
Ungefähr zehn Tage haben wir zur Verfügung, bevor wir uns auf die endgültige Rückreise machen müssen. Diese Tage wollten wir so gut es geht im Süden verbringen, wollten aber auch keine unnötigen Umwege fahren. Eine Fahrt auf die Peleponnes Halbinsel fiel damit aus. Außerdem hatten wir dort schon vor zwei Jahren fast jeden Stein umgedreht. Also fuhren wir nach Euböa, eine Insel nordöstlich von Athen, die bei den Griechen den Namen Evia trägt. Das hört sich eigentlich viel schöner an als Euböa.
Der Weg vom Golf von Elefsina nach Euböa führte uns über die Berge nördlich von Athen. Allmo brachte uns auf rund 650 Metern. Leider bot sich dort ein Bild des Schreckens. Ganze Wälder waren bei den schlimmen Waldbränden in den vergangenen Sommern zerstört worden. Ganze Berghänge sind kahl. Tote Baumstämme ragen empor, doch auf dem Boden ist es immerhin schon wieder grün.
Wir kamen an einem Industriegelände vorbei, dass zwar nicht in Schutt und Asche lag, aber deren Anlagen und auch der Fuhrpark vom Feuer stark geschädigt wurde. Zurück blieben rostrote Reste einer ehemaligen Firma.
Hinter den kargen trostlosen Bergen gab es weitere Berge, die schön grün und bewachsen waren. So sah es an den anderen Stellen wohl auch mal aus. Welch ein Jammer.
Weil wir uns in östliche Richtung halten wollten, wählten wir die neue Brücke, um auf die Insel Euböa zu gelangen. Vor der Brücke stoppten wir für ein Foto. Ein heftiger Wind wehte uns um die Ohren. Na, dass soll was werden.
Bei der Fahrt über die Brücke konnten wir einen ersten positiven Eindruck von Euböa gewinnen. Das gute Wetter tat bestimmt das seinige dazu.
Auf dem Weg nach Eretria stoppten wir kurz bei Lidl. Frank war eingefallen, dass wir gestern gar keine Pita-Taschen für unsere Pizza gekauft hatten. Was sind wir für Helden. Wie gut, dass plötzlich der Supermarkt auf dem Weg lag. Schnell kaufte ich Pita-Taschen und ein Brot und schon ging’s weiter. Irgendwie war „einfach nur ankommen“ unser Ziel. Die Nacht mit dem wenigen Schlaf hat uns doch geschafft.
Am südlichen Zipfel von Eretria befindet sich „Island of Dreams“. Über einen Damm fuhren wir auf die Insel der Träume. Der Weg führte uns durch ein offenes Tor in den Osten der Insel. Etwas erschrocken waren wir, dort mindestens fünf andere Camper anzutreffen. Mit so viel Trubel hatten wir irgendwie nicht gerechnet.
Christine und Peter (dergrossewagen.eu) sind schon seit einer Woche auf Euböa unterwegs und wollten heute auch hierhin kommen, sie waren aber noch nicht da.
Wir parkten Allmo auf dem Grünstreifen. Doch bis er endlich halbwegs grade stand, dauerte es. Denn plötzlich verweigerte unsere Handbremse ihren Dienst und Allmo rollte von dem Felsstein hinunter. Der Herr aus dem PKW, der vor uns stand und die Sonne genoss, eilte schon zur Hilfe und auch der Herr aus dem Van, der noch ein Stück weiter weg stand, meinte, dass es weiter durch eine relativ ebene Fläche gibt. Doch unser Problem war ja die Handbremse und nicht die Schräge. Schließlich platzierte ich einen Felsstein hinter dem Hinterrad, so dass wir nicht mehr wegrollten. Mal wieder was Neues, denn bis heute hatten wir keine Schwierigkeiten mit der Handbremse.
Ich wollte zunächst für Ordnung zu sorgen, denn von gestern lag noch alles kreuz und quer in der Doka und auch unser Rucksack musste wieder ausgepackt werden. Doch plötzlich vernahm ich ein Motorengeräusch und Frank begann sich zu unterhalten. Siehe da: Christine und Peter waren angekommen. Nun hatte es also doch noch mit einem Treffen geklappt, nachdem wir uns letzte Woche auf Kreta wieder um ein paar Stunden verpasst hatten.
Als der Wagen vor uns fuhr, platzierten sie sich dort. Wir machten es uns zwischen den Fahrzeugen gemütlich, genossen die Sonne und ruckzuck war der Nachmittag vorbei und die Sonne auf der anderen Seite der Island of Dreams verschwunden. Eigentlich wollten wir uns noch den Lost Place auf dieser Trauminsel genauer ansehen. Immerhin blickten wir die ganze Zeit schon auf ein paar der Gebäude, doch nach einem Anlauf, den wir dann in „wir gehen schwimmen“ umwandelten, verschoben wir die Expedition auf Morgen. Das Schwimmen endete bei mir, als die Füße das kalte Wasser berührten. Frank schaffte es ein paar Schritte weiter hinein. Also setzten wir uns wieder in die Sonne und plauderten mit unseren Nachbarn. Es war herrlich windstill an dieser Stelle, die sich auf der Ostseite der Island of Dreams befand.
Das Angebot am Abend noch auf ein Stündchen rüberzukommen, lehnten wir ab bzw. verschoben wir auf Morgen. Die Nacht auf der Fähre steckt uns noch in den Knochen.
Zum Abendessen stand nun der Pizza nichts im Weg. Diese war schnell zubereitet und weil der Teig nicht durchgebacken werden muss, war diese auch in wenigen Minuten im Ofen fertig. Wir aßen innen, weil’s mir draußen zu schattig war.
Erwähnen muss ich noch, die Katzenkolonie, die auf der Island of Dreams wohnt. Es sind um die neun Katzen, die sich natürlich brennend dafür interessierten, ob es bei uns was zu holen gibt. An ihrem zu Hause gab ich ihnen Trockenfutter. Dort standen auch mehrere Schälchen mit Kritharaki-Nudeln. Irgendwer scheint sie also auch zu füttern.
Emma war froh, dass sie am Abend wieder auf meinem Schoß sitzen konnte. Den Tag über lag sie tatsächlich während der Fahrt des Öfteren vorne auf dem Kissen, was sie sonst nicht macht. Kuscheln und Körperkontakt waren gestern wohl eindeutig zu kurz gekommen.
Donnerstag, 6. März 2025
Bis gegen 22 Uhr hatte ich gestern noch am Blog gearbeitet und war so was von fertig, als ich ins Bett ging. Ich wollte nur noch schlafen, doch das war mir nicht so ganz vergönnt. Meine kalten Füße hinderten mich daran. Außerdem wusste Emma auch nicht so recht, was sie wollte: rein unter die Decke, ankuscheln, raus aus der Decke, eine Runde übers Kopfkissen, wieder unter die Decke, … Keine Ahnung, wann die Füße warm und Emma entspannt genug war, und ich einschlafen konnte. Aber irgendwann war es tatsächlich so weit.
Der Morgen startete wieder sonnig und warm. Wir lieben Euböa jetzt schon!!! Nach dem Frühstück gingen wir auf Expedition. Ausgiebig erkundete ich die Trauminsel. Die anderen drei waren ein wenig flotter unterwegs. Ein Wasserflugzeug zog ein paar Bahnen über den Golf von Euböa und übte bereits für den Sommer den Abwurf von Wasser. Für die Waldbrände will man gerüstet sein.
Ein Schild am Eingang gibt an, dass es sich um ein kommunales Unternehmen handelt, welches 1992 den Betrieb aufgenommen hat. Es gibt Unterkünfte verschiedenster Art. Kleine Bungalows mit zwei oder mehr Wohneinheiten, ein paar doppelgeschossige Häuser und zwei dreigeschossige Gebäude mit mehreren Zimmern.
Ein paar interessante Graffiti wurden an den Außenwänden angebracht. Im inneren sind die Gebäude leer. Ab und an sind Badarmaturen vorhanden.
Auf der Westseite der Insel pfiff der Wind ganz ordentlich. Durch die kleine Erhebung und die Gebäude standen wir auf der Ostseite windgeschützt.
Die 12-Loch-Minigolfanlage ist übersäht mit Piniennadeln. Da rollt heute kein Ball mehr. Das angrenzende kleine Gebäude ist bewohnt.
Vorne an befindet sich die Rezeption. Ein gewaltiger Tresor stand geöffnet unter dem Tresen. Leider leer. Reservierungskarten tragen ein Datum aus dem Sommer 1999. Danach scheint das Hotel keine Gäste mehr empfangen zu haben. An die Rezeption angrenzend befand sich ein Kaminzimmer. Ein paar Heizpilze, die vor sich hin rosteten, waren in dem Gebäude abgestellt worden. In einem versteckten kleinen Raum lagen Geschäftsunterlagen auf dem Boden verstreut. Rechnungen, aber auch Bilanzunterlagen, gedruckt auf typischem grünweißem Endlospapier. Auch diese Unterlagen waren nicht jünger als 1999. Die ältesten ersichtlichen Rechnungen waren aus dem Jahr 1993.
Vor dem eigentlichen Hotelgelände befand sich die Freiluftdiskothek. Also so weit weg wie möglich von den Unterkünften.
Im südlichen Bereich der Insel lag das Restaurant mit Blick auf das Meer. Die Industrieküchengeräte waren noch vorhanden. Dahinter befand sich ein Apartment mit einer Eck-Whirlpool-Badewanne. Vermutlich die Wohnung des Hotelmanagers.
Während ich noch auf Expedition war, hatte Frank Allmos Doka hochgepumpt. Er wollte der Ursache mit der Handbremse auf den Grund gehen und hat dann direkt alle Bremsen kontrolliert bzw. eingestellt. Auch der Luftfilter wurde mal sie richtig durchgepustet. Peter unterstützte dabei ein wenig.
Nach dem Mittagssnack gingen Christine und ich gut gestärkt ins Städtchen Eretria. Zunächst führte uns der Weg am Wasser entlang und somit vorbei an den Restaurants. Auf der gegenüberliegenden Seite erblickten wir auf der Hafenmole einen Allrad-LKW. Bei dem Wind, der dort wehte, bestimmt kein idealer Stellplatz. Dies dachten sich die Leute wohl auch und kamen später auf die Insel.
Wir gingen an der kleinen Feuerwehrstation vorbei, bei der es sich um eine Freiwillige Feuerwehr handelt, die von einem 4×4-Allrad-Club betrieben wird. Zumindest war das unsere Schlussfolgerung. Der alte Magirus der dort stand (vermutlich aus den 70er/80er Jahren), hatte ein Vorleben in Deutschland.
Wir sahen uns noch vier Orte (Bad, zwei Tempel und ein Tholos-Grab) mit alten Steinen an und gingen dann am Wasser entlang zurück auf die Island of Dreams.
Den restlichen Nachmittag verbrachten wir mit netten Gesprächen zwischen den Fahrzeugen in der Sonne. Gemeldet waren 19 Grad. Es fühlte sich an unserem windgeschützten Ort jedoch deutlich wärmer an. Frank war sogar mittags ganz kurz im Wasser. Er hatte sich vorher ja auch warm gearbeitet.
Auch heute tuckerte die Fähre zwischen Eretria und Skala Oropou auf dem Festland hin und her. Das Motorengeräusch ist gut zu hören.
Die Sonne verschwand irgendwann wieder hinter den Gebäuden des Lost Place. Nach einem kleinen Umtrunk gingen unsere Nachbarn zum Essen ins Städtchen, während wir heute aus den Resten wieder Pizza zubereiteten. Frank war mit seiner akribischen Art die Salami und den Schinken klein zu schneiden nicht schnell genug oder nicht aufmerksam genug und eine der Katzen (die Kleinste) machte ihm die Sachen streitig.
Bereits zum Essen setzten wir uns in die Doka, in der die Temperatur sehr angenehm war. Emma machte es sich später wieder auf meinem Schoß gemütlich.
Freitag, 7. März 2025
Es versprach erneut ein herrlicher Tag zu werden. Von unseren Nachbarn verabschiedeten wir uns am Morgen. Die beiden fuhren weiter in den Süden von Euböa. Es war wieder mal schön mit euch. 😊
Wir waren noch etwas unentschlossen. Zum einen bleiben uns nicht viele Tage auf Euböa und hier hatten wir alles gesehen, was somit für eine Weiterfahrt spricht. Auf der anderen Seite waren wir so glücklich darüber, dass die Sonne schien und es auf dieser Seite windgeschützt war, was fürs Bleiben sprach. Letztlich entschieden wir uns dafür die Sonne und die angenehmen, teilweise heißen, Temperaturen zu genießen und blieben auf der Trauminsel.
Die neuen Nachbarn mit dem IVECO kamen auf dem Weg ins Dorf an uns vorbei und wir unterhielten uns eine ganze Weile. Die übrige Zeit des Tages genossen wir die Sonne (es waren 20 Grad gemeldet), tauchten zweimal über ins sehr erfrischende Meer ein (das Wasser wird um die 15 Grad haben, es war also wirklich frisch) und genossen den Blick auf die Fjord-ähnliche Landschaft. Rings um uns rum ist Land zu sehen, so dass man gar nicht den Eindruck hat, dass das Wasser zum Meer wird.
Die Insel-Katzen fanden es, wie bereits an den Tagen zuvor, spannend bei uns zu sein und hegten die Hoffnung, dass irgendwas für sie Abfallen wird. Allerdings werden sie morgens von einem Griechen gefüttert. Dieser kommt hupend angefahren und die Katzen stürmen auf das Fahrzeug zu. Über mein Trockenfutter freuten sie sich am Nachmittag nicht so wirklich. Aber irgendeine der 13 Katzen wird sich schon dafür begeistern können.
Ein paar wenige Strandbesucher gab es heute, manche waren sogar sehr lange in dem kalten Wasser. Das kann nur an jahrelanger Übung liegen. Auch der Herr, der mit seinem Boot zum Spear-fischen rausfährt, war heute den dritten Tag in Folge da.
Zum Abendessen mussten wir etwas improvisieren, weil wir ja eigentlich heute weiterfahren wollten und unsere noch auf Kreta gekauften Vorräte nur für die Pizza reichten. Richtig Aufstocken wollten wir ja auf Euböa. Frank briet sich Kartoffeln und aß dazu Essiggurken. Für mich gab es Tortelloni. Die Katzen warteten gespannt, ob sie etwas abbekommen würden, was nicht der Fall war.
Inzwischen war die Sonne auch schon wieder verschwunden und wir setzten uns anschließend wieder in Allmo. Emma braucht schließlich auch etwas Zuwendung.
Samstag, 8. März 2025
Das sehr gute Wetter hält sich, doch wir müssen heute weiter. Unser Kühlschrank und die Kühlbox sind leer und da morgen Sonntag ist und die Geschäfte geschlossen haben, fahren wir heute.
Ein paar der Katzen schauten uns traurig hinterher, als wir nach dem Frühstück aufbrachen. Dabei hatten wir ihnen gar nicht viel gegeben.
In Eretria ist samstags Markt und wir nutzten die Gelegenheit unsere Obst- und Gemüsevorräte aufzustocken. Den restlichen Einkauf erledigten wir später bei LIDL.
tbc