Auf dem Weg zum Rugova Canyon stoppten wir bei einem Viva Fresh Store. Diese verfügen über ein sehr breites Sortiment, allerdings gab es dort nur so eine billige elektrische Zahnbürste. Also werden wir in den nächsten Tagen in Pristina unser Glück versuchen.

Wir nahmen weiter Kurs auf Peja, wo wir dann Richtung Rugova Canyon abbogen. Wir stoppten an einem Aussichtspunkt hinter einer Brücke, die zunächst eher unscheinbar war. Doch eine kleine Holztafel klärte uns darüber auf, dass diese Arch Stone Bridge im Rugova Canyon ursprünglich im 17. Jahrhundert gebaut und im 20. Jahrhundert, auf Grundlage der alten Brücke, restauriert wurde. Von der Seite lässt sich nur schwer ein schöner Blick auf die Brücke erhaschen, doch wenn man hinsieht, dann erkennt man die alte Steinbrücke.



Die nächsten Kilometer waren das Highlight des Rugova Canyon. Zunächst durchfuhren wir einen Tunnel, dann ragten Felsüberhänge über die Straße. Schilder mit Höhenbegrenzungen waren keine vorhanden. Frank fuhr locker flockig dadurch. Also wird es schon gut passen. Immer wieder gab es kleine Picknickbereiche entlang der Straße und sogar Bushaltestellen.

Wir stoppten am Wegesrand, wo sich ein kleiner Wasserstrahl aus der Felswand ergoss. Kann man gesehen haben, muss man aber nicht. Hinter der nächsten Kurve gab es dann tatsächlich ein Schild, welches den dahinterliegenden Tunnel, auf eine Durchfahrtshöhe von 4 Metern begrenzte.



Hinter dem Tunnel fuhren wir weiter auf die Berge zu. Die Landschaft weitete sich. Felsen und Tunnel lagen hinter uns.

Wasserfall Shtegu i Ujevares



Wir fuhren einige Kilometer und hielten hinter einer Brücke, wo wir Allmo abstellten, um zu einem Wasserfall zu wandern. Frank war wenig begeistert, denn eigentlich beträgt der Weg zum Wasserfall nur 300 Meter. Da ich nicht wusste, wie breit die Straße ist und wie die Parkplatzsituation aussieht, blieben wir vorsichtshalber unten stehen und mussten so einen Kilometer pro Strecke zusätzlich laufen. Franks „Begeisterung“ wuchs, weil es a) leicht bergauf ging, b) die Straße sehr breit war, c) direkt vor dem Beginn des eigentlichen Wanderweges eine große Fläche war, auf der niemand parkte. Ups … Konnte ich ja nicht ahnen. Zumal heute auch noch Sonntag ist. In Theth war es an dem Wochenende einfach nur voll gewesen. Hier schien sich aber niemand für den kurzen Weg zu dem Wasserfall zu interessieren.




Wir verließen die Straße und bogen in den Wald ab. Ein schöner Pfad führte uns über ein paar Holzbrücken und Steinstufen hinauf zum Wasserfall. Die Seitenwände der Rinne sind durch den Wasserfluss im Laufe der Jahre glatt gewaschen worden.

Der Weg führte noch ein wenig weiter, am Wasserfall vorbei und oberhalb des Wasserfalls ein Stück in den Canyon hinein. Dort floss auch ein wenig Wasser über die Felskante hinunter.



Der Rückweg zu Allmo verlief ohne Murren. Bergab läuft es sich ja doppelt so gut. Auch auf diesem Weg wurde fleißig an der Stromversorgung gearbeitet. Neue Betonmasten waren bereits gesetzt worden. Die Verkabelung fehlte noch. Die im Weg befindlichen Bäume wurden wahllos gekappt und lagen neben der Straße.

Zurück bei Allmo sprachen wir kurz mit dem Jungen, der die Ziegen hütete und dann sprach uns ein Herr auf Deutsch an, ob er uns helfen könnte. Er hatte 19 Jahre in der Nähe von Freiburg gelebt und war nun seit 16 Jahren zurück in seiner Heimat. Er meinte, dass sein Deutsch eingerostet wäre, aber es war fast perfekt. Er hatte uns gesehen und dachte, dass wir vielleicht ein Problem hätten und er uns hätte helfen können. Das die Menschen hier freundlich sind, hatte uns ja gestern bereits der Tankwart erzählt. Ich glaube, dass der Kosovo das Land wird, in welchem wir am häufigsten mit den Einwohnern erzählen. Ist ja auch ganz praktisch, wenn gefühlt jeder Deutsch spricht oder zumindest Englisch.

Löcher am Straßenrand



Von unserem Übernachtungsziel trennten uns nun noch 10 Kilometer, die noch ganz schön spannend waren. Obwohl die Straße irgendwann im Nichts endet (es gibt eine Grenze zu Montenegro, diese ist aber nicht mit Fahrzeugen passierbar), herrschte relativ viel Verkehr. Allerdings gab es hier am Ende von Kosovo so einige Restaurants, die an einem Sonntag vermutlich stärker frequentiert waren als unter der Woche.


Doch es gab auch noch einiges an Gegenverkehr. Spannend waren zwei 10-Tonner LKWs, die uns entgegenkamen. Leider konnten wir nicht zurücksetzen, weil sich hinter uns drei Pkws befanden. Doch mit ein wenig schauen und konnten die LKWs an uns vorbeifahren. Was ein wenig heimtückisch ist, waren die Löcher im Boden, ca. 40×40 cm, die für irgendwelche Kanalarbeiten oder was auch immer sich in regelmäßigen Abständen am Straßenrand befanden. Einfach mal rechts ranfahren, um Platz zu machen, war somit ausgeschlossen bzw. mussten wir schauen, dass es passt. Manchmal waren diese Löcher mit Holz abgedeckt, doch oftmals war da einfach nur das Loch.

Guri i Kuq


Die letzten Kilometer auf das Hotel und Restaurant Guri i Kuq zu, ließen wir den geschotterten Weg, der nach Montenegro führt, rechts liegen und schraubten uns rund 400 Höhenmeter nach oben. Auch auf dieser Strecke, die durch Nadelwald führte, waren Bäume gefällt und Betonmasten gesetzt worden.

Nach zig Kurven erreichten wir Guri i Kuq. Wir fuhren durch das Steintor und direkt auf die grüne Wiese. Dort dürfen Camper kostenfrei übernachten. Das wir in dem Restaurant einkehren würden, war daher selbstverständlich.

Und da es schon 13 Uhr durch war, gingen wir – nachdem Allmo eingeparkt, und Emma versorgt war – zum Restaurant. Der Parkplatz war gut gefüllt. U. a. standen dort auch vier Fahrzeuge der ungarischen KFOR-Truppe.

In dem Restaurant, das sehr urig eingerichtet ist (viel aus Holz, ein paar tote Tiere an den Wänden, aber auch Bilder mit traditionellen, landestypischen Motiven) gab es noch einen freien Platz für uns.



Der junge Kellner (Patrick) sprach Englisch mit uns, die Speisekarte war ebenfalls auf Englisch. Wir wählten den Mixed Meat Grillteller (Frank) und das Chicken Steak (für mich), dazu einen gemischten Salat zum Teilen und für jeden ein großes gezapftes Bier. Heute müssen wir ja nicht mehr fahren. Das Essen kam sehr zügig und schmeckte super lecker. Die Rechnung betrug nachher ganze 22 Euro. Für das Restaurant Guri i Kuq sprechen wir eine klare Empfehlung aus!!!

Doch wie kamen wir auf die Idee, bis ganz ans Ende zu fahren und dann noch hinauf in die Berge? Den Tipp hatten wir aus dem Reiseblog meines ehemaligen Kollegen. Vielen Dank dafür 😊

Nach dem wir uns satt gefuttert hatten, setzten wir uns eine Weile neben Allmo in die Sonne und genossen den Blick auf die kosovarischen und montenegrinischen Berge. Allerdings war es auf 1428 Metern dann doch etwas frisch, so dass wir bald die geschützte Doka vorzogen.

Bereits vor 17 Uhr lag der ganze Bereich im Schatten. Nur die Berge vor uns wurden noch von der Sonne angestrahlt. Frank und ich hatten in der Doka die Plätze getauscht. Und tatsächlich kletterte Emma auf Franks Bauch und ließ sich dort von ihm stundenlang kraulen. Mir tat es gut, mal nicht von ihr „belagert“ zu werden.

Montag, 21. Oktober 2024

Sehr, sehr frisch war es am Morgen. In der Doka zeigte das Thermometer 3 Grad, im Koffer immerhin 2 Grad mehr. Unsere Diesel-Standheizungen sorgte für eine angenehme Wärme. Und als wir frühstückten, schaffte es die Sonne über den Berg und strahlte in die Doka hinein. Emma suchte sich einen Platz in der Sonne. Wir freuen uns, dass sie auf dieser Reise viel aktiver ist, als auf der letzten Tour.

Während ich Emma ausführte und dann mit J. aus dem weißen Van, der gestern schon da war ins Gespräch kam, unterhielt Frank sich mit dem Pärchen aus dem grünen Van, die gerade erst angekommen waren. Wanderungen von Guri i Kuq aus kamen für uns nicht in Frage, weil diese immer mit vielen Höhenmetern verbunden sind, was uns so gar nicht liegt. Auch wenn es nun in der Sonne schön war, wollten wir keine Nacht in dieser Höhe verbringen; das ist uns einfach zu kalt. Also fuhren wir wieder den Berg hinunter und durch den Rugova Canyon in Richtung Peja.


Direkt zu Anfang behinderten die fleißigen Strippenzieher unseren Weg. Einer der Herren schwang das Kabel um ein Teil von dem Ausleger. Das Kabel war so hoch genug und wir konnten drunter her fahren.

Der Gegenverkehr hielt sich in Grenzen und da sich die „Löcher im Boden“ weitestgehend auf der linken Seite befanden, war es für uns ganz entspannt. Wir mussten lediglich an den Stellen aufpassen, an denen die Straße nachgegeben hatte (vermutlich durch Unterspülung oder Erdrutsch).

Wir fuhren den ersten Tunnel hinter einem Trecker vorbei, der schwer mit Baumstämmen beladen war. Hinter dem Tunnel machte er Platz und wir konnten überholen.

Kurz drafuf war ein entgegenkommender LKW-Fahrer ganz schlau. Anstatt nur wenige Meter in einer sehr, sehr breiten Kurve zurückzusetzen. Kam er gut 20 Meter in unsere Richtung gefahren. Stellte sich an den Rand und wartete darauf, dass wir an ihm vorbeifuhren. Du A…, dachte ich mir. Mit Spiegel einklappen schafften wir es an mehreren gezackten Felsen vorbei, ohne anzuecken. Im Gegensatz zu dem LKW, Frank hörte es, als wir fast dran vorbei waren, knirschen. Da hatte er wohl die Leitplanke berührt. Nicht unser Problem.

Anschließend kam der schönste Teil der Strecke mit den Felsüberhängen, dem Fluss und dem engen Rugova Canyon und dann waren wir auch schon fast in Peja. Dort faszinierte mich erneut die vietnamesische Art und Weise der Kabelverlegung.

Es herrschte Recht viel Verkehr, was mich im Kosovo tatsächlich ein wenig anstrengt. Irgendwann hatten wir die Stadt hinter uns gelassen und fuhren über eine Bundesstraße ähnliche Straße. Das war entspannt. Wir staunten über die vielen neuen Industriebauten. Aber auch heute kamen wir an vielen neuen und schönen Privathäusern vorbei.

tbc

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