Bereits vor 9 Uhr hatten wir uns Brote zum Mitnehmen belegt, Thermounterwäsche angezogen und die Treckingschuhe geschnürt. Noch lag Schatten über unseren Parkplatz. Nur der gegenüberliegende Bereich wurde von den ersten Sonnenstrahlen getroffen. Daher war es sehr schattig, als wir uns auf den Weg zum Trnovacko jezero im Nationalpark Piva machten.

Die Pfützen auf dem Parkplatz waren gefroren. Pflanzen am Wegesrand waren mit Eiskristallen überzogen. Nur vereinzelt traf uns ein Sonnenstrahl, die andere Zeit mussten wir uns warmlaufen.



Zunächst ging es leicht bergab und wir kamen zügig voran. Der Fahrweg endete bald und ging in einen Trampelpfad am der Bergflanke entlang. Irgendwann wurde vor uns ein Tal sichtbar. Später sollten wir dieses ein Stück durchwandern. Zuvor lag ein unschöner etwas steilere Abschnitt vor uns. Ein deutlich längerer Weg hätte außen herumgeführt.



Wir durchwanderten das Tal, welches den tiefsten Punkt der Wanderung darstellte. Umringt war dieses von höhen majestätischen Bergen.

Nun stand der vorerst schlimmste Teil vor uns. Auf den letzten rund 1,5 Kilometern zum See, ging es verhältnismäßig steil nach oben. Der Weg war sehr steinig bzw. felsig. Wir quälten uns immer weiter und waren froh, als wir endlich den Trnovacko jezero erreicht hatten. Etwas über 2 Stunden benötigten wir für die rund 5 Kilometer lange Strecke.



Der Anblick dieses malerischen Bergsees verzauberte uns direkt. Auf dem Weg zum See hatten wir die Grenze zu Montenegro überquert. Wirklich zu erkennen war dies nicht. (Im Nachhinein recherchierten wir, dass das Schild mit der Aufschrift „Drzava Crna Gora“, welches an einem Baum hing, „der Staat Montenegro“ heißt. Neben dem Grenzverlauf laut Karten-Gockel und Maps.Me, war dies der dritte Grenzverlauf.  

 Am Fahnenmast hing die Flagge von Montenegro und zum wiederholten Male wiesen Schilder darauf hin, dass im Naturpark Piva eine Eintrittsgebühr von 1 Euro pro Person zu zahlen ist. Unsere Ausweise mussten wir auch vorzeigen und unsere Namen wurden in ein Büchlein eingetragen. Im Gegenzug erhielten wir zwei Eintrittskarten.



Nach dem diese Formalie erledigt war suchten wir uns ein schönes Plätzchen am See und wurden direkt von den ortsansässigen Katzen in Beschlag genommen. Diese freuten sich über Streicheleinheiten und nutzten uns als Kletterbaum. Auch ein Hund gesellte sich zu uns. Nach nicht ganz 1,5 Stunden, in denen wir uns von den bisherigen Strapazen erholten und für das was uns auf dem Rückweg erwartete ausruhten, brachen wir wieder auf. Zuvor hatten wir unsere Brote verspeist. Gut gestärkt ging es auf den Rückweg.

Anfangs kamen wir zügig vorwärts, schließlich ging es jetzt nur bergab. Im Tal legten wir eine kurze Pause ein, denn nun stand der Aufstieg bevor. Über 3 Kilometer ging es nur bergauf.



Am schlimmsten war das erste Stück aus dem Tal raus und dann ein wenig später die steile Strecke, die wir auf dem Hinweg schon nicht so schön zu gehen fanden. Mit mehreren Verschnaufpausen hatten wir diesen Teil hinter uns gebracht.


Von Allmo trennten uns nun keine 2 Kilometer mehr, die gut zu laufen waren. Die Steigung war moderat. Als wir den Wanderpfad hinter uns gelassen hatten, trafen wir einen Herrn aus Montenegro, mit dem wir uns mit sehr wenigen Worten „jezero“, „dobro“ und Daumen hoch verständigten. Er schenkte uns noch ein paar Mandarinen, wofür wir uns herzlich bedankten. Dann wollte er noch wissen, ob der Ranger M. da gewesen wäre. Vorgestellt hatte sich der Herr nicht, der uns die Eintrittskarten verkauft hatte. Aber als der Herr auf seine kurzen grauen Haare zeigte, wussten wir, dass M. am See ist.



Nach weiteren 5 Kilometern und rund 2 Stunden waren wir wieder bei Allmo. Zur Belohnung gab’s für uns ein Shandy, welches wir noch von der letzten Reise auf die Kanaren mit uns spazieren fahren. Keine Sorge, dass Mindesthaltbarkeitsdatum liegt im Januar 2025.

Aussichtturm Vidikovac Prijevor



Wir stärkten uns mit leckeren von Franks Mutter gebackenen Keksen. Dadurch, dass diese bei der Kühlbox lagerten, waren sie noch nicht unserer Gefräßigkeit zum Opfer gefallen. Anschließend blieb Frank in der Sonne sitzen, während ich noch zu dem Aussichtturm Vidikovac Prijevor in 700 Metern Entfernung lief. Jetzt stand die Sonne ideal.

Auch wenn der Weg nicht weit war, so strengte mich der Weg den Hügel hinunter und wieder hinauf doch etwas an. Es steckten ja auch schon 10 Kilometer in meinen Knochen. Von oben genoss ich den Blick auf die Umgebung, wobei die Sicht nicht viel anders war als von unten.



Der Blick zurück auf Allmo und den dahinter liegenden Berg Maglic war einfach unglaublich. Wie gut, dass wir noch den restlichen Tag und eine Nacht hier verbringen, um diese Kulisse ein wenig zu genießen. Nach einer halben Stunde war ich von meinem Ausflug wieder zurück und genoss die Wärme der Sonne.

Am Nachmittag tauchten dann plötzlich zwei Touris mit dem Hund im Schlepptau auf. Anscheinend war dieser den ganzen Weg mitgelaufen. Dabei gehört er doch zum See. Ob das so klug ist, dass er jetzt auf dem Parkplatz liegt? Schließlich wird es in der Nacht sehr kalt werden.

Frank erhob sich dann irgendwann aus seinem Stuhl und begann unser Abendessen zuzubereiten. Heute gab es Kürbissuppe mit Brühwürstchen. Das hat den Vorteil, dass wir für die nächsten zwei Tage Essen vorgekocht haben. Morgen wäre es vermutlich noch egal, doch ab Donnerstag ist überall Regen gemeldet. Leider!

Am Abend fing der Felsen hinter uns wieder die letzten Sonnenstrahlen auf und später leuchtete der Himmel orange. Nachts leuchteten die Sterne auf uns herab. Wie herrlich schön es hier doch ist (es könnte nur etwas wärmer sein).

Mittwoch, 2. Oktober 2024

Am Morgen zeigte das Thermometer an der Standheizung 13 Grad. So fühlte es sich auch an. Gestern muss es definitiv frischer gewesen sein. Heute waren die Pfützen auf dem Parkplatz nicht gefroren und auch das Gras und die Pflanzen hatten keinen Raureif-Überzug. Der Hund vom See war noch da. Wie gut, dass die Nacht verhältnismäßig mild war und er nicht erfroren ist. Zum Frühstück bekam er zwei Schälchen Futter.


Nach dem auch wir gefrühstückt hatten, brachen wir auf. Auch wenn das Risiko recht hoch war auf Gegenverkehr zu treffen, wollten nicht länger auf neue Tages-Wanderer warten. Als wir eine Viertelstunde vor 9 Uhr aufbrachen, hatte sich noch kein Tagestourist nach Prijevor verirrt. Ob der bewölkte Himmel dazu beitrug?


Skakavac Wasserfall



Auf dem Weg hinunter vom Berg legten wir einen Zwischenstopp an dem Skakavac Wasserfall ein. Parkplätze gab es dort ausreichend. Eine Infotafel beschreibt einen längeren Wanderweg, auf den Wasserfall gibt es keinen Hinweis.

Dank Maps.Me wussten wir, wo es langgeht. Wir folgten einem gut sichtbaren Trampelpfad durch den Urwald. Nach ca. 200 Metern hatten wir bereits unser Ziel erreicht. In der Ferne, quasi am anderen Talende, fiel der Skakavac Wasserfall mehrere Meter tief den Fels hinunter. Mega spektakulär war der Anblick nicht. Zum einen versperrten Bäume etwas die Sicht und zum anderen war der Wasserfall wirklich sehr weit weg.



Schnell waren wir zurück bei Allmo und setzten unsere Fahrt fort. Nur ganz wenige Pkws kamen uns entgegen und das an guten Ausweichstellen. Heute stand ein Pkw mit einem Ranger vor der Schranke zum Nationalpark. Obwohl die Schranke oben war stoppten wir, aber auch im Nachgang wollte der Ranger kein Eintrittsgeld. Also fuhren wir weiter.

Wir nahmen Kurs auf den Ort Brod, wo wir zunächst nochmal Allmos Tanks befüllten. Zuvor klärte ich natürlich ab, ob eine Kartenzahlung möglich ist. Betanken durften wir auch ganz allein, ohne dass uns jemand den Job streitig machen wollte. Der Angestellte sprach Englisch mit mir, ich konnte problemlos mit Karte zahlen und ruckzuck war der Tankvorgang beendet.

Von der bosnisch-montenegrischen Grenze trennten uns nun noch 20 Kilometer. Waren wir eben einige Kilometer westlich des Flusses Drina gefahren, so fuhren wir nun an der östlichen Seite des Flusses in Richtung Hum.


tbc

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