Heute wollten wir noch einige Kilometer hinter uns bringen. Über Peshkopia fuhren wir nach Burrel. Allerdings nicht über die SH36, die eine Piste ist, und wie wir von M. wissen, zu Anfang eindeutig zu schmal. Also nahmen wir die SH6, die in einem größeren Bogen über Bulqiza ebenfalls nach Burrel führt.
Hinter Peshkopia wurde aus einer leicht holprigen Teerstraße eine breite geschotterte Straße, dann eine neugeteerte breite Straße, dann wieder neu geschottert, … Ein paar Kilometer mussten wir dem alten Straßenverlauf – viele Kurven – folgen. Straßenbauarbeiten waren im vollen Gange.
Am Straßenrand kauften wir bei einem älteren Herren Äpfel und Birnen.
Hinter Bulqiza teilte sich die Straße. Die SH6 führte den Berg hoch. Wohingegen die gut ausgebaute neuere Straße nun SH61 hieß und im Tal weiter führte. Und allen Ernstes: die neu geteerte und gut ausgebaute Straße war für Fahrzeuge schwerer als 3,5 Tonnen für die Durchfahrt gesperrt. Meinen die das jetzt ernst? Wir folgten dem LKW vor uns und hinter uns befand sich auch noch ein LKW. Also musste es wohl seine Richtigkeit haben, dass wir über die Berge und Kurve um Kurve dem Straßenverlauf der SH6 folgten. Frank bezeichnete die Straße als Scenic Road, wohingegen unten die neue Straße die wäre, die am Grund des Canyon entlang führt.
Die Ausblicke, die wir von dieser Straße hatten, waren wunderschön. Doch in den Kurven fragte ich mich, ob die das Ernst meinen, dass ein 40 Tonner besser oben über die Berge rumfährt. Doch uns kamen tatsächlich zwei oder drei schwere LKWs entgegen. Es war also ernsthaft so gedacht.
Zum Ende hin, also kurz bevor wir wieder auf die andere Straße stießen, befanden sich schon recht tiefe Absenkungen auf unserer Straße. Und unten stand dann tatsächlich an der anderen Straße auch Durchfahrt-verboten-Schild für Fahrzeuge schwerer 3,5 Tonnen. Wir hatten also alles richtig gemacht.
Wir nahmen weiter Kurs auf Burrel. Doch es sollte noch „lustiger“ werden. Die SH6 verläuft direkt durch Burrel. Doch plötzlich tauchte am Ortseingang am Straßenrand wieder ein Durchfahrt-verboten-Schild für Fahrzeuge schwerer als 3,5 Tonnen auf. Gleichzeitig zeigte ein Schild die Aufschrift „Tirana“ und darunter war ein Schild mit einem geradeaus und einem rechts Pfeil. Also bogen wir kurzerhand rechts ab. Dies ging so schnell, dass ich nicht auf die Idee kam ein Foto zu machen. Denn die „Straße“, auf die wir abbiegen mussten, war in einem schlimmen Zustand.
Wie meinte Frank „die besten Pisten fährt man unverhofft“ und so war es auch. Schlaglöcher, Pfützen und matschige Spurrillen wechselten sich ab. Und da soll jemand mit einem normalen Camper, der über 3,5 Tonnen wiegt, entlangfahren? Ja herzlichen Glückwunsch. Ein LKW kam uns zu Anfang entgegen und wir setzten ein Stück zurück, um Platz zu machen. Ansonsten kam uns niemand entgegen. Im nordwestlichen Stadtgebiet von Burrel wurden wir wieder auf Teer geschickt und mussten recht bald rechts abbiegen.
Weil wir etwas warten mussten, sah ich, dass an der Straße zur linken, ebenfalls das 3,5 Tonnen Schild angebracht war. Von dort wären wir sonst gekommen. Das hatte also seine Richtigkeit. Ob es geradeaus irgendwelche Schilder gab, weiß ich nicht. Mir war auch kein weiteres Schild mit „Tirana“ aufgefallen.
Als wir endlich rechts abbiegen konnten, fiel mir ein kleines gelbes Schild mit schwarzer Schrift auf. Mit einem kleinen Sackgassen-Symbol und einem kleinen „Durchfart-Verboten-3,5-Tonnen“-Symbol. Dazu ganz viel Text, den ich eh nicht verstanden hätte, selbst wenn Frank nicht so schnell daran vorbei gefahren wäre. Mal sehen, was uns erwarten würde.
Wir folgten dem kurvigen Straßenverlauf und als uns nur noch wenige Kilometer von unserem Übernachtungsziel trennten, da tauchte vor uns eine Brücke auf. Das war der Grund für diese kleinen Symbole auf dem kleinen Schild. Vor der Brücke standen normal große Verkehrsschilder. Die Durchfahrt war für Fahrzeuge schwerer 3,5 Tonnen (uns war auch seit Burrel nichts Schweres entgegen gekommen) und breiter als 2,5 Meter verboten. Frank fuhr erstmal an den Rand. Wir ließen von beiden Seiten alle Fahrzeuge passieren und entschieden uns dafür über die Brücke zu fahren. Wie hätten wir sonst so grob in Richtung Tirana kommen sollen? Wie schon erwähnt: Ich weiß nicht, ob an der letzten Kreuzung in Burrel „Tirana“ für schwere Fahrzeuge irgendwie ausgeschildert gewesen war. Vielleicht ist die SH37 bzw. SH38 Richtung Kruja und weiter nach Tirana auch gar keine Piste mehr, die nur von schmalen Fahrzeugen befahren werden kann.
Der Straßenbau wird in Albanien gut vorangetrieben und wenn dann keine aktuellen Schilder zu sehen sind, ist es schwierig zu wissen, welche Pisten zu Straßen wurden. Auch StreetView ist keine große Hilfe, die Straßenansichten sind 8 Jahre alt.
Wir fuhren also verbotenerweise über die Brücke und weil sie hinter uns nicht einstürzte, vergaß ich direkt ordentlich zu navigieren und wir folgten zunächst dem Straßenverlauf. Kurz darauf erwachte ich aus meiner Starre und natürlich mussten wir umdrehen.
Wir hätten also hinter der Brücke direkt rechts auf die breitere Schotterstraße abbiegen müssen. Jetzt fuhren wir quasi geradeaus und folgten dem Weg für rund 2 Kilometer. Ein Platz an einem Flüsschen bei einer kleinen Grube (Sand, Kies, was weiß ich) war unser Ziel. Einen halbwegs graden Standplatz zu finden war gar nicht so leicht. Unten in der Grube (natürlich musste Frank da reinfahren), standen wir gerade. Der Boden gab ja auch etwas nach. Doch da wollte ich nicht stehen bleiben. Die Rasenflächen oberhalb waren leicht schräg, selbst mit ein paar Hölzern drunter standen wir immer noch etwas abschüssig nach vorne. Aber für eine Nacht wird das schon gehen.
Wir mussten uns nach dieser Fahrt erstmal Stärken (es war nun kurz nach 13 Uhr) und genossen anschließend die Sonne. Gemeldet waren 23 Grad (gefühlt 25 Grad). Ja, das könnte passen. Frank bekam noch einen Sommer-Haarschnitt verpasst.
Zum frühen Abendessen gab es Kartoffelsalat mit Knackwürstchen. Die Sonne war inzwischen hinter den Bergen verschwunden und böse Mücken (nach der langen Zeit in den Bergen waren wir nun wieder niedrig genug, dass es diese Viecher wieder gibt) trieben uns nach dem Essen in die Doka.
Der Hirte, der am Nachmittag mit seinen drei Kühen an uns vorbei spaziert war (er war mit Gummistiefeln ausgerüstet und konnte mühelos durchs Wasser) kam am Abend wieder zurück.
Frank hatte sich noch schnell die unfertige rostige Brückenkonstruktion angesehen und herausgefunden, dass die angefangene Betonbrücke für Züge gewesen wäre.
Sonntag, 27. Oktober 2024
Ein wenig Hundegebell war in der Nacht zu hören, was Frank etwas störte. Wieder mal wachten wir mit Nebel auf. Aufgrund der Zeitumstellung starteten wir früher in den Tag.
Wir folgten noch einige Kilometer der SH6, die zu Beginn eher eine Buckelpiste glich. Interessant ist, dass vor üblen Absenkungen der Straße, ein „Achtung“ Zeichen auf den Teer gemalt wurde.
An einer verlassenen kleinen Tankstelle mussten wir unbedingt anhalten. Kraftstoff kann man dort wohl schon länger nicht mehr Tanken. Die Zapfsäulen wurden von der Natur so langsam erobert.
Von dem Stausee Ulza sahen wir nichts. Eine Wolkendecke, die sich genau über dem Wasser befand, verhinderte dies.
Eine hübsche Steinbogen-Brücke, die Ura e Ulzes, überspannt den Fluss Shkopet, der dann in den Ulza-Stausee mündet. Über die Tragkraft dieser sehr robusten Brücke machten wir uns keine Gedanken.
Zu Fuß spazierten wir ein wenig später über die Shkopet Bridge, eine Hängebrücke, die über den gleichnamigen Fluss, gespannt ist. Weitere Hängebrücken sollten folgen. Wobei die eine kleine Holzbrücke doch leicht windschief war. Der Shkopet Fluss durchfließt einen sehr schönen Canyon mit interessanten Felsen.
tbc