Über die A3 näherten wir uns Elbasan. Wie angenehm und schnell wir über die Autobahn vorankamen, verblüffte mich! Das sind wir gar nicht mehr gewohnt. Vor uns tauchte die Silhouette des Tomorr auf. Mit 2415 Metern Höhe ist er einer der höchsten Berge Albaniens.
Am Ende der Autobahn hielten wir uns zunächst Richtung Westen. Dort war die römische Therme Ad quintum unser Ziel. Die Zufahrtsstraße sah etwas schmal aus, und wie es mit Park-Dreh- und Wendemöglichkeiten aussah, wussten wir nicht. Daher warf Frank mich am Straßenrand raus und steuerte selbst die gegenüberliegende geschotterte Fläche an.
Zu Fuß hatte ich schnell die Überreste von Ad quintum erreicht. Zu Beginn steht eine Informationstafel (Albanisch und Englisch). Über ein paar Treppenstufen führte mich der Trampelpfad zu den Resten des römischen Bads. Eine Überdachung soll die Mauerreste vor der Witterung schützen, wobei das Dach inzwischen einige Löcher aufweist. Auch von den Wandmalereien ist nicht mehr so richtig viel zu erkennen.
Auf der Freifläche vor den Gebäuderesten, ist ein wenig der Grundriss des ehemaligen Komplexes zu erkennen. Viel Spannendes gibt’s nicht zu sehen, so dass man sich den Weg dorthin auch sparen kann.
Begegnung der dritten Art
Als ich zu Frank zurückkehrte, telefonierter dieser. Irgendwann klopfte jemand an seine Scheibe und wollte ihm ein Ticket für’s Parken geben. Wie jetzt? Wir parken ja nicht wirklich, sondern haben gehalten, damit Frank telefonieren konnte. Der junge Typ meinte, dass sein Patron von der Bar ihm das gegeben hat. Wir würden Parken und müssten dafür bezahlen, weil wir auf seinem Besitz stehen. Außerdem hätten wir ja fragen können, ob es okay wäre, dort zu parken.
Ich dachte, dass ich gesehen hätte, dass auf dem Ticket (also der Rechnung von der Bar) 1 Euro stand und wollte schon 100 LEK holen. Das war aber nur die Mengenangabe. Der junge Typ sprach nämlich plötzlich auch Deutsch und klärte uns auf, dass es 10 Euro wären (also 1000 LEK). Das war doch die Dreistigkeit schlechthin. Frank meinte zu dem Typen, dass er die Polizei rufen soll, damit die das klärt. Wir würden hier nur halten, damit er telefonieren kann, denn das darf er während der Fahrt nicht. Aber wir Parken nicht.
Der zweite Typ, der dabei war, sagte dann irgendwas auf Albanisch und der andere signalisierte, das wir fahren sollen. Was wir dann auch taten.
Da war sie mal wieder, die Begegnung der Dritten Art. Bisher haben wir in Albanien nur freundliche Menschen getroffen. Wobei wir uns oft nur mit Lächeln und Winken verständigen. Und dann gibt’s anscheinend mal einen, der nicht nur Englisch, sondern auch Deutsch spricht, und der meint uns abzocken zu wollen. Wobei es ja der Patron war und nicht er selbst. Aber auch er hätte direkt was sagen können, als Frank sich dorthin gestellt hat. Stattdessen meinte er, dass wir hätten fragen müssen, ob es okay ist. Weil es Privatbesitz ist. Wobei das nirgends zu erkennen war und sich die Albaner im Allgemeinen sonst auch nicht an irgendwelche Schilder, Park- und Halteverbote halten. Parken in zweiter Reihe gehört ja quasi zum Volkssport.
Ganz klar wolle man uns hier Abzocken, denn normalerweise hilft ein freundliches Wort oder ein kurzer Hinweis. Solche Situationen wie diese sind wohl eher die Ausnahme. Trotzdem nervt es und hinterlässt ein schlechtes Gefühl.
Wir fuhren also davon und drehten noch eine Runde durch das angrenzende Industriegebiet. Dort befinden sich sehr viele Industrieruinen, aber auch ein paar neue Hallen und sogar ein aktives Gefängnis. Doch nach der Begegnung gerade eben, sind wir auf der Hut. An einem Teil der Gebäude standen tatsächlich Schilder, die auf Privatbesitz verweisen und auch sonst war uns die Entdeckerlaune vergangen. Also drehten wir wieder um und fuhren nach Elbasan.
Stadtbesichtigung Elbasan
Tatsächlich war auf dem von mir ins Auge gefassten Parkplatz ausreichend Platz zum Parken vorhanden. Einer der Parkplatzwächter war so freundlich das Ticket für uns zu ziehen, die Schranke öffnete sich und wir konnten uns bequem einen Parkplatz aussuchen.
Bis zur Stadt war es nicht weit. Zu Beginn kamen wir uns vor wie auf einem Basar. Händler boten ihre Waren an. Es gab nichts, was es nicht gibt.
Unmittelbar vor der großen Stadtmauer befinden sich die Überreste der Basilica of Bezistan. Der Zugang zu der Kirche muss damals unterhalb des allgemeinen Straßenniveaus gelegen haben.
Das einzig spannende an Elbasan ist meiner Meinung nach der noch erhaltene Teil der ehemaligen Festungsmauern mit dem Uhrturm. Über zwei Zugänge gelangt man in das innere der Stadtmauern. Wir gingen nur ein kleines Stück bis zur Königsmoschee, deren Name irgendwie mehr versprochen hat, und nahmen dann Kurs auf ein Restaurant.
Auf diesem Weg durch Elbasan sahen wir keine wirklich alten Gebäude. Die Stadt versprühte wenig Charme. Wir kehrten bei Burger’s House ein, wo es nicht nur Burger gab. Da die Speisekarte nur auf Albanisch verfasst war, bestellten wir anhand der Bilder. Das ist der Nachteil von Starlink, dass wir nur am Fahrzeug über Internet verfügen.
Frank wählte einen Gyrosteller mit Salat, Pommes, Reis und Brot und ich eine Hähnchen-Pita mit Pommes. Salat war keiner in der Pita enthalten, dafür Käse. Zwei leckere Dips wurden dazu serviert. Frank durfte die Hälfte meiner Pita essen und ich aß seinen Reis. Beide waren wir pappsatt und das für umgerechnet gerade mal 15 Euro inkl. Getränke und Trinkgeld.
Glücklich und zufrieden rollten wir uns zu Allmo. Tatsächlich entdeckten wir auf dem Rückweg einen Versuch der Mülltrennung. Standen am Straßenrand doch tatsächlich unterschiedliche Mülltonnen für Papier und Plastik (das ist eine Tonne – ist in Frankreich auch häufig der Fall), Restmüll und Metall. Na, ob das mit der ordentlichen Trennung funktioniert?
Auf dem Weg holten wir im Spar Supermarkt noch Getränke für Frank. Für’s Parken zahlten wir 100 LEK (also 1 Euro), dies gilt für eine Parkdauer von bis zu 2 Stunden. Für 8 bis 24 Stunden sind es 400 LEK. Und für irgendwas dazwischen 200 bzw. 300 LEK. Also ganz humane Preise und keine versuchte Abzocke an einer Stelle, wo niemand damit rechnet, weil’s einfach nur ein Straßenrand an einer viel befahrenen Durchgangsstraße war. Grummel …
Von unserem ausgesuchten Übernachtungsplatz trennten uns nur noch rund 2 Kilometer. Der von Karten-Gockel vorgesehene Weg war nicht zu befahren, weil wir nicht den stillgelegten Bahndamm queren konnten. Stattdessen mussten wir drehen und wenden und wieder drehen, damit wir unter die Unterführung kamen. Hätten wir das gewusst, dann wären wir vom Parkplatz aus auf direktem und einfacherem Weg dorthin gefahren. Gockel weiß halt auch nicht alles und hat manchmal lustige Ideen. Was mit einem LKW dann schon mal schnell sehr unlustig werden kann. Aber jetzt ging es ja.
Der ausgesuchte Platz befand sich neben dem sehr breiten Kiesbett eines nicht wirklich sichtbaren Flusses. Die große Rasenfläche war mit viel Müll (insbesondere Feuchttücher) gespickt. Wenn man das mal ausblendet, dann war die Kulisse mit den Bergen (und den Hochhäusern von Elbasan 😉) gar nicht so schlecht.
Wir setzten uns neben Allmo in die Sonne. Da für die kommende Woche schlechteres Wetter gemeldet ist, überlegten wir, ob wir unsere angedachte Route ein wenig umändern sollen. Eigentlich wollten wir noch drei Pisten fahren. Doch zeitlich würde das nicht so ganz vor dem am Montag und Dienstag gemeldeten Regen klappen. Nur die für Morgen vorgesehene Piste könnten wir im Trockenen zurücklegen. Unsere Strandtage würden dann auch in das schlechtere Wetter hinein fallen. Also macht es Sinn schnellstmöglich ans Meer zu kommen. Daher werden wir morgen die Piste ausfallen lassen und stattdessen den geteerten Weg wählen. Und dann am Nachmittag oder am nächsten Morgen zum Meer durchstarten.
Donnerstag, 7. November 2024
Wäre Emmas Futter-Unzufriedenheit und der blöde Wind nicht gewesen, dann hätten wir eine erstaunlich ruhige Nacht in Elbasan verbracht. In den frühen Morgenstunden gab sie dann endlich Ruhe und kam zum Kuscheln ins Bett. Wir konnten zu dem Zeitpunkt an Schlaf nicht mehr denken.
Auch heute startete der Tag mit blauem Himmel und sonnig. Allerdings wehte seit gestern Abend ein frischer Wind, so dass wir innen frühstückten. Wie immer fuhren wir nach dem Frühstück los. Diesmal vertrauten wir nicht auf Karten-Gockel, sondern fuhren so, wie es auch wirklich möglich war.
tbc