Von Ax-le-Thermes führte uns der Weg direkt nach Andorra. Wir mussten nur den Schildern folgen. Bereits vor der Grenze hatten wir das Roaming unserer Handy-Karten deaktiviert. Auch wenn dieser Zwergenstaat in den Pyrenäen von Frankreich und Spanien umzingelt ist, so hört er dennoch nicht der EU an.
Was bei der Handy-Nutzung von Nachteil ist, macht Andorra jedoch durch günstige Einkaufspreise wieder wett.
Der Grenzübertritt von Frankreich nach Andorra verlief unspektakulär. Der Zöllner gab uns kurz ein Zeichen zum Anhalten. Denn so ein LKW auf der PKW Spur ist ja nicht alltäglich. Die Frage „Camping Car“ beantworteten wir mit „Ja“ und schon durften wir weiterrollen.
Bereits bei der Zufahrt fielen uns die hässlichen Verschandlungen der Grenzstadt Pas de la Casa ins Auge. Bunte Gebäudekomplexe, riesige Parkplätze, … Ob dort überhaupt Leute wohnen? Oder dient der Ort nur als steuergünstige Einkaufsmöglichkeit?
Wir steuerten die erste Tankstelle an und wurden direkt überrascht. Die Tankstelle war quasi ein überdachtes, Gebäude. Für 1,485 Euro den Liter Diesel tankten wir so viel in unsere Tanks hinein passte. Leider war das nicht so viel wie gedacht. Die letzte Tankfüllung in Frankreich hätten wir uns vorgestern sparen können. Aber konnten wir ahnen, dass Allmo plötzlich zum Spritsparwunder mutiert und selbst auf Bergstrecken im Schnitt nur noch 22 Liter verbraucht? Letztes Jahr waren wir auf Bergstrecken (Vrsic Pass in Slowenien, Durmitor Nationalpark in Montenegro) noch mit 28 bis 30 Litern unterwegs. Wir freuen uns so mega, dass wir die Einspritzpumpe noch vor der Reise haben einstellen lassen.
Nach dem Tanken stoppten wir noch an einem Aussichtpunkt auf ungefähr 2400 Höhenmetern. Emma wurde zu einem Familienfoto gezwungen, musste sich zwei erstaunten Französinnen widmen und durfte dann schnell zurück in Allmo hüpfen. Die Französinnen waren schon von Allmo begeistert. Aber als sie dann auch noch Emma sahen, waren sie ganz aus dem Häuschen.
Wir hatten zwar zu Tagesbeginn unseren Zielort für heute bei Karten-Gockel eingegeben und konnten immerhin offline der Strecke folgen. Dennoch achteten wir mehr als sonst auf die Beschilderung. Wir hielten uns in Richtung Canillo. Dort würden wir dann entscheiden, ob wir auf der Hauptstraße bleiben oder dem Tipp von Franks Kundin (aus Andorra) folgen und zum Coll d’Ordino hoch fahren.
Interessanterweise hatte sich das Wetter schlagartig gebessert, als wir die Grenze zu Andorra überfuhren hatten. Daher schlugen wir den Weg zur Bergspitze ein. Nur wenige hundert Meter nach dem Abbiegen wies ein Schild darauf hin, dass Fahrzeuge über 3,5 Tonnen nur die nächsten 8,5 Kilometer fahren dürften. Also mal sehen, wie weit wir kommen.
Wir schlängelten uns den Berg hinauf und stoppten am Roc del Quer. Dort gibt es eine Aussichtsplattform, die in die Schlucht hinein geht. Diese konnten wir bereits bei der Zufahrt sehen. Den Eintritt von 5 Euro pro Person sparten wir uns jedoch. Stattdessen gingen wir mit Emma soweit, wie es ohne zu bezahlen möglich war und genossen die Aussicht auf die umliegenden Berge.
Unseren Weg zum Coll d’Ordino konnten wir leider nur noch ein kurzes Stück fortsetzen. Dann versperrte ein Höhenbalken für uns die Durchfahrt. Neben dem Gewicht von 3,5 Tonnen, war die Höhe auf 2,5 Meter begrenzt. Da ist Allmo wohl ein wenig zu groß und zu schwer. Sehr schade. Hätten wir das unten schon gewusst, wären wir vermutlich die rund 7 Kilometer nicht hoch gefahren. Dafür hatten wir aber einen schönen Ausblick auf das grüne und bergige Andorra. Bergrunter fuhren wir ruckzuck und bogen in Canillo wieder auf die Hauptstraße ab. Die Temperatur lag inzwischen bei 18 Grad. Das war okay, vor allem wenn man bedenkt, dass wir uns deutlich über 1000 Höhenmetern befanden.
Auf der Hauptstraße folgten wir den Schildern Richtung Andorra la Vella, was sich noch als kleiner Irrtum herausstellen sollte. Dummerweise war durch den Zwischenstopp die Strecke auf Karten-Gockel nicht mehr angezeigt.
Maps.Me hatte ich zwar zur Navigation gestartet, aber da finde ich es immer so unübersichtlich die Ortsnamen zu finden. Wir hielten uns also schön in Richtung von Andorras Hauptstadt. In einem Kreisverkehr, wo wir eigentlich die erste Ausfahrt nehmen sollten, waren wir irritiert, denn diese führte nur zu einem Camp (militärisch oder so). Wir fuhren also weiter geradeaus, um dann in der nächsten größeren Stadt (Les Encaldes) vor einem Tunnel zu stehen, der nur bis 3,5 Tonnen befahrbar war. Das war ja super gelaufen.
Mit Maps.Me kam ich so schnell auch nicht klar und entschied daher spontan, wieder den gleichen Weg zurück zu fahren, damit wir dann in dem Kreisverkehr, wo wir vorhin nicht weiter kamen noch mal genau zu schauen.
Des Rätsels Lösung war dann so einfach. Es war ein doppelstöckiger Kreisverkehr und da wir vorhin auf die Schilder mit Andorra la Vella fixiert waren, hatten wir es versäumt die Brücke hoch Richtung La Massana/Ordino zu fahren. Der dortige Tunnel war auch für LKWs zugelassen und so kamen wir durch den Berg unserem Ziel näher.
In den Städten gab es Ampeln, die per Blinken auf Fußübergänge hinwiesen. Manchmal waren diese Ampeln freundlich 😊 und manchmal weniger freundlich ☹, wenn man sich nicht an die örtliche Geschwindigkeit hielt.
Auf dem Weg zum Col de Cabus schraubten wir uns wieder Meter um Meter nach oben. Wir stoppten an ein paar Aussichtspunkten, genossen die unglaubliche Berglandschaft um uns herum. Dass was ich in der Schweiz letztes Jahr vermisst hatte, machte Andorra wieder wett.
Wir waren quasi umzingelt von hohen Bergen. Erstaunlich, wie bei so viel Bergen überhaupt noch Dörfer und Städte entstehen konnten. Wobei sich die wesentliche Bebauung meist entlang der Hauptstraße befindet. Wir hatten eh den Eindruck, dass in Andorra fast alles auf Touristen ausgelegt ist. Radsportler und Skifahrer werden wohl den überwiegenden Teil an Touristen ausmachen (abgesehen von den Tagestouristen, die zum Einkaufen herkommen).
Abgesehen von den hässlichen Gebäuden in Pas de la Casa bestanden die Gebäude im Wesentlichen aus einem dunkelbraunen Stein, der sich sehr gut in die Natur einfügte.
Aber zurück zum Col de Cabus. Wir genossen also die so unwirkliche Landschaft., die wir nicht gewohnt sind, schließlich wohnen wir auf dem platten Lanad. Die grünen Berge (ich bin immer geneigt sie Hügel zu nennen, dabei sind die meisten über 2000 Meter hoch) fesselten uns. Wir sahen Kühe, Ziegen (beide mit jeweils einem Hirten) und freilaufende Pferde.
Am Ende des Teers befand sich ein Wendekreis. Wir hatten den Col de Cabus, der sich auf 2302 Metern befindet, erreicht. Frank ging direkt auf Tuchfühlung mit einem Pferd. Doch als das furzte nahm er schnell reiß aus.
Der Col de Cabus befindet sich im Westen von Andorra (ist aber nicht ganz der westlichste Punkt des Landes). Die Straße geht an der Stelle in Schotter über und schon hatten wir Andorra verlassen.
Ruckzuck hatten wir Andorra von Ost nach West durchfahren. Der Zwergenstaat ist ja auch nur ungefähr 50 Kilometer breit. Franks Kundin konnten wir leider nicht besuchen, denn die ist derzeit in Deutschland.
So viele Radsportler wie in und um Andorra herum haben wir selten gesehen. Verrückt, wie die sich nur mit Muskelkraft die Berge hoch quälen.
Tbc