Seit ich in der Wetter-App gesehen hatte, dass für Samstag und Sonntag weniger schönes Wetter gemeldet war, ging mein Gedanke eh schon in die Richtung, dass wir nach dem Besuch der Ski-Sprungschanze und des ehemaligen olympischen Hotels, noch ein wenig in Richtung Lukomir fahren. Dann wären wir am nächsten Tag direkt startklar und könnten die bei Wikiloc abgespeicherten Pisten schon direkt zu Tagesbeginn nachfahren.
Karten-Gockel gab zwei Wege an, um nach Lukomir zu gelangen. Die zweite Wahl, war für uns die erste, denn diese Strecke sah noch Piste aus. Ob der andere Weg bis Lukomir komplett geteert gewesen wäre, wissen wir derzeit nicht.
Zunächst fuhren wir noch ein Stück über Teer, vorbei an einer Bebauung, die wohl eigens für die Wintersporttouristen gedacht ist. Dann bogen wir in Richtung Wald ab. Eine schön geschotterte Piste führte uns immer höher hinauf. Später wurde der Schotter gröber, die Steine etwas dicker. Frank und Allmo hatten ihre große Freude, aber für Emma und mich war es auch okay.
Frank freute sich, dass ich so eine schöne Piste für uns rausgesucht hatte. Ich nahm ihm daraufhin direkt das Versprechen ab, dass er sich nicht beklagen soll, wenn ich auf irgendeiner Piste mal die Reißleine ziehe und sage „bis hier und nicht weiter“.
Den Wald hatten wir schon längst hinter uns gelassen. Tatsächlich kam uns dort nur ein Pkw entgegen und Frank fuhr von allein an den linken Rand, so dass der andere rechts an uns (an der Hangseite) vorbeifahren konnte. Das klappte prima.
Nach dem Wald folgte eine hügelige Landschaft mit nur wenig Bäumen. Richtig schön sah die Umgebung aus. Windig war es dort allerdings und die richtige Stellplatzwahl zu treffen war nicht so leicht. Letztlich entschieden wir uns für eine schöne Stelle, mit mittelmäßigem Wind. Bis nach Lukomir wären es noch fast 14 Kilometer.
Auf einem der Hügel hatten wir unterwegs eine Schafherde gesehen und irgendwann kam diese bei uns vorbeigezogen. Der nicht englisch oder deutsch sprechende Schafhirte fragte, ob wir Piva hätten. Nun gut, wir hätten Radler in Pfandflaschen aus Deutschland, aber kein richtiges Bier im Angebot. Stattdessen schlug Frank vor einen Schnaps mit ihm zu trinken. Dieses Wort kannte er zwar nicht, aber nach zwei Gläsern beurteilte er den Trauben-Likör als „dobro“, also „gut“. Wir schossen noch schnell ein Foto und dann musste er auch schon seiner Herde hinterhereilen.
Während ich in der windgeschützten Doka saß, musste Frank die Halterung seiner GoPro reparieren, der er Sekunden zuvor zerstört hatte. Ohne GoPro morgen weiter Pistenfahren wäre schlecht gegangen.
Eine Guided-Quad-Touren passierten die Piste, die unterhalb von uns entlanglief. Wir unterhielten uns noch kurz mit zwei Herren aus der Tschechei, die mit einem Gelände-Pritschenwagen unterwegs waren (auf die Marke hatten wir nicht geachtet). Diese hatten Frank gefragt, ob alles okay ist, weil er neben Allmo an seiner GoPro-Halterung schraubte.
Der Schäfer kam mit seiner Herde später wieder von dem Hügel runter, ohne bei uns zu stoppen. Noch später kam eine Gruppe von vier kleinen Geländewagen vorbei. Wir vermuten mal, das die in Lukomir übernachten werden.
Zum Abendessen gab es die Nudel-Paprika-Zwiebel-Eier-Reste von Vorgestern, zusammen mit dem restlichen Dönerfleisch von gestern. Wie praktisch, dass wir alles im Backofen erwärmen konnten. Bei dem Wind hätten wir das Essen auf dem Herd vermutlich nicht vernünftig warm bekommen.
Wolken zogen am Abend auf. Hoffentlich ziehen die weiter. Für Morgen war eigentlich Sonnenschein (natürlich wieder mit Wind) gemeldet.
Freitag, 27. September 2024
Der Wind störte uns in der Nacht nicht wirklich. Stattdessen war Emma mit ihrem Kuschelbedarf etwas anstrengend. Gefühlt stupste sie mich ständig an, weil sie entweder aus der Decke raus oder wieder unter die Decke drunter wollte.
Am Morgen weckte mich die Sonne, die durch das Heckfenster schien. Wie vorhergesagt, war der Himmel blau. Genau das richtige Wetter, um auf die Piste zu gehen.
Der Hirte von gestern zog bereits am Morgen mit seiner Schafherde an uns vorbei. Zu dieser frühen Uhrzeit hatte er noch kein Verlangen nach Bier oder Likör.
Für den Einstieg in die erste Wikiloc Piste wählten wir einen Punkt entlang der Route. Schnell machte sich Ernüchterung breit, war die Piste doch gar keine Piste, sondern Teer. Ich zweifelte schon an der Entscheidung nicht dem Original-Streckenverlauf von der Wikiloc-Strecke gefolgt zu sein. Doch wir sollten wenige Kilometer später zum einen feststellen, dass sich auf der eigentlichen Route eine Baustelle bestand und wenn von unten eine Zufahrt derzeit nicht möglich war, so wäre sie von oben bestimmt auch nicht möglich gewesen. Eine große Baumaschine versperrte die Kreuzung.
Zum anderen brachte uns die Teerstraße in eine unbeschreiblich schöne Landschaft. Zunächst fuhren wir an einem Canyon vorbei und dann wurde die Landschaft freier und Blicke auf Felsen und Berge wurden frei.
Wir überholten mehrmals zwei schwere LKWs, die nur langsam vorankamen. Zwischendurch trauten wir uns gar nicht anzuhalten, weil sie dann wieder an uns vorbei geschlichen wären, und wir hätten sie später erneut überholen müssen.
An einem alten Friedhof – Nekropola stećaka Poljice/Bare/Jezera (medieval tombstones) – ließen wir die Brummis dann ziehen und sahen uns die alten Grabsteine an.
Beinahe hätten wir wenig später den Abzweig rechts verpasst, weil wir so schön auf Teer vorwärtskamen. Inzwischen befanden wir uns auf der zweiten Wikiloc-Strecke (alle drei Strecken gehen nahtlos in einander über). Und nun lag sie vor uns: die ersehnte Piste. Gleich zu Beginn wurden wir mit einem engen Baumbewuchs und niedrigen Ästen empfangen. Kurzzeitig überlegten wir umzudrehen. Frank schaute sich zu Fuß die Strecke an und weil er weiß, dass mir das nicht behagt, meinte er, dass wir besser nicht auf die Piste fahren sollen.
Ich warf einen Blick auf Karten-Gockel. Dort war nur ein kleines Stück Wald zu sehen, danach wurde es offener. Also wagten wir es doch. Im weiteren Verlauf warteten noch so einige Äste auf uns und streichelten Allmo von allen Seiten. Wie gut, dass er nicht kitzelig ist. Frank hatte sein Fenster immer offen und sammelte währen der Fahrt fleißig Blätter.
Auf jedes Detail unserer Fahrt einzugehen, würde den Rahmen dieses Berichts sprengen und ich wäre stundenlang mit schreiben beschäftigt. Daher nur ein paar Infos, Hinweise und was sonst erwähnenswert ist. Ansonsten sollen die Bilder für sich sprechen.
Eins vorneweg: Wir benötigten heute für 59 Kilometer sechs Stunden. Natürlich legten wir einige Fotostopps ein. Etwas länger hielten wir an dem vorhin erwähnten Friedhof auf und gönnte uns später einen schnellen Mittagssnack am Wegesrand. Es war also viel Fahren, mit niedriger Geschwindigkeit. Meist so um die 10 – 15 km/h, stellenweise aber auch nur im Schneckentempo. Auf Teer auch mal bis zu 30 km/h.
Für unseren Allmo mit 2,50 m Breite, ca. 3,30 m Höhe und einer Länge von 6,80 m (Achtung: unser Radstand beträgt nur 3,20 m) war der Weg im Grunde gut zu meistern. Die herabhängenden Äste und vielen Laub-Streicheleinheiten störten uns weniger. Wir sind aber auch froh, dass wir keinen neu lackierten Koffer haben, denn dann tut jeder Kratzer richtig weh. Etwas mehr Obacht mussten wir geben, wenn heruntergefallene Steine am Wegesrand lagen, damit wir uns nicht die Reifen beschädigen.
Etwas in sich hatten es die Serpentinen, als wir auf die Brücke und den Canyon Most u kanjonu rijeke Rakitnice drauf zu steuerten. Mehrmals mussten wir ein paar größere Felssteine aus dem Weg räumen. Bei dem ersten Stein, der im Weg lag, meinte ich noch ganz lapidar „ich steig mal eben aus und schieb den weg“. Nun gut, als ich dann vor dem Stein stand, musste ich erstmal lachen. Frank sah meine Not (der Stein war für mich viel zu schwer) und er erbarmte sich und schob den Stein zur Seite.
Die ersten sechs Serpentinen meisterten wir ohne Schwierigkeiten. Nach einer etwas geraderen Strecke warteten vier weitere Serpentinen auf uns. Vor der vorletzten Serpentine witzelte ich noch, was wir machen, wenn an der Brücke ein 3,5 Tonnen-Schild stehen würde. Frank gab mir darauf keine Antwort. Doch dann lag vor der letzten Haarnadelkurve ein ganz anderes Problem auf unserem Weg. Ein mega dicker Felsbrocken, der „nicht mal eben“ von der Straße zu schieben ging.
Frank drückte den Allmo auf seiner Seite richtig ins Gebüsch, während ich aus meinem Fenster den Abstand zu dem Brocken im Blick hielt. Bevor wir ganz durch waren filmte ich noch schnell die Situation. Puh! Das passte knapp!!!
Doch wenn ich dachte, dass es nun entspannter werden würde, so täuschte ich mich. Nachdem wir die Brücke mit dem wunderschönen Canyon überquert hatten (bei großer Hitze ist das Wasser dort sicherlich für ein erfrischendes Bad geeignet), fuhren wir eine Weile an einer Felswand entlang. Zum Glück war der Abgrund auf Franks Seite, so dass ich bei mir nur nach Steinen Ausschau halten musste, während er auf Auswaschungen Acht gab. Seit der Brücke befanden wir uns auf der dritten Wikiloc-Strecke.
In einem kleinen Dorf hatten wir plötzlich eine betonierte Straße vor uns, die später in Teer wechselte. Abgesehen von einem tiefhängenden Kabel und gleichzeitig einer Schmalstelle zwischen zwei Gebäuden, kamen wir dort ein wenig zügiger voran. Doch dann endete der Teer und wir befanden uns wieder auf einer grob geschotterten Piste.
Wetterbedingt wollten wir heute so viel wie möglich schaffen. Doch als wir uns dem Blatačko jezero, was so viel wie Schlammsee heißt, näherten, entschieden wir, dass es für heute reicht.
Wir suchten uns einen schönen Übernachtungsplatz mit Blick auf den Schlammsee. In Sichtweite befand sich eine kleine Kapelle mit einem angrenzenden Friedhof. Beides sah ich mir an. Zunächst kam noch der nach dem Frühstück angesetzte Brotteig in den Ofen und wir teilten uns einen der geschenkten Äpfel.
Neben den nicht neuen, aber auch nicht ganz so alten kleinen halb gemauerten, aber wohl nie fertiggestellten Gebäuden, neben denen wir standen, entdeckte ich einige alte zerfallene Steinhäuser. Es ist halt alles weit ab vom Schuss, wobei wir auf unserem Weg erstaunt waren, wo sich noch überall ein paar bewohnte Häuser und Hütten befanden.
Wäre uns das vorhergesagte schlechte Wetter nicht im Nacken, dann hätten wir unterwegs mindestens eine weitere Übernachtung eingelegt. Plätze dafür hätte es immer mal wieder gegeben. Doch die Vorhersage bleibt dabei, dass es ab morgen Nachmittag regnet, und Sonntag soll es immer noch schneien.
Die restliche Piste nach Lukomir und dann weiter zu dem Wintersport-Ort schaffen wir morgen noch bevor der Regen kommen wird. Da sind wir ganz zuversichtlich. Für heute hatte es auf jeden Fall gereicht.
Wir sind durch eine wundervolle, sehr beeindruckende und abwechslungsreiche Landschaft gefahren. Frank und Allmo waren beide in ihrem Element. Die Strecke war für uns gut fahrbar. Ich bekam keine Schnappatmung und hatte auch sonst kein schlechtes Gefühl (abgesehen von dem dicken Felsbrocken, weil ich nicht alles wieder zurückfahren wollte; drehen wäre an der Stelle auch nicht möglich gewesen, nur rückwärtsfahren bis zur Haarnadelkurve und dann drehen).
Wir begegneten auf der Piste keine 10 anderen Fahrzeuge. Abgesehen von den vier Geländewagen, die gestern Abend schon an uns vorbeigefahren waren, sahen wir nur Einheimische mit dem alten Golf 2. Zum Glück passte es bei dem geringen Gegenverkehr immer, weil an den Stellen Ausweichmöglichkeiten vorhanden waren. Da hatten wir wirklich Glück.
Es war ein wundervoller Tag, den wir auf den Pisten rund um Lukomir erleben durften. Gestartet waren wir bei rund 1600 Höhenmeter, an der Brücke hatten wir den tiefsten Punkt (unter 500 Metern) erreicht und am Schlammsee lagen wir bei ungefähr 1200 Metern.
Zum Abendessen zauberte Frank uns Reibekuchen und Schnitzel. Ich war währenddessen mit Tippen dieses Beitrags beschäftigt.
Ein kleines Malheur ist Frank dann noch widerfahren. Während ich gerade von dem Spaziergang von der kleinen Kapelle zurückkam und mich um Emma kümmerte, war er beim Filmen mit dem dicken Zeh gegen einen etwas scharfkantigen Stein gekommen (Sandalen sind echt gefährlich) und es blutete etwas heftiger. Ich wollte mir das gar nicht so genau anschauen. Mit Wunddesinfektionsspray und Pflaster versorgte er sich selbst und meinte nur „Nähen lassen wir das nicht“. Na dann 😉
Samstag, 28. September 2024
Kein Pieps war in der Nacht zu hören und im Hubdach war es so warm, dass Emma mit dem Kopfkissen vorliebnahm und ich konnte ungestört schlafen. Erst als Frank gegen 6 Uhr ein Holzstück zwischen den Deckel klemmte, damit frische Luft in den Koffer gelangte, kroch Emma unter meine Decke.
Am Morgen war es angenehm mild. Es wehte kein Lüftchen. Kein einziger Tautropfen war auf den Gräsern zu sehen. Allerdings war es stärker bewölkt. Die Sonne strahlte in mystischem Glanz durch die Wolken.
Heute stand die Vervollständigung unserer Rundreise um Lukomir an. Anfänglich fuhr sich die Piste sehr gut. Nur, dass uns auf den ersten 500 Metern bereits drei einheimische Fahrzeuge entgegenkamen, war etwas irritieren. Nun gut, es war schließlich Wochenende.
Recht schnell war die Piste betoniert und ging anschließend in Teer über. Ein wenig Enttäuschung machte sich breit, denn so schnell hatten wir nicht damit gerechnet heute von der Piste runter zu sein. Aber es ist wie es ist. Wir näherten uns einem Dorf und statt Teer hatten wir wieder Piste unter den Rädern. Geht doch.
Auf einem Teilstück bestand der Bodenbelag aus Mist und Erde. Kaum zu glauben, dass so eine öffentliche Straße aussehen darf. Es interessiert hier am Ende der Welt, wo es eh kaum Verkehr gibt, wohl niemanden so wirklich, wie der Fahrweg aussieht.
Häuser haben oft tiefgezogenen Dächer, die häufig aus Metall bestehen. Im Winter vermutlich die beste Dacheindeckung, um innen trocken zu bleiben.
Hinter dem Dorf wurde die Piste schlechter und bestand überwiegend aus Steinen. Manche musste ich aus dem Weg räumen, damit wir unsere Reifen nicht beschädigen. Ein dickes Exemplar hob Frank zur Seite.
Ganz unheimlich wurde mir plötzlich, als Frank meinte, dass die Bäume so dicht in die Piste reinragen und wir doch lieber die Alternative über die Wiese nutzen wollten. Dafür mussten wir einiges zurücksetzen, wenden, um dann auf die Wiesenpiste abzubiegen. So dolle war die Bodenbeschaffenheit auf dem Stück allerdings auch nicht. Vielleicht sogar schlimmer als auf der Hauptpiste mit den Bäumen. Wenn ich die Wahl zwischen Bäumen oder Steinen hätte, würde ich wohl eher die Bäume bevorzugen. Hauptsache Frank gefiel es auf diesem Alternativstück.
Für die rund 20 Kilometer bis zum Abzweig nach Lukomir benötigten wir 1:45 Stunde.
Anstatt rechts nach Lukomir, dem höchstgelegensten Dorf von Bosnien, abzubiegen, hielten wir uns links. Auf dem Weg kamen uns mit Abständen mehrere Geländewagen entgegen. Von dem ersten Fahrzeug erfuhren wir, dass es sich um die 5 Mountains Tour handelt, einer organisierten Road-Book-Tour. Quasi off-road fahren unter Betreuung. Dem Organisations-Pritschenwagen folgten mit Abstand 3 weitere Geländewagen (Landrover, Landcruiser, Jeep). Mit dem Paar im Jeep unterhielten wir uns ein wenig.
Anstatt den gleichen Weg nach Igman zurückzufahren, den wir vorgestern gekommen waren, entschieden wir uns für den etwas längeren Weg über die Straße. Das war zwar angenehm vom Fahren her, aber irgendwie auch ein wenig enttäuschend. Auf der Piste hatte es uns landschaftlich deutlich besser gefallen.
Wir kamen auf Teer natürlich gut vorwärts und fuhren an dem nicht schönen Wintersport-Ort nach Igman.
tbc