Zunächst nahmen wir Kurs auf Sarajevo, wo wir uns bei einem größeren Supermarkt mit ein paar Vorräten für die nächsten Tage eindecken wollten. Auf den ersten Kilometern kamen uns sehr viele Fahrzeuge der 5 Mountains Tour entgegen. Immer im Rudel mit vier oder fünf Wagen. Anfangs grüßten wir, wurden aber nicht zurückgegrüßt. Später grüßte uns einer und wir grüßten natürlich zurück.

Wir hatten die Wahl zwischen den Supermärkten Bingo und Konzum und entschieden uns diesmal für Konzum. Auf dem Weg passierten wir mehrere Tankstellen. Mit jeder Tankstelle wurde der Diesel günstiger und da der Diesel in Montenegro teurer ist, wollten wir Allmo noch volltanken.

An der ersten Tankstelle konnten wir nicht tanken. Der Tankwart kam direkt auf uns zu und wollte wissen, ob wir mit Karte zahlen möchten. Natürlich sprach er nur bosnisch, aber soviel wie „Kart“ und „Havarie“ und „Cash“ waren nicht misszuverstehen. Schade aber auch. Für 2,24 Mark wäre das ein Schnäppchen geworden.

Also fuhren wir zur nächsten Tankstelle. Mit 2,29 Mark gab es immer noch günstigen Diesel. Ich wollte direkt wissen, ob eine Kartenzahlung möglich ist, was der Tankwart bestätigte. Auch wenn er ansonsten kein englisch oder deutsch verstand und Frank nicht das Tanken übernehmen lassen wollte.

Etwas genervt schien der Typ zu sein, weil wir nun zu zweit neben ihm standen. Ich könnte ruhig reingehen. Nix da. Schließlich will ich wissen, wieviel ich bezahlen muss. Also blieben wir beide draußen und warteten, bis er mit der Betankung fertig war.

Als der Typ die beiden Tanks für voll befunden hatte (das Wort „full“ nutzte er selbst), stürmte er leicht genervt ins Häuschen und schlug mir beinah die Tür vor der Nase zu. Wie nett!

Er kramte das Kartenzahlgerät hinter dem Tresen vor, tippte den Betrag ein, ich hielt meine Karte an ans Gerät, gab die Pin ein, doch der Vorgang wurde abgelehnt. Ich forderte ihn auf es erneut zu versuchen. Wieder „abgelehnt“. Das Wifi würde nicht gehen, aber ich könnte in Cash bezahlen. Mark oder Euro. Das wir nicht genügend Mark dabei hatten, war dem Menschen von vornherein klar. Also Euro.

Er tippte irgendwas in einen Taschenrechner und dieser zeigte mir über 120 Euro an (ob es jetzt 124,xx oder 127,xx Euro war, weiß ich nicht mehr). Für mich war klar, dass bei 210,59 Mark nicht dieser Betrag in Euro herauskommen kann. Ich schnappte mir, tippte den Umrechnungskurs mit 1,95583 ein und kam auf 107,67 Euro. Mein Gegenüber schüttelte mit dem Kopf.

Währenddessen wollte ein Bosnier Motoröl kaufen und er sprach ein wenig Englisch, wollte mir aber nicht so richtig helfen. Auch ein anderer Typ kam noch rein. Irgendwas faselten sie auf bosnisch. Auf meine Frage wo ich Geld tauschen könnte, bekam ich nur eine wage Antwort (Richtung Sarajevo). Und der in meinen Augen schlechte Wechselkurs wäre der, der jetzt gilt. Was für ein Quatsch.

Die fremden Typen verschwanden, der Tankwart und sein Kollege blieben mit mir zurück. Ich versuchte es nochmal mit den 110 Euro. Aber nein, dass wäre nicht der richtige Umrechnungskurs. Ich ging in Allmo mein Handy holen, öffnete die Währungs-Umrechnungs-App und zeigte die Beträge. Daraufhin tippte der jüngere Tankwart in gockel-Übersetzer, dass der Umrechnungskurs in der Tankstelle 1,90 Euro wäre. Da hab ich allerdings nicht schnell genug geschaltet (gleich mehr dazu).

Ich wollte mich nach wie vor nicht verarschen lassen. 110 Euro oder Kartenzahlung. Daraufhin tippte der ältere Typ 8,70 in den Taschenrechner und sagte „Euro“. Anscheinend wollte er 118,70 EUR haben. Also immer noch über 10 Euro mehr. Nix da. Die Typen bissen bei mir auf Granit.


Weil wir unter der Überdachung keinen Starlink-Empfang hatten, fuhr Frank (der inzwischen auch im Häuschen war) Allmo von der Zapfsäule weg und ins Freie. Der ältere Typ kramte in dem Moment genervt das Kartenzahlungsgerät hinter der Theke vor, tippte wieder den Betrag ein (ich habe genau drauf geachtet, dass es die richtige Summe ist) und forderte mich auf die Karte dran zu halten. Ich gab wieder die PIN ein und sehe da: es funktionierte. Wobei ich das Wort auf dem Gerät nicht lesen konnte. Ich fragte „Dobro“, also, ob es gut ist, woraufhin er den Beleg aus dem Gerät riss und mir in die Hand drückte und dann in den Regalen verschwand. Auf mein „Dovidenja“ bekam ich keine Antwort.

Frank war ganz verwirrt, dass ich zurückkam und alles erledigt war. Tja, da wollten sich die beiden Typen wohl 20 Euro zusätzlich „verdienen“, aber nicht mit uns!

Auf der Weiterfahrt kam ich dann auf die Idee, die 210,59 Mark mit dem Kurs von 1,9 umzurechnen, wie der Jüngere es mir per Gockel-Übersetzer geschrieben hatte. Und was kam dabei raus? 110,84 Euro. Da waren sie also, meine 110 Euro. Doch das war ja nicht das, was ich hätte zahlen sollen. Erst waren es über 120 Euro und dann 118,70 Euro.

Ich kann jedem nur empfehlen, die Zeit auszusitzen und sich nicht verarschen zu lassen. Ob das Gerät tatsächlich übergangsweise nicht ging (zumal dies ja bei der anderen Tankstelle der Fall war), mag sein. Wobei ich es bezweifle. Zwar hatte der Tankwart einen anderen Kunden weggeschickt, weil der mit Karte zahlen wollte, aber vielleicht hat der ja auch nur zur Antwort bekommen: komm wieder, wenn die doofen Deutschen weg sind. Wer weiß …

Bisher haben wir nur positive Erfahrungen mit den Menschen in Bosnien gemacht, um so trauriger ist es, dass durch so eine Geschichte unsere Stimmung etwas getrübt wurde. Wobei es für uns ja gut ausgegangen ist. Vorsichtshalber habe ich die beiden abgelehnten Belege auch eingesteckt. Nur sicherheitshalber. Falls ungerechtfertigte Abbuchen auf unserem Konto zu finden sind, bin ich gerüstet.

Und so wurde aus einem einfachen Tankvorgang eine ellenlange Geschichte.

tbc

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