Vor zwei Jahren hatten wir die Panoramic Road 4 ausgelassen. An dem Tag regnete es und wir ließen die den Bereich links liegen. Bei dem heutigen Sonnenschein wollten wir diese Panoramastraße in Angriff nehmen.

Wir fuhren zunächst Richtung Podgorica und passierten die straßeneigenen Müllkippen. Säckeweise lag der Unrat direkt neben der Fahrbahn. Für die Müllabfuhr ein Kampf gegen Windmühlen. Die bekommen das so ja gar nicht abtransportiert.

Irgendwann stießen wir auf die richtige Straße und folgten den braunen Schildern „Panoramic Road 4“. Etwas über 60 Kilometer lang ist die ausgeschilderte Panoramic Road 4 mit Start und Ziel Podgorica. Die Straße führte uns auf fast 1400 Metern hinauf nach Korita. Zu Beginn passierten wir einen kleinen Wasserfall, der sich direkt an der Straße in einer Kurve befand. Haltemöglichkeiten gab es nicht und wir hatten Autos hinter uns. Also fuhren wir weiter.





Wenig später stoppten wir an einem Aussichtspunkt, an dem sich ein Denkmal befand. Wir blickten von dort auf Podgorica.

Festung Medun


Den nächsten Stopp legten wir bei der Festung Medun ein. Frank war etwas sauer, als wir den Weg zur Festung hinaufliefen. Wir hatten Allmo an der Straße abgestellt, weil ich den Parkplatz auf Karten-Gockel übersichtlich fand und wenn dort Pkws parken, dann wäre es für uns schwierig geworden. Es ging von der Straße schön berghoch und natürlich war der Parkplatz leer, so dass ein Drehen und Wenden vermutlich in einem Zug möglich gewesen wäre. Ja, aber konnte ich das Ahnen? Außerdem sprechen wir von einem Weg von vielleicht 400 Metern, das sollte zu verkraften sein.

Vom Parkplatz gingen wir weiter zur Festung Medun hoch. Gut erhalten ist die kleine Kapelle, die jedoch verschlossen war. Durch ein Fenster konnten wir einen sehr vagen Blick hineinwerfen. Imposant ist die Glocke, die sich auf Augenhöhe befand. Von der Festung selbst sind noch ein paar Mauern übrig.



Kilometer für Kilometer brachte Allmo uns weiter nach oben. Beeindruckt waren wir von aus Felsstein gemauerten Grundstückseinfriedungen. Oft fehlte jedoch eine Bebauung innerhalb der Steinzaunes. Wir passierten ein paar kleine Dörfer und kamen sogar an einer Schule vorbei.

Bevor wir Korita erreichten, kamen wir an der örtlichen Mülldeponie vorbei und auch später sollten wir im Dorf selbst die Müllkippe entdecken. Dies erklärt auch, warum es im Ort keine Müllcontainer gab. Es scheint alles direkt in den Müllkippen entsorgt zu werden.

Korita



Am zentralen Dreh- und Wendepunkt in Korita (dort, wo die Panoramic Road 4 ihren Scheitelpunkt hat), befinden sich ein paar kleine Restaurants. Wir parkten Allmo neben der Straße und schnürten unsere Wanderschuhe. Auf 1365 Metern Höhe war der Wind, trotz des Sonnenscheins, eher frisch, so dass wir uns lange Hosen und einen Pulli überzogen.

Der Rundwanderweg zum Grlo Sokolovo ist etwas über 5 Kilometer lang und wird mit einer Zeit von 1,5 – 2 Stunden angegeben. Es wird empfohlen den Weg im Uhrzeigersinn zu gehen, was zu Beginn die landschaftlich ansprechendere Strecke ist.



Recht bald begleitete ein Hund uns auf unserem Weg und manövrierte uns perfekt um die ganzen Pfützen herum, die sich auf der Piste befanden. Ein Leihwagen überholte uns mit einer leichten Arroganz, doch bald war der Weg für den armen Wagen nicht mehr befahrbar und die vier Touris hatten ein Einsehen. Wir spazierten munter weiter und stellten fest, dass wir mit Allmo theoretisch noch ein Stück weiter gekommen wären. Doch dann endete irgendwann die befahrbare Piste und wurde tatsächlich zu einem Wanderweg.

Bereits vor dem eigentlichen Aussichtspunkt Grlo Sokolovo (Viewpoint Falcon’s Throat, also die Kehle des Falken) konnten wir einen Blick auf den Cijevna Canyon und die albanischen Prokletije Berge werfen. Heute Morgen hatten wir noch am Fluss Cijevna gestanden, der sich nun auch unten im Tal seinen Weg bahnte und Namensgeber des Canyons ist.



Am eigentlichen Aussichtspunkt gab es zwei geschwungene Sitzbänke, so dass wir entspannt die montenegrinischen und albanischen Berge betrachten konnten. Nach ungefähr einer halben Stunde brachen wir auf und folgten weiter dem Rundweg. Dieser führte über etwas unwegsameres Gelände, war aber dennoch gut zu begehen.

Der Hund war inzwischen ohne uns wieder zurückgegangen. Vielleicht hatte er sich anderen Leuten angeschlossen.

Nach etwas über 2 Stunden waren wir zurück bei Allmo. Zum Übernachten wollten wir ein paar Höhenmeter hinunterfahren. Damit es nachts nicht ganz so kalt ist.

Vollbremsung



Wir folgten weiterhin dem Straßenverlauf der Panoramic Road 4, die uns Stück für Stück weiter nach unten brachte. Plötzlich sahen wir vor uns ein Kabel oder irgendwas sehr niedrig über der Straße hängen. Frank legte eine Vollbremsung hin, die Reifen quietschten und es roch stark nach Gummi. Der Abrieb auf der Straße konnte sich sehen lassen.


Es handelte sich um eine Wasserleitung, die gewaltig durchhing und die zumindest wohl ganz knapp über den halben Allmo passte. Früher waren wir nicht zum Stehen gekommen. Von dem Grundstück zur linken kam ein Mann herbeigeeilt. Natürlich waren wir beide Ausgestiegen, um die Bremsspur im Bild festzuhalten. Englisch sprach der Herr nicht, nur albanisch. Wobei er wohl auch montenegrinisch konnte. Denn Hvala und Dovidenja konnte er auch sagen. Vermutlich war er froh, dass wir die Wasserleitung nicht abgerissen hatten. Er sprang in das kleine Bäumchen, in dem die Wasserleitung hing und zog daran. Nun war ausreichend Abstand und Frank setzte Allmo ein Stück vor. Der Herr signalisierte noch, dass er die Leitung nun an einem anderen Baum strammziehen wollte und von dem Grundstück zur rechten kam in der Zwischenzeit eine Dame herbeigeeilt. Zusammen kümmerten sie sich um die Wasserleitung und wir fuhren weiter.



Wenig später hielten wir an einem großen Kreuz. Davor stand Mutter Teresa und auf der gegenüberliegenden Seite prangte ein großer Adler als Tor zu einem Hotel. Beim Aussteigen entdeckte ich, dass mein Vorderreifen einen Riss in der Flanke hatte. Wo auch immer der herkam. Mit der Vollbremsung hatte das nichts zu tun. Vielleicht haben wir den auch schon etwas länger, hatten es nur noch nicht bemerkt. Später erteilte mir Frank die Aufgabe den Riss täglich genau zu beobachten. Eine Beschädigung der Flanke ist halt sch…

 
Ein paar Kilometer weiter kam uns ein großer LKW entgegen (in etwa unsere Höhe). Wie schade, dass der nicht früher dran gewesen ist, dann hätte sich die Sache mit der zu niedrigen Wasserleitung erledigt gehabt. Wobei wir noch eine weitere nicht ganz so niedrige Wasserleitung passierten, an der muss der LKW ja auch vorbei gekommen sein. Wie auch immer, wir können es nicht ändern. Die Wasserleitung hängt noch und wir haben nur etwas Gummi auf dem Asphalt gelassen.

Es zog sich immer mehr zu und erste Tropfen fielen vom Himmel. Innerhalb der nächsten Minuten schütte es wie aus Eimern. Richtung dicke Tropfen fielen auf die Windschutzscheibe und sahen fast aus wie Hagelkörner.

Die Idee irgendwo entlang der Strecke zu übernachten, verwarfen wir. Bei dem Regen und der nicht vorhandenen Aussicht, wollte Frank lieber weiterfahren. Also brachte uns Allmo hinunter bis nach Podgorica.

Weil bei dem Wetter nicht an Kochen zu denken war, steuerten wir den Parkplatz an der Schule an, wo wir gestern gestanden hatten. Frank holte uns bei dem Gyros Imbiss etwas zu essen. Wieso sollten wir einen anderen Laden ausprobieren, wenn es dort gestern sehr gut geschmeckt hatte?


Während wir in Allmo saßen und aßen hatte sich der Regen verzogen und die Sonne strahlte. Damit hatten wir so gar nicht gerechnet. Zum Übernachten fuhren wir ein paar Kilometer außerhalb von Podgorica auf eine weitläufige Fläche vor einem kleinen Flughafen. Das Gelände hatten wir gestern bei der Fahrt entdeckt und es als okay befunden.

Wir nutzten die Gelegenheit dieses relativ ruhigen und wenig frequentierten Ortes, um unter unsere Außendusche zu hüpfen. Warmes Wasser hatte Frank schon vorbereitet. Anschließend saßen wir noch etwas in der Sonne, bis diese hinter großen Wolken verschwand.

Später am Abend beobachtete ich von der Doka aus, wie Blitze den Himmel erhellten. Auch leichtes Grummeln war zu hören. Mal sehen, was die Nacht so bringt.

Der Abend hatte noch eine Überraschung parat. Die Teichfolie, die eigentlich dafür sorgen soll, dass es bei Regen nicht in den Durchgang regnet, versagte bei dem plötzlich einsetzenden Starkregen ihren Dienst. Und ein Schwall Wasser ergoss sich in den Durchgang. Wie gut, dass wir Lappen und Aufnehmer fast griffbereit hatten. Als der Regen etwas nachließ, schnappte Frank sich die Leiter, um die Folie von oben anders zu befestigen. Weitere starke Schauer blieben aus.




Sonntag, 6. Oktober 2024


Während mich meine Gedanken an die Vollbremsung und den Riss in der Flanke schlechter schlafen ließen, so wurde unser beider Schlaf um kurz nach halb 3 schlagartig gestört. Irgendein lautes Brumm-Geräusch war für einige Sekunden zu hören. Dann war es plötzlich still. Frank war aus dem Bett gesprungen, hatte seine Handys in Verdacht, aber konnte diese dann doch nicht so recht als Verursacher identifizieren. Solch ein komisches Geräusch konnte auch nicht ernsthaft von einem Handy stammen. Kaum dass wir wieder lagen, da war es schon wieder. Auch diesmal blieben wir ratlos zurück.

Während ich diese Zeilen am Nachmittag tippte, geschah es erneut. Schnell hüpfte ich von der Doka nach hinten in den Koffer. Und siehe da: Es war meine elektrische Zahnbürste, die uns Signale sendete. Sie scheint wohl irgendeinen Defekt zu haben. Nächste Nacht sollten wir sie weit weg sperren. Das Eigenleben, was sie plötzlich entwickelt, soll uns ja nicht weiter den Schlaf kosten.

Am Morgen war es stark bewölkt, aber trocken. Nach einem spärlichen Frühstück (ein letzter Brotrest für Frank, für mich gab’s Müsli) gönnte sich Frank eine Bürozeit, während ich nach Hause telefonierte und den heutigen Tag plante. Erst am späten Vormittag fuhren wir los.

Tbc

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