
Viele Wege führen nach Marokko
Viele Wege bzw. Fährverbindungen führen nach Marokko. Genua (Italien), Sète (Frankreich), Algeciras (Spanien). In Marokko werden Nador (im Osten) oder Tanger-Med (im Westen) angefahren.
Wir hatten also die Wahl. Von Genua/Italien dauert die Fahrt zwischen 50 und 60 Stunden. Von Sète/ sind es dann nur noch zwischen 40 und 50 Stunden (je nach Verbindung und Zwischenstopp), dafür dann überschaubare 600 km Landweg zwischen den beiden Häfen. Für uns definitiv die bessere Alternative. Aber wollen wir soooo lange auf einer Fähre sein? Nein, wollen wir nicht.
Also bleibt uns nur der lange Landweg bis in den Süden von Spanien, nach Algeciras (in der Nähe von Gibraltar). Von Sete aus sind es weiter rund 1500 Kilometer bis dorthin. Dafür dauert die Fährüberfahrt dann nur 2 Stunden. Das klingt doch nach einem Plan. Fahren macht uns nichts aus und außerdem ist der Weg das Ziel. Für Emma ist es so auch am besten. Die Kosten zwischen der Fährfahrt und dem Dieselverbrauch halten sich in etwa die Waage. Wir sind länger unterwegs, weil wir am Tag nicht mehr als 300 Kilometer fahren werden.
Das Emma mit uns nicht mehr den afrikanischen Kontinent erkunden wird, konnten wir zu dem Zeitpunkt, als ich die Zeilen oben verfasste, nicht ahnen.
Ticketkauf
Eine Institution für die Buchung der Fährtickets ist Carlos, der sein Büro Viajes Normandie in Los Barrios, in der Nähe von Algeciras hat. Bei ihm kann man ein sogenanntes „Open-ticket“ kaufen, also ohne Datum und damit jederzeit zum Fährhafen fahren. Mehrmals täglich setzen die Fähren von Algeciras nach Tanger-Med bzw. Ceuta über. Also alles ganz entspannt.
Natürlich erwarben wir unsere Tickets auch bei Carlos (Viajes Normandie).
Wir hatten die Qual der Wahl. Wollen wir heute noch übersetzen? Oder erst Morgen? Nach Tanger-Med oder Ceuta? Drei Fährgesellschaften standen uns zur Verfügung. Welche soll es sein? Zur Auswahl standen AML (kannten wir nicht), Balearia und Trasmediterranea.
Mit Emma wären wir definitiv in die spanische Enklave Ceuta übergesetzt. Wenn dann an der Landgrenze zu Marokko irgendwas nicht in Ordnung gewesen wäre, dann hätten wir das in Ceuta klären können. Jetzt war es egal. Tanger-Med erschien einfacher. Also entschieden wir uns dafür und wir die Überfahrt morgen um 10 Uhr mit Balearia.
Für die Hinfahrt und für ein offenes Rückfahrtticket (open ticket) zahlten wir für 2 Personen und einem Camper 250 Euro.
Open Ticket bedeutet, dass wir irgendwann in Tanger-Med zum Hafen fahren, in das Büro von Balearia spazieren und die nächste freie Fähre befahren können.
Jeder der in dem Büro von Carlos bucht bekommt als Dankeschön eine Flasche Wein und einen Kuchen geschenkt. So auch wir.
Franks Paket war am Morgen auch geliefert worden. Wir hatten vorher per WhatsApp angefragt, ob es möglich ist, ein Paket zu Viajes Normandie zu schicken, was positiv bestätigt wurde.
Marokkanische Handykarte
Eine marokkanische Handykarte hätten wir bei Viejes Normandie auch kaufen können (wurde nicht aktiv angeboten, aber entsprechende Zettel klebten auf dem Schreibtisch). Da wir Starlink haben, scheint uns dies nicht so wichtig. Abseits von Allmo werden wir mit Maps.Me navigieren. Das geht offline.
Am Hafen in Tanger-Med wurde uns drei, viermal eine SIM-Karte angeboten.
Letzte Besorgungen
Falls nötig, gibt es in dem Gewerbegebiet in Los Barrios vermutlich alles an Geschäften, was man benötigt (Supermärkte, Baumärkte, Tankstellen, etc). Nur eine Entsorgung gibt es nicht bzw. wenn es sie gibt, dann ist sie (noch) nicht bei P4N gespeichert.
Im Hafen von Algeciras
Wir fuhren von unserem Übernachtungsplatz auf die A7 und folgten den Schildern „Puerto“ und dann „Tanger/Ceuta“ mit dem Ferry-Zeichen (nicht den LKW-Schildern) und dann Tanger.
Ungefähr eine Stunde vor der eigentlichen Abfahrtzeit (theoretisch wäre das um 10:01 Uhr gewesen) waren wir im Hafen in Algeciras.
Wir wurden in die gleiche Reihe eingewiesen wie Pkws, Campern, Motorrädern und Vans. Anders als wir es bisher kennen wurde nicht nach Fahrzeugart unterschieden, sondern nach Reederei. Für jede Fährgesellschaft gab es also „eigene“ Reihen.
Auch Ute und Holger (die mit dem IVECO) waren bereits da. Sie hatten allerdings die AML-Fähre gebucht, was im Nachhinein wohl die schlauere Wahl war.
Unsere Balearia Fähre hatte Verspätung, was wir nur auf Nachfrage erfuhren. Irgendwann durften wir zum Balearia-Schalter vorfahren und bekamen unsere Tickets. Diese wurden an den Verkaufsbeleg/die Quittung (Din A4 Blatt) von Carlos getackert. Zusätzlich erhielten wir einen Einleger für die Windschutzscheibe, damit die Hafenmitarbeiter sehen, in welche Schlange wir müssen.
Wir rollten zum nächsten Schalter, an welchem unsere Pässe von der spanischen Policia Nacional kontrolliert wurden. Bei den marokkanischen PKWs vor uns dauerte es etwas länger und Geduld war in der prallen sonne nicht meine Stärke. Endlich kamen wir an die Reihe.
Wir durften nach der Passkontrolle weiterolen und wurden als erstes Fahrzeug in eine zweite Balearia-Reihe eingewiesen. Irritierend war, dass wir direkt vor der DFDS-Fähre standen. Wieder war Warten angesagt.
Die Balearia trudelte dann auch irgendwann ein und zig große LKWs und wenige kleine Fahrzeuge verließen die Fähre. Dann durften sich endlich unsere beiden Reihen in Bewegung setzen.
Auffahrt auf die Fähre
Die Balearia Poata Lopez Anglada verfügt nur über eine Rampe. Wir gehörten zu den ersten Fahrzeugen und waren erstaunt, wie viel Platz im Inneren des Fährbauchs war.
Wir wurden in die rechte Spur eingewiesen und folgten dieser in den Schiffsbauch. Und dann durften wir auch schon stehen bleiben. Fertig. Kein enges und wirres Einweisen. Motor aus und fertig. Wir hätten um Allmo herum tanzen können, so viel Platz hatten wir.
An Bord der Fähre / Visum
Wir suchten uns den Weg zum Passagierdeck. Dort gab es eine Dame, die die Einreisezettel für Marokko verteilt (später sahen wir an der Rezeption auch die Zettel liegen). Diesen Zettel mussten wir ausfüllen und dann hieß es Schlange stehen für die Einreise nach Marokko.
Anderen Berichten nach gibt es diese Einreisezettel auch bei Carlos. Wir hatten dort keinen erhalten, aber auch vergessen nachzufragen.
Fast eine Stunde warteten wir, bis wir an der Reihe waren. Ein marokkanischer Beamter saß in einem kleinen Kabuff, und las auf einem ThinkPad die Pässe ein. Sowohl der Pass als auch das Einreiseformular wurden gestempelt. Auf bzw. in beide Dokumente schrieb er eine fortlaufende Nummer. Die Einreiseformulare kamen auf einen Stapel, die Pässe erhielten wir zurück. 90 Tage dürfen wir mit diesem Touristen-Visum in Marokko bleiben. Eine Verlängerung des Visums ist bei der Einwanderungsbehörde oder einer Polizeidienststelle möglich.
Inzwischen hatte die Balearia mit etwas über zwei Stunden Verspätung mit Kurs auf Tanger-Med abgelegt. Zwischen Algeciras und Gibraltar sahen wir Delfine durch das Wasser hüpfen.
Die Überfahrt dauerte bei sehr ruhiger See tatsächlich nur 1,5 Stunden. Allerdings wurden wir dann in die Warteschleife gesteckt. Über 30 Minuten dümpelten wir vor dem Hafenbecken herum, bevor wir endlich einfahren durften.
Im Hafen von Tanger-Med
Endlich war es soweit, wir hatten den Hafen von Tanger-Med erreicht und durften zu den Fahrzeugen gehen. Die Fähre war voll, im Mittelgang standen LKWs dicht an dicht. Widererwartend mussten wir nicht auf der Fähre drehen, sondern konnten auf der anderen Seite über die Rampe den Fährbauch verlassen. Somit waren wir wieder unter den ersten Fahrzeugen.
Direkt nach Verlassen der Fähre wurden unsere Pässe kontrolliert (ob auch tatsächlich der Einreisestempel vorhanden ist).
Zollabfertigung
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Wir folgten den Schildern mit Exit, die uns durch das Hafengelände führten. Auch wenn man schon nicht mehr damit rechnet, kommt die Zollabfertigung „Customs“. Doch anstatt geradeaus an einen der Schalter für die Zollabfertigung zu fahren, mussten wir einen Hasenhaken nach rechts schlagen. Dort mussten alle ankommenden Fahrzeuge durch einen Scanner (x-Ray). Bzw. mussten wir auf einen kleinen Hügel fahren (es passten 1 Van, 3 Pkws und wir drauf). Mensch und Tier musste aussteigen und warten. Der Fahrzeugschein wurde eingesammelt. Der Scanner-LKW fuhr rückwärts an den Fahrzeugen vorbei. Der Van wurde anschließend zur Seite gewunken, wir anderen bekamen unsere Papiere zurück und durften weiterfahren.
Nun stand die finale Zollabfertigung an. Wir mussten zunächst warten und wurden dann von einem jüngeren Beamten heran gewunken. Frank überfuhr dabei beinah einen der Pylone und der Typ musste schmunzeln. Das Eis war direkt gebrochen.
Der Herr warf einen Blick in die Doka, hob die Sitze und die Deckel von unseren Schnubbladen hoch, kletterte in den Koffer, wo er ein bisschen klopfte, aber öffnen musste Frank den Bodendeckel nicht. Die Küchenseite mussten wir noch öffnen und das war’s. Nein stimmt nicht ganz. Dann kam noch ein anderer Herr mit einem Schäferhund (Drogenspürhund?). Ihm genügte ein Blick in die Doka und in meinem Beifahrerbereich. Der Hund schaute von unten (in das ExMo vor uns war der Hund hineingegangen) und das wars. Beide Herren fragten uns nach Drohnen und Waffen. Beides haben wir natürlich nicht dabei.
Temporäre Einfuhr von Fahrzeugen
Wir warteten noch ein wenig und dann erhielt Frank von dem ersten Typen seinen Pass und den Fahrzeugschein, zusammen mit der „Admisson Temporaire“, also der vorübergehenden Erlaubnis das Fahrzeug einzuführen, zurück. Gültig ist diese bis zum 21.04.2026 (das müssten 180 Tage sein).
Der Herr verabschiedete sich von uns mit einem freundlichen „Welcome to Morocco“, einem breiten Grinsen im Gesicht und schüttelte Frank dabei kräftig die Hand.
Früher musste wohl ein zusätzliches Formular für die temporäre Einfuhr eines Fahrzeugs ausgefüllt werden (drei Seiten, wovon man zwei Seiten zurück bekam). Dies ist jetzt nicht mehr der Fall.
Geld Wechseln
Wir verließen den Bereich der Zollabfertigung und stoppten an der unscheinbaren Zeile mit mehreren kleinen aneinandergereihten Buden. Dort gibt es von verschiedenen Geldinstituten sowohl Geldautomaten als auch Wechselstuben.
Wir hatten Bargeld dabei, welches wir umtauschen wollten. Wechselkurse waren nicht ersichtlich angeschlagen, es buhlte auch niemand um die Gunst des Kunden. Ich ging einfach zu der ersten Bude und tauschte Geld um. Eine Kommission wurde nicht berechnet und der Kurs von 1 Euro zu 10,20 Dirham erschien mir in Ordnung.
Marokkanische SIM-Karten hätte es dort auch noch gegeben.
Nachdem also alles erledigt war, konnten wir theoretisch das Hafengelände verlassen. Praktisch stärkten wir uns, denn wir waren mehr als hungrig. Auf die Fähre hatten wir nur etwas zu trinken mitgenommen.
Gut gestärkt starteten wir in unser Abenteuer Marokko. Trotz der ganzen Verspätungen haben wir eine Stunde dazugewonnen. Marokko liegt in einer anderen Zeitzone.
Es ist das 22. Land, welches wir mit Allmo bereisen und das erste Land ohne unsere Emma. Schon ein merkwürdiges Gefühl.
Der heutige Tag im Zeitablauf:
9:00 Uhr Ankunft am Hafen in Algeciras
10:01 Uhr eigentliche Abfahrt, von der Fähre ist nichts zu sehen
10:39 Uhr wir nähern uns dem Ticket-Schalter von Balearia
10:50 Uhr wir näheren uns der spanischen Passkontrolle
11:06 Uhr jetzt warten wir auf die Fähre
11:20 Uhr Fähre hat angelegt (eigentlich hätten wir vor fast 1,5 Stunden bereits ablegen sollen)
11:35 Uhr wir sind eingeparkt
12:10 Uhr Leinen los
13:40 Uhr der Hafen ist in Sicht, aber wir dürfen nicht einlaufen
14:15 Uhr endlich am Hafen
14:30 Uhr wir verlassen die Fähre
14:40 Uhr ab zum x-Ray Scanner
14:50 Uhr Warten auf die Zollabfertigung
15:15 Uhr noch schnell Geld wechseln
Somit dauerte unsere Fahrt von Hafen zu Hafen mit allem Drum und Dran etwas über 6 Stunden. Wovon wir über 3,5 Stunden nur mit Warten verbrachten. Wobei wir in Tanger-Med nur 1 Stunde für alles benötigten.
Tbc














































































































































































































































































































































































































