wir verließen Serbien



Um kurz nach 11 Uhr erreichten wir die kleine Grenze. Auf serbischer Seite standen rechts und links neben der Straße ein paar Container. Zwei Schranken stoppten den Verkehr für die Kontrolle.

Der nicht englischsprechende Zöllner nahm es sehr genau. Alle Türen und Tore mussten geöffnet werden. Sogar in das Fach unter dem Waschbecken, in den Kühlschrank inklusive Gefrierfach, auch in die Kühlbox warf er einen Blick und lünkerte interessiert hinter den Generator und die Kühlbox.

Zum Glück genügte ihm dann ein Blick auf den Auszug mit den Fahrrädern, ohne dass wir diesen ausziehen mussten. Dafür schaute er in der Doka in die beiden Sitzbänke. Sogar den Knarrenkasten inspizierte er. Dabei stellte er fest, dass wir eine Katze haben, was ihn aber nicht weiter interessierte. Nach zehn Minuten befand er alles für korrekt.

Seine Kollegin wollte dann noch die Ausweise sehen, die der Zöllner vorher die ganze Zeit in den Händen hielt. Dann öffnete sich die Schranke und wir durften weiterfahren.

Die Polizeikontrolle auf kroatischer Seite verlief unspektakulär, doch als es um die Inspektion von Allmo ging, traten Komplikationen auf. Wir sollten alle Türen öffnen. Zuvor ließ sie jedoch eine Litanei an Fragen los. Die Frage nach Zigaretten und Alkohol verneinten wir. Das Wort Fleisch ignorierten wir. Klar hatten wir noch Wurst und ein wenig Fleisch aus dem Supermarkt dabei. Das Wort „Katze“, was wir mit „ja“ bestätigten, war ein fataler Fehler. Die sehr gut englischsprechende Kollegin wurde dazu geholt. Sie erklärte uns, dass an diesem Grenzübergang keine Tiere einreisen dürften. Da es nur ein kleiner Grenzübergang ist und wir in den Schengenraum einreisen, geht das nicht mit einem Tier. Dafür müssten wir zu einem größeren Grenzübergang fahren. Auch das Emma eine deutsche Katze ist und wir alle Papiere dabeihaben, änderte nichts daran. Wobei Frank noch Stunden später der Ansicht war, dass die das nicht richtig verstanden hatten.







Wir wurden an einen anderen Grenzübergang verwiesen. Der theoretisch nur 10 Kilometer entfernt lag – Luftlinie. Praktisch lag der Grenzübergang 80 Kilometer entfernt. Zurück nach Novi Sad, wo wir ja gerade herkamen und dann auf der anderen Seite der Donau wieder Richtung Westen bis zum Grenzübergang Plankenburg – Ilok.

Wir mussten drehen und waren eine Viertelstunde später wieder vor der serbischen Grenze. Der Zöllner konnte nicht verstehen, warum die Kollegen auf der anderen Seite wegen einer Katze so ein Aufhebens machten. Unsere Ausweise wurden wieder eingelesen, die Schranke öffnete sich und wir waren schneller zurück in Serbien als gedacht. “Auf Wiedersehen” gab uns der Zöllner mit auf dem Weg und den Ratschlag über die Autoput (also Autobahn) zu fahren.

Den bereits bekannten Weg fuhren wir nach Novi Sad zurück. Frank war die ganze Zeit über sauer und meinte, dass es bestimmt ein Missverständnis war und die dachten wir hätten eine serbische Katze dabei. Da sie von Haustieren im allgemeinen sprachen, die dort nicht über die Grenze durften, war ich anderer Meinung. Es half ja auch nichts.

Auf halber Strecke gab es eine Fähre über die Donau. Doch diese hatte gerade abgelegt und es war niemand da, den wir fragen konnten, ob unser Allmo damit hätte fahren dürfen. Anstatt zu warten bis die Fähre wieder am Südufer angelangt wäre, fuhren wir weiter Richtung Novi Sad. Dort nahmen wir dann die erste Brücke, die über die Donau führte und fuhren den ganzen Weg am anderen Ufer wieder zurück Richtung Westen.


Der Weg zog und zog sich und meine Laune war langsam auch dahin. Zweieinhalb Stunden später standen wir dann wieder vor der serbischen Grenze. Frank stellte Allmo hinter einem LKW ab, wobei ihm sagte er solle die PKW Spur nehmen. Zu Fuß ging ich dann auf eine Zöllnerin zu und erklärte ihr, dass wir ein Camping-Fahrzeug sind. Diese sagte ganz Unwirsch in sehr schlechtem Englisch, dass wir da stehen bleiben sollen bis der LKW weg ist. Okay. Während wir dort standen und warteten, kam eine Kollegin auf uns zu. Sie wollte wissen, was das ist – ein Camper. Was wir damit machen – Reisen, den Winter über wären wir in Griechenland gewesen. Mit dem Teil – Ja!

Danach unterzog sie Allmo einer ausgiebigen Inspektion. Beinah genauso gründlich, wie ihr serbischer Kollege an dem anderen Grenzübergang. Als sie Emma entdeckte kam von ihr so was wie „die Weiterreise mit einer Katze wäre nicht möglich“. Auf meinen Hinweis, dass es eine deutsche Katze ist, kam eine Art Schulterzucken, was sich für mich so anhörte wie „mir egal, sollen sich die Kroaten drum kümmern“. Mir schwante Böses.


Für die Polizeikontrolle sollten wir dann auf der LKW-Spur vor fahren, anstatt auf die PKW-Spur zu wechseln. Letztlich winkte mich der PKW Kollege dann zu sich, als kein PKW mehr da war. Was für eine blöde Schnepfe uns da so stehen zu lassen.

Eine Viertelstunde später rollten wir erneut auf eine kroatische Grenze zu. Diesmal auf der PKW- bzw. Bus-Spur. Der Grenzer wollte zu unseren Ausweisen noch Franks Führerschein sehen und gab mir dann alles zurück, bevor  es an die Fahrzeugkontrolle ging. Mit zwei oder drei Zöllnern sprangen sie um Allmo rum. Waren jedoch mit einem kurzen Blick in die Doka, unseren Schlafbereich und die Küchenzeile zufrieden. Dummerweise antwortete ich auf die Frage nach Medikamenten mit JA und zauberte dann schnell eine Dose Ibuprofen hervor. Der Zöllner wollte wissen, ob wir noch mehr Medikamente mit hätten, was ich verneinte. Er wollte dann noch ins Handschuhfach sehen, wo es nichts Interessantes gab. Puh! Er wünschte uns dann noch eine gute Fahrt und schon hatten wir die Grenze zu Kroatien erfolgreich passiert.

Das dort in der Doka ganz offensichtlich ein Katzenklo stand und auch Emma in ihrer Box nicht zu übersehen war, interessierte an dieser Grenze niemanden. Vielleicht sollte Emma künftig immer als Blinder Passagier mitreisen. Zumindest wenn es um Grenzübergänge zwischen EU und nicht-EU geht. Wobei das ja nicht der erste Grenzübertritt in dieser Konstellation war. Vielleicht sollten wir künftig einfach kleine Grenzübergänge meiden.

Unser zwölfter Grenzübertritt auf dieser Reise hatte es also ganz schön in sich. Wir mussten 80 Kilometer Umweg bzw. 2,5 Stunden zusätzlich Fahrtzeit auf uns nehmen, um dann an der zweiten Grenze festzustellen, dass sich niemand so wirklich für Emma interessierte. Der einzige Trost war, dass es fast die ganze Zeit über leicht regnete und wir somit draußen nichts verpassten.

tbc

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