Auf dem Weg zur Dades Schlucht stoppten wir am Aussichtspunkt, um auf den Panzer einer Schildkröte (Kefroun – turtle’s back) zu schauen. Doch dieser lag noch im Schatten. Wir merkten uns die Stelle für den Rückweg.

Wiedermal fuhren wir in eine schöne Landschaft hinein. Noch lag die Landschaft überwiegend im Schatten. Zwei Highlights befinden sich auf dem Weg hinunter nach Boumalne Dades. Zum einen ein kleiner Abschnitt der Dades Schlucht, ein welchem die Felswände relativ nah beieinander stehen und zum anderen die Strecke mit den Serpentinen. Die komplette Strecke ist geteert.

Vor dem „Eingang“ zur Dades Schlucht, warteten zwei Dromedar auf ein Fotoshooting mit Touristen. Vielleicht aber auch für einen Ritt. Wir fuhren in die Engstelle hinein. Rechts und links hohe Felsen. Zur rechten fließt der Fluss Oued Dades. Die Felsen zur linken ragen etwas in die Fahrbahn hinein. Zwei Pkws könnten problemlos aneinander vorbei fahren. Für zwei LKWs könnten die Felsen ein Hindernis sein. Wir hatten auf dem sehr kurzen Stück keinen Gegenverkehr. Und schon waren wir aus diesem Bereich mit den hoch emporragenden Felsen auch schon hinaus.



Bis zum Dades Valley Viewpoint war es nicht weit. Wir stoppten an dem Aussichtspunkt und schauten auf die vier Serpentinen, die hinunter führen. Der Ausbau ist zweispurig. Auf den Betonleitplanken befinden sich rotweiße Markierungen. Wir waren früh dran, die Händler am Viewpoint noch nicht wach. Dafür aber viele Motorradfahrer.



Die beiden Highlights der Dades Schlucht hatten wir also schnell gesehen. Die Gorge selber, also der kurze Teil mit den hohen Felswänden, war jetzt nicht so das mega Erlebnis. Der Blick auf die Serpentinen, die in das Dades Valley hinunterführen ist natürlich toll und es ist beeindruckend, wie solche Straßen angelegt werden, um auf kurzer Distanz viele Höhenmeter zu überwinden. Aber anderenorts gibt es so was auch und ist daher hier vielleicht ein wenig überbewertet. Entschuldigt die ehrlichen Worte.

Das nächste Ziel lag noch 12 Kilometer weiter südlich. Die Monkey Fingers (Pattes des Singes) bei Tamellalt (nördlich von Boumalne Dades) waren unser Ziel.

Die Fläche vor dem Monkey Fingers Viewpoint, kann nur noch von Zweirädern befahren werden. Doch die geschotterte Fläche daneben bietet ausreichend Platz für Fahrzeuge egal in welcher Größe. Wir stellten Allmo dort ab und sprangen in die Treckingschuhe.

Den Monkey Fingers Trail wollten wir erkunden. Zunächst schauten wir vom Viewpoint auf die Felsen, die teilweise tatsächlich eine Ähnlichkeit mit Affenfinger aufweisen.

Wir nahmen Kurs auf einen Wikiloc Trail, der ein wenig weiter nördlicher startete. Wir nahmen direkten Kurs auf die braunroten Felsen und gelangten so auch auf den Trail.



Die Brücke über den Fluss ignorierten wir und folgten dem Trail, doch an der Stelle gab es keine Brücke oder keine Möglichkeit trockenen Fußes über den Flusslauf zu kommen. Also kehrten wir zur Brücke um. Doch Frank entdeckte einen umgefallenen Baum, der über den Fluss lag und während ich noch zur Brücke ging, war er bereits auf der anderen Seite.

Ein Mann, der neben dem Feld an der Brücke arbeitete, wollte zunächst einen Dirham von mir haben, damit ich über die Brücke gehen kann. Doch dann holte er eine 5 Dirham Münze aus der Tasche und das war dann plötzlich der Preis. Wir reden über 50 Cent, also nicht viel. Aber ich fühlte mich etwas veräppelt und kehrte zu der Stelle um, an der Frank über den Fluss spaziert war.


Was für ihn ein Klacks war, war für mich Spannung pur. Sobald ich über etwas balancieren soll, wo ich hinunterfallen könnte, macht es Klick und ich bekomm das nicht hin. Vielleicht wären Stöcke hilfreich gewesen, mit denen ich mich hätte ausbalancieren können. Aber so ging das nicht. Was verfluchte ich mich, nicht die 5 Dirham bezahlt zu haben. Aber jetzt gab es kein zurück. Also setzte ich mich auf den Baumstamm, die Füße rechts und links (wobei ich irgendwann aufpassen musste keine nassen Schuhe zu bekommen) und hangelte mich Stück für Stück über den Baumstamm, der auch noch eine Astgabel hatte, auf die andere Seite. Was für ein Akt. Wie gut, dass meine Hose eh schon staubig war.

Recht bald erreichten wir den Eingang zu einer Schlucht, der direkt spannend begann. Dicke Felssteine hatten sich in den Spalt gesetzt und hingen dort. Einfach genial. Frank hatte noch einen Abstecher nach oben auf den Felsen genommen und überlegte dort weiterzugehen. Aber weil wir nicht wussten, ob er jemals die Chance hat, wieder nach unten zu gelangen, kehrte er um und wir gingen gemeinsam weiter durch den spannenden Canyon.



Die Felswände standen mal weiter auseinander und mal etwas enger zusammen. An diesen Stellen war es wie ein Slot Canyon. In ein paar Senken stand etwas Wasser, doch kein Problem, diedieses trocknen Fußes passieren. Vor hunderten von Jahren heruntergepurzelte Felsen blockierten den Weg. Wir mussten manchmal auf allen Vieren durch den Kies kriechen (zum Glück war dieser trocken) und öfters über Steine kraxeln.



Wir wähnten uns schon in einer unüberwindbaren Sackgasse, als hinter uns ein Pärchen aus Deutschland auftauchte. Während er schaute, wie die Stelle am besten zu meistern ist, schauten wir gespannt zu. Gemeinsam unterstützten wir uns beim überwinden dieser Stelle. Ein weiteres Pärchen tauchte auf. Frank entdeckte von oben, dass es ein wenig vorher einen einfachen Zugang gab und schon war das Pärchen aus der Schweiz bei uns. Es ging also deutlich einfacher weiter. Dahinter tauchte ein Guide mit einem jungen Paar auf. Der kannte natürlich diesen einfachen Weg.

Der Weg war weiterhin von einer schönen felsigen Landschaft der Monkey Fingers geprägt und hielt weitere spannende Passagen für uns bereit. Immer wieder mussten wir etwas klettern und kraxeln.



In einer vermeintlichen Sackgasse, vor uns befand sich ein trockener Wasserfall, rief ein Marokkaner irgendwas von oben. Dass der Weg über den Feigenbaum weiterging, wäre uns auch so klar gewesen, schließlich konnten wir uns nicht über den Wasserfall nach oben beamen. Rolf (der Schweizer) verstand die französischen Worte, wonach der Mann wohl Tee oder ähnliches verkaufen wollte. Ganz in der Nähe. Doch wir wollten keinen Tee. Während er Rolf über einen Stein nach oben lotste, Bea (die Schweizerin) und ich am Baumstamm des Feigenbaums pausierten, kletterte Frank über einen stabilen Ast des Feigenbaums auf den Felsen. Dies sah deutlich einfacher aus als die Klettereinlage von Rolf, so dass wir Mädels Frank über den Ast des Feigenbaums folgten.



Die Wanderung war einfach nur super. Es ging irgendwann eine ganze Weile geradeaus. Wir bogen nach rechts in einen kleinen Seitenarm des Canyons ab und stießen wenig später wieder auf den eigentlichen Weg. Der Abstecher durch den Slotcanyon hatte sich gelohnt.

Bevor wir uns an den Aufstieg machten, der vor uns lag, gönnten wir uns eine kleine Stärkung. Wie gut, dass Frank in Spanien bei Mercadona so Knoblauch Brot-Cracker gekauft hatte. Nach der kurzen Pause machten wir uns an den Aufstieg.



Oben trafen wir Rolf und Bea wieder, die die Aussicht auf die Monkey Fingers genossen. Gemeinsam setzten wir unseren Weg fort. Anstatt durch den Canyon führte der Weg oberhalb des Canyons entlang. Die Affenfinger lagen leider ein wenig im Gegenlicht.



Anstatt den Weg über die Brücke oder den Baumstamm zu nehmen, folgten wir meinem Trail, der zunächst am Fluss entlang und dann über eine andere Brücke ging (das wussten wir vorher allerdings noch nicht) und dann ein Stück an der Straße entlang zum Parkplatz zurückführte.

Nach einem Gruppenfoto vor dem Hinweisschild „Monkey Fingers Viewpoint“ verabschiedeten wir uns von Bea und Rolf, die sich im gegenüberliegenden Restaurant eine Erfrischung gönnten. Wir waren etwas über 4 Stunden bzw. 8,3 km im Gebiet der Monkey Fingers unterwegs. Die Wanderung war das eigentliche Highlight des Tages.



Wir setzten unseren Weg fort, der uns wieder in die gleiche Richtung führte, aus der wir am Morgen gekommen waren.

Natürlich stoppten wir erneut am Dades Valley Viewpoint, nachdem wir die Serpentinen gemeistert hatten. Der Canyon wurde nun komplett von der Sonne angestrahlt. Ein Händler hatte seinen Bauchladen auf einer Decke ausgebreitet und mehrere kleine Tourbusse hatten ihre Touristen im Restaurant ausgeladen. Schnell fuhren wir weiter.

Keine vier Kilometer später erreichten wir den Teil der Dades Schlucht mit den hohen Felswänden.  Und schwupp waren wir, wieder ohne Gegenverkehr, hindurchgefahren.



Natürlich dachten wir daran, am Panzer der Schildkröte anzuhalten. Sie hat sogar einen Kopf. Kurz darauf bogen wir auf eine geschotterte Fläche ab. Allerdings pfiff der Wind dort und wir fuhren wieder runter und in die nächste Einbuchtung, neben mehreren kleinen Höhlen, die in einen Felsen geschlagen wurden.

Kaum das wir standen, schaute ein Junge mit einem Rad zunächst von oben zu uns. Dann kam er zu uns gefahren. Frank hatte zunächst das Dachzelt aufgebaut (ich bin davon überzeugt, dass wir später noch umparken oder das Dachzelt abbauen müssen) und kümmerte sich dann um den zerbrochenen Holzdeckel. Der Junge schaute zunächst noch zu, ohne etwas zu sagen, fand es dann wohl zu langweilig und verschwand.



Wenig später kam ein junger Mann auf einem Fahrrad angefahren. Er unterhielt sich etwas auf Englisch mit Frank. So erfuhr Frank, dass er Baggerfahrer ist und sieben Tage die Woche arbeitet. Gesehen hatte er uns heute allerdings noch nicht, dabei waren wir an ein paar Straßenbaustellen vorbeigekommen. Er besitzt zwei Häuser und wollte uns zu sich einladen, was Frank freundlich ablehnte. Er bestätigte, dass Morgen, am Unabhängigkeitstag (Nationalfeiertag), niemand arbeitet. Wieder ein netter Kontakt.

Frank war inzwischen mit dem Kleben des Holzbrettes fertiggeworden und trotzte dem Wind, indem er noch schnell unser restliches Filet von vorgestern und dazu Schwarzwurzeln aus dem Glas erwärmte. Wir befanden uns wieder auf rund 1950 Metern, wo es entsprechend frisch war. Unten bei den Monkey Fingers war es deutlich angenehmer und schön sonnig.

Die beiden sollten nicht unsere einzigen Besucher bleiben. Fast kam ich mir wie ein Affe im Zoo vor. Das Essen war gerade warm, als ein älterer Herr auf einem Fahrrad vorbeischaute. Er wollte T-Shirts. Damit konnten wir ihm nicht helfen. Und dann kamen nach dem wir gegessen hatten noch zwei Jungs vorbei, die viel guckten und dann einen Dirham und die Dosen haben wollten, die in der Seitentasche unserer Schuhaufhängung zu sehen waren. Frank erklärte den beiden, dass das Katzenfutter ist „Miau“. Was sie nicht verstanden. Aber ein Blick auf die Innenseite unserer Sonnenmatten sorgte für Klarheit. Zu dem Dirham meinte Frank, dass er auch kein Geld hätte. Nur für Diesel und dass sie Englisch lernen sollen, fleißig arbeiten und dann hätten sie Geld. Das alles irgendwie in Zeichensprache.

Dienstag, 18. November 2025

Der Wind flachte zur Nacht hin ab und wir hatten eine ruhige Nacht. Auch der Verkehr auf der Straße kam irgendwann zum Erliegen.

Am Morgen ergriffen wir nicht die Flucht, sondern frühstückten, als die Sonne in die Doka schien. Die Standheizungen hatten zuvor auch schon für Wärme gesorgt. 11 Grad waren es in der Doka. Am Motorblock 2 Grad weniger.

Nach Frühstück starteten wir durch.

Tbc

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