Unsere letzte Nacht in Frankreich wollten wir in luftiger Höhe, auf dem Col de Pailheres, verbringen. Von Carcassonne mussten wir dazu noch um die 100 Kilometer zurücklegen. Viele davon über kurvige (Berg)Straßen. Den Tag über waren wir so bei 200 – 300 Höhenmetern unterwegs gewesen, um auf den Col de Pailheres zu gelangen, mussten wir deutlich an Höhe dazugewinnen. Denn dieser befindet sich auf 2001 Metern Höhe.
Der Weg über die mehr oder minder schmalen Landstraßen zog sich ganz schön. Zum Glück war es noch früh genug, als wir Carcassonne verlassen hatten (noch vor 14 Uhr).
Wir durchfuhren so einige Dörfer und freuten uns, als eine Autofahrerin uns hupend und winkend überholte. Nur warum sie das Warnblinklicht dabei eingeschaltet hatte, irritierte uns doch etwas.
Gorges de La Pierre Lys
Wir waren etwas unsicher, ob wir die Straße Richtung Axat und dann weiter auf den Col de Pailheres fahren dürfen, oder ob es Restriktionen (Gewicht, Höhe, Breite, Länge) gibt. Doch bereits vor Axat, in der Gorges de la Pierre Lys wies ein Schild plötzlich auf eine Höhenbeschränkung von 3,70 Metern hin. Zumindest an den Stellen, wo der Fels überhing. Wir waren von der Landschaft begeistert, die sich uns so spontan und unerwartet zeigte. Ohne Bedenken, konnten wir unsere Spur halten. Auch wenn Allmo groß ist, ist er dennoch klein genug für diese Strecke.
Gorges de Saint George
An dem Abzweig nach Axat standen keine Verbotsschilder für LKWs, so dass wir den Weg zur Gorges de Saint George, die sich hinter der Ortschaft Axat befindet, einschlugen. Um den Verkehr durch den kurzen Abschnitt der Schlucht besser steuern zu können, gab es eine Ampelschaltung. Darüber waren wir sehr froh, denn so kam auf der schmalen Straße kein ungeliebter Verkehr uns entgegen. Viel zu schnell hatten wir die interessanten Passagen mit den steil emporragenden Felsen und dem Wasserlauf auf der anderen Seite hinter uns gelassen und schlängelten uns weiter über die teilweise sehr schmale Straße.
Zum Glück kamen uns bisher nur PKWs entgegen. Einer davon blinkte wie wild mit der Lichthupe, doch wir waren nicht schlau genug, um ihn zu verstehen. Einige Kilometer später sahen wir dann das „Problem“. An einer schmalen Stelle standen wir plötzlich einem Trecker mit Viehanhänger gegenüber. Hinter dem Trecker standen zwei Vans, die schon rückwärts setzen wollten. Doch Frank setzte stattdessen rückwärts, ganz nah an die Felswand heran. Ich traute mich nicht rauszuschauen, damit ich ihm nicht die Sicht in die Spiegel versperre. Auf meinen Ausruf „Stop“ wollte er jedoch nicht hören. Vielleicht fehlte der Befehlston oder er dachte, „ach die stellt sich nur an“. Und dann kratzte der Außenspiegel auch schon am Felsen und der Spiegel bog sich nach hinten. Das STOP wirkte dann doch, nur das er nicht einige Millimeter nach vorne fuhr, damit ich den Spiegel hätte einklappen können. Der Trecker schlich ganz langsam an uns vorbei. Frank schaute sorgenvoll aus seinem Fenster und setzte dann ganz leicht nach vorne. Puh! Alles gut gegangen. An dem Spiegel ist auch nur das Gummi etwas abgeschrappt.
Wir folgten der Straße zum Skiort Mijares und wählten, sofern möglich die für LKWs (ohne Beschränkungen) ausgewiesenen Alternativ-Strecken. Irgendwann gab es dann ein Verbotsschild für LKWs schwerer 19 Tonnen und Länger als 10 Meter. Denn die würden die Haarnadelkurven nicht schaffen. Wobei ich 19 Tonnen auch sehr fraglich finde. Für uns war es auf jeden Fall ein gutes Zeichen, dass wir kurz und leicht genug waren, um die 20 Haarnadelkurven rauf bis zum Col de Pailheres, gut zu meistern. Nur an einer Stelle musste Allmo nachsetzen, weil er im ersten Anlauf nicht um die Kurve kam. Genau an der Stelle kam ein Auto von oben, welches wir herunter winkten, damit wir anschließend freie Fahrt hatten.
Die ersten Haarnadelkurven erinnerten mich an die Serpentinen von Kotor (Montenegro), die waren ähnlich geschnitten. Dort war es auch nebelig, als wir auf die Bucht von Kotor zu fuhren.
Die ersten Haarnadelkurven erinnerten mich an die Serpentinen von Kotor (Montenegro), die waren ähnlich geschnitten. Dort war es auch nebelig, als wir auf die Bucht von Kotor zu fuhren.
Col de Pailheres
Ab 1400 Metern Höhe zog immer mehr Nebel auf. Die letzten 150 Höhenmeter war die Sicht nur noch bescheiden. Wir entdeckten Pferde (mit Glocken um den Hals), die am Wegesrand grasten. Irgendwo hatte ich gelesen, dass es hier oben Wildpferde geben soll. Naja, mit Glocke um den Hals sind es wohl keine richtigen Wildpferde, sondern nur freilaufende Pferde.
Nachdem wir die ganzen Haarnadelkurven hinter uns gelassen hatten, parkten wir Allmo genau an der Spitze Col de Pailheres auf der geschotterten Parkfläche ein. Da noch Regen gemeldet war, machten wir uns sofort ans Abendessen. Tatsächlich klarte der Himmel für einen Moment auf und wir konnten sehen, wo wir uns befanden. Franks Idee draußen zu essen, um die Landschaft zu genießen war ja schön und gut und doch sehr frisch.
Nach dem Essen und Abwasch sahen wir uns noch die Holzhütte an, die sich uns gegenüber befand. Es handelt es um eine Art Schutzhütte, wo Wanderer Unterschlupf finden können. Innen befand sich ein Kamin mit Feuerholz, ein rustikaler Tisch und zur Not konnte man auf der schmalen Holzpritsche auch übernachten.
Wir verkrochen uns in Allmo, schalteten die Standheizung vorne für eine kurze Weile an und sahen, wie es sich immer weiter zu zog. Durch den Nebel vernahmen wir Glockengeläut. Statt Pferde waren es freilaufende Kühe, die am Wegesrand entlang grasten. Zwischenzeitlich regnete es auch ein wenig. So war’s ja auch gemeldet.
Wer hat den Toten Winkel geklaut?
Während der Fahrt stellte ich heute fest, dass der „Tote Winkel-Magnet“ auf meiner Seite nicht mehr auf der Tür hing. Großes Rätselraten begann. Wann hatte ich ihn das letzte mal bewusst gesehen? Ich könnte schwören, dass es noch gestern im Regen war. Aber eine Bilderrecherche zeigte, dass er zwischen dem Abend am Stausee und dem LIDL Einkauf am nächsten Tag auf unerklärliche Art und Weise verschwunden ist. Schon merkwürdig, denn es ist bereits das zweite Mal, dass der Tote-Winkel-Magnet auf meiner Seite weg ist. Das er ausgerechnet auf der Beifahrerseite während der Fahrt abgefallen sein soll, halten wir doch für sehr unwahrscheinlich. Vermutlich waren Langfinger am Werk. Echt ärgerlich! Frank demontierte direkt seinen Magneten, weil er fand, dass der auf meiner Seite sinnvoller ist. Ich verzichtete jedoch darauf, ihn dort anzubringen. Sollten wir wegen fehlender Tote-Winkel-Kennzeichnungen angehalten werden können wir immer noch sagen, dass die geklaut wurden. Bilder beweisen es ja, dass sie auf beiden Seiten vor wenigen Tagen noch dran waren.
Zur Nacht hin wurden wir vom Regen und Wind in den Schlaf gewogen. Emma gefiel das ganz und gar nicht. Ach nee, ihr gefiel das Futter so gar nicht. Entsprechend gesprächig war sie in der Nacht. MIAU!!!
Freitag, 22. September 2023
Eisig kalte Luft zog in der Nacht bzw. am Morgen durch unseren Durchgang in den Koffer und in die Doka. Vielleicht hatte Emma deswegen auch eine schlechte Nacht. Sie bevorzugt es auf dieser Reise in der Doka zu schlafen, anstatt – wie üblich – auf meinem Kopfkissen. Und da war es bitterkalt. Auch die selbstwärmende Decke, die in unserem „Kleiderschrank“ ausgebreitet war, wollte sie nicht nutzen. In unseren Betten, direkt unter dem Hubdach war es angenehm warm. Wir setzten Emma ein paar Mal hoch, doch sie ergriff sofort die Flucht. Da können wir ihr auch nicht helfen.
Der neue Tag begann, wie der alte aufgehört hatte: Mit Nebel und Glockengeläut von Kühen. Es war auch nicht absehbar, dass es sich bald aufklaren würde, daher ergriffen wir nach dem Frühstück die Flucht.
Bei der Weiterfahrt sahen wir, dass um die nächste Kurve ein größerer Picknickbereich, mit Holzbänken, angelegt worden war. Wobei es bei dem Wetter von gestern Abend und heute auch egal war, wo wir standen. Keine Sicht ist keine Sicht.
Der Weg hinunter vom Col de Pailheres nach Ax-le-Thermes verlief auf einer breiten Straße. Die wenigen Haarnadelkurven waren alle sehr gut zu befahren. Nach nur wenigen hundert Höhenmetern hinab ins Tal hatten wir bereits beste Sicht. Vielleicht sollten wir künftig nicht bis in die tiefhängenden Wolken zum Übernachten fahren. Ein Thermometer zeigte unterwegs 10 Grad an. Das nennt man wohl Winter 😉
tbc