Festung Gorazda



Die Bergstraße P1 war sehr gut und zweispurig ausgebaut und sollte uns von Cetinje nach Kotor führen. Der alte Straßenverlauf war vielfach zu sehen. Mal war die alte Straße fast mit uns auf Augenhöhe, mal hatte sie das jetzige Niveau. Es gab sogar einen Tunnel mit Beleuchtung. Erst der zweite in Montenegro, alle anderen waren stockdunkel.





Nach gut der Hälfte der Strecke, im Dorf Njegusi, stoppten wir eigentlich für ein Foto, um die umliegenden Berge auf uns wirken zu lassen, denn wir befanden uns in einem Tal. Bei dem Stopp entdeckten wir ein verlassenes Gebäude, dass wie eine Schule aussah.

Wir parkten Allmo vor dem Gebäude und gingen auf Erkundungstour. Im hinteren Gebäudebereich war vermutlich eine Turnhalle, zumindest lässt die Deckenhöhe mit den großen Fenstern darauf schließen. Spielgeräte verrosten und werden langsam von der Natur erobert.




Über eine Betontreppe gelangten wir in den Verwaltungsbereich. Im Sekretariat hätte man fast noch arbeiten können. Metallschränke voll mit Unterlagen, eine alte Schreibmaschine, Funkgeräte für Durchsagen, sogar ein Locher war noch vorhanden. Und wer weiß, was sich noch alles unter dem Chaos an Papieren auf dem Boden befand.




Die ältesten Unterlagen, die wir spontan erblickten, waren von 1962. Die aktuellsten Unterlagen vermutlich aus 2008. Es gab auch ein kleines Krankenzimmer, ein Büro mit Bücherregalen (wer noch was zum Lesen sucht, sollte dort mal vorbei schauen) und das Zimmer des Direktors. Das war jedoch sehr aufgeräumt. Auf dem Schreibtisch standen zwei Pokale und gerahmte Urkunden oder was auch immer. Wir sind ja der Sprache nicht mächtig.




Im unteren Bereich sahen wir ein paar kleine Räume mit Tafeln. Also eindeutig eine Schule.

Nun mussten wir uns aber sputen, um die restlichen 24 Kilometer bis runter nach Kotor vor Sonnenuntergang zu schaffen. Wir fuhren um ein paar Ecken und hatten plötzlich eine graue Wand vor uns. Und die schöne, zuvor zweispurige Straße, war nur noch etwas mehr einspurig. Da wollten wir jetzt nicht wirklich runterfahren.

Wir stoppten am Straßenrand und wollten sehen, wie wir am Besten drehen können, da hielt schon ein freundlicher Einwohner an und wollte wissen, ob er uns helfen könnte. Er meinte, dass es nur ein wenig nebelig wäre und wir ruhig weiterfahren könnten. Aber meinen Hinweis, dass wir ein großer LKW wären und bei Gegenverkehr nicht gut ausweichen könnten bei der schlechten Sicht, verstand er auch. Er meinte, wir sollten in Richtung Lovcen Nationalpark fahren und dort übernachten. Das wäre in Ordnung. Also taten wir das auch, nachdem wir Allmo gewendet hatten.


Kurioserweise hatten wir in die Richtung dann wieder blauen Himmel vor uns, und auf der anderen Seite vom Berg war nur graue Suppe zu sehen. Anscheinend verfingen sich die Wolken auf der Seite in Richtung Kotor. Hoffentlich sieht das Morgen besser aus.





In der Dunkelheit konnten wir später doch tatsächlich Sterne am Himmel sehen

und die Lichter der Bucht von Kotor kamen auch zum Vorschein. Wieso konnte das tagsüber nicht so sein?

Mittwoch, 16. November 2022



Gegen 6 Uhr fing es heftig an zu regnen und mit der Sicht auf Kotor war es auch dahin. Als wir uns Stunden später aus dem Koffer bewegten, war die Bucht zwischen Wolkenfeldern sichtbar. Dies sollte jedoch nur von kurzer Dauer sein. Dann zog es sich wieder komplett zu und es regnete. Unser schmutziges Geschirr hatte ich draußen in der Spülschüssel stehen gelassen. Es war zwar nach dem ganzen Regen nicht sauber, aber die Schüssel war gut mit Wasser gefüllt, so dass ich unser eigenes Wasser nicht zum Spülen verwenden musste.

Die Serpentinen von Kotor



So harrten wir einige Stunden an unserem Platz aus, bis wir um kurz vor 12 Uhr die Entscheidung trafen weiterzufahren. Es half ja nichts. Tatsächlich war der Beginn der Bergstraße heute zu erkennen. Gestern fuhren wir an der Stelle direkt in eine Nebelfront und drehten um. Auf einer unbekannten Bergstraße mit zig Serpentinen und schlechter Sicht wollten wir gestern eine Stunde vor Sonnenuntergang kein Risiko eingehen.

Heute war es ja noch verhältnismäßig früh und wir wagten das Abenteuer. Die Serpentinen von Kotor bestehen aus insgesamt 25 Haarnadelkurven, die sich bis hinunter in die Bucht von Kotor den Berg hinunter schlängeln. Noch vor Beginn der Serpentinen konnten wir ein paarmal ausweichen, um den Gegenverkehr durchzulassen. Auf der Serpentinenstrecke mussten leider ein paar PKWs zurücksetzen. Manche merkten von sich aus, dass sie ein Stück rückwärts fahren mussten, wenige andere mussten wohl erst einmal darüber nachdenken, ob nicht der ausländische LKW sich rückwärts bewegen müsste (Bestimmt nicht!) und ein lustiger Geselle hielt drauf zu. Tja, denken ist halt nicht jedermanns Sache.





Insgesamt kamen wir auf der schmalen Bergstraße P1 sehr gut durch die Serpentinen. Es gab ausreichend Halte- bzw. Ausweichmöglichkeiten. Selbst zwei PKWs wären nicht mit normalem Tempo aneinander vorbeigekommen ohne abzubremsen.

Die Sicht auf die Bucht von Kotor war mal besser und mal schlechter. Innerhalb von Sekunden konnte sich dies ändern.


Festung Gorazda



Nach dem wir mehr als die Hälfte der Serpentinen hinter uns gebracht hatten, unternahmen wir einen Abstecher zu der ehemaligen österreichisch-ungarischen Festung Gorazda. Erbaut im Jahre 1886 ist es immer noch ein massives Bauwerk.





Mit den grasgrün bewachsenen Dächer ist die Festung sehr gut in die Natur integriert. Als wir Allmo abstellten, wurden wir direkt von zwei Katzen bestürmt. Als wenn sie es geahnt hätten, dass wir Katzenfutter zu verteilen hätten. Vermutlich spricht sich das in Katzenkreisen schon rum „wenn ihr ein rotes altes Feuerwehrauto aus Deutschland seht, dann gibt’s Futter“. Zunächst gab es die Reste von dem Futter, das Emma gestern nicht aufgegessen hatte. Dies war schnell verputzt und während wir uns schnell auf den Weg in die Festung machten, setzten die beiden Katzen sich unter Allmo. Dort war es immerhin trocken.





Wir erkundeten die alte Festung, die einen recht ordentlichen Eindruck machte. Hin und wieder fanden wir ein paar Kürbisse, wohl noch Hinterlassenschaften von Halloween.

Der Platz an der Festung würde sich gut zum Übernachten eignen. Eine nur teilweise vorhandene Sicht auf die Bucht von Kotor (bedingt durch die Wolken) und der Wind ließen uns weiterfahren.

tbc

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