Auf dem Hinweg hatten wir ein Schild gesehen, dass auf Megalithen hinwies. Diese Steingräber befinden sich kurz vor der Ortschaft Gorafe. Mit Blick auf die verschneiten Berge der Sierra Nevada nahmen wir Kurs auf diesen Ort.
Während Frank sich wieder eine Bürozeit nahm, befasste ich mich mit dem was wir hier sehen können. Drei Wege gab es, die zu den Dolmen Gräbern führen. Einer startete direkt von unserem Parkplatz, der nächste vom Parkplatz der in Sichtweite etwas unterhalb lag und der dritte von Gorafe aus.
Wir entschieden uns mit dem ersten Trail „Ruta de Llano de Olivares“ zu starten. Da dieser jedoch 4 km in eine Richtung führt und entsprechend lang der Rückweg ist, schwangen wir uns auf die Räder.
Von den Gräbern war mal mehr und mal weniger viel zu sehen. Die „Deckel“ fehlten überall und die Steine standen krumm und schief. Zwei Greifvögel (Gänsegeier?) schwebten über uns.
Anstatt auf dem gleichen Weg zurückzufahren fuhren wir über eine zwei Kilometer lange steile Piste (zunächst Schotter, dann Beton) ins Dorf Gorafe hinab. Den Megalithweg dort sparten wir uns. Stattdessen radelten wir durch die Schlucht wieder in Richtung Allmo.
Die Landschaft begeisterte uns. Meterhohe Wände ragten rechts und links neben uns empor. Auf der Gegenspur entdeckte ich eine kleine Schlange (Hufeisennatter?), die nicht mehr so mobil war. Irgendwas hatte sie abbekommen, wodurch sie sich nicht mehr richtig fortbewegen konnte. Wir setzten sie mit einem langen Stock an den Wegesrand.
Auf der Weiterfahrt lief plötzlich eine große Bergziege über die Straße, duckte sich unter die Leitplanke und verschwand. Ich näherte mich vorsichtig der Stelle. Gerade als ich sie entdeckte wurde diese durch ein heranfahrendes Auto erschreckt und plötzlich war richtig viel Bewegung in dem Olivenhain. Unzählige Bergziegen (große und kleine) fühlten sich durch das Motorengeräusch auf der Straße gestört. Und weg waren sie.
Wir stoppten noch an der Ruta de Hoyas del Conquin, um uns die Dolmen rechts und links der Straße anzusehen. Dort befand sich ein sehr gut erhaltenes Grab, mit schön aufrecht stehenden Seitenwänden und Deckel.
Den letzten Aufstieg zurück zu Allmo schafften wir, dank elektrischer Unterstützung, mit links. Frank vermisste bei der Rückkehr mal wieder seinen Schlüssel, was nichts Neues ist. Denn täglich vermisst er mehrmals seinen Schlüssel, sein Portemonnaie, seine Lesebrille, sein Handy oder die Maske. Außerdem fing er in Seelenruhe an zu kochen. Daher nahm ich sein „der Schlüssel ist weg“ erstmal nicht so ernst und er anscheinend auch nicht.
Plötzlich stand die Französin aus dem Van hinter uns mit dem Schlüssel in der Hand vor uns. Sie hatten diesen auf dem Weg gefunden und bereits zuvor an die Fahrertür gehangen, was wir jedoch noch nicht gesehen hatten. Da hatte Franky wohl Glück im Unglück. Wer weiß wie lange wir sonst auf die Suche hätten gehen müssen, weil ihm der Schlüssel „irgendwo“ aus der Tasche gefallen war. So ist er, mein Captain-Chaos.
Zum frühen Abendessen gab es Nudeln mit Bolognesesoße. Sehr lecker.
Später färbte die Sonne beim Untergehen die Bergsilhouette in unglaubliche rot-orange Töne.
Samstag, 22. Januar 2022
Trotz der angrenzenden Straße war es in der Nacht herrlich ruhig. In Gorafe schienen früh die Bürgersteige hochgeklappt zu werden. Uns konnte es nur recht sein.
Der heutige Tag lässt sich nur schwer in Worte fassen. Doch fangen wir von vorne an. Eigentlich wollten wir heute wieder Richtung Guadix und dort wandern. Am Morgen kam Frank auf die Idee, dass wir hier doch eine der Off-Road Strecken fahren könnten und dann zum Wandern weiterfahren. Seine ausgewählte Strecke war über 60 km lang und endete irgendwo im nirgendwo. Unser Tank war ungefähr halbvoll, der Reservetank leer. Da kam so eine Strecke wohl nicht in Frage.
Ich suchte uns eine rund 32 km lange Strecke aus. Selbst mit der Fahrt nach Guadix, wo es die nächste günstige Tankstelle gibt, müsste das mit der restlichen Tankfüllung passen.
Wir starteten bei Sonne und fuhren in die Richtung, die wir gestern bereits ein Stück mit den Rädern gefahren waren. Leider befanden sich dort auch dunklere Wolken. Bevor es in den Grand Canyon Spaniens hinunter ging trafen wir auf die Schweizer, die wir vorgestern am Stausee bereits mit ihrem MAN LKW getroffen hatten. Die hatten dort übernachtet und hatten zuvor auch gesehen, wie Franks Schlüssel außen am LKW hing und sich leicht darüber gewundert.
Wir unterhielten uns eine ganze Weile, hinzu kamen noch zwei Herren mit einem Hund. Die Zeit verging mit plaudern und schon war 13 Uhr vorbei. Jetzt wurde es aber langsam Zeit. Zunächst gingen wir zu Fuß zu dem dortigen Aussichtspunkt Vereda de Chirlata. Um uns herum eine sehr faszinierende Landschaft.
Danach nahmen wir Abschied und es ging auf die Ruta del Desierto de Gorafe – die mit 24 km angegeben wird – in den Canyon hinein. Die Landschaft ist kaum in Worte zu fassen. Die Berge mit ihren unterschiedlichen Farben und Strukturen zwangen uns immer wieder zum Anhalten, Fotos schießen, die Landschaft genießen. Es herrschte eine unglaubliche Stille.
Die Hälfte der Strecke war sehr angenehm und gut zu fahren. Ungefähr ab dem großen Aussichtspunkt Coloraes (anstelle des bisherigen Grün und Braun wurde es nun bunt), wurde die Piste sehr schlecht. Viele Stellen waren ausgewaschen und mit Steinen mussten wir auch aufpassen. Hinzu kamen noch unzählige Serpentinen. Dadurch dass die Landschaft so unglaublich schön war, konnte ich die Buckelpiste jedoch sehr gut ertragen. Entlang der Piste wollte ich jedoch nicht übernachten (Franks Idee). Den morgigen Tag wollte ich nicht mit einer Holperstrecke beginnen.
Nach ungefähr drei Stunden und 24 km im spanischen Grand Canyon hatten wir wieder eine ebene Fläche vor uns. Anstatt zu unserem alten Übernachtungsplatz zurück zu fahren stoppten wir in der Nähe der großen Funkantennen. Das Fahrzeug welches gestern und heute Morgen dort gestanden hatte war nicht mehr da und somit parkten wir dort ein. Unter uns lag das Dorf Gorafe.
Es wehte ein frischer Wind, so dass wir die mit Hack und Käse überbackenen Nachos im Omnia in der Doka erhitzten.
Sonntag, 23. Januar 2022
Heute Nacht schien es nicht ganz so kalt gewesen zu sein, zumindest war die Windschutzscheibe nicht gefroren. Ohne die Heizung kamen wir beim Frühstück dennoch nicht aus.
Nachdem ich telefoniert hatte und Franky ein wenig mit der Drohne geflogen war wollten wir in Richtung Guadix durchstarten, um zunächst einzukaufen und dann an das Ende der Welt zu wandern.
tbc