Das Barranco de Tirajana war unser Ziel. Über die Autobahn GC-1 fuhren wir bis El Doctoral, wo wir bei Mercadona Brot, Wurstaufschnitt und Katzenfutter einkauften. Wie gut, dass wir dort keinen Großeinkauf geplant hatten. Denn die Durchfahrtshöhe der Parkgarage lag bei deutlich unter 3 Metern. Direkte Außenparkplätze für größere Fahrzeuge gab es nicht. Allerdings gab es am Straßenrand einen Parkstreifen, der als Parkplatz für LKWs und Transporter ausgeschildert war. Nur dumm, dass auf dem Streifen a) fünf Pkws parken und b) die Bäume auf dem angrenzenden Bürgersteig so nah in die Straße ran gepflanzt waren, dass große Fahrzeuge dort gar nicht vernünftig parken konnten, ohne in den Baumkronen zu stehen. Wer sich da was bei gedacht hat? Oder eben nicht.
Im gleichen Ort gibt es eine BP-Tankstelle, die fast alles anbietet, was der Camper benötigt. Es gibt die Möglichkeit kostenfrei die Grauwassertanks zu entleeren, entgeltlich kann Frischwasser aufgefüllt werden, es gibt eine Waschboxen für große und kleine Fahrzeuge, einen Hundewaschsalon und einen Bereich mit Waschmaschinen und Wäschetrocknern. Fehlen nur noch Duschen.
Wir nutzten die Gelegenheit unsere Tanks zu entleeren und Frank rückte dem Allmo mit dem Hochdruckreiniger auf die Karossiere und den Lack. Wir konnten nirgends sehen, was die Nutzung des Hochdruckreinigers kostet, und warfen einen Euro ein. Auf einer Anzeige erschien eine 3, was vermutlich für drei Minuten stand. Als die Zeit abgelaufen war investierten wir einen weiteren Euro in Allmos Sauberkeit. Nach dem wir über 7 Wochen fast nur am Meer gestanden hatten, konnte so eine Wäsche nur nützlich sein.
Von El Doctoral ging es in die Berge. Nachdem wir die letzte Ortschaft hinter uns gelassen hatten, schraubte sich Allmo Meter um Meter nach oben. Die Landschaft, der wir entgegen fuhren, fesselte uns. Die Berge leuchteten rot-grün, der Himmel war blau, die Sonne stand perfekt.
Die Straße wurde etwas schmaler und deutlich kurviger. Wir schlängelten uns entlang der Berge, deren dicken Felsen beinah bis auf die Fahrbahn ragten. Der Gegenverkehr war gut händelbar. Grundsätzlich war nur ein Tempo von 40 km/h erlaubt. Zum Rasen lud die Straße sowieso nicht ein.
Vor uns tat sich hinter einer Kurve ein breiter Canyon auf. Unten war eine graue Piste zu erkennen, dabei handelte es sich um das Barranco de Tirajana, also unser Ziel. Die Landschaft erinnerte uns an eine Mischung aus dem Grand Canyon und dem Waimea Canyon. Wir waren einfach nur fasziniert.
Möglichkeiten zum Anhalten waren kaum bis nicht vorhanden. Eine kleine Nische nutzten wir, um kurz zu stoppen und die Landschaft auf uns wirken zu lassen. Das Barranco de Tirajana wird auf der einen Seite von den Steilhängen von Guriete und Los Cuchillos und auf der anderen Seite von dem Massiv Macizo de Amurga eingeschlossen. Unser Weg befand sich auf der erstgenannten Seite.
In den Bergen gibt es vielerorts Höhlen, die von den Altkanariern genutzt wurden. Teilweise sind diese jedoch nicht erreichbar, weil sie im unwegsamen Gelände liegen.
Mirador El Guriete
Wenig später befand sich auf der Bergstraße der Mirador El Guriete. Ein Schild warnt auf dem Parkplatz, keine Wertsachen im Fahrzeug liegen zu lassen, was mich ja immer ein wenig nervös macht.
Auch vom Parkplatz lassen sich die umliegenden Berge schön bestaunen. Der Mirador selbst liegt ca. 50 Meter unterhalb und gibt den direkten Blick in das Barranco de Tirajana frei.
Gegenüber von uns befand sich der Felsen La Fortaleza de Ansite, unser nächstes Ziel. Eine Festung gab es auf dem Berg nicht, er sieht nur aus wie eine. Daher kommt wohl der Name.
Nach ein paar Kilometern verließen wir die Hauptstraße und bogen links ab, um dem Barranco näher zu kommen. Bevor wir uns beim Barranco einen Übernachtungsplatz suchen, wollten wir uns noch La Fortaleza aus der Nähe ansehen. Die Straße führte uns in Kurven hinunter ins Tal. Vereinzelt standen Häuser am Wegesrand. Plötzlich befanden wir uns in einer Palmenoase. Meterhoch ragten die Palmen neben der Straße in den Himmel. Vom Mirador aus konnten wir Palmenoasen sehen, aber das wir nun durch eine durchfuhren war doch etwas Besonderes.
An die Palmenoase schloss sich eine kleine dörfliche Bebauung an. Vorbei an der Bestuhlung eines Restaurants und dem Museum fuhren wir bis zum Parkplatz am Fortaleza.
Zuvor passierten wir den Abzweig, den wir eigentlich nutzen wollten, um ins Barranco hinunterzufahren. Das Schild mit einem Durchfahrt-Verboten-Zeichen und der Aufschrift „Prohibido circular Caravanas de Vehiculos“ machte unsere Idee dort unten zu parken zunichte.
Wir verschoben das Übernachtungsthema auf später und fuhren erstmal geradeaus auf den großen Parkplatz vor dem Fortaleza-Felsen. Vor dem Zugang zum Parkplatz war eine Schranke angebracht und davor lag ein Schild, dass das Übernachten für Camper verbot. Das Gran Canaria Camper-unfreundlich sein soll, hatten wir ja schon gehört. Unserer Meinung nach sollte aber stark zwischen Campen und Parken unterschieden werden (ja, mit unserer Außenküche erfüllen wir das Parken auch nicht so ganz, aber wir fangen nicht an den ganzen Hausrat auszuräumen und bleiben meist nur eine Nacht an einer Stelle). Und wie wir in den wenigen Tagen auf Gran Canaria täglich feststellen mussten, sind die Tagestouristen die größten Schweine. Es gab bisher keinen Platz, an dem nicht Unmengen von Feuchttüchern und Taschentüchern in der Natur herum lagen. Selbst heute Morgen bei den Cuatro Puertas wurden manche Ecken in den Höhlen als Toilette genutzt, von dem Parkstreifen ganz zu schweigen.
La Fortaleza de Ansite
Nun standen wir also vor dem Fortaleza-Felsen und wurden direkt von zwei österreichischen Paaren angesprochen. Anschließend drehten wir schnell eine Runde, denn im Moment war nicht viel los.
Über die Treppe gelangten wir in eine offene Höhle, die wir durchquerten. Am Ende führte links ein Trampelpfad um den Felsen herum. Wir kamen an zerfallenen Steinbehausungen vorbei, die in die Felswand integriert wurden. Sitz- und Liegemöglichkeiten waren aus dem Felsen ausgearbeitet worden.
Die eigentliche Siedlung befand sich vor dem Felsen (aus Sicht vom Parkplatz). Viele kreisrunde angedeutete Steinwände waren mal sehr gut und mal weniger gut zu erkennen. Die Bereiche waren abgesperrt, damit niemand die archäologischen Stellen beschädigt oder womöglich irgendwelche Funde davon trägt.
Später wurde der Ort genutzt, um dort Mandelbäume anzupflanzen (wir haben keine gesehen) und Bienenstöcke anzulegen (alle ausgeflogen). Auch Getreide soll dort mal angebaut worden sein.
Seit über 40 Jahren dient das Fortaleza als Standort für die Gedenkfeier zur Eroberung der Insel von Seiten der Krone von Kastilien am 29. April 1483.
Nach dem wir unseren Rundgang beendet und einen Mittagssnack zu uns genommen hatten verließen wir das Fortaleza. Eigentlich hätten wir dort noch eine Weile verbringen können, doch dafür hatten wir Allmo nicht abseits am hintersten Ende eingeparkt. Und es waren inzwischen doch einige Fahrzeuge auf dem Parkplatz hinzugekommen. Dort hätten wir keine Ruhe gehabt, wobei die Sonne schön schien und es angenehm warm war.
Während der Mittagspause hatte ich mir angesehen, welche Möglichkeit es noch gibt, ins Barranco zu gelangen. Doch der andere Weg führt durch ein kleines Dorf und die Straße sah bei Karten-Gockel-Street-View nicht so aus, als ob wir dort gut durchpassen würden. Ganz zu schweigen von Hindernissen wie Bäume und parkende Autos. Also verwarfen wir das.
Cemeterio Santa Lucia
Um zu Fuß in das Barranco zu laufen waren wir zu faul. Somit fuhren wir aus dem Tal der Palmen wieder hinaus, bis kurz vor Erreichen der Hauptstraße. Dort angrenzend befand sich ein kleiner Friedhof mit einer großen freien Fläche davor.
Ein Schild, welches das Übernachten verbietet, gab es dort nicht. Also parkten wir Allmo am Rand der geschotterten Fläche, hinter den Bäumen ein. Auf Anhieb standen wir gerade, ohne das Allmo auf Steine fahren musste, um Unebenheiten auszugleichen. Das ist auch mal schön.
Es war zwar erst früher Nachmittag, doch so ein frühes Ankommen am Übernachtungsplatz ist auch mal schön. Wir genossen zunächst etwas die Sonne und den Blick auf die grünen Felswände. Ich ging noch ein Stück einen Wanderweg entlang, der nach Santa Lucia führt, fand es aber schnell wenig spektakulär und drehte wieder um. Frank baute in der Zwischenzeit das Dachzelt auf.
Danach verzog sich die Sonne immer mehr hinter ein paar Wolken und draußen wurde es ein wenig zu schattig. Also verkrochen wir uns in die Doka. Dort saßen wir vor zwei Jahren, vermutlich zu einer ähnlichen Zeit auch und betrachteten die dicken Schneeflocken, die in Pamplona vom Himmel fielen. Letztes Jahr in Albanien war es trocken und sonnig, aber nicht so warm. Dieses Jahr scheint es uns wohl am besten getroffen zu haben.
Zum Abendessen gab es Curry-Hähnchen mit dem restlichen traurig aussehenden grünen Salat. Die Sonne verschwand blitzschnell hinter den Bergen und dann war es ruckzuck dunkel.
Mittwoch, 29. November 2023
Anfänglich war noch das Kläffen eines Hundes am Abend zu hören, doch irgendwann gab dieser bis zum Morgen Ruhe. Dies konnten wir leider nicht von Emma behaupten, die wieder mal sehr anstrengend war.
Am Morgen war es doch sehr schattig. Die Thermometer zeigten 12 Grad in der Doka und 16 Grad im Koffer an. Abgesehen von den beiden Nächten in den Pyrenäen wird dies wohl die kälteste Nacht gewesen sein.
Emma durfte einen Spaziergang unternehmen. Vielleicht ist sie dann weniger quengelig (Wunschdenken). Nachdem wir aus der Dachbox vorne noch in paar Dinge (Zewa, Kleintierstreu, Katzenstreu) herausgeholt hatten, konnte es so langsam los gehen. Zuvor entledigte sich Frank seines Verbands am Arm. Der Arzt in Morro Jable sprach eh davon ab Tag 4 den Verband auch mal wegzulassen, damit Luft an die Wunde kommt. Heute war ja schon Tag 6. Es ist halt nur wichtig, dass Frank sich nicht stößt oder Dreck in die Wunde kommt.
Santa Lucia de Tirajana
Unser erstes Ziel lag keine zwei Kilometer entfernt und wäre natürlich auch zu Fuß über einen Wanderweg erreichbar gewesen. Wir parkten am Rande des Dorfes Santa Lucia de Tirajana. Die Parkplätze am Seitenstreifen, die vermutlich für die Badegäste des öffentlichen Schwimmbades gedacht sind, waren nicht für das Parken von schweren Fahrzeugen und Campern zugelassen. Ein entsprechendes Schild wies auf das Parkverbot hin. Wie nett! Auf der anderen Straßenseite gab es allerdings eine kleine geschotterte Fläche (vor einem Bauzaun) an dessen Rand wir uns stellten.
Zu Fuß waren wir in wenigen Minuten im Zentrum des Dorfes. Wir umrundeten den hübsch angelegten Platz, gingen durch schmale Gassen (in denen tatsächlich Autos fuhren) bis zu einer kleinen Parkanlage am Rathaus. Meterhohe Palmen standen dort wohl schon etwas länger und sahen hübsch aus.
Auf dem Hügel gegenüber stand eine große Kirche. Die Gärtner waren fleißig dabei den Hügel neu zu bepflanzen und auch ein Weihnachtsbaum aus Drahtgestell wurde gerade geschmückt. Der Stern von Betlehem war noch nicht vom Hänger abgeladen.
Zwischen den Häusern hingen entlang der Hauptstraße die Weihnachtsbeleuchtungen. Mit großen Schritten geht es auf Weihnachten zu. Schon verrückt, bei diesem sonnigen Wetter und so fern der Heimat an Weihnachten zu denken. Zu Hause am Niederrhein fiel heute der erste Schnee.
Nach diesem kleinen Bummel durch das doch recht hübsche Dorf, ging es zu Allmo zurück.
Wir setzten unseren Weg fort. Die Ventanas de Tirajana, eine Felsformation, die wie zwei Fenster im Felsen aussieht, sahen wir gestern bereits von unserem Übernachtungsplatz aus. Jetzt begnügten wir uns mit einem Blick von der anderen Seite. Um zu den Fenstern hinaufzuklettern hätte es für uns auch an einer Parkmöglichkeit gefehlt. Wir folgten der kurvigen Straße entlang der Berge für ein paar Kilometer.
Tbc