Nach dem Frühstück waren wir etwas unschlüssig, ob wir bei dem Wind heute nach Lissos laufen sollen oder lieber erst Morgen. Wobei für Übermorgen in den Bergen schon wieder Regen gemeldet ist. Vielleicht wäre es daher sinnvoll, morgen in und über die Berge zu fahren. Also waren wir quasi gezwungen heute zu wandern.

Wir starteten erst gegen 10 Uhr, zunächst über den Strand und dann über die geteerte Straße zwischen den Strandtavernen. Am kleinen Hafen von Sougia, der mit einem sehr massiven Wellenbrecher ausgestattet ist, hielten wir uns rechts, gingen durch das Tor für die Ziegen und Schafe. Ein paar Ziegen sahen uns irritiert an.





Bereits zu dem Zeitpunkt bemerkte ich, dass es um meinen Elan heute nicht so gut bestellt ist. Ungefähr vier Kilometer wollten wir pro Strecke zurücklegen. Was für eine bescheidene Idee.

Unmittelbar nach dem wir durch den Zaun gegangen waren, tauchten wir auch schon in die Lissos Gorge ein. Diese beeindruckte uns direkt durch ihre beeindruckenden Felsen. Danach wurde der Weg zunächst etwas langweiliger. Wir folgten den gelb-schwarzen bzw. weiß-roten Farbkleksen. Verloren gehen ist auf dem Weg eher schwierig.


Plötzlich liefen wir einer riesigen Felswand entgegen. Deren Ausmaß wir erst so richtig erfassen konnten, als wir vor ihr standen. Wahnsinn!!!

War es bisher kaum spürbar bergauf gegangen, mussten wir jetzt in kürzerer Distanz mehr Höhenmeter zurücklegen. Teilweise in kleinen Serpentinen, dann mal wieder ein wenig geradeaus, ging es für uns durch einen Wald mit einer übersichtlichen Anzahl an Bäumen (vermutlich Pinien).



Wir erreichten ein Plateau, auf welchem der Wind noch mehr Pfiff als zuvor in der Schlucht. Bäume gab es wenig, eher nur niedriges Buschwerk. Wir folgten dem gut zu erkennenden Trampelpfad, der weiterhin mit bunten Farbstrichen markiert war.


In unserem Rücken befanden sich schneebedeckte Berggipfel. Waren diese heute weißer als gestern? Oder war die Perspektive eine andere?

Am Ende des Plateaus eröffnete sich der Blick auf Lissos. Oh weh! Das sind ja ganz schön viele Höhenmeter (ungefähr 160 Meter), die wir runter müssen. Wollen wir uns das wirklich antun? Ja, wollten wir und dass trotz der mangelnden Motivation.



Auf der grünen Fläche im Tal tummelten sich die Ziegen. Diese sollten sich später freuen, von zwei Zweibeinern beim Grasen gestört zu werden. In vielen Kurven führte der Weg hinab nach Lissos. In Höhe des Asklepieion erreichten wir das Tal von Lissos.

Lissos war eine unabhängige Stadt, ein religiöses Zentrum und der Sitz des „Koinon oft he Oreioi“, während des 3. Jahrhunderts vor Christus.

Bei dem Asklepieion handelt es sich um einen kleinen Tempel, aus dem späten 3. Jahrhundert oder frühen 2. Jahrhundert vor Christus. Heute sind noch ein paar Grundmauern davon erhalten und ein wenig von den Bodenmosaiken. Gesichert werden die Überreste durch einen Zaun, dessen Tor sich öffnen ließ. Auf dem Grundstück lagen noch so einige Tempelreste herum. Besonders interessant waren die mit Verzierungen.



Die Ziegen waren inzwischen vor uns geflüchtet. Wir gingen weiter zur kleinen Kirche, die von außen restauriert wurde. Im Inneren war es eher düster, die Fresken waren sehr verblichen.

Wir folgten weiter den Farbmarkierungen, die uns zunächst zum Odeon brachten (das Tor war verschlossen) und dann weiter zu einem ehemaligen Turm führten. Dann hätten wir besser nicht den Markierungen folgen sollen, denn diese hätten uns weiter in Richtung Paleochora gebracht, wo wir gestern noch waren.



Um zu den Nekropolen zu gelangen, schlugen wir uns querfeldein durch’s Gebüsch. Lange Hosenbeine können schon von Vorteil sein. Auf einem Teil der Bergflanke wurden eine Vielzahl von Steingräbern errichtet. Bereits vom Plateau aus, konnten wir die Gemäuer, deren Öffnungen zum Tal hin zeigen, sehen.

Wir wanderten durch die ehemaligen Grabstätten und fanden schließlich einen besseren Trampelpfad, der uns wieder ins Tal brachte. So langsam waren wir fertig von dem vielen Laufen.


Am Lissos Beach wollten wir uns ein wenig Erholung gönnen. Dummerweise hatte ich als Wegzehrung nur einen Apfel eingepackt. Diesen teilten wir uns, auf einem Holzbrett sitzend, mit Blick über die kleine Bucht von Lissos. In der Saison halten dort die Taxi-Boote, die die Touristen nach Sougia, Paleochora oder zum Gialiskari Beach bringen.

Allzulange dauerte die Erholungsphase nicht an. So im Sitzen war es dann doch recht bald zu frisch. Die Sonne ließ sich leider auch nicht blicken.

Wir sahen uns noch die kleine Kirche an, die sich unmittelbar bei der Bucht befindet. Irgendwer vor uns hatte wohl vergessen die Tür zu schließen. Doch es stand nur eine Ziege mit ihrem Jungen neben der Kirche und nicht drinnen. Ertappt fühlten sich die beiden dennoch und rannten schnell davon.



Anschließend nahmen wir auf direktem Weg Kurs auf das Asklepieion, um den Einstieg in den Wanderweg zu finden und den Aufstieg hoch auf den Felsen in Angriff zu nehmen. Sechs Kilometer waren wir schon gelaufen. Das ist eigentlich Franks maximale Wanderstrecke.

Die 160 Höhenmeter bekamen wir ganz gut bewältigt. Zum Ende hin befanden wir uns zwischen den Ziegen. Obwohl wir zunächst nur Gemecker und Gebimmel hörten, wurden wir dann auch auf die kleinen Köttel aufmerksam und erblickten schließlich die Ziegen.

Ein wenig liefen wir den Ziegen auf dem Plateau hinterher, folgten dann aber dem Wanderweg. Schließlich wollten wir irgendwann wieder bei Allmo ankommen. Tapfer gingen wir Schritt für Schritt auf die Schneeberge zu. Dann ging’s wieder an den Abstieg, durch den Wald, bis wir wieder vor dieser gigantischen Felswand standen.

Es ging fast nur bergab. Auf die Landschaft achteten wir kaum noch. Ankommen war das Ziel, egal wie. Endlich erreichten wir den Einstiegspunkt in die Lissos Gorge. Den restlichen Weg zu Allmo legten wir über Teer zurück. Warum hatten wir nur ganz am anderen Ende vom Sougia Beach geparkt?



Doch dann war es vollbracht. Nach etwas über 10 Kilometern und 5 Stunden waren wir völlig fertig zurück bei Allmo. Die Wanderung war klasse, keine Frage. Aber man sollte sie nur angehen, wenn die Wanderlaune entsprechend groß ist.

Mit unseren Nachbarn verabredeten wir uns für 18 Uhr zum Essen gehen. In Allmo machten wir unsere Beine lang. Ohne Heizung kamen wir nicht klar. Dafür zog es zu sehr durch den Durchgang und geschwitzt, wie wir waren, fröstelten wir (ich mehr, Frank weniger).

Zum Essen gingen wir zu Viert zur Livikon Taverne. Zur Auswahl gab es nur drei Gerichte. Wir entschieden uns beide wir Hühnchen dazu gönnten wir uns jeder ein Bier. Das Essen war gut und die Zeit verging, durch die angenehme Gesellschaft von Sabrina und Valentin, wie im Fluge.  

Zurück bei Allmo erwartete Emma mich bereits. Schneller als ich gucken konnte, saß sie auf meinem Schoß. Zur Nacht hin nahm ich sie wieder mit nach oben, wo sie sich schön an mich kuschelte.

Mittwoch, 12. Februar 2025

Nach Sonnenaufgang war es tatsächlich für eine ganze Weile windstill. Kurzzeitig hatte ich den Gedanken, dass wir sogar draußen frühstücken könnten. Doch als ich die Frühstücksutensilien aus dem Kühlschrank holte, wehte der Wind schon wieder etwas. Also beließen wir es beim Frühstück in der Doka.

Wir verabschiedeten uns noch von Sabrina und Valentin (es war schön euch wiedergetroffen zu haben), winkten den anderen Campern zum Abschied und nahmen Kurs auf die Berge.

Bevor wir richtig in die White Moutains eintauchen, verließen wir die Hauptstraße für ein paar Kilometer. Die etwas schmalere Straße führte durch Oliven und ich hatte ganz kurz die Befürchtung, dass dies wieder so enden könnte, wie die letzte Fahrt durch die Oliven. Doch dann wurde die Landschaft offener, die Bäume standen weit genug weg von der Fahrbahn.

Um unseren ersten Tagespunkt zu erreichen, parkten wir Allmo neben dem Straßenrand. Ein Schild wies auf die Sehenswürdigkeit „Conical Burial Monument“ hin. Bei Gockel wird es als „Sougia Pyramid“ bezeichnet.

Von Sougia aus hätte es auch einen Weg zu dieser kegel-/pyramidenförmigen Grabstätte gegeben. Dieser wäre jedoch deutlich länger und mit wesentlich mehr Höhenmetern verbunden gewesen. Von der Straße südwestlich von dem Dorf Moni, war es gefühlt nur ein Katzensprung. Doch die vielleicht 250 Meter waren nicht ganz ungefährlich. Der Weg glich eher einem Ziegen-/Schafpfad. Es ging relativ steil bergrunter (es sollen 100 Höhenmeter sein) und wir mussten schauen, nicht wegzurutschen. Der Weg führte am Drahtmattenzaun entlang weiter nach unten. Ein wenig durch niedriges Gestrüpp, dann noch ein wenig den berghinab und nach einem relativ geraden Stück lag dieser spitze Fels auch schon vor uns.



Vor ewigen Zeiten hatte sich jemand diesen Felsen als Grabstätte ausgesucht und ihn entsprechend bearbeitet. Wie anstrengend es wohl ist, so einen Felsen auszuhöhlen?

Wir befanden uns auf ungefähr 300 Metern über dem Meer und hatten einen guten Blick auf die umliegenden Berge. Schnell war die Grab-Pyramide umrundet und wir kletterten, wie die Bergziegen, wieder den Hügel hinauf. Berghoch zu laufen war deutlich angenehmer als bergrunter.

Allmo fuhr uns wieder zurück zur Hauptstraße, deren Verlauf wir weiter folgten.

Tbc

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