An der Kreuzung „Croisement Tillouguet Imsfrane – Ait Abedi Maskou” bogen wir links, also Richtung Osten ab. Jetzt begann Neuland für uns. Wir wechselten von Piste auf Asphalt.

Wir hatten die Wahl zwischen zwei Wegen, die uns beide nach Imilchil führen sollten. Die eine Strecke war Guido, einer unserer Iveco-Freunde, letztes Jahr im Herbst gefahren. Allerdings in umgekehrte Richtung. Alternativ hatte ich über Wikiloc eine andere Strecke gefunden. Ohne Bilder und ohne zu wissen, ob sie für uns passt. Der Beginn war identisch und wir wollten schauen, welcher Weg uns später besser zusagt.



Wir schraubten uns wieder weiter nach oben und mussten beim Blick in die Ferne feststellen, dass die Schneefallgrenze gesunken war. Einer der Felsen, auf den wir vorgestern im grau in grau zugefahren waren, hatte an der linken Spitze nun eine leicht weiße Haube. Auf den höheren Bergen lag nun deutlich mehre Schnee. Vor zwei Tagen hatten nur einzelne Gipfel eine leichte Schneedecke. Jetzt war der Schnee durchgängig und es sah nach einer dickeren weißen Schicht aus. Wie gut, dass wir jetzt schon über den höchsten befahrbaren Pass, den Tizi n’Ait Hmed gefahren waren.

Die Landschaft war wieder ein Traum. An besagter Kreuzung, entschieden ich, auf der Asphaltstraße zu bleiben. Der Weg von Guido wäre zur Piste geworden und da wir noch einige Kilometer schaffen wollten, hätte eine Piste, deren Zustand wir nicht kennen, nur zu Verzögerungen geführt. Selbst auf der Asphaltstraße kamen wir nur langsam voran. Dies lag nicht am Zustand des Straßenbelags, der war neu (vermutlich aus diesem Jahr). Es gab Strecken, auf denen wir durchs Niemandsland fuhren. Soll heißen, dass Gockel und auch Wikiloc dort nur Felsen und noch niemals eine Piste hatten.

An diversen Stellen gab es Flächen, an denen es kleine Bautrupps gab, auf den Schotter und Maschinen abgestellt wurden. Männer waren mit der Randbefestigung, mit Betonarbeiten, etc. beschäftigt.



Wir überquerten ein paar namenlose Pässe. Schraubten uns über Serpentinen hoch und runter. Das war der Grund, warum wir nicht so schnell vorwärts kamen. Die Landschaft war ausnahmslos schön und abwechslungsreich. Mehrere größere Ziegen- und Schafherden zogen durch die Landschaft.



Als sich die Mittagszeit näherte und das Brot dafür so langsam in den Ofen musste, näherten wir uns einer Stelle, die in den Apps mit arabischen Wörtern gekennzeichnet war (Übersetzt heißt es Taflot Zargan Wasserfall. Die Umgebung ist mit Tagertetoucht bezeichnete). Der Ort befand sich im Tal zwischen zwei Pässen und Frank fuhr von der Straße hinunter neben das Flussbett.

Zunächst musste das Brot in den Ofen und wir aßen die letzten beiden Toastscheiben. Unser Notfall-Toastbrot ist immer schneller aufgegessen als gedacht. Wir wurden von einem Mann „belästigt“, der Creme für seine Beine wollte (am liebsten hätte ich ihm meine trockene Haut an den Beinen gezeigt) und Aspirin (er zeigte immer auf seinen Kopf). Das nach Aspirin gefragt wird, hatte ich zuvor schon gelesen, jetzt kamen wir also auch in den Genuss. Dummerweise hatte ich unsere abgelaufenen Aspirin und Hustenlöser zu Hause entsorgt, bevor ich wusste, dass an so was Interesse besteht. Und weil wir nie Kopfschmerzen haben und zuletzt auch keine Erkältungen, hatte ich beides nicht neu besorgt. Also konnten wir dem Herrn nicht helfen, was ihn nicht so ganz zufrieden stellte.

Eine Herde Schafe und Ziegen, war den Hang neben uns hinunter in den Canyon geklettert und irgendwann tauchte der Hirte auf. Der wollte von Frank wissen, wo wir herkamen und wo wir hinwollen und dann lief er auch schon weiter. So unterschiedlich sind die Menschen.

Gefühlt kamen ständig Fahrzeuge vorbei. Tanklaster fuhren die Piste neben dem Canyon hoch. Anscheinend gab es dort die Möglichkeit Wasser aufzunehmen. Wir grüßten immer freundlich.

Als das Brot fertig gebacken war, zogen wir uns die Wasserschuhe an. Von gestern hatten wir gelernt und lange Hosenbeine gegen kurze Hosenbeine eingetauscht. So konnten wir problemlos durch das Wasser waten, was allerdings gar nicht tief war.

Nur 200 Meter von der Straße entfernt befindet sich ein kleines Juwel. Ja, wir hatten einen richtigen Schatz gefunden. Wir waren im Canyon um die Kurve gelaufen und blickten in einen Schlund. Das Tor zur Hölle wird vermutlich ähnlich aussehen. Bizarre Formen hatte der Stein angenommen. Wir gingen durch den offenen Schlund und staunten nicht schlecht. Durch eine kleine Öffnung schoss ein Wasserfall hinunter, der den kleinen Fluss speist. Das bizarre daran waren die Karstfelsen (oder wie auch immer das heißt), die sich über tausende oder millionen von Jahren gebildet hatten und von der Decke des Höllenschlundes hingen.


Nach rechts schloss sich eine Höhle an, in der auch Wasser stand. Dahinter und an der gesamten Decke waren auch diese interessanten Felsgebilde zu sehen. Es war ersichtlich, dass das Wasser dort mal deutlich höher gestanden hat. Wir verzichteten auf eine weitere Exkursion, weil das Wasser dort deutlich tiefer aussah und wir nicht schwimmen wollten.

Natürlich sahen wir uns das ganze noch von oben an und kletterten, wie die Schafe und Ziegen, den Hang hoch. Mit den Wasserschuhen war das nicht ganz so angenehm an den Fußsohlen. Von oben sahen wir den kleinen Wasserzulauf und wie das Wasser in den Schlund hinunter floss. Wirklich eine mega Entdeckung und ein sehr besonderes Highlight.



Zurück bei Allmo aßen wir noch eine Scheibe vom frischen Brot. Als ich mich für das Abfahrtvideo positionierte, kam ein Motorradfahrer die Straße entlanggefahren und stoppte. Er hatte gerade Probleme mit seiner Bremse bekommen. Doch während Frank sich das ansah und Linus aus Schweden (wohnt aber in den Niederlanden) die Bremse betätigte, schien sich wieder Druck aufzubauen. Wir unterhielten uns noch etwas und verabschiedeten uns voneinander.


Ich positionierte mich und Frank drehte im flachen Wasser des Flussbetts (es war mit kleinen Steinen gefüllt, kein Matsch) und fuhr dann hoch zur Straße.

Nun war es schon recht spät geworden und es lag noch einiges an Strecke vor uns. Erstmal musste Allmo wieder ganz schön hoch nach oben fahren. Zum ersten mal waren kleinste Teilstücke der Strecke nicht asphaltiert und zwar genau in den Kurven der Serpentinen. Auf den geraden Stück befand sich wieder Asphalt. Das mussten wir nicht verstehen.



Später kamen wir durch ein paar Dörfer, an denen Kinder bettelnd am Straßenrand standen oder in Richtung Straße gelaufen kamen. Am besten waren die, die mit einer Hand winkten und mit der anderen Hand bettelten. Irgendwas Freches schrien sie uns auch hinterher, weil wir nicht stoppten. Und dann gibt es die Kinder, die zurückwinken und ein ehrliches Lächeln zeigen. Kein Betteln, einfach nur lächeln und winken. Marokko bzw. deren Menschen sind so gegensätzlich.

Und dann erreichten wir irgendwann Imilchil. Wir fuhren durch das Dorf zur Hauptstraße und bogen links ab. Das ist zwar die falsche Richtung, aber unser Übernachtungsplatz am Lac Tislit befindet sich nur 7 km von Imilchil entfernt.



Besser als gedacht waren wir von Imsfrane nach Imilchil gelangt. Die vermeintliche Piste ist eine frisch asphaltierte Straße. Die nur 125 km lange Strecke war allerdings eine tagesfüllende Distanz.

Außer den beiden Motorradfahrern und dem Pärchen auf den Rädern begegneten wir heute keinem anderen Touristen.

Tbc

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