Auf der albanischen Seite des Grenzübergang Morine – Vermice waren zwei Schlangen extra für Pkws mit albanischem oder kosovarischem Pass geöffnet. Alle anderen mussten die LKW- oder Busspur nutzen. Wir reihten uns in die Busspur ein, auch wenn vor uns ein LKW stand. Der war jedoch schnell fertig und wir konnten direkt zum Grenzbeamten durchrollen.
Ich legte unsere Pässe und den Fahrzeugschein vor, erhielt alles ruckzuck wieder zurück und bei meinem „Mirupafshim“, also Auf Wiedersehen, freute sich der Grenzbeamte, antwortete mit „Pafshim“ und schon waren wir wieder in Albanien.
Über die gut ausgebaute SH5, die später zur mautpflichtigen A1 wird (so lange blieben wir jedoch nicht drauf), fuhren wir nach Kukes. Dort fuhren wir auf die SH31 Richtung Peshkopia, die uns vorbei am ungenutzten neuen Flughafen, zu unserem Einstieg in die Piste entlang der schwarzen Drin brachte. Wir durchfuhren ein paar Dörfer (so kleine Dörfer sind war gar nicht mehr gewohnt, irgendwie waren die im Kosovo immer größer) und zum Abschluss einer großen U-Kurve, verließen wir den Teer und bogen auf die Piste ab.
Meine Informationen zu der Befahrbarkeit mit so einem großen Allmo waren wiedermal widersprüchlich gewesen. Während die Pistenkuh für unsere Fahrzeugkategorie in ihrem Buch die Befahrbarkeit als gegeben sieht, gibt das Hobo-Team eine Fahrzeugbreite von 2,20 m an. Geschuldet ist dies den Auswaschungen aufgrund von Erdrutschen, woran wir scheitern könnten/müssten/sollten.
Frank hatte gestern Abend in der Iveco-WA-Gruppe nachgefragt und tatsächlich von M. eine Antwort erhalten. Er war im September noch die Piste entlang der schwarzen Drin ohne Schwierigkeiten gefahren. Sein Fahrzeug ist 2,40 m breit und er war allein unterwegs. Er empfahl uns allerdings den Ausstieg bei Arras. Dort führt eine geteerte Straße nach Kastriot. Diesen Ratschlag nehmen wir gerne an. Dann hätten wir eh schon das meiste der Piste befahren.
Auch über die nächste von mir ins Auge gefasste Piste, die uns von Peshkopia nach Burrell bringen soll, wusste M. zu berichten. Der Einstieg ist super eng (ich hatte das auch schon anhand der Street-View-Bilder vermutet) und nachdem er da so knapp durchgepasst hat, hat er an der Brücke gedreht, ist wieder durch das Nadelöhr und hat auf die Piste verzichtet. Diese Info war super wichtig für uns. Interessanterweise ist die Piste laut dem Hobo-Team für unsere Fahrzeugkategorie gut zu befahren. Die Routenbeschreibung ist allerdings aus der entgegengesetzten Richtung, also von Burrell nach Peshkopie. Da frage ich mich doch, was man macht, wenn man am Ende der Strecke feststellt, dass man sich nicht durch das Nadelöhr hindurchmanövriert bekommt. Nun gut, wir Haken die Piste für uns ab.
Entlang der schwarzen Drin
Nun war es also soweit, wir wagten uns auf die Piste entlang der schwarzen Drin. Aber schön geschotterten Boden, steinigen Hoppel-Boden und trockenen Lehmboden (allerdings teilweise mit schönen Spurrillen versehen), fuhren wir der schwarzen Drin entgegen. Nach ein paar Serpentinen erreichten wir den Fluss. Zuvor genossen wir den Blick auf die schwarze Drin und ließen einen PKW passieren, der in Gegenrichtung unterwegs war.
Bis zur ersten Brücke, die über den Nebenfluss Bushtrica führt, waren es von dem Abzweig etwas über 7 Kilometer, für die wir etwa eine Stunde benötigten. Wir fuhren vor der Brücke an den Fluss hinunter und legten eine Mittagspause ein.
Der erste Teil der Piste hatte uns schonmal sehr gut gefallen. Fast eine Stunde blieben wir an diesem schönen Platz, an dem man auch sehr gut über Nacht stehen bleiben könnte. Doch wir wollten noch etwas weiter.
Auf meine vorherige Begehung der Brücke hätte ich vielleicht verzichten sollen, dann hätte ich nicht gewusst, was auf uns zu kommt. Stattdessen empfahl ich Frank, dass er zügig, aber nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam drüber fahren und nicht auf der Brücke anhalten soll. Ich filmte die Überfahrt von unserem Rastplatz aus. Einen Hinweis auf eine Gewichtsbeschränkung gab es nicht. Den Pkw, der während unserer Pause darüber fuhr, hatte die Brücke auf jeden Fall getragen. Frank und Allmo kamen auch gut rüber und ich lief hinterher.
Im weiteren Verlauf kam uns dann ein kleiner, mit Stroh beladener LKW, entgegen. Der Fahrer setzte sofort zurück, wir fuhren etwas zur Seite und alle konnten ihren Weg fortsetzten. Mit etwas Kompromissbereitschaft fährt es sich gleich doppelt so gut.
Wir standen zu dem Zeitpunkt mitten in den Bäumen zwischen Brombeeren und hätten an der Stelle nicht ausweichen können. Wie gut, dass die Kurve so gelegen war, dass wir uns gegenseitig rechtzeitig sehen konnten.
Nach rund 14 Kilometern erreichten wir die nächste Brücke. Diese führte über die schwarze Drin und sah deutlich vertrauenserweckender aus. Auf unserer Seite stand ein 8-Tonnen-Schild. Da müssen wir uns dann ja keine Gedanken machen.
Die Umgebung mit dem breiten Kiesbett neben dem Fluss (im Winter steht dort bestimmt auch das Wasser) sah einladend aus und daher entschieden wir spontan dort unser Nachtlager aufzuschlagen. Eigentlich dachte ich, dass wir noch rund 17 Kilometer weiterfahren und dort dann am Fluss übernachten. Aber hier war es definitiv schön und wir haben Zeit.
Leider war von irgendwo ein frisches Lüftchen aufgezogen. Während ich darauf wartete, dass das Duschwasser warm wurde, saß Frank draußen in der Sonne bzw. im Wind. Ich blieb schön geschützt in der Doka.
So langsam hat Frank mit dem nicht enden wollenden Filoteig den Dreh raus. Anstatt die gefüllten Teigblätter im Backofen zu erhitzen, legte er dies heute in die Pfanne. Das klappte ganz wunderbar und zusammen mit Ei, Käse und Krautsalat gab es eine sehr köstliche Mahlzeit.
Die Sonne war schon deutlich vor vier Uhr hinter den Bergen verschwunden. Wenn der frische Wind nicht gewesen wäre, hätten wir noch gut draußen sitzen können. So aßen wir nur schnell und verkrochen uns dann in die Doka.
Eine Sache fanden wir auf der heutigen Fahrt entlang der schwarzen Drin sehr interessant. Vor einer Haarnadelkurve war ein Tempolimit von 20 km/h angegeben. Was wir sehr sportlich fanden. Auch später standen ab und an mal Schilder mit 30 km/h. Selbst zu Spitzenzeiten kamen wir nicht ganz auf diese Geschwindigkeit. Wer sich diese Schilder wohl ausgedacht hat?!?!
Freitag, 25. Oktober 2024
In der Nacht war, abgesehen von dem Rauschen des Wassers, kein Mucks zu hören. Gegen 6:30 Uhr vernahmen wir die ersten Motorengeräusche, in der nächsten halben Stunde fuhren noch zwei weitere Fahrzeuge die Piste entlang. Die Piste entlang der schwarzen Drin ist wirklich wenig frequentiert. Gestern sahen wir auch nur drei Fahrzeuge über die Piste fuhren (wobei das erste und dritte Fahrzeug das Gleiche war).
Auch in Albanien bleibt uns der Morgennebel treu. Und wir verschoben unsere Abfahrt solange, bis sich die Wolken gelichtet hatten. Frank telefonierte dann doch noch etwas länger als gedacht und auch die Reparatur von unserem defekten Bremslicht, verlief nicht nach Plan. Es schien ein Kurzschluss vorzuliegen. Frank sah Funken sprühen. Merkwürdigerweise blieb die Sicherung drin. Leider war dann noch bei dem Strom-Messgerät die Batterie leer und eine 9V Block-Batterie haben wir nicht als Ersatz mit. Immerhin sind wir mit Ersatz-Leuchtmitteln gut ausgestattet. Mit Schraubendrehern, Zange und Isolierband bog Frank die Fassung ein wenig zurecht, so dass das neue Leuchtmittel besser saß. Ich nutzte die Gelegenheit noch für einen kleinen Hausputz und setzte Brotteig an.
Bevor wir loskamen, war es dann schon fast 12 Uhr und weil die Sonne so schön schien, entschieden wir gar nicht weit zu fahren. Der eigentlich für gestern ins Auge gefasste Übernachtungsplatz lag nur 18 Kilometer entfernt und wurde zum heutigen Tagesziel ernannt.
Gestern beim runter fahren an die schwarze Drin, war mir gar nicht so bewusst gewesen, wie holprig die Strecke hinunter tatsächlich war. Frank hatte die Untersetzung eingeschaltet und Allmo fuhr gemächlich hinunter. Heute beim rauf fahren, wackelte der ganze Allmo und hüpfte durch die Schlaglöcher nach oben. Da ich von außen filmte wurde ich nicht durchgerüttelt, musste dafür aber hinterher laufen und konnte mir die Löcher von Nahem ansehen.
Zu Beginn hatten wir noch einen schönen Blick auf die schwarze Drin, bevor wir mehr in eine stärker bewachsene Piste eintauchten. Ab und an konnten wir noch einen Blick auf den Fluss erhaschen, doch oft befand er sich im Tal versteckt. Eine kleine kritische Stelle gab es, an der wir – aufgrund unserer Fahrzeugbreite – so gerade durchpassten. Zu unserer linken befand sich ein Holzzaun (als Grundstückseinfriedung) und zur rechten Seite eine Fläche von ca. einem Quadratmeter, keine Ahnung, ob es da einen Kanal gab. Auf jeden Fall musste Frank ganz zu seiner Seite an den Zaun fahren, damit wir dort nicht den Allmo versenkten. Ist aber alles gut gegangen. Da war die Stelle gestern am Hang (ich hatte es noch gar nicht erwähnt), die laut dem Hobo-Team für uns ein k.o.-Kriterium gewesen wäre, weil durch Randabbrüche und einer Auswaschung die Piste an einer Stelle sehr schmal war, harmlos gegen.
Wir setzten unseren Weg fort. Kamen an dem silbergrauen Passat vorbei, den wir gestern auch schon gesehen hatten und mussten später für einen Mercedes Platz machen, weil es bei uns direkt eine Ausweichmöglichkeit gab. Ansonsten sahen wir auf den 18 Kilometern bis zu unserem Übernachtungsziel kein anderes Fahrzeug auf der Piste. Dies war auch gut so, denn die Ausweichmöglichkeiten waren überschaubar.
Wir merkten, dass wir uns einem Gebiet näherten, das ein wenig besiedelt war, denn plötzlich befand sich gefühlt im Nirgendwo eine Schule. Später sahen wir den Schulbus an unserem neuen Übernachtungsplatz vorbei fahren.
Zum Übernachten hatte ich uns einen Platz – wie sollte es anders sein – an der schwarzen Drin herausgesucht. Dafür mussten wir von unserer eigentlichen Route abweichen, und über eine sehr stabile Brücke (Ura Topuze) fahren. Der stabile Eindruck entstand zumindest durch die Betonpfeiler und auch die Bretter sahen intakt aus. Wobei sie beim Darüberfahren schon gewaltig klackern. Machen sie bei Pkws aber auch.
Um zum Fluss abbiegen zu können, mussten wir etwas weiter in einer Kurve drehen und konnten dann entspannt Kurs auf den Fluss nehmen. Auch diese kurze Abfahrt wies tiefe Auswaschungen/Spurrillen auf.
Wir stellten Allmo auf der gekiesten Fläche im Flussbett ab. Es war noch früh, gerade mal 13 Uhr durch. Etwas über 1 Stunde waren wir unterwegs gewesen. Bevor wir uns ein Brot schmieren konnten, musste dieses erstmal gebacken werden. In der Zwischenzeit kümmerte sich Frank um unseren nicht gut abfließenden Abfluss vom Waschbecken. Mit dem Ergebnis, dass wir Emmas Nassfutterschälchen künftig nicht mehr darin auswaschen werden. Ich putze die Frontscheibe, damit die während der Fahrt geschossenen Fotos nicht immer irgendeinen Schmier drauf haben.
In der Zwischenzeit war das Brot fertig und wir genossen das schöne Wetter. Das es in der Nähe kleinere Dörfer gibt, ist deutlich zu spüren. Es waren nicht viele Fahrzeug auf der Piste über uns unterwegs, aber doch deutlich mehr als an dem letzten Übernachtungsplatz. Ein paar Fahrer hupten und winkten dann freundlich. Winken, ohne zu hupen nützt ja auch nicht viel, dann wissen wir nicht, dass wir gucken müssen. Wenn wir uns noch ein paar Tage länger an der schwarzen Drin aufhalten, kennen wir alle Leute persönlich 😉 Nein, im Ernst, es ist schön, dass die Menschen freundlich sind und sich nicht dadurch belästigt fühlen, dass wir hier rumfahren und rumstehen. Wenn wir durch die Dörfer fahren und jemanden sehen, winken wir auch und zu 98 % winken die Leute zurück und ein Lächeln huscht über die Gesichter.
Mit etwas Bürozeit (Frank) und viel lesen (ich) ging der Nachmittag sehr schnell vorbei. Gegen 16:30 Uhr verschwand die Sonne hinter dem Berg und wir begannen das Abendessen zuzubereiten. Heute gab’s zur Abwechslung nichts mit Filoteig, sondern Schnitzel mit Gurken-Tomaten-Salat. Seit dem Morgen war es windstill, so dass wir noch draußen aßen und erst anschließend in Allmo kletterten.
Bereits gestern Abend war mit aufgefallen, dass die schwarze Drin ihren Wasserstand verändert. Von Gezeiten zu sprechen, wage ich kaum, aber der Wasserpegel unterliegt definitiv Schwankungen. Während der Dämmerung nahm der Pegel gestern zu und mit etwas Besorgnis leuchte ich ab und zu mit der Taschenlampe nach draußen. Doch irgendwann nahm der Wasserstand wieder leicht ab. Auch heute wurde der Fluss am späten Nachmittag breiter. Doch wir hatten hoch genug geparkt und mussten uns keine Gedanken machen nasse Räder zu bekommen.
Samstag, 26. Oktober 2024
Auch an diesem Platz war es nachts sehr ruhig, selbst das Plätschern des Wassers war nicht zu hören. Emma war wieder sehr kuschelfreudig und dadurch etwas anstrengend. Irgendwann fuhren am Morgen die ersten Fahrzeuge über die Brücke. Klapp-klapp-klapp-…
Natürlich war am Morgen wieder alles in einen Dunstschleier eingebettet. Als wir losfuhren lichtete es sich so langsam. Wir hatten uns entschieden, nicht den ursprünglichen Weg bis Arraz fortzusetzten (das wären noch rund 10 Kilometer Piste gewesen) um dort dann auf die neugeteerte Straße in Richtung Kastriot zu fahren, sondern direkt auf unserer Flussseite zu bleiben und über Fushe Cidhen den Weg in Richtung Kastriot einzuschlagen. Der Vorteil war, dass wir somit einfach von unserem Übernachtungsplatz rechts auf die Piste fahren konnten und nicht kompliziert nach links abbiegen mussten. Somit kamen wir nicht nochmal in den Genuss über die Brücke Ura Topuze zu fahren, mussten uns dort aber auch nicht, entgegen dem Spurverlauf, links auf die Piste manövrieren. Klang nach einer sehr Vorteilhaften Idee. Aber einen Haken musste es geben.
Diese letzten vier Kilometer auf der Piste waren schlimmer als die rund vierzig Kilometer zuvor. Zunächst musste sich Allmo tausend Peitschenhieben von Ästen gefallen lassen. Wie gut, dass wir über automatisch einklappbare Spiegel verfügen (kleiner Scherz). Als wir das hinter uns gelassen hatten, lagen zweimal über auf der Straße schmale Betonplatten, die über einen kleinen Kanal gingen. An der ersten Stelle passte Allmo von der Fahrspur her gut auf diese Platten. An der zweiten Stelle waren diese jedoch sehr nah beisammen. Ich war mir gar nicht sicher, ob es überhaupt passen würde. Doch mit je halben Reifen schaffen wir es auch über diese Betonplatten unseren Weg fortzusetzten.
Nach vier Kilometern erreichten wir dann endlich Teer, die Straße war ordentlich breit und ich konnte wieder aufatmen. Was für eine Anspannung am frühen Morgen.
Tbc