Der kürzeste Weg von Kruja zum Zeze Canyon führt durch die Stadt (nur 7 Kilometer). Wir entschieden uns für den längeren Weg außen herum und dann von Süden kommend (rund 25 Kilometer).
Ich hatte mich bei der FB-Gruppe „Visit Albania“ angemeldet und dort letzte Woche nachgefragt, wie es mit der Durchfahrt durch Kruja für uns aussieht. Dort wurde uns zu diesem längeren Weg geraten. Diesen nutzen auch die LKWs des Steinbruchs, der sich direkt zu Beginn des Zeze Canyons befindet.
Also fuhren wir den gleichen Weg zurück, bis wir die SH1 erreichten. In Nikel bogen wir ab in Richtung Osten und folgten dem Straßenverlauf, der uns bis zur Ottoman bridge führte. Stück für Stück näherten wir uns den hübschen Bergen.
Kurz hinter dieser alten Steinbogenbrücke parkten wir Allmo auf einer geschotterten Fläche. Bis zu dem Steinbruch, von wo aus es in den Zeze Canyon geht, war es nun nicht mehr weit.
Da wir erst morgen in den Canyon hinein wandern, begnügten wir uns heute mit einem Blick auf die hübsche ottomanische Brücke.
Weil es sowohl direkt an der Straße als auch auf der geschotterten Fläche auf der wir standen, eine Möglichkeit gibt Wasser zu zapfen, herrschte noch ein wenig Betrieb. Ein Herr füllte ein Wasserfass mit 2000 Litern Fassungsvermögen, welches sich in seinem Van befand. Mit Hilfe der Übersetzungsapp erfuhren wir, dass dieses nur zum Trinken benötigt wird und nur einen Tag ausreicht. Anscheinend versorgt er damit das ganze Dorf. Andere befüllten kleinere Kanister oder brausten mit dem Schlauch ihr staubiges Auto ab.
Ein anderer Herr wollte wissen, ob wir hier übernachten werden. Was ich bestätigte. Dies wäre kein Problem, ihm würde das Land gehören und wir könnten gerne hier stehen. Ich bedankte mich und der Herr verschwand wieder.
Wasser lief aus beiden Schläuchen die ganze Zeit. Von Wasserknappheit kann hier keine Rede sein.
Frank nutzte das Frischwasser, um unsere hintere Felge von Dreck und dem ausgelaufenen Öl zu befreien. Als wir in Bosnien schief im Graben standen, war an der Stelle Flüssigkeit (Achs-Öl) ausgetreten. Da wir danach viele staubige Pisten gefahren waren, aber keine frischen Ölspuren danach zu sehen waren, vermuten wir, dass das Öl nur wegen der Schieflage ausgetreten war. Mal sehen, ob sich diese Theorie bestätigen wird. Außerdem wusch Frank noch den Staub von unseren Solarmodulen.
Die letzten Sonnenstrahlen leuchteten die Bergspitzen an. Wir freuten uns, dass es keine Mücken gibt, verkrochen uns dann aber doch zügig in Allmo.
Sonntag, 03. November 2024
Wäre Emma in der Nacht nicht kuschelbedürftig und darin sehr fordernd gewesen, dann wäre es zumindest bis 4:40 Uhr eine sehr ruhige Nacht geworden. Was zu dieser Uhrzeit geschah? Irgendwer fuhr mit dem Auto zur Wasserzapfstelle. Leute! Es ist Sonntagmorgen! Es ist dunkel! Wer kommt auf die Idee zu der Zeit Wasser zu zapfen? Immerhin stellte derjenige den Motor ab und war leise. Was man von dem Menschen, der wenige Minuten später angefahren kam, leider nicht behaupten konnte. Er ließ den Motor laufen und die beiden Männer unterhielten sich lautstark. Unsere Begeisterung darüber können wir kaum in Worte fassen. Schlimm genug, dass Emma für eine unruhige Nacht sorgte, und dann werden wir auch noch zu so einer Zeit geweckt.
Die Sonne erreichte uns am Morgen noch nicht, dafür waren die Berge um uns herum zu hoch. Frisch war es daher und wir zogen uns lange Sachen an. Nach dem Frühstück gingen wir in Richtung des Zeze Canyon. Nach nur wenigen Schritten erreichten wir die Sonne. So kalt, wie es uns bei Allmo vorgekommen war, war es gar nicht.
Wir betraten das Gelände des Steinbruchs. Das Tor an sich war verschlossen. Fußgänger konnten durch die offene Stelle links neben dem Tor auf das Gelände gelangen. Mit Implementierung des Steinbruchs war die Durchgangsstraße von Kruja zur Ottoman Bridge Geschichte. Mit einem Fahrzeug kommt man da nicht mehr entlang. Auch der ursprüngliche Wanderweg in den Canyon ist zu Beginn durch den Steinbruch zerstört worden.
Drei Männer waren bei der Arbeit. Irgendetwas musste geschweißt werden. Einer der Herren kam auf uns zu und zeigte, wie wir durch das Gelände laufen sollen, um in den Zeze Canyon zu gelangen. Bei Wikiloc hatte ich auch einen aktuellen Trail heruntergeladen, so dass wir auch ohne die Hinweise klargekommen werden. Aber so war es ja gleich viel netter und schließlich laufen wir über ein Betriebsgelände. In Deutschland unvorstellbar, dass Privatleute einfach so durch einen aktiven Steinbruch laufen dürfen.
Den Zementstaub konnten wir in der Luft förmlich schmecken und riechen. Angenehm ist anders. Daher waren wir froh, als wir endlich auf den eigentlichen Wanderweg abbiegen konnten. In ein paar Schleifen ging’s hinunter und dann parallel zum Flussbett. Noch lagen unsere Strecke und der Canyon im Schatten, was zum Laufen ganz angenehm war. Für Fotos natürlich weniger schön. Ein Herr kam uns mit einem Esel entgegen, der mit Holz beladen war. Entlang des Weges sahen wir immer wieder ein paar gestapelte Äste liegen. Anscheinend müssen diese so langsam aus dem Canyon abtransportiert werden, bevor der Winter kommt. Am Morgen war auch schon ein Herr mit einem Holz-Esel-Transporter an uns vorbeigelaufen. Da wussten wir ja noch nicht, wo der herkam. Mann und Esel müssen dann ja schon früh unterwegs gewesen sein.
Der Wasserfall des Zeze Canyon versteckte sich zwischen den steilen und glattgeschliffenen Canyon-Wänden. Während Frank über Steine auf die andere Seite hüpfte, blieb ich wo ich war. Hinter dem Wasserfall ist das Flussbett nicht ganz so tief. Vermutlich ist das die Stelle, wo man sich bei warmem Wetter erfrischen kann. Jetzt im Schatten hielt sich unser Verlangen danach in Grenzen. Wobei wir Badesachen eingepackt hatten.
Wir ließen den Wasserfall hinter uns und steuerten auf „The Gate“ zu. Zwei Felsen ragen rechts und links neben dem Flussbett hoch empor. Tatsächlich hat es etwas von einem Durchgang, wie ein Tor.
Der Weg wurde nun schmal und glich eher einem Trampelpfad, der wohl wenig begangen wird. Zumindest ragten die Pflanzen in den Weg hinein. Nach wenigen hundert Metern erreichten wir die osmanische Brücke Ura e Abdyl Agës, die den Fluss überspannt.
Hinter der Brücke folgten wir für wenige Meter dem rechten Trampelfpad, um von der anderen Flussseite einen Blick auf die alte Steinbogenbrücke zu werfen. Dann drehten wir um. Für Wanderbegeisterte Menschen bietet es sich an, hinter der Brücke den Wanderweg nach rechts oder links einzuschlagen. Der Rundweg führt das Bergmassiv hoch, über das Plateau und wieder runter bis zur Brücke.
Für uns war der Wendepunkt erreicht und wir gingen den gleichen Weg zurück. Inzwischen erreichten die Sonnenstrahlen fast den gesamten Canyon und mit unserer Kleidungswahl gerieten wir beinah ins Schwitzen.
Der freundliche Steinbruch-Mitarbeiter wollte uns auf einen Kaffee einladen, was wir dankend ablehnten. Wir verabschiedeten uns mit „mirupafshim“ und gingen die letzten Meter zu Allmo zurück. Kurz vor Verlassen des Geländes kamen uns die ersten Touristen entgegen. An einem Sonntag hatten wir eigentlich mit mehr Andrang gerechnet. Zumindest wäre das in Spanien so gewesen.
Nach 5,6 km und 2,5 Stunden waren wir wieder zurück. Die schöne Wanderung erinnerte uns ein wenig wie die Wanderungen auf den Kanaren, wo wir durch die Barrancos gelaufen sind. Emma saß vorne in der Sonne. Wir stärkten uns noch mit einem Apfel und Mandarinen bevor wir uns auf den Weg machten. Zurück ging es bis nach Nikel, wo wir wieder auf die SH1 fuhren. Wir setzten den Weg in südliche Richtung fort.
tbc