Früh waren wir wach und wollten die Gelegenheit nutzen zeitig zur Wanderung zu dem Grunas Waterfall aufzubrechen. Erste Fahrzeuge trudelten bereits gegen 8 Uhr ein. Eine Hochzeitsgesellschaft kam laut hupend gegen 8:45 Uhr ins Tal gefahren. Die waren aber früh auf den Beinen. Wir brachen kurz danach zu unserer Wanderung auf.
Heute war es deutlich sonniger als gestern und die Berge versteckten sich nicht hinter Wolken. Wir folgten einer Wikiloc-Strecke, die uns zunächst durch ganz Theth führte. Heute konnten wir also so richtig sehen, wie der Tourismus das kleine Dorf in den albanischen Alpen, erobert hatte. Überall gibt es neue Gästehäuser, kleine Campingplätze und sogar einen Supermarkt.
Wir folgten einem eigentlich schön angelegten Bretterweg. Wie in Dorf selbst, standen entlang des Weges die gleichen Straßenlaternen, nur in klein. Nur schade, dass irgendwelche Deppen meinten, die ganzen „Scheiben“ zerschlagen zu müssen. Wobei wir auch nicht wirklich den Sinn darin verstanden haben, warum dieser Weg ausgeleuchtet werden muss.
Wir kamen an einer kleinen Kirche vorbei und waren etwas verwirrt über die Zugangsmöglichkeit zu dem Gelände. Das eigentliche Törchen war mit einer Kette gesichert, stattdessen musste man über eine Holztreppe steigen. Barrierefrei war das nicht. Die Hochzeitsgesellschaft hatte sich im Garten des gegenüber der Kirche befindlichen Gebäudes versammelt.
Der Weg führte uns über einen schmalen Trampelpfad, vorbei an Pferden und kleinen Einkehrmöglichkeiten. Wir hielten uns nicht direkt am Wasser, sondern links davon.
Nachdem wir die kleine rote Brücke überquert hatten und erstmals ein Schild „Waterfall“ erblickten, ging’s leicht bergauf. Irgendwann nahmen wir das Rauschen des Wasserfalls wahr und sahen ihn auch schon. Wir kraxelten über die Felssteine weiter nach oben, um den Wasserfall in seiner vollen Größe zu sehen. Ein paar Leute hatten uns zwischenzeitlich überholt und waren schon dort. Kurioserweise gab es am Wasserfall free Wifi. Der Sender wurde über ein kleines Solarmodul mit Energie versorgt.
Eigentlich wollten wir in Ruhe den Anblick des Grunas Waterfall genießen, doch nach uns traf eine Reisegesellschaft ein und mit der Ruhe war es vorbei. Der Guide erklärte irgendwas, was wir natürlich nicht verstanden. Irgendwann pfiff er zum Aufbruch, doch da waren auch schon die nächsten Gruppen eingetroffen. Nach dem auch die abgezogen waren, blieben noch zwei Hände voll an Menschen übrig. Wir gingen etwas weiter hinunter, um zu sehen, wie das Wasser in das Becken fließt. Während Frank Videos drehte, traf die nächste Gruppe ein.
Eigentlich wollten wir einen Rundweg laufen, was bedeutet hätte, dass wir den Grunas Waterfall hätten queren müssen. Das hatten andere schon vor uns versucht und leicht nasse Füße bekommen. Darauf konnten wir gut verzichten und gingen stattdessen den gleichen Weg zurück. Wieder kamen uns Gruppen von Menschen entgegen.
Als wir das Kraxeln hinter uns gelassen hatten, war die Sonne inzwischen schon auf dem Wanderweg angekommen. Die rote Brücke wurde schön angestrahlt. Den restlichen Weg liefen wir nun immer am Fluss entlang, der uns automatisch zu Allmo zurück brachte. Unterwegs kauften wir in dem kleinen Supermarkt zwei Eis. Frank stellte fest, dass dies das erste Eis auf dieser Reise war. Woran das wohl lag? Die Sonne hält sich bisher ja sehr zurück.
Nach ungefähr 7,5 km und 3 Stunden (Gehzeit 2,5 Stunden) waren wir wieder bei Allmo. Wir genossen das schöne sonnige Wetter und die herrliche Landschaft um uns herum. Emma hielt jedoch nicht sehr viel davon draußen auf einem Stuhl auf meinem Schoß zu sitzen. Das geht nur zu Hause auf dem Sofa oder in der Doka. Alles andere missfällt ihr.
Gegen 15 Uhr verschwand die Sonne hinter den hohen Bergen und Schatten legte sich über unseren Platz. Wir verkrochen uns in Allmo, wo Emma glücklich war das sie zunächst bei Frank und nachher bei mir liegen konnte.
Auch wenn heute tagsüber am Ende von Theth wieder viel Verkehr herrschte, so war es doch deutlich weniger als gestern. Mal sehen, wie es am Abend wird.
Für Wander-Enthusiasten, die vor vielen Höhenmetern nicht zurückschrecken, führt ein ungefähr 15 Kilometer langer Wanderweg auf die andere Seite der albanischen Alpen, nach Valbona. Wir werden, um dorthin zu gelangen, den deutlich längeren Weg über die Straße und den Koman Lake wählen.
Bei der Zubereitung unseres Abendessens (es mussten nur Reste aufgewärmt werden), kamen wir mit zwei Lehrern und zwei Besuchern einer österreichischen Schule in Shkodra ins Gespräch. Wegen der einsetzenden Dämmerung mussten wir das nette Gespräch frühzeitig beenden. Bis nach Shkodra sind es noch locker zwei Stunden Fahrtzeit über die schmale kurvige Straße.
Die hohen Gipfel wurden von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne angeleuchtet. Kurzzeitig färbte sich am Abend der Himmel rosarot.
Montag, 14. Oktober 2024
Zum Einschlafen nahm ich zwischen uns und dem Schweizer Camper lautere Stimmen wahr und jugendliches Gelächter. Bei so was habe ich immer ein ungutes Gefühl. Man weiß ja nie, ob irgendwelche Idioten was an Allmo anstellen. Frank bekam nichts mit, weil er noch über Kopfhörer einen Film ansah. Am Morgen war es im Koffer und der Doka kühler als tags zuvor. Frank stellte draußen fest, dass es dort wärmer war als in Allmo. Wir kamen mit einem Deutschen ins Gespräch, der zu Fuß unterwegs ist und auf den Bus wartete, der zwischen Theth und Shodra hin und her fährt.
Irgendwann drang ein Uringeruch in meine Nase und unter Allmo sah ich eine Pfütze. Mein erster Gedanke war, dass da jemand nachts an den Reifen gepieselt hat. Doch dann sah ich, dass auch unser Urinablass leicht tropfte. Das war gestern definitiv nicht der Fall und von allein löst sich da auch nichts. Und im Ruhezustand schon mal gar nicht.
Frank war skeptisch, ob meine Theorie, dass das mit dem Gelächter und den Stimmen zusammenhing, stimmen könnte. Aber eine andere Erklärung hatte er für diesen plötzlichen Urinverlust auch nicht.
Praktisch, dass wir uns nun nicht um eine Ablassstelle kümmern müssen, aber auf einem Parkplatz natürlich mehr als unangenehm. Zumal wir da ja gar nichts für konnten.
Zum Frühstück gab es die letzten Reste Brot. Neuen Teig setzte ich an, denn es war klar, dass wir heute keine Bäckerei und keinen Supermarkt sehen werden.
Betriebsame Hektik herrschte am Morgen auf dem Parkplatz. Der erste Bus war aus Shkodra eingetroffen und spuckte neue Touristen aus. Andere warteten darauf, dass mit dem Bus um 10 Uhr nach Shkodra gebracht zu werden. Gegen 10 Uhr schafften wir dann den Absprung. Also fast gleichzeitig mit dem orangenen Bus, der ohne zu blinken los und fast in uns hinein fuhr.
tbc