Zu Beginn der Piste, die uns in Richtung des Wanderparkplatz Finestras bringen sollte, wurde wieder ausdrücklich das Befahren mit Fahrzeugen schwerer als 3,5 Tonnen, außer autorisierten Fahrzeugen, untersagt. Auf der Satteliten-Ansicht von Gockel konnte ich nichts Schlimmes entdecken und auch die Bewertungen bei P4N lassen auf nichts, was gegen das Befahren sprechen könnte, schließen. Also ignorierten wir das Schild und hielten die Augen auf, ob es eine Stelle gibt, die gegen das Befahren mit Allmo spricht. Natürlich gab es die nicht.

Ganz im Gegenteil. Wie es die Kommentare bei P4N schon zeigten, gibt es 1,4 Kilometer vorm Ziel eine Passage, die es mit einem herkömmlichen PKW, Van, Womo schwierig macht, diese zu meistern. Doch über diese Auswaschung konnte Allmo nur lachen und fuhr munter weiter. Kurz vor Erreichen des Zielgebietes schlossen wir Wetten ab. Wie viele Fahrzeuge würden auf dem Parkplatz stehen? Frank meinte 3. Ich tendierte zu Null und änderte diese in Null Camper (egal welcher Art) und zwei Pkws um. Frank sollte annähernd Recht behalten. Es fuhren gerade zwei französische Pkw vom Platz los und setzten beide wieder zurück, damit wir vorbeikamen und ein dritter Franzose war noch nicht losgefahren. Die drei gehörten augenscheinlich zusammen und somit war Frank der Sieger unserer Wette.

Anstatt auf dem Parkplatz zu parken, fuhren wir dann in den Feldweg und parkten auf einer Fläche neben der Fahrspur. Von dort hatten wir einen wunderbaren Blick auf die umliegenden Berge. Ein wahnsinnig schönes Fleckchen. Diesen abgelegenen Ort nutzten wir zum Duschen und dann fiel mir ein, dass ich ja noch Brot backen muss. Anstelle eines Körnerbrotes bereitete ich Teig für zwei kleine Fladenbrote vor.

Während der Teig ging, setzte ich Nudelwasser auf und dann trat die nächste „Prophezeiung“ von P4N ein: ein Fuchs kam uns besuchen. Recht zutraulich ist dieser, doch zunächst musterte er/sie uns mit etwas Abstand. Auch wenn man wilde Tiere nicht füttern soll, leerte ich Emmas Schälchen mit dem Futter, was sie eh nicht mehr fraß. Füchschen nahm irgendwann die Witterung auf und verputzte Emmas verschmähtes Futter. Das Eis war gebrochen und immer wieder kam das Füchschen in unsere Nähe und besah sich interessiert, was wir draußen veranstalteten. Das, was da im Topf auf dem Herd stand, roch wohl auch sehr lecker, ebenso der Müllbeutel, der am Heck hing. Doch davon gab es für den kleinen Fuchs nichts.



Während wir Nudeln mit Hühnchen und Tomaten-Zwiebel-Sauce verputzten, beäugten wir das Füchschen. Schnell erledigten wir den Abwasch, damit niemand (der Fuchs) auf dumme Gedanken kommt.

Wir saßen noch eine Weile draußen, obwohl wir uns auf über 800 Metern befanden und die Sonne zwischenzeitlich in leichte Wolken gehüllt war, war es schön mild draußen. Einzig die Wespen und eine Biene, die ihren Narren an mir gefressen hatten, trieben mich nach innen. Von den Fliegen ganz zu schweigen, aber die verfolgen uns schon seit einigen Tagen. Und so flüchtete ich nach Innen und Emma eroberte meinen Schoß.

Auf dem Weg zu unserem Übernachtungsplatz ließen wir den Abstecher zu einem weiteren verlassenen Dorf (Fet) aus.

Donnerstag, 9. Oktober 2025

Emma gab ihr bestes uns eine Nacht mit wenig Schlaf zu bescheren. Zunächst hatten wir einige Zeit unsere Ruhe, doch dann kam sie ins Bett, schlüpfte unter die Decke, rannte keine Minute später raus und nach unten, kam wieder hoch, … Und das keine Ahnung wie oft. Erst nach halb 6 Uhr fand sie an meiner Seite Ruhe und wir dösten auch noch weg. So war es bereits nach 8 Uhr, als wir wach wurden. Natürlich schlief Emma zu dem Zeitpunkt schön an mich gekuschelt, als wenn nie was gewesen wäre.

Zum Frühstück ließ sich das Füchschen nicht blicken. Nach dem der Abend gestern bewölkt geendet hatte, startete er heute genauso. Vielleicht war das sogar unser Vorteil. Wir bauten das Dachzelt ab, weil wir nach der Wanderung weiterfahren werden und schnürten die Schuhe. Das die Wanderung uns heute an unsere Grenzen bringen wird, war klar. Innerhalb von drei Tagen zwei Mammut-Wanderungen. Wir scheinen verrückt zu sein.

Unser Ziel war Finestras. Ein weiteres verlassenes Dorf, eine Ermita auf einem Hügel, mit Blick auf den Canelles-Stausee. Aber das eigentliche Highlight ist die Murella de Finestras. Senkrecht stehende Reihen von grauen Steinen. Sie sehen ein wenig wie Drachenzähne aus. Mitten zwischen den Mauern befindet sich auch noch eine Ermita.

Dies alles erkundeten wir zu Fuß. Wir folgten dem ausgeschilderten Weg, einer Fahrspur (ein Holzschild weist daraufhin, dass Fahrzeuge auf dem Weg verboten sind), die gefühlt nur aus Steinen bestand. Runde Steine, über die es sehr schlecht zu laufen war. Nach nicht mal einem Kilometer begann mein rechter Fuß an der Außenkante zu schmerzen. Bei Kilometer vier wurden die Schmerzen schlimmer und nach 9 Kilometern, als Frank bemerkte, dass er jetzt Knieschmerzen hätte, tat mein Fuß höllisch weh. Was hatten wir uns nur angetan? Aber weiter der Reihe nach.



Irgendwann ging die Fahrspur in einen steinigen Trampelpfad über. Nach 1,5 Kilometern stießen wir auf einen Abzweig, den wir später für den Rückweg wählten. Jetzt ging es erstmal nach rechts, also in südliche Richtung. Erstmals nahmen wir gelb-weiße Markierungen war. Aber wir folgten eh einer Wikiloc-Strecke, so dass wir auf der richtigen Spur blieben.

Nach 50 Minuten (angegeben waren 60 Minuten – wir waren also schneller) erreichten wir Finestras. Bevor wir uns das verlassene Dorf und die Ermita ansahen, bogen wir in Richtung der Murella ab. Aus der Ferne waren die Drachenzähne schon nicht zu übersehen gewesen und jetzt lagen sie vor uns. Schon erstaunlich und sehr beeindruckend, was die Natur da geschaffen hat. In mehreren Reihen strecken sich die schmalen Felsen dem Himmel empor. Mal riesig hoch, mal sind es nur fast bodennahe Spuren, die zu erkennen sind.



Vom ersten „Aussichtspunkt“ blickten wir auf die Ermita de San Vicente. Sollen wir dort wirklich hin laufen? Nee! Oder doch? Und wir taten es. Der Weg führte im Zickzack recht steil nach unten. Wir mussten über Felsen klettern. Steinmännchen wiesen uns den Weg. Dann war wieder ein Trampelpfad vorhanden.


Dann ein letzter Anstieg und wir passierten zunächst die Reste des Castillos und erreichten dann die Ermita de San Vicente. Auch dieses kleine Kapellchen hatte kein Dach. Allerdings lagen die Reste davon nicht im Inneren, wie bei den gestrigen beiden Kirchen. Die Ermita ist schlicht gehalten. Von dort oben blickten wir natürlich auch auf Murella de Finestras, wir befanden uns ja quasi mitten drin. Auch wenn die Sonne bisher wenig schien, so befand sie sich jetzt in unserem Rücken und die Drachenzähne kamen besser zur Geltung.



Auf dem Rückweg unternahmen wir am tiefsten Punkt noch einen Abstecher in Richtung der Murella. Dort scheint das Wasser auch schon mal höher zu stehen und theoretisch könnte man in dem Becken, welches sich dort befindet (so weit liefen wir nicht) eintauchen. Im Zickzack kamen wir erstaunlich gut den Berg hinauf.


Jetzt stand das verlassene Dorf Finestras auf dem Programm. Während Frank eine Abkürzung durch Gebäudereste nahm, ging ich außenherum und kam an einem Parkplatz vorbei, der sogar mit zwei gemalten Schildern ausgeschildert war. Also kann man von der anderen Seite doch dorthin gelangen. Wobei wir nicht wissen, in welchem Zustand der Weg ist und ob wir die auf dem Weg liegende Brücke befahren dürfen. Dieser Parkplatz hätte uns sonst einige Kilometer, schmerzende Gliedmaßen und nassgeschwitzte Körper, erspart.

Von den Gebäuden waren meist nur die Außenfassaden übriggeblieben. In einer oberen Etage entdeckte ich durchs Fenster hübsche Stuckarbeiten. Auch bei dieser Kirche war das Dach eingefallen und auch sonst war diese wenige verziert, wie die gestern von uns besuchten Kirchen. Auf dem großen Dorfplatz befand sich früher der Brunnen.



Damit wir uns noch mehr quälen, schlugen wir dann noch den Weg zur Ermita de San Marcos ein. Diese lag nicht weit entfernt (auf dem Holzwegweiser standen 10 Minuten angegeben. Das kleine Kapellchen war sogar bestuhlt und an einer Wand befand sich ein Wandgemälde.



Auf einer der Bänke saß ein Paar. Wir setzten uns auf die Bank an der anderen Seite und blickten über den Canelles-Stausee. Man was waren wir jetzt schon fertig und was tat mein Fuß weh. Dabei lagen noch um die 4 Kilometer vor uns. Wir verputzten unsere belegten Brote, denn es war inzwischen schon nach 12 Uhr. Etwas über drei Stunden waren wir bereits unterwegs. Gut gestärkt und wenig motiviert, machten wir uns an den Aufstieg. War es auf dem Hinweg nur bergab gegangen (um die 300 Höhenmeter), ging es jetzt zunächst nur bergauf.

An der besagten Kreuzung (wir kamen am Morgen von links über diese Stolperstein-Strecke), blieben wir auf dem Weg und gingen geradeaus. Dies war auch eher ein Wanderweg. Die Sonne hatte sich zur Mittagszeit durchgesetzt und entsprechend anstrengend war es bergauf zu laufen. Wir nutzten den Schatten der wenigen Bäume, um uns auszuruhen. Das war ganz klar der Nachteil an diesem Weg, er verlief nicht durch Wald wie der Weg mit den Stolpersteinen.

Leider ging es nicht nur bergauf, sondern auch mal bergab, so dass wir gefühlt noch mehr Höhenmeter bewältigen mussten. Zu dem war der Weg etwas länger. Irgendwann erreichten wir die Fahrspur, auf der wir parkten und folgten dieser (nicht zum Mirador), sondern zurück zu Allmo. Selten hatte ich mich so gefreut unseren Allmo wiederzusehen.



Nach 10 km und 4:40 Stunden waren wir fix und fertig zurück bei Allmo. Wir gönnten uns noch jeder zwei Eis (     was sein muss, muss sein). Vom Füchschen fehlte auch jetzt jede Spur. Anschließend verließen wir diesen schönen friedlichen Ort.

Auf dem eigentlichen Parkplatz stand ein Van mit einem schrägen Aufstelldach. Weitere Fahrzeuge waren nicht zu sehen. Das einzige Fahrzeug was uns auf der 7 Kilometer langen Piste entgegenkam, war ein tiefergelegter BMW (3er oder 5er). Wir stellten uns an den Rand und ließen den jungen Typen, der vermutlich mit seinem Vater unterwegs war, passieren. Wir waren sehr erstaunt, wie er schon so weit auf der Piste gekommen war (rund 3 Kilometer) ohne sich an den Bodenwellen, die es alle naselang gibt (ob dort Rohre über den Weg verlegt wurden?), den Unterboden zu beschädigen. Ob der wirklich vor hat, bis zu dem Wanderparkplatz zu fahren? Spätestens an der Stelle, 1,4 km vor dem Ziel, wird er wie eine Wippe an der Auswaschung hängen bleiben. Oh man, …

Zurück auf Teer flitzte Allmo den Berg hoch und dann runter bis nach Viacamp. Gegenverkehr hatten wir keinen. Zügig ging es über die Nationalstraße weiter zu unserem nächsten Ziel.

Tbc

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