
Von Meknes bis nach Fes war es nur ein Katzensprung. Dennoch benötigten wir für die rund 65 Kilometer 1,5 Stunden. Der Stadtverkehr in Meknes stresste mich schon ein wenig. Fast fühlte ich mich wie im Kosovo, wo ich auch immer Sorge hatte, dass in dem Verkehrschaos ein anderer Verkehrsteilnehmer sich unplanmäßig verhält und ein Unfall geschieht.
Fes gehört zu den vier Königsstädten von Marokko. Sie ist die älteste der Königsstädte, aber nicht die größte von ihnen. Fes ist die drittgrößte Stadt Marokkos.
Sehr viele Kreisverkehre mussten wir auf dem Weg nach Fes durchfahren. Manche sogar mit Ampelschaltung. Etwas unlogisch ist es, dass von einer dreispurigen Straße nur zwei Spuren durch den Kreisverkehr führen. Chaos ist vorprogrammiert, hielt sich aber in Grenzen. Auf dem Weg zu unserem Parkplatz fuhren wir eine Weile an der alten Stadtmauer entlang. Ein massives Bauwerk schützte damals den inneren Kern.
Wir steuerten direkt einen Bezahlt-Parkplatz (Ain Zletin) an. Wobei dieser theoretisch eher für PKWs gedacht ist. Es gibt aber eine Parkzone, die auch für Camper passt. Von der Länge her wäre das für uns auch kein Problem gewesen, weil wir rückwärts das Heck auf den nicht genutzten Bürgerteig hätten parken können (wie die anderen auch). Nur die Breite wäre etwas ungünstig gewesen. Der Security-Mann, der dann kam, zeigte, dass wir am Rand parken sollen. Also nicht in einer von den eingezeichneten Parklücken. Auch gut. Der französische Camper hinter uns, wäre auch noch rausgekommen.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Hauptstraße befindet sich die Merinide Necropolis und ebenfalls Teile einer Stadtmauer.
Zu Fuß steuerten wir die alte Medina von Fes an. Die offline-Navigation von Karten-Gockel funktionierte gut. Natürlich wurden wir irgendwann im Souk von einem Herrn abgefangen, der uns dann den Weg zu seinem Onkel zeigte, damit wir von dort einen Blick auf die Gerbereien von Sidi Moussa (die sich in der Nähe des Nejarine Museums befinden) werfen können. Es wäre ganz umsonst, keine Verpflichtung. Frank war direkt angesäuert, ich sah es entspannt. Schließlich wollten wir uns den Bereich ansehen. Und so hetzten wir durch die verwinkelten Gassen hinter dem Mann her.
Natürlich verbirgt sich hinter bzw. unter der Aussichtsterrasse ein Geschäft. Wir wurden am Eingang einem anderen Herrn übergeben. Ich weiß nicht, ob der erste dem zweiten direkt gesagt hat, dass wir nichts kaufen wollen, auf jeden Fall war der zweite Herr später sehr zurückhaltend. Aber ein Gang durch die Verkaufsbereiche durfte natürlich nicht fehlen.
Zunächst wurden wir nach oben auf die Aussichtsterrasse geführt, von wo aus wir einen guten Blick auf die verschiedenen Becken hatten. Gegen den Geruch der Gerberei wurde uns Minze angeboten, aber so schlimm roch es gar nicht und wir brauchten keine Minze. Nur im ersten Moment war es etwas streng. Gestern bei den Kuhköpfen hatte es schlimmer gerochen.
Der Herr erklärte ein wenig zu der Arbeit der Gerberei. 65 Familien nutzten diesen Bereich für ihre Arbeiten. Kann man sich gar nicht so richtig vorstellen. Es ist ein knochenharter Job, dort zu arbeiten, vom Geruch ganz zu schweigen. Gesund kann das alles nicht sein, was da zusammen gemischt wird, um nachher ein Material zu gewinnen, was für den Kunden schön verarbeitet werden kann.
Nach dem Rundgang durch die verschiedenen Leder- und Stoffbereiche kamen wir wieder am Eingang aus, gaben dem Herrn ein kleines Trinkgeld und suchten uns unseren Weg. Ganz ohne einen Führer hätten wir einen guten Teil des Weges selber gefunden. Aber nicht eigenständig bis zu einem der Läden, die über diese Aussichtsterrassen verfügen. Im Souk wird man, ob man will oder nicht, aber eh angesprochen, ob man dorthin möchte. Die Gerbereien gehören halt zu den Hauptattraktionen von Fes. Die angebotenen Waren sahen schon gut aus, aber wir können weder mit Ledertaschen, Kleidung oder „moroccan-Adidas“ etwas anfangen.
Angenehm überrascht waren wir, dass der Herr nicht versuchte uns irgendetwas aufzuschwatzen (weil er merkte, dass wir nichts wollen) und dass er auch nicht auf ein Trinkgeld in Höhe von Summe x bestand. Er schaute noch niemals direkt nach, wieviel wir ihm gegeben hatten. Alles war entspannt. Im Internet hatte ich da schon ganz andere Geschichten gelesen (kann aber auch auf einen der anderen Läden und Führer bezogen gewesen sein). Wir hatten auf jeden Fall Glück, dass wir ganz unproblematisch die Gerbereien von oben anschauen konnten.
Zu den Chouara-Gerbereien sind wir dann nicht mehr gelaufen. Es wird wohl genügen eine Gerberei gesehen zu haben.
Die Medina in Fes besteht aus einem ganz schönen Gassen-Wirrwarr. Alles Mögliche wird in den schmalen Gassen verkauft und für unseren Geschmack wird man zu oft angesprochen. Was noch interessant war, war der Bereich der Kupfer-Verarbeitung, am Place Seffarine.
Wir suchten uns den Weg zum Mausoleum von Moulay Idriss II, welches sich inmitten der Medina befindet. So kommt das reich verzierte Gebäude gar nicht richtig zur Geltung. Auf dem Weg zu Allmo kauften wir Brot (für umgerechnet keine 20 Cent).
Nachdem wir uns gestärkt hatten, unternahmen wir noch einen Spaziergang in die andere Richtung. Natürlich führte der Weg wieder durch einen Souk. Aber diesmal war es ein Bereich, in dem Obst, Gemüse und auch Fleisch verkauft wurden. Das Hühnchen, was wir dreimal Gackern hörten, wird wohl sein letztes Mal gegackert haben. Entsprechend roch es teilweise etwas streng. Es waren dort deutlich mehr Marokkaner und weniger Touristen unterwegs. Die Water Clock (Dar al-Magana) ist zwar eh außer Betrieb, aber nun war die Sicht darauf auch noch durch Gerüste versperrt.
Wir kauften Salat und noch etwas Brot und kehrten zu Allmo zurück. Nach weniger als drei Stunden verließen wir Fes. Das Parken kostete für die Zeit 8 Dh. Die Preise sind transparent, weil sie am Eingangsbereich angeschlagen sind und man beim Befahren des Parkplatzes ein Ticket zieht. Vor der Ausfahrtschranke befindet sich das Kassenhäuschen mit einer Person, die abrechnet und die Schranke öffnet.
Die Dame war in Sorge, dass wir gegen das Vordach ihres Häuschens kommen könnten. Die war jedoch unbegründet. Ansonsten hätte sie uns die Einfahrtsschranke geöffnet, dann wäre die Ausfahrt einfacher gewesen. Aber es passte auch so.
Und so kehrten wir der alten Königsstadt Fes auch schon den Rücken. Noch eine Nacht auf einem taghellen Parkplatz wollten wir nicht verbringen.
Tbc














































































































































































































































































































































































































