
Ein ganzes Stück fuhren wir heute weiter in den Norden von Euböa. Der Kremasi Wasserfall war unser Ziel. Per Zufall hatte ich diesen gestern Abend auf Gockel entdeckt. Eigentlich wären der Nileas Canyon und der Drymonas Wasserfall unsere Ziele gewesen.
Doch um durch den Nileas Canyon zu gelangen, muss man selbst im Sommer ein paar Passagen schwimmend überbrücken, was somit jetzt im Winter für uns nicht in Frage kommt.
Und der Drymonas Wasserfall sah im Vergleich zum Kremasi Wasserfall wenig beeindruckend aus. Zudem wäre eine einfache Anfahrt über Asphalt und ein sehr kurzer Spaziergang vom Parkplatz zum Wasserfall auch zu langweilig gewesen 😉 Doch das wusste ich zu dem Zeitpunkt ja noch nicht.
Etwas über 60 Kilometer lagen vor uns. Viele davon verliefen durch die Berge. Egal auf welchen Hügel wir blickten, überall ragten tote Baumstämme in die Höhe. Wie schrecklich. Doch immerhin sprießen Bodendecker und kleine Büsche, so dass wenigstens der Boden lebendig aussieht.
Zu dem Kremasi Wanderfall führt sowohl ein Weg von Norden als auch von Süden. Wir entschieden uns für den nördlichen Einstieg, da dieser mit weniger Höhenmeter verbunden war. Von der Hauptstraße brachte Allmo uns nach oben. So einige Höhenmeter musste er überwinden. Der Weg führte uns durch den kleinen Ort Agdines. Kurz hinter dem Ort biegt eine Piste ab, die in Richtung des Wanderweges führt.
Doch ob die Piste für uns breit genug ist und ohne irgendwelche tiefhängenden Äste? Wir wussten es nicht. Meine Idee war es, irgendwo am Rand der Straße zu parken. Bei der Zufahrt zur Piste gab es eine Stelle, auf die wir irgendwie gepasst hätten. Doch da befand sich auch die örtliche Müllkippe.
Wir wendeten und ich sprach einen Herrn an, der auf seinem Grundstück irgendetwas verbrannte. Leider sprach er kein Englisch. Ich tippte in die Übersetzungs-App meine Fragen ein, worauf hin er gestikulierte und ein Schwall griechischer Wörter aus ihm raussprudelte. Letztlich befand er, dass wir ungefähr zwei Kilometer Piste fahren und den Tafeln „Kremasi“ folgen sollen. Na, dann kann ja nichts mehr schiefgehen.
Frank war begeistert Piste fahren zu dürfen. Die ersten Meter waren auch okay. Eine Engstelle gab es, wo Teile eines zersägten Baumstamms zu beiden Seiten der Piste lagen. Aber das passte gut. Dann wurde es mehrfach etwas nass und matschig. Einige Auswaschungen in Fahrtrichtung kamen hinzu. Puh! Was hatte ich uns (mir!) damit nur angetan? Dann gab es zum Hang hin eine etwas tiefere Auswaschung in Fahrtrichtung. Ein Ausweichen nach rechts ging nicht, weil da der Berg war, nach links ging’s nicht, weil da der Hang war. Frank legte alle Sperren und die Untersetzung ein und Allmo glitt sanft in das Loch und auch sanft wieder hinaus. An dieser Stelle entschied ich dann, dass wir mit Allmo nicht weiterfahren werden. Wir hätten scharf links abbiegen müssen und wer weiß, was da noch auf uns zugekommen wäre. An dieser drei-Wege-Kreuzung gab es eine etwas breitere Stelle, so dass wir Allmo dort drehen und am Rand abstellen konnten.
Auch in dieser Gegend hatten die Waldbrände gewütet. Die Bäume sind tot, die Rinden schwarz. Die es noch nicht dahin gerafft hat, stehen trostlos in der Gegend herum
Ungefähr zwei Kilometer und einige Höhenmeter hatte uns Allmo von der drei Kilometer langen Wanderung abgenommen. Also lag noch ungefähr ein Kilometer vor uns. Zunächst folgten wir weiterhin der Piste, die ein zwei Engstellen für uns bereitgehalten hätte, weil tote Bäume die Spur etwas verkleinerten. Noch waren Reifenspuren zu erkennen. Doch irgendwann wuchs das Pampasgras nicht nur am Rand, sondern hatte auch die Piste für sich erobert. Wir folgten einem Trampelpfad auf der Pampasgras-Piste und landeten schließlich am Fluss.
Über die matschigen Pfützen auf dem Trampelpfad war ich schon wenig begeistert gewesen, doch wenn ich geahnt hätte, was uns noch erwarten würde, …
Wir mussten den Fluss ein paar Mal überqueren, denn einen richtigen Wanderweg gab es nicht oder nicht mehr. Steine waren perfekt positioniert und ragten auch aus dem Wasser raus, so dass wir keine Schwierigkeiten hatten, die Flussseiten zu wechseln. Dann ging es an einer Stelle nicht so richtig weiter. Entweder war gutes balancieren mit großen Schritten notwendig oder es gab zwangsläufig nasse Füße. Während Frank sich mit einem dicken Ast als Stützhilfe auf die andere Seite begab, blieb ich etwas frustriert zurück. Letztlich zog ich dann meine Schuhe und Socken aus und watete durch das knietiefe Wasser. Frank war schlauer gewesen, weil er nur Treckingsandalen an den Füßen hatte.
Wir gingen noch etwas weiter und dann war tatsächlich für mich Schluss. Während Frank sich mit seinen Sandalen auf das letzte Stück (vielleicht 50 Meter) machte, blieb ich frustriert zurück. Ein wenig Ehrgeiz hatte ich dann doch noch und zog wieder die Schuhe aus. Ich überlegte noch die Hose auszuziehen, krempelte sie aber wieder nur bis über die Knie hoch. Halb versank ich auf der anderen Seite in der lehmig matschigen Erde. Die war wohl noch richtig durchtränkt. Was für ein sch… Ein Blick zu Frank brachte die Erkenntnis, dass es nur noch schlimmer wird. Er hatte bis zu den Knien im Modder gesessen und war gerade dabei sich im Fluss von der grauen Matschepampe zu säubern.
Also kehrte ich um, versank nur bis zu den Knöcheln im Schlamm und zog mir auf der anderen Seite wieder die Schuhe an (nachdem die Füße sauber waren). Beim nächsten Mal sollten wir ein kleines Handtuch einpacken, damit ich mir besser die Füße trocken putzen kann. Socken, insbesondere Sneaker-Socken, eignen sich nicht so gut dafür. Vielleicht wären unsere Wasserschuhe auch hilfreich gewesen oder zumindest Sandalen anstatt fester Schuhe. So viel, was schiefgelaufen war. Und ich war es ja auch noch selbst schuld. Ich hatte die Wanderung rausgesucht und musste alles machen, was mich dann doch irgendwie nervt (komische Pisten und Wanderungen, die nicht so sind wie gedacht).
Frank hatte sich erfolgreich durch den Schlamm und das Wasser gekämpft und war nicht mehr zu sehen. Denn der Wasserfall lag um die Ecke in einer Nische. Irgendwann tauchte er wieder in meinem Blickfeld auf. Ein breites Grinsen und Daumen hoch. Ja wenigstens einer, der glücklich ist (über die Pisten und den Wasserfall).
Frank wollte mich dazu überreden, mit seinen Sandalen zum Wasserfall zu laufen. Ich würde echt was verpassen, wenn ich nicht dorthin gehen würde. Das wäre wie auf Bali, nur nicht so warm. Anfangs war ich noch etwas stur, doch dann lenkte ich ein. Also stapfte ich mit den Entenpaddeln an den Füßen los. Auf dem Rückweg hatte Frank sich an der rechten Seite bei den Felsen gehalten, anstatt über diesen Modder-Matsch-Hügel auf der anderen Seite zu laufen. Ich folgte nun seinen nicht sichtbaren Spuren, so gut es ging. Jetzt konnten die Füße und Schuhe ja ruhig nass werden. Auch ja, und eine Hose hatte ich auch nicht mehr an. Sah bestimmt gut aus, wie ich in Unterhose und mit Entenpaddeln an den Füßen mich dem Kremasi Wasserfall näherte. Wie gut, dass wir allein waren.
So gut es ging, blieb ich auf Steinen und Felsen und wenn es sich nicht vermeiden ließ, stapfte ich durchs Wasser und dann bog ich um die Ecke und war sprachlos. Frank hatte nicht untertrieben, der Wasserfall war wunderschön. Vom Wind wurde Spritzwasser in meine Richtung geweht, was inzwischen auch egal war. Ich hangelte mich noch ein wenig weiter über die Felsen, um etwas näher an den Kremasi Wasserfall heranzukommen. Mit welcher Wucht das Wasser über die Kante schießt … Da steckt Power dahinter. Auch im Flussbett war an manchen Stellen die Strömung gut zu spüren. Wie gut, dass Frank mich dazu gedrängt hatte.
Ich kraxelte überglücklich über die Steine und Felsen und watete durchs Wasser zurück zu Frank. Gemeinsam folgten wir dem Flusslauf zurück zum Einstiegspunkt. Natürlich musste ich an der einen Stelle wieder die Schuhe ausziehen und die Hosenbeine hochkrempeln.
Die matschigen Stellen auf der Pampasgras-Piste waren nun auch so was von irrelevant und schon waren wir zurück bei Allmo. Noch lag mir der Weg die Piste hoch im Magen. Hoffentlich kommen wir erneut gut durch.
Wir stärkten uns zunächst und dann glitt Allmo wieder durch die tiefe Auswaschung und schob sich mit einer Leichtigkeit durch die matschigen Stellen. Auf dem Hinweg hatten wir ganz schöne Abdrücke in dem Matsch hinterlassen. Gefühlt wollten die matschigen Passagen gar nicht enden, doch dann kam der Baumstamm ins Bild, der zu beiden Seiten der Piste lag und schon waren wir wieder auf Asphalt bei Agdines. War doch gar nicht so schlimm. Allmo und Frank wissen halt, was sie können. Keine Ahnung, warum ich immer gleich in leichte Panik verfalle.
Über dem gleichen Weg ging es wieder zurück bis zur Hauptstraße. Diesmal immer schön bergab.
Zu der Wanderung zum Kremasi Wasserfall noch ein paar Worte. Wer diese Wanderung kennt, der wird sich vielleicht ein wenig wundern. Ebenso wie der Kria Vrisi Strand, scheint sich auch hier durch die Unwetter so einiges am Flussbett verändert zu haben. Bäume (die vermutlich bereits von den Waldbränden in Mitleidenschaft gezogen worden waren) lagen im und neben dem Flussbett. Auch die Matsch-Lehm-Hügel, über die Frank sich auf dem letzten Stück dem Wasserfall genähert hatte, wird es sonst nicht so in der Form geben haben. Das Unwetter bzw. die daraus resultierenden Veränderungen im Flussbett, erschwerten uns die Wanderung etwas.
Mit der richtigen Ausstattung (Wasserschuhe oder zumindest Treckingsandalen, mit denen man durchs Wasser waten kann) und kurze Beinkleider, macht die Wanderung Spaß. Wer nicht die rund zwei Kilometer über die Piste fahren möchte oder mit seinem Fahrzeug nicht kann, für den verlängert sich die Wanderung. Laut Wikiloc sollen es pro Strecke drei Kilometer sein. Wir sind von unserem Parkplatz an der zweiten Spitzkehre und wieder zurück ca. 2,8 Kilometer in 1:45 Stunde unterwegs gewesen.
Tbc