
Von der Gorge Agourzi ging’s zurück auf die N10. Einige Kilometer später bogen wir auf die P7145 Richtung Norden ab. Die Gorges de Tislit war unser Ziel.
Die Straße war komplett asphaltiert und in Assais gab es sogar eine Vielzahl ausgewiesener Parkflächen zu beiden Seiten der „Engstelle“ (die Straße war da immer noch zweispurig) mit den Cafes. Warum ausgerechnet an der Stelle auf dem Hin- und Rückweg jeweils ein Fahrzeug parken muss, muss man nicht verstehen. Vermutlich Bequemlichkeit. Ansonsten müsste man ja mehr laufen. Sehr belebt war es an dieser Stelle. Es schienen mehr Leute dort an der Straße zu stehen, als das Dorf Einwohner hat. Auch Kinder standen dort herum. So ganz haben wir das mit den Schulzeiten nicht verstanden. Gefühlt sehen wir zu sämtlichen Uhrzeiten die Schüler vor der Schule oder auf dem Weg zur Schule. Egal ob 9 Uhr, 10:30, 11:30 Uhr. Irgendwie müssen wir noch in Erfahrung bringen, zu welchen Uhrzeiten der Unterreicht stattfindet.
Hinter Assais bogen wir rechts ab. Wobei ein Mietwagen halb die Zufahrt versperrte. Mitdenken, damit man keine Wege zuparkt, scheint nicht jedermanns Sache zu sein. Allmo ist ja schlank und fuhr etwas über die Steine, um abbiegen zu können. Den Reifen hatte dies zum Glück nicht geschadet.
Die letzten drei Kilometer bis nach Tislit sind nicht geteert. Die Piste ist etwas holprig, aber gut zu befahren. Es gibt ein paar Engstellen wegen zu nah an den Weg gepflanzten Bäumchen und grundsätzlich ist die Piste vielfach nur LKW-breit. Ausweichmöglichkeiten sind rar. Aber man hat einen weiten Blick und könnte Gegenverkehr rechtzeitig erkennen.
Nach einem Kilometer gibt es eine „Plattform“auf der man parken könnte, wenn man nicht weiterfahren möchte. Ein Van aus der Schweiz stand dort. Wir wollten noch etwas weiterfahren, aber nicht bis ins Dorf. Dies aus reinem Selbstschutz, damit uns niemand einen kostenpflichtigen Parkplatz aufzwingt oder wir Kinder um uns scharren.
Ungefähr 1,5 Kilometer vor dem Dorf stand eine Frau am Straßenrand mit einem Sack. Irgendwas hatte sie gesammelt. Sie wollte von Frank wissen, ob wir nach Tilsit fahren, was er ja gar nicht wusste. Aber ja, wir fahren nach Tislit (zumindest in die Richtung). Die Dame wollte mitfahren und so stieg sie in die Doka ein.
Sie wollte wissen, wo wir übernachtet hatten und erklärte, dass wir bei ihr am Haus parken können. Somit hatte sich das „vorher parken und ins Dorf laufen“ erledigt. Und weil wir sie mitgenommen haben, wird sie dann wohl auch kein Geld fürs Parken verlangen. Also eine Win-Win-Situation.
Sie hatte Safran geerntet und gab mir ein kleines Plastikdöschen mit Safran-Fäden zum Riechen. Wir folgten ihren Anweisungen zu ihrem Haus, welches sich als die „Maison d’hote Tazziba Tislit“ also eine Art Bed & Breakfast herausstellte.
Ich bat sie vorsichtig auszusteigen. Wenn man es nicht gewohnt ist, liegt man schneller unten als man gucken kann. Sie bedankte sich tausendmal „Shukran“ und „Merci“, gab mir die Hand, umarmte mich. Wie süß! Auf einen Tee wollte sie uns einladen, doch wir lehnten höflich ab. Schließlich waren wir zum Wandern hier. Was ihr auch sagte. Sie zeigte uns noch ihre Arbeiten – geknüpfte Teppiche. Ich vermute sie holte extra die kleinen Teppiche, weil die auf den Boden der Doka passen würden. Doch wir sind mit unseren Schmutzfangmatten glücklich. So ein Teppich wäre viel zu schade.
Die Dame erklärte, dass wir hier auch übernachten könnten. Es wäre sehr ruhig. Wir überlegten uns das. Die Lage, mit Blick auf die Gorges de Tislit war auf jeden Fall wunderschön. Eine weiß-getigerte Katze (wie unser alter Kater Lucky) inspizierte Allmo von unten. Und ein kleines schwarz-weißes Kätzchen (wie Emma) folgte der großen Katze. Vor uns hatte die Emma-Katze Angst. Dabei sind wir doch Team Katze.
Wir stärkten uns noch (auch wenn es noch keine 12 Uhr war) und wanderten dann los. Zwischenzeitlich war der Schweizer auch schon an uns vorbei gekommen.
Wir folgten einem Wikiloc Trail, zumindest ein Stück. Die ganze Runde über die Berge werden wir nicht laufen. Nur unten etwas in die Schlucht hinein. Wobei man auch ohne einen Track den Weg findet. Schließlich hatten wir die dunkel aufragenden Felsen der Schlucht die ganze Zeit vor uns.
Der Weg führte uns durchs Flussbett, welches natürlich trocken und zunächst sehr steinig war und dann sandig war. Später sahen wir an ein paar Stellen etwas Wasser in kleinen Becken stehen.
Die Gorge de Tislit faszinierte uns. Zu beiden Seiten des Flussbettes ragen interessante Felsen empor und angelegte Wasserkanäle führten entlang der Felsen zu Feldern. Allerdings sahen wir später, dass die Kanäle versandet sind (zumindest im Moment). Es ist eh schwierig sich vorzustellen, dass sich zu irgendeiner Zeit mehr Wasser in der Schlucht befindet oder sogar Wassermassen hindurchfließen. Doch ebenso wie an der Gorge Agourzi, waren auch in der Gorge de Tislit Spuren von angeschwemmten Plastikteilen, die in den Sträuchern hängen, zu sehen.
Wir liefen aus der Schlucht hinaus, folgten weiter dem Flussbett, bogen links ab und in einen kleinen Canyon. In der Ferne waren zunächst Strommasten und dann auch noch ein Fußballfeld (fast jedes Dorf hat seinen kleinen Fußballplatz) zu sehen. Weil wir den Track eh nicht komplett laufen wollten, machten wir ein kleines Päuschen und drehten dann um.
Leider lagen viele Bereiche der Schlucht im Schatten. Dennoch waren die Felsen ein sehr schöner Anblick. Wir unternahmen noch einen kurzen Abstecher in den Felsspalt hinein. Zwischen hoch emporragenden Felsen befand sich ein sehr breiter Spalt (drei Meter?), in dem halbwegs runde Felssteine lagen. Doch diese waren nicht glatt, sondern wiederrum mit dutzenden kleinen Steinen versehen. Dies sorgte für Halt beim Klettern, war aber an den Händen nicht so angenehm.
Hoch hinauf hätte der Weg durch diesen Felsspalt geführt. Doch wir begnügten uns mit einem Blick von fast unten und kehrten auf den Hauptweg zurück. Vermutlich hätten wir von oben eine schöne Aussicht gehabt. Aber Frank war nicht nach mehr Laufen zu Mute. Er fühlte sich, als hätten wir 6 Kilometer gelaufen, dabei waren es am Ende 4,4 km in etwas über 1,5 Stunden. Mit der kleinen Wanderung heute Morgen waren es bestimmt seine gefühlten 6 km.
Zwischenzeitlich hatten wir entschieden, weiterzufahren. Zum einen war es sehr windig und zum anderen wollten wir dann doch irgendwo außerhalb der Bebauung stehen. Außerdem war es noch früh. Also fuhren wir weiter. Vier Jungs kamen an uns vorbei und schauten hinunter in das Tal. Frank meinte, dass die bestimmt zum Fußball spielen runter ins Flussbett gehen (dort stand ein windschiefes Tor aus Pampas-Gras Pfosten. Kein Betteln, kein trauriger Blick. Vermutlich wird das hier im Dorf unterbunden, damit die Touristen nicht belästigt werden. Sehr angenehm.
Die Dame des Bed & Breakfast hörte natürlich Allmo Motor und kam raus, um mir eine Visitenkarte zu geben. Wer also zur Gorge de Tislit fährt, auch ohne Camper, findet dort eine sehr herzliche Gastgeberin der Maison d’hote Tazziba Tislit.
Frank stellte auf dem Rückweg fest, dass es den Menschen in Tislit nicht so schlecht gehen kann. Es entstehen neue Häuser aus Betonsteinen und die Häuser sind verputzt. Wir hatten wieder Glück, dass uns niemand auf der Piste entgegenkam.
Auf der Hauptstraße bogen wir wieder Richtung Süden, also zurück zur Hauptstraße ab. Es gibt zwar noch eine andere interessant aussehende Wanderung, aber zu dem Startpunkt würden wir vermutlich mit Allmo nicht kommen und außerdem hat die Wanderung zu viele Höhenmeter, so dass wir irgendwann eh umkehren müssten. Also ließen wir es direkt sein.
Stattdessen fuhren wir also zurück in Richtung N10. Wir hofften unterwegs einen Platz zum Übernachten zu finden. Idealerweise hinter einem Berg, damit wir windgeschützt stehen. Der Versuch an ein Flussbett ran zu fahren scheiterte, weil die Piste nicht breitgenug für uns war. (Außerdem wollte ich auch nicht durch das Wasser fahren.)
Wir bogen dann auf eine andere asphaltierte Straße ab, auf der zwei P4N-Plätze markiert waren. Auch wenn wir in Marokko fast immer ohne die App, einen Übernachtungsplatz gefunden haben, kann ein Blick hinein nicht schaden.
Der erste Platz war nicht mehr direkt anfahrbar, weil im Zuge der neuen Straße, die Zufahrten nicht mehr existieren. Der zweite Platz war leicht schräg und gefiel Frank nicht, weil es fast neben der Straße war. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befanden sich Strommasten. Darunter wollten wir auch nicht stehen. Also fuhren wir wieder zurück. Und tatsächlich gibt es zu der alten Piste doch noch eine kleine Zufahrtsmöglichkeit. Am Anfang gerade breit genug für Allmo. Und somit bogen wir auf die alte Piste ab und stellten uns in eine kleine Einbuchtung. Auch wenn mangels An-/Abfahrtsmöglichkeit nicht mit anderen Fahrzeugen zu rechnen ist, müssen wir ja nicht den Weg blockieren.
Windig war es an der Stelle natürlich auch. Aber immerhin waren wir rund 200 Meter tiefer als an der Gorges de Tislit. Wir verkrochen uns in Allmo.
Zum Abendessen wagte sich Frank nach draußen und trotze dem Wind. Er bereitete uns eine Currywurstpfanne mit Paprika und Zwiebeln zu. Ich kochte innen Couscous. Eigentlich ist Couscous ein Freitagsessen in Marokko. Das liegt daran, dass bei dem vielen Beten keine Zeit ist, um ausgiebig zu kochen. Und Couscous ist schnell zubereitet. So einfach ist die Erklärung.
Mittwoch, 3. Dezember 2025
Am Morgen war es tatsächlich windstill und in der Sonne angenehm. Ganz kurz überlegten wir, ob wir bleiben sollen. Doch viel bot dieser Platz auf der stillgelegten Piste nicht, also fuhren wir weiter.
Vor Erreichen der N10 stoppten wir an einem kleinen Brunnen, den ich gestern auf dem Hinweg schon gesehen hatte. Auch wenn unser Frischwassertank noch mehr als halb voll war, nutzten wir die günstige Gelegenheit zum Auffüllen. In den nächsten Tagen wird’s wieder in die Wüste gehen. Da macht es Sinn, dass der Tank voll ist. Obwohl wir an der Dorfstraße standen, interessierte sich niemand für uns.
Tbc














































































































































































































































































































































































































