Der Weg vom Valle Gran Rey nach Vallehermoso führt, wie sollte es anders sein, über die Inselmitte, und somit durch den Nationalpark Garajonay. Am Wegesrand stoppte Frank und ich ging schnell zu Fuß zu den Quellen Chorros de Epina, um die es mehrere Legenden gibt. Eine besagt, dass die erste Quelle für Gesundheit, die zweite für Liebe und die dritte Quelle für Reichtum steht. Wobei Frauen aus dem zweiten, vierten und sechsten Auslass trinken und Männer aus dem ersten, dritten und fünften. Was die vierte Quelle mit sich bringt, ist nicht ganz klar. Den Amseln, Meisen und sonstigen Vögeln scheint es egal zu sein, aus welcher Quelle sie trinken. Hauptsache der Durst ist gestillt. Wobei die Vögel schon sehr rege waren. Vermutlich ist das Wasser äußerst köstlich. Ich trank vorsichtshalber nichts davon. Auf irgendwelche Magenprobleme kann ich gut verzichten. Auf dem Rückweg war ich heilfroh, dass Frank bei Allmo geblieben war. Das berghoch laufen hätte ihm bestimmt nicht gutgetan.
Ein paar Punkte, die ich mir bei Karten-Gockel markiert hatte, ließen wir aus. Nicht weil wir wegen der paar Tage Stillstand Zeit einholen müssen. In Taguluche gibt es keinen Strand, sondern nur Steilküste. Die ist bestimmt schön, aber dafür fahren wir nicht runter ins Tal und wieder zurück zur Inselmitte. Alojera hat zwar einen Strand, aber die Parkmöglichkeiten sind beschränkt (nur entlang der Straße, die logischerweise eine Sackgasse ist, weil sie am Meer endet. Aber ob das so ein schöner Übernachtungsplatz wäre? Also ließen wir dies auch aus. Vergebens wollten wir nicht um die 1000 Höhenmeter runter und wieder hoch fahren.
Auch die Ermita de Santa Clara fuhren wir nicht an. Von dort aus hatte ich eine ca. 7 Kilometer lange Wanderung geplant, die an einem Aussichtspunkt auf den Klippen mit Blick auf Playa de Vallehermoso geendet hätte. Doch zum einen war nicht klar, ob wir bis zu der Ermita mit Allmo hätten fahren können (ich hatte was von Zufahrt nur mit kleinen 4×4 Fahrzeugen gelesen, ob das stimmt wissen wir nicht) und zum anderen war ich heute definitiv nicht dazu in der Lage so eine weite Strecke zu laufen. Auch morgen nicht, … und überhaupt war meine Motivation diesbezüglich eher gering. Nur ein klein wenig hätte mich die Landschaft gereizt und der Abstecher in ein verlassenes Dorf. Aber nein, viel und weit laufen wollte ich dafür nicht. Also viel auch das aus.
Vallehermosos schmale Dorfstraße
Also starteten wir von den Quellen von Epina direkt durch zur Playa de Vallehermoso. Dass die Durchfahrt durch den Ort Vallehermoso schmal war, dass konnte ich bei Karten-Gockel bereits erahnen und so war es auch. Selbst zwei sich entgegenkommende Pkws hätten an manchen Stellen nicht ohne weiteres aneinander vorbeifahren können.
Hinter einer Kurve hupte es, was ein Zeichen dafür war, dass etwas größeres um die Kurve fahren möchte. Anstatt zurückzuhupen blieb Frank einfach stehen. Der kleine LKW sah uns und da es auf seiner Seite der Kurve sehr breit war, fuhr er an den rechten Straßenrand. Nur dass der Pkw und Van hinter ihm auf ihrer Spur stehen blieben, was bedeutete, dass wir nicht durch die Lücke gepasst hätten. Also musste der LKW nochmal auf die andere Straßenseite umparken und dann passten wir an ihm vorbei. Beim Van wurd’s noch mal etwas knapp. Unsere Ausweichmöglichkeit war durch die Randbefestigung (weiße Betonklötze und ein Metallgitter) begrenzt. Doch dann floss wieder alles.
Der nächste Engpass bzw. Stau wurde durch eine ältere Dame verursacht, die in ihre Garage wollte, aber nicht vernünftig ausgeholt hatte. Wir konnten nicht weiter nach vorne setzen wegen der Randbegrenzung und der Pkw neben uns musste warten bis die Oma endlich das Auto in der Garage stehen hatte. aDanach löste sich auch die Verstockung auf.
Ein weiteres Mal mussten ein paar Fahrzeuge auf uns Warten und während Frank den wartenden Pritschenwagenfahrer grüßte, sah ich den Laternenpfahl auf mich zukommen. Mein „Achtung“ kam natürlich viel zu spät und schon war mein Außenspiegel perfekt eingeklappt. Natürlich mit einem lauten Scheppern verbunden. Zum Glück war dem Gestänge nichts passiert und auch die Spiegel waren heile geblieben, sie waren nur nicht mehr richtig ausgerichtet. Mein „Achtung“ veranlasste Frank zu einer Vollbremsung (wir waren zu dem Zeitpunkt eh nicht schnell), aber bevor er überhaupt bremste, hatte Allmo schon den Laternenpfahl umarmt.
War Frank vorher auf dem Weg von der Inselmitte hinunter Richtung Vallehermosa für meinen Geschmack ein wenig zu flott unterwegs gewesen, so als wären wir auf der Flucht oder wurden verfolgt, so schlich er nach der Sache mit dem Laternenpfahl den Weg hinunter bis an den Strand Playa de Vallehermosa.
Während der rasanten Fahrt den Berg hinunter hatte ich mich noch niemals getraut ihm zu sagen, dass er doch mal für ein Foto anhalten möge. Denn das Tal sah, wie wohl jedes Tal auf La Gomera, wunderschön aus. Auch hier wuchsen unzählige Palmen, alles war schön grün. Im Ort Vallehermosa konnte ich während der Fahrt entlang der schmalen Dorfstraße einen kurzen Blick auf die Kirche werfen. Diese sah recht hübsch aus. Und dann war da auch schon der Laternenpfahl …
Danach wollte ich einfach nur noch am Playa de Vallehermoso ohne weitere Zwischenfälle ankommen, was wir auch schafften.
Playa de Vallehermoso
Auf dem Parkplatz am Parque Maritimo (einem mit Meerwasser gefüllten Schwimmbecken) standen bereits zwei Camper, wovon einer bald darauf fuhr. Wir mussten in Allmo erstmal wieder alles gerade rücken. Die Boxen mit der Kleidung waren im Koffer durcheinandergepurzelt und die Matten in der Doka verrutscht.
Danach erkundeten wir die Umgebung. Der Weg zu dem Castillo del Mar (erbaut 1890), ursprünglich handelte es sich dabei um eine Verladestation für Bananen, später wurde es umgebaut und als Restaurant und für Veranstaltungen/Seminare genutzt, war eigentlich gesperrt. Ein Teil der Straße war vor Jahren vom Meer weggespült worden und es besteht Steinschlaggefahr. Daher verzichteten wir zunächst auf einen näheren Blick.
Das Meerwasserschwimmbad hat im Moment wohl Winterpause. Die Pforten sind geschlossen, die beiden Becken leer. Aus der Stranddusche fließt kein Tropfen Wasser und auch im angrenzenden Grill- und Picknickbereich kommt kein Wasser aus dem Hahn. Ansonsten ist der Bereich aber ganz schön angelegt.
Vor der Küste liegt Segelschiff „La Mouche/La Mosca“ auf dem Meeresgrund. Der Kapitän hatte dieses französische Schiff 1801 absichtlich dort versenkt (damit es nicht dem Feind in die Hände fällt), nachdem das Schiff von einem britischen Schiff unter Beschuss genommen wurde.
Wir gingen zunächst etwas an den Kieselstein-Strand und machten es uns auf unserer Decke gemütlich. Nach einem Mittagssnack wagten wir es doch das Castillo del Mar zu besuchen.
In dem Gebäude, welches vor dem Felsen steht, befand sich eine kleine Rezeption. Rostige Metallständer für Postkarten lagen auf dem Boden herum oder standen an den Wänden. Anscheinend wurden dort ganz schön viele Postkarten verkauft. Die Toiletten waren teilweise zerstört worden (Vandalismus). Das Castillo selber ist nicht zugänglich. Eine dicke Tür aus Stahl versperrt den Zugang und zwei dicke Schlösser sind daran befestigt. Ob die Überwachungskamera oberhalb des Stahltores wirklich funktioniert? Wir haben nicht freundlich in die Kamera gewunken. Und dann war’s das auch schon mit der Besichtigung des Castillo del Mar.
Die Brandung war recht stark. Zwischendurch schlugen die Wellen mit einem lauten Grollen gegen die Felsen. Wir gingen noch ein wenig an den Strand. Wie angenehm es doch ist, wenn die Wege zum Strand relativ kurz sind. Nur schade, dass dies überhaupt kein Strand ist, um ins Wasser zu gehen. Dafür sind die Wellen einfach viel zu stark.
Zum frühen Abendessen gab es Steaks asiatische Art. Anschließend verkrümelten wir uns in Allmo. In die Nacht gingen wir mit fünf Fahrzeugen.
Mittwoch, 31. Januar 2024
Abgesehen von Emma war es in der Nacht sehr ruhig. Am Morgen war der Wind etwas frisch und wir frühstückten daher in der Doka. Frank muss aufpassen, dass er sich nicht wieder was einfängt. So hundertprozentig fit ist er noch nicht. Aber immerhin so fit, dass wir uns weiter auf La Gomera umschauen können.
Nach dem Frühstück verließen wir die Playa de Vallehermoso. Zeitgleich starteten die Leute aus den drei schweizer Vans zu einer Wanderung.
Ich war sehr erleichtert, dass wir nicht komplett durch Vallehermoso fahren mussten und uns der engere Teil durch das Dorf somit erspart blieb. Wir hielten uns in östliche Richtung und begaben uns auf einen Mirador-Marathon.
Unseren ersten Stopp legten wir am Mirador del Almendrillo ein, von wo aus wir einen herrlichen Blick auf Vallehermoso und das umschließende Tal hatten. Die im Dorfkern befindliche weiße Kirche fiel unter der umliegenden weißen Bebauung kaum auf.
Manchmal ist es von Vorteil, sich nicht nur auf das vor der Nase befindliche zu konzentrieren (also Vallehermoso), sondern den Blick auch mal schweifen zu lassen. Denn hinter uns befand sich ein gigantischer Felsen, der Roque Cano, einem Vulkankamin. Eigentlich war der gar nicht zu übersehen, wenn man in seine Richtung schaut.
Wenig später hielten wir an dem Mirador Roque Cano und sahen so den Felsen aus einer anderen Perspektive.
Einige Kurven später hatten wir am Mirador Los Mocanes einen Panoramablick auf den Roque Cano und seine Umgebung. Sehr schön sah es aus.
tbc