Auf dem Weg nach Gjakova, hielten wir spontan an der ersten Tankstelle an, die auf dem Weg lag. Ohne ein Gefühl für die Dieselpreise im Kosovo zu haben, fanden wir 1,20 Euro für den Liter Diesel einfach nur günstig.

Von dem Tankwart erfuhren wir, dass er 20 Jahre lang in der Schweiz gelebt hatte und dann wieder in den Kosovo zurückgekehrt ist. Vieles ist schön hier in seiner Heimat, aber er vermisst das Schweizer Gesundheitswesen. Er erklärte, dass es seine Kinder nicht so leicht hätten, denn der kosovarische Schulabschluss wird nicht so hoch angesehen. Grundsätzlich sind die Menschen im Kosovo sehr freundlich und er wünschte uns eine gute Zeit.

Gegenüber von der Tankstelle befanden sich eine Bäckerei und ein Supermarkt, so dass wir direkt einen Rundumschlag starteten.


Nach dem das erledigt war, fuhren wir weiter nach Gjakova. Dort parkten wir Allmo neben der Tanners Bridge. Frank hatte uns beim Bäcker süße Blätterteigteilchen mit Kirsch- und Apfelfüllung geholt (außerdem zwei Gebäckstücke mit Frischkäse, zwei große Burgerbrötchen und einen Brotkranz und das alles für 3,80 Euro!!!), die wir uns nun schmecken ließen.



Während ich allein auf Erkundungstour ging, blieb Frank bei Allmo zurück. Er hat es ja nicht so mit städtischer Bebauung und ich bin freier im Umherstromern. Vor Allmo parkte ein roter Golf 2, dessen Fahrer mich sofort auf Deutsch ansprach. Der Herr hatte von 1997 bis 2004 oder 2008 (das hab ich vergessen) in Solingen gelebt. Ursprünglich waren ihm nur 6 Monate Asyl in Deutschland gewährt worden. Doch eine ältere Dame sorgte dafür, dass er eine Arbeit fand und kümmerte sich mit ihm um die notwendigen Papiere. Und so lebte und arbeitete er viele Jahre in Deutschland. Er war Deutschland immer noch sehr dankbar, dass er so herzlich aufgenommen wurde.

Ich setzte meinen Weg fort und  war noch gar nicht weit gekommen, als ich neben einem Auto, dass vor einem Gebäude parkte, ein Handy auf der Straße liegen sah. Ich hob es erstmal auf, damit niemand drüber vor. Das Gebäude, vor dem der Wagen parkte, war geschlossen. Auch der Laden daneben war nicht offen. Links daneben kam ein junger Mann zu einem Handwerker-Fahrzeug gelaufen. Leider sprach er weder Englisch noch Deutsch, was nach unseren ersten Erfahrungen eher ungewöhnlich ist. Mit Hilfe von Gockel-Translater erklärte ich ihm, dass das Handy auf der Straße lag. Er würde es zur Polizei bringen, ich sollte aber vorher mit seinem Handy ein Foto machen, wo genau es gelegen hat. Doch dazu kamen wir nicht mehr. Denn ein älterer Herr kam aus dem Restaurant zur rechten (also dem übernächsten Gebäude) und war froh, dass wir sein Handy hatten. Es muss ihm wohl aus der Tasche gefallen sein, als er aus dem Auto gestiegen war. Ist ja nochmal alles gut gegangen.



Nun nahm ich weiter Kurs auf die Altstadt von Gjakova, die ich ohne weitere Zwischenfälle erreichte. Kaum, dass ich hinter dem großen Kreisverkehr in die Altstadt eingebogen war, fühlte ich mich ein klein wenig wie in Hoi An (Vietnam). Kleine Läden mit Holzfassaden standen zu beiden Seiten der schmalen Straße, in der auch Autos fahren durften. Viele Geschäfte standen leer. Und auch bei Läden, die offensichtlich noch genutzt wurden, sah manchmal die Fensterscheibe eher trüb aus. Manch eine Fensterfront brachte mich zum Schmunzeln. Was dort alles angeboten wurde 😉 Großes Mitleid hatte ich mit den Wellensittichen, die hinter so einer schmutzigen Fensterscheibe in ihren Käfigen hockten und eher traurig bzw. gestört aussahen. Was auch noch zur Ähnlichkeit mit Vietnam beitrug, waren die abenteuerlich verlegten Kabelstränge.

Während des Kosovo-Krieges, brannte die Altstadt von Gjakova im Jahr 1999. Viele der alten Holz-Häuser wurden zerstört. Wie ich später von einem Kosovaren, der in der Schweiz lebt erfuhr, sind die Häuser in der Altstadt nun aus Stein gemauert. Allerdings müssen die Fassaden mit Holz verkleidet werden. Wenn man genau hinschaut, ist dies zu erkennen.



Ich drehte eine Runde durch die Altstadt und kehrte anschließend zu Frank und Allmo zurück. Auf dem letzten Stück wurde ich von einem Jungen angebettelt, was ich ignorierte.

Emma hatte die ganze Zeit Frank in Beschlag genommen und war mit ihm in den Kuschelmodus übergegangen. Die beiden konnten sich kaum voneinander trennen. Doch Frank sah sich mit mir zusammen noch die Tanners Bridge an.



Zum Übernachten fuhren wir weiter. In Gjakova wählten wir die größere (Umgehungs-)Straße, die uns nach Decan führte. Die Stadt Gjakova schien größer zu sein als gedacht. Die Straße war weitestgehend zweispurig und viele Geschäfte reihten sich aneinander. Ein wenig war mir der Straßenverkehr in Gjakova suspekt. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass mir die Grenzversicherung im Kopf herum spukt und ich hier ungerne einen Versicherungsfall produzieren möchte. Irgendwann hatten wir den Stadtverkehr hinter uns gelassen und fuhren Decan entgegen.

Tbc

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