem war es heute noch schön. Das Wetter mussten wir ausnutzen, um noch ein wenig Strecke zu machen. Für Morgen ist es leider nicht so gut gemeldet. Also folgten wir der R317.



Bis Amejgag war die Steigung kam spürbar. Nach dem Ort schraubten wir uns dann über mehrere Serpentinen auf 2400 Meter hoch und dann wieder auf 2100 Meter runter. Auch die Wanderung zur Cascade Amskar ließen wir aus.

Auf 2350 Metern überholten wir einen Radfahrer aus Slowenien. Er schob sein Fahrrad, weil die Steigung zu stark war. Bis zum Pass waren es noch 8 Kilometer. Da hatte er noch was vor sich.




Schon bald lagen die nächsten Serpentinen vor uns, die uns wieder ein Stück nach oben brachten. Allmo hatte gut zu tun. Doch mit Untersetzung lief es besser. Und dann stimmte der Straßenverlauf so gar nicht mit dem Weg von Karten-Gockel überein.

Der eigentliche Straßenverlauf der nächsten Serpentinen sah aus wie eine Baustelle. Also folgten wir der relativ neu geteerten Straße in die entgegengesetzte Richtung. Ob das richtig ist? Aber wo soll die Straße sonst hinführen?

Durch die neue Straßenführung wurde die Steigung etwas entschärft. Anstatt kleine kurze Serpentinen, gab es längere Serpentinen. Und dann waren wir auch schon auf dem alten Straßenverlauf und hatten den Tizi n’Ait Hmed erreicht – den höchsten befahrbaren Pass in Marokko. Die Passhöhe befindet sich auf 3005 Metern. Für uns mit Allmo ein Höhenrekord. Wir selbst waren schon auf 4205 Metern Höhe (auf dem Mauna Kea, Hawaii). Es pfiff ein übler Wind und wir beeilten uns mit Fotos machen.



Unsere Mittagspause legten wir rund 100 Höhenmeter weiter unten ein. Da war es zwar auch noch windig, aber die Küchenseite war etwas vom Wind geschützt.

Ab Amejgag hatte die dörfliche Bebauung stark nachgelassen. Nur vereinzelt gab es noch ein paar kleinste Siedlungen, zum Beispiel an der Oase Tamagmakht. Dort kam ein Junge an den Straßenrand gelaufen und zeigte auf sein T-Shirt. Was der wohl haben wollte? In den Dörfern zuvor wollten ein paar Kinder, dass wir anhalten. Wie immer fuhren wir winkend und lächelnd weiter.



Die Landschaft war immer noch unfassbar schön. In Höhe von sogenannten Erdpyramiden (eigentlich sind es Steintürme, die aus den Felsen herausschauen) wollten wir übernachten. Uns schien der Ort ideal, weil der Wind von Süden kam und die Felsen dann genau davor gewesen wären. Doch keine zwei Kilometer vorher gerieten wir mit zwei jungen Marokkanerinnen aneinander. Ich hatte während der Fahrt ein Foto von den vollbepackten Eseln gemacht. Frank hatte das Tempo verlangsamt, um die Tiere nicht zu erschrecken und dann stoppte er plötzlich und die eine Frau kam auf uns zu gerannt. Ich dachte, sie wollte, dass wir die Esel nicht erschrecken, aber nein. Frank hatte gesehen, wie sie einen Stein aufhob und nach uns warf.

Zum Glück hatte Frank gestoppt und der Stein erreichte uns nicht. Ja, wo sind wir denn? Ihr hatte es wohl nicht gepasst, dass ich ein Foto gemacht habe (zumindest hat Frank in dem Kauderwelsch das Wort Foto verstanden) und Frank erklärte ihr wütend, dass man nicht mit Steinen wirft. Gleichzeitig hatte Frank kurz aufs Gas getreten und das Signalhorn angeschaltet. Ich dachte nur an die armen Esel, die müssen doch nicht so in Schrecken versetzt werden. Aber die Furie und die andere junge Dame hat das zumindest erschreckt. Somit vielen die Erdpyramiden als Übernachtungsplatz weg. Das war zu nah an dem Geschehenen dran.

Außerdem war das Wetter noch schön. Strahlendblauer Himmel mit Wattewölkchen. Also war es doch gut so, wie es ist. Bei den Erdpyramiden endete der Asphalt und wir fuhren über eine geschotterte Piste weiter. Diese wurde dann später wieder zu Teer.



Grundsätzlich sei erwähnt, dass auch die Asphaltstraße im Winter durch Schnee, Frost und Felsabgänge leidet. Neben der Straße sind deutlich die Spuren von heruntergefallenen Steinen zu sehen. Viele Leitplanken sind beschädigt oder es stehen nur noch die Pfosten. Straßenschilder gibt es zwar viele, aber einige liegen auch neben der Fahrbahn.

Einige Bremer begegneten auf der Strecke, die als Bus fungieren. Wir sahen Frauen, die eingemummelt in Decken auf dem Gepäckträger lagen und auch zwei Männer, die mit lebdingen Ziegen auf dem Dachgebäckträger eines Bremers mitfuhren.

Die Landschaft war weiterhin wunderschön. Jetzt sahen wir auch Schnee auf mehreren Gipfeln liegen. Diese waren noch ein wenig höher als wir. Nachdem es ein wenig bergrunter ging, ging es wieder hoch. Uns kamen zwei Radfahrer entgegen, ein Pärchen aus Deutschland. Die wollten noch bis über den Tizi n’Ait Hmed. Wir erreichten den Tizi n’Ait Imi Pass. Dieser befindet sich auf 2914 Metern. Windig war es auch dort. Kurzzeitig überlegten wir, ob wir uns auf die Fläche hinter dem Felsen stellen sollen. Doch der Bereich lag im Schatten und etwas weiter unten im Tal war noch Sonne. Also fuhren wir weiter.



Unser Nachtlager schlugen wir auf nicht ganz 2300 Metern im Atlasgebirge bzw. Valée d’Azilal auf einer größeren Fläche neben der R317 auf. Mit viel Verkehr wird wohl nicht zu rechnen sein, so dass der Platz okay für die Nacht scheint. Frank fuhr nur das Hubdach hoch, weil ich keine Lust auf eine windige Nacht im Zelt hatte. Er wollte eigentlich im Zelt schlafen, aber als ich entgegnete, dass ich dann vorne in der Doka schlafe, war das Zelt auch für ihn gegessen. Mal sehen, wie es in der Nacht wird.

Etwas über 140 Kilometer hatten wir heute in etwa 6 Stunden zurückgelegt. Wobei die Fahrtzeit etwas geringer ist (Besuch des geheimen Gefängnisses, Mittagspause, ein paar mehr Fotostopps).



Zum frühen Abendessen gab es die restlichen Minipizzen aus Spanien. Wieder aufgebessert mit Schinken und Käse. Die Pizzen waren gerade fertig, als ein junger Mann auf uns zu kam. Er wollte irgendwas, konnte Frank aber erstmal nicht sagen was (ihm fehlte das englische Wort) und wenn es um warm Essen geht, kennt Frank keine Freunde. Er erklärte ihm, dass er erst Essen und ihm dann helfen wird. Letztlich benötigte der junge Mann nur ein Feuerzeug, weil er mit einem Kumpel unterm Baum Tee kochen wollte. Oh man, und dafür hatte Frank ihn warten lassen (zum Glück isst er schnell).

Als Dankeschön für’s Feuerzeug ausleihen bekamen wir drei Walnüsse geschenkt. Ich nutzte die Gelegenheit nachzufragen, ob die Schulen in Marokko staatlich sind und kein Schulgeld kosten. Das ist so. Es gibt aber auch private Schulen. Auch in Marokko gibt es eine Schulpflicht. Wenn ein Kind nicht zur Schule geht, dann wird vom Staat nachgehakt, warum das Kind nicht im Unterricht erscheint. Oft liegt es daran, dass die Eltern arm sind und die Kinder mit Geldverdienen müssen. Die Grundschule wird von den meisten Kindern besucht, somit lernen sie wenigstens Lesen und Schreiben. Zur High School gehen dann nur noch die Kinder, die nicht zu Hause mitarbeiten müssen. Wieder etwas gelernt. Er sagte dann noch „Welcome to Marokko“ und wir verabschiedeten uns mit „Shukran“. Und so nah liegen wieder schöne und weniger schöne Begegnungen mit den Leuten in Marokko beieinander.


Donnerstag, 13. November 2025

Zur Schlafenszeit frischte der Wind auf. Immer wieder wurde Allmo von kleinen Windböen erfasst und schwankte leicht. An Schlaf war nicht zu denken. Um kurz nach Mitternacht befragte ich die Wind- und Wetter-Apps, ob Besserung in Sicht ist. War es leider nicht. Im Gegenteil. Kurzerhand verlagerten wir uns in die Doka. Frank fuhr das Hubdach herunter, damit wir etwas weniger Angriffsfläche boten. Der Wind sollte jedoch demnächst auf Ost drehen und dann wären wir windschnittig geparkt.

Wir drehten und wendeten uns in der Nacht. Nach kurzen Windpausen kamen wieder stärkere Böen. Wir schliefen kaum und wenn, dann nicht lange und sehr unruhig. Am Morgen war es dichtbewölkt und die Böen legten noch einen Zahn zu. Allmo wurde regelrecht erschüttert und jede Menge Staub und Dreck flogen an uns vorbei. Einerseits gut, dass wir auf einer offenen Fläche standen, so konnte uns kein Stein aufs Dach fallen, andererseits boten wir eine sehr gute Angriffsfläche. Gemeldet waren Böen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 65 km/h. Ab welcher Windstärke kann es einen 7,5 Tonnen LKW aus den Reifen heben?

Ohne Frühstück wollte Frank nicht losfahren. Also nutze er etwas weniger Wind, um die Frühstücksutensilien zu holen und wieder wegzubringen. Wir belegten uns direkt für mittags ein paar Brote, die wir in der Doka ließen.

In der Hoffnung, dass es etwas weiter unten im Tal bei Tabant etwas weniger windig ist, brachen wir unmittelbar nach dem Frühstück auf. Und tatsächlich war es rund 350 Höhenmeter tiefer zwar windig, aber die extremen Böen fehlten.

Wir stoppten bei den Dinosaurierfußabdrücken (Empreinte de Dinosaures) in Ibaqalliwn/Tabant. Parkplätze befinden sich zu beiden Seiten der Hauptstraße und eine große Informationstafel ist auch montiert.

Der Weg zu den Dinosaurierspuren, die sowohl vom Pflanzenfressenden Langhals, als auch vom Fleischfressenden T-Rex sammen, ist nicht ausgeschildert. Intuitiv überquerten wir die Brücke, folgten den Treppenstufen hinauf und bogen dann nach rechts ab, durch den Tunnel. Und schon waren wir bei den Platten, auf denen die Dinospuren zu sehen sind.

Die Abdrücke der Langhälse konnten wir nachvollziehen, die vom T-Rex nicht. Wir blieben allerdings auch nicht lange, weil es ungemütlich war und zu tröpfeln begann. Zurück bei Allmo setzten wir unseren Weg fort.



In Tabant gab es einen Bereich, in dem viele Schüler sich entlang der Straße befanden. Eine Schule konnten wir nicht erkenne. Frank meinte, ob der Schulbus wegen Wind nicht fahren würde. Schon merkwürdig, zu welchen Uhrzeiten wir Schüler auf den Straßen sehen. Nach 9 Uhr und dann gegen 11:30 Uhr schon wieder. Wann soll der Unterricht dann stattfinden?

Hinter Tabant bogen wir P3107/R302 ab, Richtung Nordosten.

tbc

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert