Nur wenige Kilometer waren heute geplant. Nach dem wir drei Tage in Städten unterwegs waren wollten wir nur etwas fahren und ansonsten nicht viel unternehmen. Allerdings war es dann doch relativ wolkig, so dass wir nicht sicher waren, bis wohin es uns heute noch verschlagen wird.

Im Laufe der Fahrt, die durch endlose Weiten führte und immer mit Blick auf eine hügelige Landschaft, schraubten wir uns auf rund 2200 Metern hoch (gestartet waren wir bei etwa 1700 Metern). An den Steigungen hatten manch vollbeladenen LKWs gut zu tun und bremsten entsprechend den Verkehr aus. Überholen war auch nicht immer so einfach möglich. Zumindest nicht für uns. Es war aber dennoch eine angenehme Fahrt, ohne Hektik, wie sie in Meknes und Fes herrschte.

Wie bereits gestern, kamen wir an Schildern vorbei, die auf eine „Schnee-Schranke“ hinwiesen. Im Winter, wenn es schneit, werden die Orte und Straßen im Atlasgebirge im Schnee versinken und die Straßen können dann gesperrt werden.

Wir stoppten am Lac Aguelmame Sidi Ali für ein kurzes Päuschen. Komisch, dass direkt nach uns auch noch zwei weitere marokkanische Fahrzeuge an der Stelle stoppen mussten. Wird nur Zufall gewesen sein, dennoch merkwürdig.



Unzählige niederländische Camper kamen uns auf der Fahrt entgegen, davon wenige mit Womo und viele mit Wohnwagen. Es schien ein ganzes Nest zu sein.

Wir fuhren weiter bis Boulaajoul und bogen ein paar Kilometer hinter dem Ort links (Richtung Osten) auf die P7321 ab. An dem Abzweig stand eine von mehreren Polizeikontrollen, die wir heute wieder passiert haben.

Eigentlich hatten wir die Idee, noch ein wenig Piste zu fahren. Doch als wir auf der P7321 erst an schönen roten Hügelchen und dann an interessant aussehenden Steinen vorbeikamen, blieben wir stehen. Was eigentlich nur für einen Mittagspausen-Stopp gedacht war, wurde dann unser Feierabend-Stopp.

Kaum das wir Allmo platziert hatten, kam aus dem Steinen, es scheint einen kleinen Canyon zu geben, ein älterer Herr angelaufen. Bis auf Salam und Bonjour war es mit unserer gemeinsamen Sprache vorbei. Er verstand dann auch nicht, wann er in das Handy (Gockel-Übersetzer) sprechen soll und das, was die App noch mitbekam, hatte mit Haus und Wasser zu tun. Wir versuchten ihm zu erklären, dass wir nicht weiterfahren, sondern hier übernachten wollen. Was er wiederrum nicht verstehen wollte. Immer wieder zeigte er in die Richtung, in der wir weiterfahren werden, aber nicht jetzt und „Barrage“. Wir vermuten, dass er in Richtung des Stausees mitgenommen werden wollte. Doch für uns war heute Feierabend. Irgendwann verstand er dann unser Au revoir und ging zur Straße weiter. Das war ganz schön anstrengend. Aber an solche Situationen werden wir uns noch gewöhnen müssen.

Auf unseren früheren Reisen oder auch in den Souks, kann man den nervigen Menschen davon laufen. Klar könnten wir auch mit Allmo davon fahren. Aber wenn wir nicht mehr fahren wollen, ist das mit der Flucht eher schlecht.



Wir entdeckten in den Steinen bzw. dem kleinen Canyon noch zwei Hirten mit ihren Schaf-/Ziegenherden. Doch diese kamen nachher nicht bei uns vorbei.

Unglücklicherweise hatte der Wind in der Zwischenzeit aufgefrischt. Als wir bei den Steinen ankamen, war es noch windstill und ich hatte mich gefreut, dass es auf 1400 Metern so angenehm ist. Doch die Freude währte nur kurz. Laut den Wetter-Apps sollte es am Nachmittag noch regnen, was es nicht tat. Was blieb war der Wind, zusammen mit einem Sonne-Wolken-Mix.

Wegen des Windes kochten wir heute nicht frisch, sondern aßen das gleiche wie gestern: Cheeseburger. Die Patties waren bereits gebraten, musste nur noch der Salat gewaschen und die Burgerbrötchen getoastet werden.

Kurz nach dem Abendessen tauchten drei Jugendliche auf. Zunächst waren nur Stimmen und Gelächter zu hören. Ich winkte freundlich. Dann klopfte es. Ich kurbelte das Fenster runter. Doch bis auf „Bonjour“ und „Ca va“, verstand ich nur Bahnhof. Ich bin mir nicht sicher, ob der eine absichtlich mit mir arabisch sprach, damit ich denke, dass ich nichts verstehe. Aber mein französisch ist ja leider nicht das Beste. Sie wollten einen Ballon oder Ball haben, was wir beides nicht mithaben und was zu essen. Nö.

Ich kurbelte mit einem „Au revoir“ irgendwann wieder das Fenster hoch und versuchte weiter zu lesen. Die drei Jungs machten weiter ihre Spökskes und lachten sich kringelig. Frank fragte irgendwann auf Deutsch aus dem Dachzelt raus, ob er ihnen helfen könnte. Konnte er nicht.

Die drei klatschten und sangen noch ihren Namen (ich schaute nicht aus dem Fenster), dann gaben sie Affenlaute von sich und später heulten sie noch wie Wölfe. Frank kam zum Fernsehen in die Doka, befestigte den Sonnen-/Sichtschutz und die drei trollten sich kurz danach. Es wurde inzwischen aber auch schon dunkel.

Donnerstag, 30. Oktober 2025

Die Nacht über war es ruhig, der Wind hatte deutlich nachgelassen, kein Mucks war zu hören. Erst gegen 5:30 Uhr vernahmen wir das erste Motorengeräusch von der Straße. Wir nickten nochmal ein und als wir gegen 7 Uhr wach wurden, strahlte der Emma-Stern am Himmel. Endlich konnten wir ihn wieder sehen.



Am Morgen war es auf rund 1400 Metern noch etwas frisch, so dass wir innen frühstückten. Und dann starteten wir auch schon in den Tag.

tbc

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