Heute war eine letzte Übernachtung in Strandnähe bei Puerto de Tazacorte geplant, bevor es für ein paar Tage ins Inselinnere gehen sollte.
Wir verließen unseren Übernachtungsplatz an der Playa de Charco Verde und landeten, als wir Puerto Naos hinter uns gelassen hatten, mitten in der Lava. Zu beiden Seiten der neuen Straße befand sich einer der Lavaströme des Vulkans Tajogaite, der bis ins Meer hinunter führt. Die Straße wird also keine zwei Jahre alt sein. Reste von einem Haus ragten aus der starren Lava heraus. Da sich dieses unmittelbar neben der neuen Straße befand, fiel es uns direkt ins Auge. Auf den neuen Kreisverkehren stehen Geräte (Baggerschaufeln, Walze), die beim Bau der neuen Straße nützlich waren.
In La Laguna schlängelten wir uns durch eine sehr schmale Straße in Richtung des Montana La Laguna, von wo aus man auf die vom Lavafluss zerstörte Landschaft blicken kann. Wir parkten Allmo am Ende der Fahrspur, eine Schranke verhinderte die Weiterfahrt. Vorsichtshalber parkten wir direkt so, dass wir problemlos rausfahren können.
Die Lava reichte bis an das angrenzende Grundstück heran bzw. war daran vorbei weiter in Richtung Meer geflossen. Anstatt auf den Berg hochzulaufen, begnügten wir uns mit einem Blick vom Wegesrand aus. Der Vulkan Tajogaite lag eh im Gegenlicht, da sparten wir uns den Weg hoch auf den Berg.
Villa de Tazacorte
Nachdem wir es aus der schmalen Straße wieder erfolgreich auf die Hauptstraße geschafft hatten, war es bis Tazacorte nicht weit. Der Weg führte mitten durch’s Dorf. Zum Glück gab es ein Einbahnstraßensystem und die Fahrbahn war breit genug. Wir parkten am Ende des Dorfes in einer Seitenstraße. In der neben Pkws auch ein paar Womos/Vans parkten.
Zunächst sahen wir uns die Reste des alten Aquädukts an. Dort soll sich früher auch der Waschplatz des Dorfes befunden haben. Allerdings war davon nicht wirklich etwas zu sehen. Als nächstes steuerten wir die Kirche Parroquia de San Miguel bzw. den angrenzenden Plaza de Espana. Auf dem Platz befindet sich ein schattenspendender „Laubengang“ mit Bougainvillea. Die Steinbänke darunter sind mit bunten Kacheln gefliest. Ein sehr hübscher und schattiger Ort. Ein paar Dorfälteste saßen dort und unterhielten sich.
In der Kirche, mit den interessanten bunten Lichtelementen, war eine Krippe aufgebaut. Die großen religiösen Wandbilder waren wir meinen Geschmack etwas zu düster.
Entlang der Hauptstraße befanden sich ein paar Lokale in farbenfrohen Häusern. Von eine Art Balkon blickten wir auf – wie könnte es anders sein – Bananen.
Puerto de Tazacorte
Die kürzeste Verbindung zwischen Villa de Tazacorte und Puerto de Tazacorte war gesperrt und so mussten wir eine viermal so lange Strecke fahren. Das hört sich jetzt sehr dramatisch an. In Zahlen gesprochen waren es anstatt 2,5 Kilometer dann 10 Kilometer, weil wir von der anderen Seite über den Berg fahren mussten.
Dafür wurden wir mit einer sehr grünen und bergigen Landschaft entlohnt. In mehreren Serpentinen ging es für uns Richtung Puerto de Tazacorte hinunter. Die Einblicke auf die grünen Berghänge, die den Barranco de las Angustias umschließen, waren unbeschreiblich schön.
Eine der Park- / Übernachtungsmöglichkeiten, ein Parkplatz an der Hauptstraße sah bei der Vorbeifahrt schon so vollgepackt mit Campern aus, dass wir wenig Lust hatten, uns dazu zu stellen. Also fuhren wir erstmal in Hafengebiet. Dort parkten wir Allmo an einem Parkstreifen am Straßenrand.
Neben einem kleinen geschützten Yachthafen gibt es einen Fähr-/Kreuzfahrtschiff-Hafen der nicht oder vielleicht noch nie in Betrieb war. Ein Architekt hatte sich wohl ausgetobt und für eine interessante – ja was? – Hafenbefestigung, Schattenspender für Fußgänger, oder was auch immer, gesorgt. Einer dieser Betonbögengänge war, wegen der Gefahr von Betonteilen erschlagen zu werden, gesperrt. Da hat wohl jemand am Beton sparen wollen und diesen nicht in ausreichender Dicke über die verrödelte Eisenbewehrung gegossen.
Ob die Inbetriebnahme des Hafens aufgrund des Vulkanausbruchs in 2021 zum Erliegen gekommen war? Denn ohne die passende Verkehrsinfrastruktur macht ein Hafen wenig Sinn.
Vom Ende des Kais blickten wir in südliche Richtung auf die Küste und auf den ins Meer geflossenen Lavastrom. Auch an dieser Stelle hatten wir Gegenlicht.
Im Dorf Puerto de Tazacorte hatten wir bei der Vorbeifahrt einen geschotterten Parkplatz hinter der Mauer, die zum Meer hin abgrenzt, gesehen. Diesen wollten wir als Übernachtungsplatz ansteuern. Doch einen Grund musste es haben, warum dort keine Womos oder Vans standen. Ich hatte ja vermutet, dass ein Schild dies verbietet, aber das Problem lag ganz woanders. Die Zufahrt, die eh schon kaum ersichtlich war, war nur für Pkws ausgelegt. Somit hatte sich das als Übernachtungsplatz erledigt und wir fuhren gezwungenermaßen zu dem Parkplatz mit den anderen Campern.
Der eigentlich für kleine Fahrzeuge ausgelegte Parkplatz hatte eine entsprechend kleine Einfahrt. Was uns dazu veranlasste entgegen der Einbahnstraßenregelung auf diesen Parkplatz zu fahren. Womos und Vans (überwiegend deutsche Kennzeichen) parkten natürlich mit Abstand zu einander. Jegliches Klimmbimm hatten die Leute vor und neben ihre Camper aufgebaut. Auf einem Campingplatz hätte es nicht anders aussehen können. Wir wollten unseren Weg entgegen der eigentlichen Fahrtrichtung fortsetzen, scheiterten jedoch in der Kurve an einem Baum auf meiner Seite und der Mauer mit Wasserhahn auf Franks Seite. Frank setzte rückwärts und wir nahmen eine freie Lücke zwischen zwei Campern, die in der Mittelreihe parkten. Ich ärgerte mich etwas über die beiden Touristen mit ihrem Leihwagen, die auf einem der Plätze in der mittleren Reihe parkten. Wenn das Fahrzeug dort nicht gestanden hätte, dann wäre unser Rangieren deutlich einfacher gewesen. Aber Frank meinte zu Recht, dass die es genau richtig machen: auf einem Parkplatz parken. Quer über drei Parkplätze wollten wir uns nicht stellen (das überlassen wir den egoistischen Campern) und daher blieb nur die Flucht von diesem, für Camper eigentlich viel zu kleinen, Parkplatz. Mit etwas rangieren hatten wir es dann endlich geschafft.
Nachtrag: Die Park4Night-App klärte mich ein wenig auf. Bei ein paar von den Campern auf diesem Parkplatz handelt es sich um Opfer des Vulkanausbruchs, deren Häuser zerstört wurden. Die Stadt hatte diesen Parkplatz zur Verfügung gestellt, um dort die Wohnwagen oder Camper dauerhaft oder zumindest längerfristig abstellen und bewohnen zu dürfen. Extra für diese Menschen wurden ein Wasser- und Stromanschluss dorthin verlegt. Warum dann aber ein noch relativ neuer Van mit Saarbrücker-Kennzeichen das Stromkabel in seiner Außenladebuchse stecken hinterlässt dann doch einen etwas merkwürdigen Eindruck. Die Menschen die alles beim Vulkanausbruch verloren haben, haben es doch schon schwer genug. Und die Geste der Stadt dort das Parken zu erlauben und sogar Wasser und Strom kostenfrei zur Verfügung zu stellen ist sehr nett. Da muss ich als Urlauber aber nicht hingehen und dies Ausnutzen, in dem ich mich selbst an diesem Strom (Wasser ja vermutlich auch noch, wobei wir das ja nicht gesehen haben) bedienen. Solch ein Verhalten find ich nicht akzeptabel.
Playa de Tazacorte
An den Strand wollten wir trotzdem, bevor wir uns in den nächsten Tagen fern der Küste herumtreiben. Daher fuhren wir wieder zum Hafen zurück, parkten Allmo zu Beginn des seitlichen Parkstreifens und gönnten uns zunächst einen Mittagssnack. Danach schnappten wir uns unsere Badesachen und gingen zu Fuß zur Playa de Tazacorte. Der Strand ist glücklicherweise sehr lang, so dass wir direkt nach dem Hafengebiet links auf den Strand abbiegen konnten. Am anderen Ende vom Strand blickten wir auf die bunten Häuser von Puerto de Tazacorte.
Das Wetter war heute aber auch wieder ausgesprochen schön. Doch anstatt auf der Picknickdecke zu entspannen, suchte ich nach einem neuen Übernachtungsplatz. Eine Möglichkeit wäre das Barranco de Las Angustias. Doch Frank hatte morgen eigentlich einen Telefontermin. Aber von dem Platz am Barranco aus würden wir wandern und wären zu der Zeit irgendwo im Flussbett unterwegs. Alternativ gibt es entlang der Hauptstraße von Puerto de Tazacorte mehrere Stichstraßen zwischen Wohnblocks. Oder wir übernachten auf dem Seitenstreifen gegenüber der kleinen Kapelle. Ach wie blöd ist das alles!
Nach einer guten Stunde verließen wir den Strand und waren noch nicht wirklich schlauer was unseren Übernachtungsplatz anging. An den Stichstraßen zwischen den Häusern hätten wir parken können, doch dann nehmen wir den Anwohnern womöglich den Platz weg und stehen mitten auf dem Präsentierteller. Das muss nicht sein. Also fuhren wir aus dem Dorf raus und entdeckten im Barranco neben uns einen kleinen Canyon.
Canyon im Barrano de Las Angustias
Hinter der Brücke, also auf der anderen Seite des trockenen Flussbettes parkten wir Allmo auf dem Parkplatz. Welchen Nutzen auch immer dieser Parkplatz hat. Vielleicht ein Wanderparkplatz? Informationstafeln gab’s auf jeden Fall keine.
Ein sehr steiler Weg führte hinunter in das trockene Flussbett. Wie ich feststellte, war dies auch schon das Barranco de Las Angustias. Wir wanderten in Richtung des kleinen Canyons, den wir vorhin erblickt hatten. Mit Treckingsandalen war es bei den Kieselsteinen, die sich teilweise im Flussbett befanden, nicht so angenehm zu laufen. Zum Glück war es ja nur ein kurzer Weg. Wir kletterten einen trockenen Wasserfall herunter, dessen riesigen aufeinandergestapelten Steine mit Beton miteinander verbunden waren. Die Steine wurden größer und dann befand sich auch schon der Slot Canyon vor uns.
Natürlich konnte dieser Slot Canyon nicht mit dem Antelope Canyon in den USA und auch nicht mit Las Grietas auf Lanzarote bzw. dem Barranco de las Vacas auf Gran Canaria mithalten, aber dennoch war es eine unerwartete und willkommene Abwechslung.
Nach etwas über 2 Kilometern waren wir schon wieder bei Allmo zurück. Dabei hatten wir noch in die andere Richtung im Flussbett um die Ecke geschaut, was es dort zu sehen gibt (natürlich Bananen und ein Gebäude das vermutlich zum Wasserwerk gehört).
Eine ganze Weile saßen wir auf eine der Bänke in der Sonne. Genossen den Blick auf die grünen Berge, die von der Sonne angestrahlt wurden. Fast pausenlos fuhr ein Fahrzeug nach dem anderen an uns vorbei. Darunter auch LKWs und Busse. Das würde keine entspannte Nacht werden. Daher fuhren wir doch noch weiter.
Tbc